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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2020

Neubau des Schulzentrums „Campus Sandheide“ in Erkrath

Lageplan

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Architektur

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Erläuterung Landschaftsarchitektur

Planungsphilosopie
Aus dem Zusammenspiel der architektonischen Komposition aus Grund- und Förderschule, dem Gemeinschaftshaus, der Zweifachsporthalle sowie dem bestehenden Kinderhaus und dem landschaftsarchitektonischen Konzept entsteht ein moderner, attraktiver und stadträumlich vernetzter Bildungscampus. Eine Abfolge von Orten, die sich im Sinne einer erlebbaren und abwechslungsreichen Erzählstruktur logisch aus den einzelnen Schulbereichen entwickeln, bieten hohe Aufenthaltsqualität und Abwechslung für die heterogenen Nutzergruppen.

Höchste Priorität gilt der Entwicklung von positiv geladenen (Teil-) Räumen, die ein adaptives räumliches Gerüst bilden um allen Ebenen der Inklusion (Gender, Ethnokulturell, Sozio-ökonomisch und Menschen mit Behinderungen) gerecht zu werden. Kindern und Jugendlichen können die Angebote im Freiraum auf vielfältige Weise im Lehrbetrieb, den Pausen und in der Freizeit nutzen.

Konzept
Eingebettet in den an den Nord- und Südseiten dichten, nahezu waldartigen Baumbestand, bietet der neue Schulstandort für die Grund-, und Förderschule als integrativer Campus zum einen, den Schulen zugehörige, räumlich getrennte Aufenthaltsräume mit unterschiedlichen altersstufengerechten Angeboten. Eine gemeinsame, identitätsstiftende Mitte bildet der Platz am „Schulbaum“ in unmittelbarer Nähe zum Gemeinschaftshaus. Durch die teilweise öffentlichen Nutzungen im Gemeinschaftshaus und der Zweifachsporthalle sowie der Attraktivierung und Renaturierung des Freiraums am Mahnerter Bach wird ein Mehrwert über die Schulnutzung hinaus auch für Bewohner des Stadtteils geschaffen.

Durch die organische, geschwungene Formsprache im Freiraum wird ein Spannungsfeld zwischen der Klarheit der Architektur und dem von Leichtigkeit geprägten Freiflächen geschaffen. Die „weichen“ Formen unterstützen den Bewegungsfluss und wirken raumbildend. Sie sollen einen flexibel nutzbaren Schulhof gewährleisten, der einen natürlichen Bewegungs- sowie Spielfluss unterstützt. Angebote wie Spielgeräte, Sitzelemente, Sonnensegel, aber auch „unbesetzte“ Flächen wie die Insel am Mahner Bach, die (Schul-)Gartenfläche dienen zur individuellen Nutzung innerhalb und außerhalb des Schulbetriebs.

Ziel ist es den passiven Frontalunterricht in ein aktives Lernen miteinander umzustrukturieren, umso die Schüler besser zu motivieren. In einer Zeit in der Individualisierung eine sehr große Rolle spielt, soll dies vor dem Lernen keinen Halt machen. Kleinere und Größere variabel, möglichst einfach und intuitiv ausgestaltete Außenräume sollen dies verstärken. So sollen attraktive Plätze nicht exklusiv von einzelnen Personen oder dominanten Gruppen vereinnahmt werden, sondern durch eine flexible und vor allem offene Gestaltung mehreren Gruppen gleichzeitig zur Verfügung stehen. Eine zeitgemäße Schule muss dem „Mehr- Sinne- Prinzip“ entsprechen, daher sind auf dem Lerncampus alle Areale durch Ihre unterschiedlichen Farben, die wiederum für unterschiedliche Oberflächen stehen, mindestens visuell und haptisch wahrnehmbar und bilden, neben der uneingeschränkten Barrierefreiheit, ein inklusives Grundgerüst für den Campus. Die einerseits großzügig gestalteten Schulhöfe in der Mitte halten zu den kleinen, verschachtelten und noch grüneren Randbereichen des Campus die perfekte Waage. So wird ein ausgeglichenes Verhältnis von kontrollierbaren, überschaubaren Flächen zu versteckten und mäßig einsehbaren Orten geschaffen. Beides ist für eine inklusive und gendergerechte Schulplanung elementar, da so eine einfachere und bessere Aneignung durch alle Gruppen gewährleistet wird.

Eine einheitliche hell-beigefarbene Materialität aus rechteckigen Betonsteinpflaster unterstützt den Campusgedanken und verbindet die unterschiedlichen Schulbereiche miteinander. Farbige Akzente in einer Skala von hell-beige über orange und gelb hinzu Blautönen markieren die unterschiedlichen Nutzungsareale auf dem Campus. Das Wechselspiel zwischen versiegelten Flächen und Grünflächen soll den Versiegelungsgrad auf ein Minimum reduzieren.

Lockere Baumgruppen mit lichtem Schatten ergänzen den gewachsenen Baumbestand, eingestreute wilde Gräserstrukturen haben ökologischen Mehrwert und tragen zur Erhöhung der Biodiversität bei - Rückzugsorte in heißen Sommertagen entstehen.

Das freiraumplanerische Konzept berücksichtigt und integriert alle notwendigen verkehrlichen Einrichtungen. Fahrradstellplätze im abgezäunten Schulareal sowie im öffentlichen Raum werden in den Randbereichen und an wichtigen Knotenpunkten in die Gestaltung integriert und platziert.

Durch die Freiraumgestaltung in Verbindung mit der Architektur, wurde nicht nur ein neuer Schulcampus, sondern ein neuer Lern-, Lebens-, Bewegungs- und Entfaltungsraum für die Schüler, Lehrer und das Personal geschaffen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit sieht die Anordnung von fünf gleichförmigen, baulich verbundenen zwei- bzw.
dreigeschossigen Baukörpern vor, dem das Gemeinschaftshaus als eigenständiger Solitär gegenübersteht. Da die Grundschule überwiegend auf die beiden westlichen, das Förderzentrum dagegen auf die beiden östlichen Baukörper beschränkt ist, sind die beiden Schulen gut ablesbar. Auch die Lage der Schulzugänge entspricht den Anforderungen der Schulen. Allerdings schiebt sich der Personal- und Verwaltungsbereich der Grundschule im Erdgeschoss des mittleren Baukörpers unter das Förderzentrum. Eine klare, auch organisatorische, Trennung der beiden Schulen wird dadurch erschwert.

Die Arbeit zeichnet sich durch einen vielfältigen, detailliert gestalteten Freiraum aus. Allerdings – und dies betrifft auch das Schulgebäude selbst – fehlen klare räumliche Leitlinien zur Orientierung. Die Schulhofbereiche der beiden Schulgebäude sind dadurch nur schwer ablesbar.

Die Anordnung und Zugänglichkeit der Sporthalle sind gut gelöst, gleiches gilt für das Spielfeld.

Die Schule verfügt über alle geforderten Funktionsbereiche. Die Lern-Cluster der Schulen sind in sich gut organisiert, wenn auch die gemeinsame Mitte jeweils nur wenig Tageslichteinfall erhält. Dies gilt auch für die beiden Foren als Eingangsbereiche der beiden Schulen. Die an das jeweilige Forum anschließende, um 180 Grad gewendete Wegeführung zu den weiteren Schulbereichen entspricht nicht einer intuitiven Orientierung.

Die rasterförmigen Fassaden vermögen angesichts der Entwurfsaufgabe nicht zu überzeugen. Auch lassen die Ansichten eine Differenzierung in Bezug auf die Nutzungen vermissen.

Der im Süden vorgesehene öffentliche Fußweg sowie die weiteren großzügigen Eingriffe in die nördlichen und südlichen öffentlichen Grünflächen können nicht realisiert werden.

Insgesamt stellt die Arbeit insbesondere hinsichtlich der freiraumplanerischen Ideen einen interessanten Beitrag dar, die Konzeption der Gebäude kann jedoch nicht in Gänze überzeugen. Die Kennwerte liegen leicht unter dem Durchschnitt und lassen eine wirtschaftliche Realisierung erwarten.