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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2020

Entwicklung des "Bildungsquartier Annen“ in Witten

Blick ins Forum

Blick ins Forum

4. Preis

Preisgeld: 11.000 EUR

EVA REBER Architektur + Städtebau BDA

sonstige Fachplanung

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Das neue Bildungsquartier Annen wird als Schule im Park konzipiert. Gleichzeitig bekommt das Bildungsquartier eine eindeutige Adresse zur Märkischen Straße und zum Bahnhof Annen Nord. Zusammen mit der Schwimmhalle bildet das neue Bildungsquartier einen neuen Quartiersplatz, das "Tor zum Park" aus. Der neue Baukörper wird als Einheit und multifunktionaler Begegnungsraum für Sportler, Schüler, Kinder und Vereine verstanden und beinhaltet Schule, Sporthalle, Mensa, Kindertreff und Ort der Begegnung in einem Gebäude. Dabei soll der Park als großzügige Frei- und Erholungsfläche erhalten und mit attraktiven Angeboten für den Stadtteil erlebbar werden.
Die Ost- und Eingangsfassade rahmt den neuen Platz auf der einen Seite, auf der anderen Seite bildet die Schwimmhalle zusammen mit der vorgeschlagenen Gemeinschaftsfläche ein vis à vis. Ebenso wie das Gebäude ist auch der Platz multifunktional, bildet den Schulhof der Baedeker-Grundschule und steht für Veranstaltungen, Stadtteil- und Sportfeste zur Verfügung. Forum, Grundschule und Sporthalle werden von hier erschlossen und über die Märkische Straße und den Park angebunden. Der neue Quartiersplatz schafft eine Verknüpfung von Süden in den Park der Generationen und von dem östlichen Marktplatz zur Wohnbebauung nach Westen. Der Neubau nutzt die abfallende Topographie um die beiden Ebenen über das Forum zu verknüpfen. So entsteht nach Osten ein zweigeschossiger und nach Westen ein dreigeschossiges Gebäude. Das geplante Brückenbauwerk kann als räumlicher Abschluss des Schulplatzes nach Süden in das Konzept eingebunden werden. Durch eine barrierefreie Rampenanlage kann der Platz zukünftig direkt mit den Bahnsteigen und dem Süden des Stadtteils verbunden werden. Die Rampenanlage wird mehrfach gefaltet und erhält dadurch einen sehr kleinen Fußabdruck. Die leichte Brückenkonstruktion könnte begrünt werden und auch auf der gegenüberliegenden Südseite einen kleinen Bahnhofsplatz als Pendant der Brücke aufnehmen.
Gestaltung des Bildungsquartiers
Der Neubau zeigt sich als selbstbewusstes, Bauwerk mit einer klaren Gebäudegliederung. Die lebhafte Sichtbetonoberfläche aus Infraleichtbeton ist ein gesetztes Gestaltungsziel. Zusammen mit der Verglasung und den vorgelagerten Holzlamellen entsteht eine harmonische, zeitlose und langlebige Fassade. Vom Schulplatz wirkt das verglaste Erdgeschoss des zweigeschossigen Neubaus einladend und offen. Die Fassade im Obergeschoss kann je nach Nutzungssituation flexibel geöffnet oder geschlossen werden. Vorgelagerte Sonnenschutzelemente verwandeln die Fassade im Obergeschoss in eine Holzfassade und erzeugen eine horizontale Differenzierung der beiden Geschosse und Nutzungen. Zum Schulgarten zeigt sich das Gebäude 3-geschossig und bildet ein Sockelgeschoss im Bereich der Sporthalle aus. Die massive Wand verhindert zum einen störendes Sonnenlicht in der Sporthalle und bietet im Schulpark eine attraktive Boulderwand. Der verglaste Mensabereich betont das Forum, das sich über alle drei Etagen mit einem Atrium entwickelt.
Baedeker-Grundschule und OGS
Für die Räume der Grundschule wird eine Raumanordnung mit Klassen- und Differenzierungsräumen um einen Patio angelegt. Zusammen mit den beiden Lernlandschaften bildet der Patio Möglichkeiten für flexible Lernangebote in klassenübergreifenden Projekten oder Kleingruppen an. Es entsteht eine lichtdurchflutete Flurzone, die Blickbezüge ermöglicht und zum Lernen einlädt. Bei gutem Wetter bietet der Patio als Außenklasse unter freiem Himmel eine Alternative zum Klassenraum. Die Räume der Offenen Ganztagsbetreuung sind auf gleicher Ebene angeordnet. Die räumliche Nähe erzeugt eine optimale Betreuung mit flexibler Raumbelegung in den Nachmittagsstunden. Zum Mittagessen nutzen die Schüler/innen die Mensa, die mit unmittelbarer Anbindung zum Schulgarten auf der unteren Ebene angeordnet ist. Alle Räume im 1.Obergeschoss lassen sich über eine offene Treppe und über einen Aufzug barrierefrei vom Erdgeschoss und von der Ebene Schulgarten erreichen.
Forum
Das Forum bildet den Mittelpunkt der Bildungseinrichtung. Der Eingangsbereich bildet ein repräsentatives Atrium mit Sitzlandschaft und Treffpunkt aus. Alle wichtigen Büroräume und das Lehrerzimmer sind im Erdgeschoss angeordnet und dienen als Anlaufstelle für Schüler, Eltern und Besucher. Als „working Space“ bietet sich die frei eingehängte Fläche über dem Mensabereich an, eine offene multifunktionale Nutzung ist angedacht. Über eine großzügige Stufenanlage öffnet sich das Forum zum Schulgarten und der auf gleicher Ebene geplanten Mensa mit zugehöriger Küche. Schüler/innen und Besucher/innen können gleichermaßen das Angebot mit Sport- Kletter- und Spielangebot nutzen. Auch der Sportunterricht ist räumlich angebunden und intern von dem Forum direkt erreichbar. Das Forum zieht sich über alle drei Geschosse, bindet auch das Obergeschoss mit der Grundschule und der offenen Ganztagsbetreuung ein. Die zentralen Räume am Atrium können im Obergeschoss flexibel abgetrennt oder geöffnet werden und stehen somit für unterschiedlichste Nutzungen zur Verfügung. Bei Bedarf lässt sich der gesamte Bereich des Forums über alle drei Etagen bespielen und die beiden Außenbereiche Quartiersplatz und Schulpark einbinden.
Grün- und Freiraum Konzept
Durch die Positionierung des neuen kompakten Schulbaukörpers kann ein großer Teil des Bearbeitungsgebietes zu einem Waldpark als Ergänzung des Parks der Generationen weiterentwickelt werden. Die Schulfreiräume erhalten dadurch zwei unterschiedliche Freiraumtypologien bestehend aus einem extrovertierten, multifunktional nutzbaren Schulhof und einem introvertierten, grünen Schulgarten mit vielen Spiel- und Sportangeboten.
Quartiersplatz "Tor zum Park"
Ein neuer Stadtplatz spannt sich zwischen der Schule, dem Hallenbad und dem zukünftigen Gebäude für Gemeinbedarf auf. Der Platz dient neben den Funktionen als Vorplatz und Schulhof der Schule als Tor zum Park für die Bürger des Stadtteils. Der Vorplatz wird im Nordosten aus dem EG der Schule erschlossen. Eine Allee aus Kirschbäumen zoniert die Nutzungen des Platzes und führt mit einer Sichtbeziehung auf die Erlöserkirche direkt in den Park. Ein großes Holzdeck lädt im Eingangsbereich der Schule zum chillen mit Blick in den Park ein. Ein kleiner Garten mit Bänken und Spielangeboten wie z. B. Trampolin und Tischtennis bildet einen grünen Rückzugsort auf dem Platz. Der Süden des Platzes wird als eine Art verkehrsberuhigter Wendehammer und Endpunkt für die Märkische Straße ausgebildet. Hier wird zudem eine Kiss and Ride Zone für den Bring- und Holverkehr angeboten. Eine Pollerreihe verhindert die Zufahrt auf den Platz.
Waldpark und Schulgarten
Östlich der Schule entsteht ein Schulgarten mit vielfältigen Spiel- und Sportangeboten im Grün des neuen Waldparks. Der neue Waldpark ergänzt den bestehenden Park der Generationen und erzeugt gleichzeitig eine eigene Atmosphäre durch seinen wildnisartigen Charakter. Das Wegesystem wird weitergeführt und auch das Motiv der Eingangsplätze in den Park aufgenommen, sodass sich beide Parkteile miteinander vernetzen. Das Unterholz wird zum Teil entfernt, um Blickbeziehungen herzustellen und den Park nutzbar zu machen. Spielgeräte aus Holz mit Bezug zum Wald erweitern das Angebot des Parks der Generationen.
Der Schulpark kann durch einen Zaun bzw. eine Hecke vom Waldpark aus Gründen der Aufsicht getrennt werden. Durch den Baumbestand wirken Schulgarten und Waldpark aber als räumliche Einheit. Aufgrund der bestehenden Topographie wird der Schulgarten auf der unteren Ebene erschlossen, die Mensaterrasse verbindet Innen- und Außenraum. Spiel- und Sportangebote (Hüpfen, Klettern, Rutschen, Schaukeln, Balancieren, Basketball, u. v. m.) liegen wie Inseln verteilt im Grünen. Die Sporthallenwand könnte als Boulderwand dienen. Partiell sorgen fest eingebaute Schirme für Regenschutz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Idee des Entwurfs ist es, alle Funktionen unter einem Dach zusammenzuführen. Dazu wird ein kompakter Baukörper neben der Bahnlinie platziert, der örtlich im Zusammenspiel mit der Gemeinbedarfsfläche einen geometrisch geformten, fast urbanen Quartiersplatz definiert. Dieses Motiv wird kontrovers diskutiert, eine organische Verknüpfung mit dem Park wird vermisst. Die Aufgabe, dem Neubau eine Adresse zu geben und die verschiedenen Erschließungsmöglichkeiten zu integrieren, wird einseitig zugunsten der südlichen Erschließung über die Märkische Straße ausgelegt, eine kurze Anbindung aus nordwestlicher Richtung (Westfeldstraße) wird vermisst. Das attraktive Forum, das sich über drei Ebenen erstreckt, integriert die unterschiedlichsten Bereiche und führt zu einer guten Orientierung im Gebäude. Kritisiert wird, dass dem Bereich des Bildungsquartiers weniger Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die Funktionen sind wenig funktional über drei Ebenen verteilt. Ebenso fehlt die Anbindung der OGS-Räume an die Küche. Die Anordnung der Unterrichtsräume im Zusammenhang mit den Lernzonen und dem Atrium wird begrüßt, allerdings scheint die vorgeschlagene Längs-Anordnung der Cluster (eines zum Platz nach Osten und eines in den Grünraum nach Westen orientiert) funktional nicht optimal. Die Erschließung der Sporthalle ist zu knapp dimensioniert, begrüßt wird jedoch die gute Einsehbarkeit vom Quartiersplatz aus. Kritisiert wird, dass die Tribünenplätze nur einen eingeschränkten Blick auf das Spielfeld zulassen und dass die Geräteräume nicht den drei Sektionen der Halle zugeordnet sind. Die Anmutung des Gebäudes wird kontrovers diskutiert: die Großform, die Einfachheit, die Klarheit werden gewürdigt, bemängelt werden die fehlende Feinheit und Differenziertheit der Fassaden, die der einfachen Grundform die architektonische Qualität gibt. Ökologisch wird ein hoher Anspruch formuliert, der sich im Technikkonzept sowie in einem sehr guten A/V-Verhältnis niederschlägt. Die Kennwerte weisen auf eine wirtschaftliche Erstellung und Bewirtschaftung hin. Insgesamt wird die Klarheit des Konzepts in Städtebau und Architektur gewürdigt, gleichzeitig führt sie zu einer Starrheit, die sowohl innenräumlich zu Zwängen führt als auch stadträumlich die Frage nach der Angemessenheit für den Ort stellt.
Blick vom Park

Blick vom Park

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

Obergeschoss

Ebene Schulgarten

Ebene Schulgarten

Lupenbereich Schulhof

Lupenbereich Schulhof

Aussenanlagen Schulhof

Aussenanlagen Schulhof

Querschnitt

Querschnitt

Aussenanlagen Schulgarten

Aussenanlagen Schulgarten

Ansicht Ost

Ansicht Ost