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Einladungswettbewerb | 05/2020

Unternehmenszentrale der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte in Ingolstadt

Visualisierung

Visualisierung

2. Preis

garnisch + werndle architekten GmbH

Architektur

bakpak Architects

Architektur

adlerolesch GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Entwurf, welcher aus funktionaler Sicht eine horizontale und vertikale Schichtung von Volumen ist, benutzt diese Eigenschaft um auf die unterschiedlichen Dimensionen der Stadt zu reagieren. Der strassenseitige horizontale Baukörper richtet sich an der Südlichen Ringstrasse aus, mit dem Ziel, eine städtebauliche Kontinuität zu erzeugen und den neuen Vorplatz des Gebäudes zu begrenzen. Von dem hohen vertikalen Volumen soll eine repräsentative Wirkung ausgehen, mit einem ausdrucksstarken Identifikationselement, welches von allen Zugängen der Stadt und vom Stadtzentrum aus weithin sichtbar ist.
Wie schon beschrieben, formt sich das Gebäude aus der Überlagerung zweier verschiedener Typologien, wie es auch vom Auslober erwünscht war. Die ersten fünf Geschosse entsprechen der Typologie eines Riegels, mit einer linearen Anordnung der Büros und einer lichten Breite von 12,5 m, diese Flächen sind für die Vermietung vorgesehen. In der Turmtypologie, mit einem zentralen Erschliessungskern, befinden sich die Büros der Volksbank Raiffeisenbank. In unserem Projekt werden die geometrischen Unterschiede der Volumen und deren Überschneidung zur Schaffung einer grossen, weiträumigen Eingangshalle genutzt.
Von diesem zentralen, über fünf Geschosse gehenden, Luftraum werden die beiden Lobbys, jeweils den entsprechenden Bürotypen zugeordnet, erschlossen.

In der Analyse der historischen Stadtstruktur finden wir einen enormen Reichtum an Verteidigungsanlagen aus dem 13. bis zum 19. Jahrhundert. Diese Militärarchitektur, mit Stern- und Rhombusform, kann man durchgängig in den historischen Plänen finden und sie stellen eine ansprechende und anregenden Geometrie dar. Aufgrund dessen haben wir die dreieckigen und nicht rechteckigen Formen in die Grundrisse unseres Projektes eingearbeitet. Auf diese Weise erhält der Entwurf eine einzigartige Formensprache, welche
eine Verbindung zur Geschichte der Stadt herstellt und gleichzeitig einen hohen Grad an Pragmatismus und Nutzbarkeit der Arbeitsräume aufweist.

Zum Schluss der Aufführung möchten wir auf die Bedeutung der neu geschaffenen Freiräume als Katalysator für ein motivierendes Betriebsklima eingehen. Diese Bereiche sind auf verschiedenen Niveaus angeordnet und untereinander verkettet, sie bedienen die unterschiedlichen Nutzungen innerhalb des Projektes.
Beginnen wir mit dem grossen, einladenden Platz welcher dem Eingangsbereich des Gebäudes vorgelagert ist. Dieser Freiraum wird durch das Gebäude und die vorliegende Baumgruppe geschützt und kann als Erweiterung der grosszügigen Eingangshalle verstanden werden. Weitergehend finden wir im ersten Obergeschoss eine nach Norden orientierte Terrasse, sie besitzt eine unmittelbare Verbindung zu den Erholungs- und Ruhebereichen des Bürotyps 2 / Fremdmieter. In der 6. Etage, jetzt schon innerhalb des Büroturms, befinden sich zwei grosse Terrassen mit Anbindung an die Fitness- und Erholungszone.
Den Abschluss stellt die letzte volumetrische Aussparung dar, diese geht mit einer Verschlankung des Turmes einher und schafft im oberen Punkt eine grosszügige, nach Westen orientierte, Terrasse her. Sie bedient die Konferenzetage im 9. OG und besitzt eine direkte Sichtbeziehung zur Altstadt von Ingolstadt.

01_MAXIMALE GEBÄUDEHÖHE
Das Grundstück ist an einer großen Strassenkreuzung angeordnet. An der wichtigsten Ecke des Grundstückes befindet sich eine Baumgruppe die erhalten werden muss. Daneben besteht auch entlang der Strassenfassade eine Baumreihe mit Bestandschutz. Diese Vorgaben führen zu einem 56,8m hohen Volumen mit einer komplexen und länglichen Ausformung. Das Raumprogramm ist sehr spezifisch und um den unterschiedlichen Nutzungsansprüchen gerecht zu werden, muss ein hoher Überbauungsgrad verwirklicht werden. Wenn man von einer hundertprozentigen Ausnutzung über die gesamte Höhe ausgeht, würde man eine Geschossfläche von 29.000m2 erreichen, unser Entwurf für den Realisierungsteil liegt bei 13.000m2. Wir versuchen immer in die Höhe zu projektieren und anschliessend Volumenteile zu subtrahieren. Hierbei ist nicht zu vergessen, dass die Saturn-Arena direkt hinter dem Gebäude liegt und eine gute Sichtbeziehung zwischen den Gebäuden und seitens der Strasse bestehen soll.

02_ANPASSUNG AN DEN KONTEXT
Ein Schlüsselfaktor für das Wurzeln Schlagen der Architektur an einem Ort ist die Beziehung des Gebäudes zu seinen nahen und fernen Nachbarn. Ein Turm ist immer ein ikonisches Objekt, welches einen bestimmten Punkt im Territorium verortet. Aber auch aus städtebaulicher Sichtweise ist es von Bedeutung, dass der Turm in Kontakt mit seinem Standort steht und sich im Dialog mit den umliegenden Gebäuden befindet. Mit dieser Argumentationslinie, das Herstellen von Beziehungen, lassen sich die ineinander verschobenen Brüche des Gebäudes begründen. Somit staffelt sich das Gebäude zuerst in einen Sockel von fünf Geschossen, hiermit wird die Beziehung zur Saturn-Arena und den anderen, in der Nähe liegenden Gebäuden gesucht. Darauf folgend findet der nächste Sprung in der 9. Etage statt, hierbei wird die Beziehung zum benachbarten Hotelgebäude im Süden geschaffen. Zum Schluss erhalten wir mit den fünfzehn Geschossen eine weitreichende städtebaulichen Beziehung zum Turm des Stadtschlosses von Ingolstadt. Schliesslich ist die Kante des Turmes an der Bauflucht der auf der Manchinger Strasse liegenden Gebäude ausgerichtet.

03_RAUMPROGRAMM
Auf programmatischer Ebene muss das Gebäude zwei unterschiedliche Bürotypologien aufnehmen. Die Büroflächen 1 sind der Volksbank Raiffeisenbank zugehörig und die Büroflächen 2 sollen der Fremdvermietung dienen. Man könnte fast sagen, dass die Anforderung bestand, jedem Bürotyp ein autarkes und unabhängiges Gebäude anzubieten, mit eigenständigen Zugängen und Eingangshallen, aber immer mit der Möglichkeit, dass der Bürotyp 1 in der Zukunft auf einfache Weise in die Flächen des Bürotyps 2 hineinwachsen kann. Wir schlagen eine horizontale Unterteilung der Nutzungen vor: durch die Anordnung des Bürotyps 1 im oberen Bereich (Turm) und damit einhergehend dem Genuss der besten Blickbeziehungen zur Altstadt, und die Anordnung der Büroflächen 2 im unteren Bereich (Sockel), diese mit Kontakt zum Boden. Neben der Büronutzung gibt es eine Reihe von anderen Sonderflächen, welche wir eher dem Bürotyp 1 zugeordnet haben.

04_PLATZ UND ZUGANG ZU DEN TYPOLOGIEN
Aufgrund der hohen Ausnutzung des Grundstücks durch eine Bebauung gewinnt die Verortung von Räumen für die Stadtausweitung an Bedeutung. Wir bauen auf der Vorgabe der Bestandserhaltung der an der Ecke liegenden Baumgruppe auf und entwerfen von hier ausgehend einen neuen Platz, welcher die Haupterschliessung der Bürotypologien 1 und 2 einleitet. Ausserdem, gegeben durch die typologischen Anforderungen der Büros, haben wir den Gebäudesockel in zwei langgezogene Volumen unterteilt, jedes mit einer lichten Breite von 12,5m. Auf diesen langen Elementen baut der Turm mit einer Bundbreite von mindesten 6,6 m auf. Die drei Gebäudeteile, ineinander verschachtelt, erzeugen über eine Höhe von fünf Geschossen einen zentralen Luftraum, es entsteht ein grosses repräsentatives Atrium für das Bankgebäude. Auf diese Weise dringt der offene Charakter des Vorplatzes in das Gebäude ein und schafft einen durchgängigen und charismatischen Innenraum.

05_TERRASSEN
Wie schon vorher beschrieben, besitzt das Gebäude eine Staffelung um die unterschiedlichen Beziehungen zu seiner Umgebung einzuarbeiten. Aus dieser Anpassung gehen eine Reihe von Terrassen hervor. Diese nutzen wir und bringen sie in Verbindung zu bestimmten Sonderräumen, sie erhalten dadurch eine besondere Qualität.
a) Gastronomieterrasse: Die offene Fassade des Restaurants richtet sich komplett nach Süden, zum Vorplatz aus. Es wird ein ansprechender Raum für das Geniessen von Speisen und Getränken geschaffen.
b) Fitness-Terrasse: Das Programm der Fitnessräume wird in der 6. Etage angeordnet, mit direkter Verbindung zu einer sonnigen Terrasse, welche die Ausübung von Sport erlaubt.
c) Terrasse für Erholung: Auf der gleichen Ebene (6. Etage) sind die Pausenräume und das Eltern-Kind-Büro angeordnet, mit einem unabhängigen Zugang zu einer Terrasse die zum Ausruhen einlädt.
d) Konferenzterrasse: Im 10. Obergeschoss befindet sich der Konferenzbereich, der zugehörige aussenliegende Raum bietet sich auch für die Nutzung von Events an, von hier aus kann ein atemberaubender Ausblick auf das historische Stadtzentrum genossen werden.

06_HISTORISCHE BEZIEHUNGEN
Wie schon im vorliegenden Plan hingewiesen, ist Ingolstadt für seine unglaubliche Verteidigungsarchitektur vergangener Epochen bekannt. In unserem Projekt soll die Architektur nicht nur Referenzen zu physischen Elementen herstellen, sondern auch eine Beziehung zur Geschichte und Kultur schaffen. Besonders die historische Bedeutung der Stadtmauer hat uns im Entwurfsprozess inspiriert und daraus folgte die Verschiebung der Volumen untereinander und der Aufbau eines Bezugs von geometrischen Linien zur Stadtmauer. Diese Verschiebungen sind nicht nur eine subjektive Geste, sondern tragen auch zur Lösung von mehreren konkreten Problemen bei:
a) Diese Verrückungen erlauben bessere Sichtbeziehungen zur Saturn-Arena.
b) Die Drehung der Fassade erlaubt die Ausweitung des Platzes und leitet den Publikumsverkehr in die Eingangshalle.
c) Die neue Rhombusform des Turmes erzeugt eine schlanke und anmutige Silhouette, was gleichzeitig auch den Turm höher erscheinen lässt.

07_ENERGIEEFFIZIENZ
Wir sehen eine Aluminiumfassade mit 50% Glasflächenanteil vor. Dieses Verhältnis zwischen Transparenz und Opazität führt zu einer hohen Energieeffizienz. Wir schlagen ein System mit Dreifachverglasung und vorgesetzter, hinterlüfteter Prallscheibe vor, dadurch entsteht ein hoher thermischer Komfort, nachhaltig und über das ganze Jahr hinweg. Ausserdem generiert das System mit Prallscheibe einen hohen Lärmschutz gegenüber den stark befahrenen umliegenden Strassen. Die Lage im Zwischenraum stellt die durchgängige Funktion der Raffstores auch in der exponierten Lage des Turms sicher. Einen zusätzlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten die begrünten Dachflächen und die Verwendung von Photovoltaikanlagen auf der Dachfläche des Turmes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Polygoner Festungsbau

Den Zweitplatzierten, garnisch + werndle architekten, Ingolstadt, die Ihren Entwurf zusammen mit dem spanischen Büro BAKPAK Architects entwickelt hatten, lobte das Preisgericht für die starke Adressbildung und ihre „interessanten Beiträge für die Pause zwischendurch“, die diverse Terrassen und Gärten böten. Allerdings vertue der Entwurf „Chancen eines räumlichen Zusammenspiels“ und letztlich wirke die lebhafte Fassade mit ihren Schrägen und guten äußeren Abstufungen der Baumasse „zu massiv im Erscheinungsbild“.
Fußgängerperspektive aus nordwestlicher Richtung

Fußgängerperspektive aus nordwestlicher Richtung

Fußgängerperspektive aus südöstlicher Richtung

Fußgängerperspektive aus südöstlicher Richtung

Innenperspektive des Eingangsbereichs, Foyer

Innenperspektive des Eingangsbereichs, Foyer

Lageplan 1.500

Lageplan 1.500

Lageplan 1.1000

Lageplan 1.1000