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kooperativer zweiphasiger Planungswettbewerb | 02/2020

Revitalisierung des Parks von Schloss Morsbroich

Schlosspark Morsbroich

Schlosspark Morsbroich

1. Preis

Preisgeld: 13.500 EUR

POLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ausgangspunkt des Entwurfes sind Reflexionen über den Garten, eines kunstvoll und künstlich geschaffener Ortes, eingebunden in natürliche und weitestgehend unkontrollierte Landschaft.
Die Gärten sind Orte der Auseinandersetzung von Mensch mit Kultur und Gesellschaft. Gärten sind Zeitzeugen des gesellschaftlichen Handelns und der Betrachtung der Welt. In künstlich geschaffenen Gärten erleben wir, ähnliche der Betrachtung von Kunst (hier: Skulpturen) eine Präsenz im Augenblick bei einem gleichzeitigen Abstand von der Welt. Beides zwingt uns zum bewussten Sehen und Erkennen unserer Selbst und der Welt in der wir leben.
Der Garten als Spiegel, in dem wir kulturelle, historische und politische Zusammenhänge erkennen. Diese Ort sind Kleinode, Lichtblicke und Inspirationsquellen unserer Selbst; sie sind „Lichtungen“ im Alltagsgeschehen.

Das Schloss Morsbroich ist eine solche „Lichtung“. Ein Kraftquell, ein Ort der Inspiration, der Kunst und Kommunikation. Morsbroich ist ein Anlaufpunkt für all jene die sich von der hier ausgestellten Kunst inspirieren und zu neuen Denk- und Wahrnehmungswelten führen lassen wollen.
Die zeitgenössischen Kunstwerke im Schloss existieren unabhängig von der historischen Bausubstanz und werden dennoch ein Teil davon. Das Schloss bildet ein Ort des Seins für die Kunstwerke, die wiederum das historische Gebäude bereichern.
Unser Gestaltungsansatz basiert auf der Stärkung des vorgefundenen Schlossparks, einem sehr natürlichen, fast verwilderten Landschaftspark. Wir überlassen den Park – ähnlich dem Ansatz mit dem Umgang der großen alten Bäume – fast sich selbst. Mit Ausnahme der Bestandswege und der neuen Parkpfade (Naturlehrpfad und Skulpturenpfad) kultiviert unser Entwurf einen geordneten Rückzug von der bildnerischen Kraft eines künstlichen Landschaftsparks zur natürlichen Kraft des Landschaftsbiotops. Um einen geordneten und geführten Rückzug in die Natur zu erschaffen, der sich zu keinem Verwildern der Natur entwickelt, ist ein dezidiertes Pflegekonzept in der Umsetzung wichtig. Im Sinne der Nachhaltigkeit und der aktuellen Debatte der Klimakatastrophe entsteht aus dem Park des 19. Jahrhunderts ein zeitgenössischer, gesellschaftlich relevanter des 21. Jahrhunderts.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Idee, den Landschaftspark zu einem sehr naturnahen Landschaftsraum zu entwickeln und diesem eine neue, zeitgenössische Ebene mit definierten, eher formale Gartenräume und Lichtungen entgegen zu setzen, erhält der Ort eine wohltuende neue Spannung.
Der Hauptweg führt die Besucher wie selbstverständlich in und durch den Park, fasst den offenen Wiesenraum räumlich gut und stellt so eine ausgezeichnete Verknüpfung zwischen innerem und äußerem Schlosspark her. Die unterschiedlichen ausgebildeten Wiesenflächen stärken den erlebnisreichen Weg. Ergänzend zu diesem Hauptweg ordnen sich entlang einem mäandrierenden, eher langsamen Weg die differenziert nutzbaren formal gestalteten Lichtungen an. Durch ihre Setzung in den unterschiedlich offenen und geschlossenen Bereichen werden differenzierte und spannende Raumeindrücke geschaffen. Die im Lageplan dargestellten, einfachen gärtnerischen Mittel, mit denen diese Lichtungen gefasst sind, werden als angemessen angesehen. Die vorgeschlagenen Standorte für Skulpturen ergänzen die Gärten entlang des Weges und schaffen ein stimmiges Gesamtbild.
Die Intention der Verfasser, den Park als sich immer wieder verändernden Ort zu sehen, kann mit dem Vorschlag von jährlich wechselnden Mahdbereichen auf einfache Art und Weise gut umgesetzt werden.
Der ökologisch sensible Bereich wird richtigerweise nur mit einem Holzsteg erschlossen, sodass hier auch ein Zugang zum Wasser erreicht werden kann, dennoch eine Übernutzung vermieden wird.
Nach Südosten öffnet sich der Park mit einer Brücke zum Radweg und bindet sich damit gut an die Umgebung an. Eine weitere Querung, die den Rundweg direkt mit dem inneren Schlosspark verbindet, wird möglicherweise vermisst.
Der zu sichernde Bereich um die Naturdenkmäler wird mit der schönen Idee eines tiefer liegenden und damit versteckten Zauns gut gelöst. Die erforderlichen Abgrabungen werden hinsichtlich des sich verändernden Landschaftsbildes teils kontrovers diskutiert.
Mit dem Vorschlag für den Eingangsbereich im Ideenteil wird keine angemessene Verbesserung des Vorplatzes erreicht, auch die Parkpalette, die trotz einem Bauwerk nicht mehr Stellplätze als heute schaffen kann, kann nicht überzeugen.
Insgesamt wird in dem Entwurf ein hervorragender Beitrag gesehen, der sensibel mit dem historischen Ort umgeht, dennoch aber alle Nutzergruppen anspricht und verspricht, den heutigen gesellschaftlichen, ökologischen oder klimatischen Anforderungen an einen Landschaftspark, gerecht zu werden.
Konzept Schlosspark

Konzept Schlosspark

Lageplan Schlosspark

Lageplan Schlosspark

Detailbereich Waldpark

Detailbereich Waldpark

Waldpark Morsbroich

Waldpark Morsbroich

Ophovener Mühlenbach

Ophovener Mühlenbach