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Award / Auszeichnung | 03/2020

Deutscher Lichtdesign-Preis 2020

Ernst Barlach Haus

DE-22609 Hamburg, Baron-Voght-Straße 50 a

NOMINIERUNG I MUSEUM

Licht 01 Lighting Design / Lichtplanung / Lichtplaner

Lichtplanung

prenzlow architekten

Architektur

Hagen Stier Architekt

Architektur

sineplan Manfred Necker und Partner

TGA-Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Lichtgestaltung, Museen, Ausstellungsbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2019

Projektbeschreibung

Im Oktober 1962 wurde das Ernst Barlach Haus als erstes privates Kunstmuseum Norddeutschlands im Hamburger Jenischpark eröffnet. Sein Stifter war der Zigarettenfabrikant Hermann F. Reemtsma (1892–1961), Kunstsammler, Freund und Förderer des expressionistischen Bildhauers Ernst Barlach (1870–1938). Das Museum verfügt über einen herausragenden Bestand an Werken dieses Künstlers, die in wechselnden Präsentationen gezeigt werden. Daneben bietet das Ernst Barlach Haus Sonderausstellungen zur Kunst der Klassischen Moderne und der Gegen¬wart sowie ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm mit Führungen, Lesungen und Konzerten.

Die moderne Bungalow-Architektur Werner Kallmorgens (1902–1979), die angelegten Sichtbezüge und Deckenstrukturen sowie der immer wieder erlebbare Tageslichtbezug stellten besondere Anforderungen an die Lichtplanung. Die bestehende Deckenstruktur – mit einem behutsam angelegten Raster aus kleinen Deckenöffnungen für Leuchten und großen Öffnungen für Oberlichter mit Tageslicht – sollte erhalten bleiben und nicht verändert werden. So wurden die vorhandenen Deckeneinbauleuchten-Positionen weitestgehend belassen, nur teilweise ergänzt oder im Sinne der Architektur angepasst.

Um der musealen Notwendigkeit einer gleichmäßigen Wandausleuchtung gerecht zu werden, wurden zusätzliche Wandfluter installiert, die sich in die Deckenstruktur einfügen. Die Wandfluter sollten zugunsten eines einheitlichen Deckenbildes die Größe der vorhandenen Deckenöffnungen nicht überschreiten.

Aufgrund des starken Tageslichtbezuges, der auch für die ausgestellten Skulpturen von großer Bedeutung ist, sollte eine Tunable White-Lösung angestrebt werden.

Die Anforderungen an die Multifunktionsleuchten bestanden in wechselbaren Optiken, einer für die Bestandslöcher angemessenen Baugröße und in einer sauberen Tunable White-Lösung. Dabei mussten Farbwiedergabe, Lichtstrom und vor allem Farbort auch die besonderen Ansprüche erfüllen, die eine Museumpräsentation mit sich bringt.

Insbesondere der Farbort der bemusterten und getesteten LED-Platinen stellte Planer wie Entwickler vor eine schwierige Aufgabe. Es wurden unterschiedliche Leuchtentypen benötig: Wandfluter klein in TW und Multifunktionsstrahler klein in TW. Diese mussten aber gleichzeitig auf derselben Wandfläche angewendet werden. Um eine Überlagerung und eine Farbortdifferenz zu vermeiden, musste der gleiche TW-LED-Chip in die unterschiedlichen Leuchtentypen eingebaut werden.

Da die vorhandenen Einbauöffnungen über Metalleinbauringe verfügen, in denen die Bestandsleuchten flächenbündig eingebracht sind, wurde für jeden Leuchtentyp in den unterschiedlichen Einbausituationen eine Distanzmanschette gefräst. So konnte trotz verschiedener Leuchtentypen und Größen ein einheitliches Deckenbild im Sinne der ursprünglichen Architektur erzeugt werden. Auch ist es so möglich, die Leuchtentypen – Wallwasher und Multifunktionsstrahler – untereinander zu tauschen, so dass eine große Flexibilität bei der Inszenierung einer Ausstellung gewährleistet ist.

Besondere architektonische Elemente wie etwa die Oberlichter, erforderten verschiedenartige Sonderbehandlungen, die immer unter Berücksichtigung der Anforderungen einer TW-Lösung realisiert werden mussten.

Alle Leuchten werden einzeln adressiert DALI-angesteuert, so dass durch eine entsprechende Menüführung jede Leuchte individuell in Intensität und Farbtemperatur eingestellt oder ausgeschaltet werden kann. Die Leuchten sind darüber hinaus auch in Gruppen anzusteuern.

Über eine Messstation auf dem Dach des Gebäudes werden wetter- bzw. tageslichtabhängige Szenarien abrufen, in denen die entsprechende Kunstlichtmenge so angepasst ist, dass die Ausleuchtung der Kunstwerke vor dem Hintergrund konservatorischer Anforderungen optimal gewährleistet ist.

Eine weitere Herausforderung waren die neuen Lichtdecken in einem Sonderausstellungsraum, der dem Ursprungsbau 1995/96 angefügt wurde. Dabei galt es, die Lichtdecken dem für die Strahler und Wallwasher im restlichen Gebäude gewählten Farbort exakt anzupassen. Die Lichtdecken wurden mit einem speziellen LED-Chip ausgestattet, der die Anpassung des Flächenlichts entlang der Planckschen Kurve ermöglicht und so eine genaue Abstimmung auf den gewünschten bzw. erforderlichen Farbort erlaubt.

Besonders anspruchsvoll wurde die Erneuerung der Lichtanlage im Ernst Barlach Haus auch dank einer Förderung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative. Dafür mussten die erforderlichen Energieeinsparungen erreicht und nachgewiesen werden.