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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2020

Neuer Campus für die Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main

6. Preis

RKW Architektur +

Architektur

Landschaftsarchitektur+ Holzapfel-Herziger & Benesch PartG mbB

Landschaftsarchitektur

R&P RUFFERT Ingenieurgesellschaft mbH

Bauingenieurwesen

Görtzen Stolbrink & Partner mbB, Beratende Ingenieure für Brandschutz

Brandschutzplanung

Drees & Sommer Advanced Building Technologies

TGA-Fachplanung

LINDSCHULTE + GGL Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

IPJ Ingenieurbüro P. Jung GmbH

Energieplanung

Erläuterungstext

Das Grundmotiv: Solidität in die Zukunft geführt
Der neue Campus der Deutschen Bundesbank ist nicht nur ein Arbeitsplatz für dann insgesamt 5.000 Menschen, nicht nur ein Ensemble, das einer reibungslos funktionierenden Kleinstadt mitsamt Infrastruktur gleichkommt. Er ist auch ein Symbol, eine Botschaft. Seine neuen Gebäude verkörpern die Solidität und Ruhe der Institution Bundesbank, die auch im massiven, strengen Bestandsgebäude verankert ist, und transportieren sie in die Zukunft. Das Neue sehen wir als Komplettierung des Alten. Wir greifen seine Formen und Strukturen auf und erweitern sie mit nachhaltigen Materialien, innovativen Technologien und großer Flexibilität für die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte.

Die Gestaltung: Strenge trifft Leichtigkeit
Die konsequente Strenge des Bestandsgebäudes mit einem horizontal geprägten Raster und vertikalen Elementen transformieren wir in den Neubauten. Sie sind ebenso streng strukturiert aber kleinteiliger und vertikaler gerastert, was ihre Verwandtschaft sowie ihre gestalterische Eigenständigkeit betont. Im Zusammenklang steigern sich „Beton brut“ und klassisch-modern gestaltete Neubauten gegenseitig in ihrer Wirkung. Die Materialien der Neubauten sind freundlich, suggerieren Offenheit. Helle Farben, viel Holz und Glas machen sie nahbar, interaktiv und einladend.

Der Städtebau: Ikonographische Großform
In der Stadt der Wolkenkratzer setzen wir einen bewussten Kontrapunkt. Statt einer filigran-flüchtigen Silhouette bildet unser bewusst homogen gehaltener Campus eine annähernd quadratische, markante Präsenz aus. Eine ikonographische Großform im Norden Frankfurts entsteht. Dabei wirken die Gebäude wie eine Rahmung, betonen die zentrale Grünfläche und lassen zur Wilhelm-Epstein-Straße eine attraktive Adresse entstehen.

Die Erschließung: Verbindungen betont
Den Weg zum Hauptgebäude über zwei Achsen als repräsentatives Entree übernehmen wir wie vorgegeben. Doch legen wir die beiden Zufahrten so weit wie möglich nach rechts und links, um dem zentralen Parkband eine größtmögliche Breite und damit Bedeutung zu verleihen. Gleichzeitig kreuzen wir die Hauptachse an vielen Stellen, unter anderem mit einem breiten Boulevard zwischen den neuen Bürogebäuden Ost und West mitsamt Konferenzzentrum, der die Querbeziehungen auf dem neuen – fast vollständig autofreien – Campus stärkt.


GEBÄUDE

Die Kita: Spannende Spiellandschaften
Die zehnzügige Kita ist in ihrem Inneren wie ein kleines Dorf organisiert, einzelne Einheiten werden mit Wegen und Plätzen verbunden. In ihre Fassade sind teilweise offene Laubengänge mit Treppenverbindungen integriert. Rückwärtig führt eine breite Rampe über einen in das Gebäude eingeschnittenen Hof auf den großzügigen Dachgarten mit verschiedenen Spiel- und Lernangeboten. Insgesamt bieten Hof, Dach und der Außenbereich auf EG-Niveau 2.300 m2 Platz für die Kinder.

Die Sporthalle: Vielfalt unter einem Dach
Das multifunktionale Gebäude an der Wilhelm-Epstein-Straße beherbergt nicht nur eine Sporthalle und Fitness- oder Physiotherapieräume, sondern im Erdgeschoss auch Dienstleistungen, die auch für die Allgemeinheit zugänglich sind, vom Paketservice bis zur Fahrradreparatur. Während die Funktionen sehr übersichtlich angeordnet sind, erzeugen spannungsvolle Wechsel von Raumhöhen, mit geschossübergreifenden Lufträumen ein vielschichtiges Raumerlebnis.

Die Entrees der Bürogebäude: Schulungszentrum und Restaurant
Eine transparente, zweigeschossige Eingangshalle führt ins Bürogebäude Ost. Nach dem „To-go Bäcker-Café“ und dem Empfang schließt sich hier im Erdgeschoss das Schulungszentrum mit einem attraktiven Coffeepoint im Innenhof-Pavillon an. Vis-a-vis des Boulevards liegt der Eingang zum Bürogebäude West. Eine zweigeschossige Loggia führt hier zum Foyer mit dem Restaurant „Global Green“.

Das Konferenzzentrum: Repräsentativ und flexibel
An die Wache West schließt das zweigeschossige Foyer des repräsentativen Konferenzzentrums an. Über eine ebenfalls zweigeschossige Loggia, die die weiteren Funktionen umfließt, können Besucher den großen Saal sowie Medien- oder Speiseraum erreichen, weitere Seminarräume sowie Dolmetscherkabinen sind im 1. Stock angeordnet. Die Räume sind von verschiedenen Seiten erreichbar und können bei Bedarf flexibel zusammengeschaltet werden.

Das Logistikzentrum: Gestalterisch eingebunden
Über das Logistikzentrum wird der unterirdische Versorgungsverteiler zu allen Gebäuden bedient. Seine oberirdische Gestaltung ist komplementär zum Gesamtcampus, zusätzlich sind seine Fassaden und die Dächer mit Photovoltaikzellen belegt.

Der Restaurantpavillon: Mehrwert im Grünen
Als modernes Pop-up-Restaurant bietet der Pavillon auf der Südost-Seite des Areals innovative gastronomische Angebote. Er ist in den Hang hineinmodelliert, aus Richtung Haupthaus und Parkband wird sein leichtes, mit Wasser bedecktes Dach als flach über dem Terrain schwebender Himmelsspiegel wahrgenommen. Dank Anbindung an den unterirdischen Verteiler kann hier auch die Anlieferung geschehen, ohne den darüber liegenden Park zu beeinträchtigen.


MATERIAL UND KONSTRUKTION

Das Tragwerk: Hybrid als beste Lösung
Die Tragwerk des Gebäudes besteht aus einer Holz-Beton-Verbundkonstruktion. So bilden Decken aus Holz-Verbundquerschnitten eine nahezu perfekte Synergie zwischen Ressourcenschonung, Tragfähigkeit und Flexibilität. Die gewählte Hybridbauweise ermöglicht mit 15 cm Deckenstärke sehr schlanke Querschnitte. Außerdem können die Decken mit Teil- oder Vollfertigteilen eingebracht werden, und so die Abläufe optimieren. Durch die Reduzierung der Stahlbetonmassen gegenüber einem klassischen Stahlbeton-Skelettbau mit Flachdecken werden etwa 40-50% Stahlbeton und entsprechend CO2 eingespart. Die Holzbalken und Holz-Fassadenstützen sind mit einer Feuerwiderstandsdauer F90 ebenso widerstandsfähig wie vergleichbare Stahlbetonstützen. Die Gewichtsreduktion wirkt sich nicht nur sehr positiv auf die Konstruktionshöhen und somit auf die lichten Geschosshöhen und Fassadenflächen, sondern auch auf die Gründung aus.

Die Fassaden: Lowtech mit High Comfort
Die permanent hinterlüftete doppelschalige Fassadenkonstruktion in den Büro-Regelgeschossen besteht aus einer Holz-Rahmen-Konstruktion (Primärfassadenebene) und einer außenseitig adaptierten Prallscheibe (Sekundärfassadenebene) sowie einer Holz-Pfosten-Riegel-Konstruktion mit aufgesetzter Glasaufsatz-Konstruktion und LM-Pressleisten. Sie vereint hervorragende Wärmedämmung, funktionale Aspekte und höchsten Komfort mit einem hohen Recyclingpotenzial. Dank Planung als elementierte Konstruktion ist der Vorfertigungsgrad der Fassade im Sinne von Wirtschaftlichkeit und Qualität maximal hoch. Die Fassadenelemente werden über vorjustierte Tragkonsolen oder Anschlusszargen an den Rohbau montiert. So wird das Gebäude sehr schnell witterungsdicht und der Innenausbau kann geschützt ablaufen.

Die Baustoffe: Konsequent nachhaltig
Grundsätzlich streben wir einen völligen Verzicht auf belastete Werkstoffe an. So werden Bauelemente beispielsweise nicht verklebt, sondern geklemmt oder verschraubt. Eine Reduzierung von Schadstoffemissionen und Erhöhung der Luftqualität wird durch die Auswahl und strenge Kontrolle natürlicher Baumaterialien erreicht. Beim Innenausbau können statt Gipskarton auf Metall hier Bauplatten auf einer Holzunterkonstruktion zum Einsatz kommen.


FLEXIBILITÄT DER BÜROFLÄCHEN

Die Flächen: Absolut großzügig
Für die Zukunft der Bundesbank bieten wir mit den Bürogeschossen eine große, frei verfügbare Bühne. Die Gebäude und damit die Grundrisse sind sehr breit. Um hier für besondere Großzügigkeit zu sorgen und gleichzeitig gute Lichtverhältnisse herzustellen, haben wir die Etagen mit einer über der Norm liegenden Raumhöhe ausgestattet. Die gesamte Technik ist in die Böden integriert, darum bleiben die Decken mit einer offenen Tragwerkskonstruktion frei. So können wir eine lichte Raumhöhe von 3,10 m unter dem Holztragwerk und 3,30 m bis zur Unterkante Decke erzeugen.

Die Grundrisse: Völlig flexibel
Die Erschließungskerne in beiden Bürogebäuden liegen innen und lassen viel Platz nach außen. So können wir sowohl in den Köpfen wie auch den Mittelzonen sehr große und klar strukturierte zusammenhängende Flächen schaffen. Dank guter Lichtverhältnisse sind hier Teambereiche oder offene Arbeitslandschaften realisierbar. Außerdem kann durch die gewählte Achsteilung der Fassade im Raster von 1,35 m an jeder Achse ein Trennwandanschluss umgesetzt werden, um auch dem bestehenden Wunsch nach Einzelzimmerberechtigungen nachzukommen. So sind die Grundrisse für alle Wünsche offen – von klassischer Reihung bis zu offenen Bürolandschaften.

Die Besonderheit: Lufträume mit Aussicht
Spezielle Highlights finden sich in den Gebäudeköpfen aller drei Neubauten: Innerhalb der Fassade springen die beiden obersten Geschosse zurück und lassen somit dreigeschossige Lufträume mit Galerien entstehen, von denen sich je nach Gebäude eine Aussicht auf die Frankfurter Skyline oder den Taunus bietet. Diese Orte eignen sich sowohl ideal als besondere Arbeitsumgebungen, aber auch als Treffpunkte mit attraktiven Lounges oder einer Sky Bar.


NACHHALTIGKEITS- UND ENERGIEKONZEPT

Das Grundkonzept: Von Anfang bis Ende nachhaltig
Der neue Bundesbank-Campus ist ein klimaneutrales und energieeffizientes Ensemble. Sein Wärme- und Strombedarf wird aktuelle Anforderungen deutlich unterschreiten und damit den zukünftigen Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes GEG als NZEB (Nearly Zero Energy Building) Rechnung tragen. Unser Planungsziel Klimaneutralität erreichen wir in drei Schritten: Effiziente Technologien, Erzeugung von Solarstrom und ein geothermisches Energienetz. Materialauswahl und Energiedesign folgen dem Cradle-to-Cradle-Prinzip für einen klimaneutralen Lebenszyklus.

Die Fassade: Hoch gedämmt, effizient durchdacht
Die Gebäudehüllflächen werden hochwärmegedämmt ausgeführt. Ihr optimales Verhältnis von geschlossenem zu verglastem Fassadenanteil begrenzt bei sehr guter Tageslichtversorgung den sommerlichen Energieeintrag und reduziert ressourcenintensive Kühlmaßnahmen. Gleichzeitig ermöglicht das winterliche solare Energieangebot einen reduzierten Heizenergiebedarf. Die Doppelfassade bietet den Raum für Tageslichtlenkung, Schallschutz und natürliche Lüftung auch an windigen Tagen.

Die Heizung & Kühlung: Intelligente Raumsysteme
In den Büro- und Besprechungsbereichen sorgt Deckenheizung/-kühlung mit moderaten Vorlauftemperaturen für sehr hohen thermischen Raumkomfort. Das System wird akustisch wirksam eingeputzt. Die Erschließung aller Medien wird leicht revisionierbar und hochflexibel über den aufgeständerten Fußboden realisiert. So erhält die haustechnische Medien- und Automationserschließung eine konfliktfreie Trassenführung mit der Tragwerkeebene. Große Räume im Erdgeschoss wie Empfang und Foyer erhalten ein Fußbodensystem zur Temperierung (Heiz- und Kühl-Estrich).

Die Lüftung: Beste Wirkung bei wenig Aufwand
Alle Nutzungsbereiche werden hybrid be- und entlüftet. Lüftungsanlagen haben wir auf ein Minimum dimensioniert, Fensterlüftung in jeder Büroachse ist Bestandteil des Konzepts. In den zentralen Lüftungsanlagen wird über eine Hochleistungswärmerückgewinnung eine natürliche Verdunstungskühlung über Regenwasser realisiert. Die Lüftungssysteme für Sonderzonen wie Konferenzräume, Kantine, Küche und Seminarräume werden mit Luftqualitäts-Sensoren geregelt.

Die Wärme- und Kälteversorgung: Erneuerbar und effizient
Das Gebäudeensemble erhält eine Energienetz-Ringleitung, über die ganzjährig jede einzelne angeschlossene Wärmepumpe die Wärme von Erdwärmesonden einspeisen kann. Dabei nutzen die Wärmepumpen die Abwärme der Gebäude intern und entlasten somit die Ringleitung für eine möglichst lange freie Kühlung. Dank großer Speicher ist die Ringleitung thermisch träge und kann im Sommer/Herbst mit einer Spitzenlastkühlung unterstützt werden und bei Unterschreitung per Fernwärme.

Die Photovoltaik: Gezielt eingesetzt
Die Dachfläche aller Baukörper kann mit Photovoltaik-Elementen belegt werden. Auf einzusehenden Dachflächen wird ein Farbkonzept aus heller Photovoltaik und Dachbegrünung umgesetzt. Auch sind an den südlichen, östlichen und westlichen Fassadenflächen die Prallscheiben im Brüstungsbereich mit transparenten PV-Dünnschichtmodulen belegt.

Die Elektromobilität: Gut vorbereitet
50 % der Tiefgaragenstellplätze erhalten Stromzuführungen für Ladestationen, an 15 Plätzen werden die entsprechenden Säulen bereits montiert. Auch an den – zahlenmäßig großzügig dimensionierten – Fahrradstellplätzen gibt es eine Ladestruktur für einen Pool von E-Lasträdern und E-Bikes.

Die Konstruktion: Graue Energie im Blick
Der Baukörper ist als Hybrid-Holzbau-Konstruktion mit einem möglichst hohen Anteil an Recycling-Beton (RC-Beton mit Recycling-Zuschlag Typ 2) konzipiert. Das Betonvolumen steht dem Gebäude als aktivierte thermische Speichermasse zur Verfügung.


REGENWASSER- UND FREIRAUMKONZEPT

Die zentrale Grünfläche: Raumtiefe betont
Von der Zufahrt aus öffnet sich die Blickachse auf das erhöht liegende Haupthaus. Die zentrale Grünfläche staffeln wir in der Tiefe räumlich mit einem Wechselspiel aus unterschiedlich farbigen, kulissenartigen Hecken wie Kornelkirsche und Rotbuche. Säulenförmige Bäume (Säuleneichen) sind in der Anmutung eines Abakus im Verlauf der Höhenlinien locker und zufällig platziert.

Die Innenhöfe: Sensibel gestaltet
Im Bürogebäude West findet man den warmen und weich bepflanzten Innenhof mit locker angeordneten und malerisch wachsenden hochaufgeasteten Bäumen, einem leicht gewellten moosbedeckten Boden und einer lockeren Pflanzung aus Bambus. Im Innenhof des Bürogebäudes Ost spiegelt eine glatte Wasseroberfläche den Himmel und die umgebende Architektur. Es ist ein Ort mit viel Transparenz, Klarheit und einem großzügigen Raumgefühl.

Das Regenwassermanagement: Zuverlässig umgesetzt
Das Niederschlagswasser wird auf den oberen Dachflächen gesammelt und in einem offenen Kaskadensystem auf die begrünten Bereiche über den Tiefgaragen abgeleitet. Die Wasserretention erfolgt im Systemaufbau über den Tiefgaragenflächen, mit späterer Abgabe in einer minimal möglichen Menge an den Vorfluter. Gründächer unterstützen dabei und leiten überschüssiges Regenwasser in Zisternen zur späteren, bereichsweisen WC-Nutzung sowie aufbereitet für die Unterstützung der natürlichen Verdunstungskühlung der Lüftungsgeräte.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf betont die Einheitlichkeit aller geplanten Neubauten und überzeugt insgesamt durch seine ruhige, robuste, unprätentiöse Haltung.
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Energie und Material

Energie und Material

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L+ | Lageplan | Parkband Süd

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L+ | Lageplan | Pavillon im Park

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