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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2020

Neuer Campus für die Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main

Anerkennung

Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

GSE Ingenieur - Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner

Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Alhäuser + König Ingenieurbüro GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

DAS LEITBILD
Wenn der neue Campus der Deutschen Bundesbank mehr sein soll, als eine Ansammlung unterschiedlicher Gebäude, müssen die alten und neuen, aus unterschiedlichen Epochen stammenden Bauten, einem gemeinsamen städtebaulichen und architektonischen Leitbild folgen. Dieses Leitbild ist durch die Bestandsbauten, vor allem durch die markante Hochhausscheibe des Haupthauses, bereits vorgegeben. Dabei geht es nicht nur um Maßstäblichkeit und Ausdruck, sondern auch durch Sinnstiftung. Das Haupthaus ist nicht nur ein bedeutendes Bauwerk der siebziger Jahre, sondern auch - wie die Wettbewerbsausschreibung betont, das: „Sinnbild für die Stabilitätskultur der Deutschen Bundesbank und des westlichen Nachkriegsdeutschlands.“
Die vorgegebene Masterplanung versucht der strukturellen Logik und dem stadträumlichen Grundprinzip des bestehenden Campus zu folgen und diesen fortzuführen. Wir haben in unserem Wettbewerbsbeitrag, den Kontinuitätsgedanken in der architektonischen Konzeption einzelner Neubauten aufgegriffen, die Masterplanung neu interpretiert und weiterentwickelt. Kontinuität zu betonen, scheint uns um so wichtiger zu sein, als dass die Institution der Bundesbank für Stabilität und Kontinuität in der Entscheidungsfindung über lange Zeiträume steht.
ARCHITEKTONISCHES UND STADTRÄUMLICHES KONZEPT DES CAMPUS
In der vorgegebenen Masterplanung finden sich in der Höhenentwicklung des Campus drei Niveaus, die unterschiedliche Bedeutung und unterschiedliche stadträumliche Wirkung haben.
-  Das ebenerdige Niveau der großzügigen Freianlagen mit dem zentralen, geometrisch klar definierten „Parkband“ und landschaftlich geprägten Grünanlagen jenseits des Parkbands zwischen den Gebäuden und entlang der Grenzen des Bundesbank-Campus.
-  Das Niveau der Sockel- und Servicegebäude, die im Areal große Flächen besetzen. Die riesigen Dachflächen bieten ein Potential, den es für den Campus zu aktivieren gilt.
-  Das Niveau der Hochhausscheiben, die ein Bestandsteil der Frankfurter Skyline sind und eine gesamtstädtische Wirkung haben.
Die städtebauliche und architektonische Konzeption thematisiert die Bedeutung und die unterschiedlichen Charakteristika dieser Niveaus:
-  Die landschaftlich gestalteten Freiräume, Wegeverbindungen und Blickbeziehungen auf der ebenerdigen Ebene vernetzen die einzelnen Gebäude und Teilbereiche des Campus untereinander. Die Freiräume laufen in Gebäude hinein, deren Foyers und öffentliche Bereiche ein Raumkontinuum mit dem umliegenden Landschaftsraum bilden. Die Sockelgebäude der Büroscheiben beziehen sich räumlich und erschließungstechnisch über das zentrale „Parkband“ zueinander, der Freiraum des „Parkbandes“ geht in große offene Atrien über, die einen zentralen Eingangsraum für die in der zweiten Reihe liegenden Scheiben bilden. Diese sind wiederum mit den innenliegenden Foyers räumlich verbunden.
-  Die Dächer der Sockelgebäude sind als Gartenterrassen ausgebildet. Sie bieten einen weiten Blick über die Baumkronen der Parkanlagen sowie zu den anderen Bauten und ermöglichen so Orientierung innerhalb des weitläufigen Campus. Den Gartenterrassen sind verschiedene gemeinschaftlich genutzte Flächen für die darüber liegenden Büroscheiben zugeordnet: z.B. Besprechungsräume, Ergänzungsflächen, Innovations-LABs, Projektbüros, Testräume etc. Sie sind als ein zurückgesetztes Zwischengeschoss ausgebildet, das räumlich in die Gartenterrassen übergeht und eine Zäsur zwischen dem Sockel und darüber schwebenden Büroscheiben bildet. Die Zäsur macht vertikale Schichtung des Campus ablesbar und verleiht den riesigen Baukörpern Leichtigkeit.
-  Die schwebenden Hochhausscheiben nehmen auch in der Fernwirkung direkten Bezug auf das Haupthaus, nehmen seine Maßstäblichkeit auf, betonen den zentralen Freiraum des Parkbandes und bestimmen die Skyline des Campus.
Die vertikale Schichtung des Campus wird durch horizontale Schichtung in die Tiefe des Campus zum Haupthaus hin ergänzt:
-  Die „äußere Raumschicht“ mit den Servicegebäuden entlang der Wilhelm-Epstein-Straße (Kita und Sport), zwischen denen sich ein „Eingangsplatz“ für den Campus aufspannt.
-  Die „mittlere“ Raumschicht mit den Bürohochhäusern und Sockelgebäuden die sich zueinander und zum Parkband hin orientieren.
-  Die Hauptkasse mit dem gegenüberliegendem „Fenster“ zum Europaturm hin.
-  Das Haupthaus mit dem davorliegenden Platz als Endpunkt des „Parkbandes“.
-  Der landschaftlich geprägte, weitläufige Freiraum südlich des Haupthauses mit gastronomischen
Einrichtungen.
Die horizontale Schichtung einzelner Raumzonen in die Tiefe des Areals und die vertikale Schichtung unterschiedlicher Höhenniveaus in die Höhe erzeugen ein komplexes räumliches und erschließungstechnisches Gefüge. Der Entwurf ermöglicht sie sowohl einzeln, als auch in ihrem Zusammenspiel zu erleben. Diese räumlichen Schichten gliedern die weitläufigen Flächen des Campus und der großmaßstäblichen Raumvolumina der Gebäude in kleinere, überschaubare Einheiten, erleichtern Orientierung und verorten einzelne Gebäude beziehungsweise Nutzungsbereiche.
ARCHITEKTONISCHES UND FUNKTIONALES KONZEPT DER GEBÄUDE
BÜROGEBÄUDE OST UND WEST
Die beiden Bürogebäude thematisieren in ihrem Aufbau und in ihrer Nutzungsverteilung die horizontale und vertikale räumliche Schichtung des Campus. Dabei werden den verschiedenen Niveaus bzw. räumlichen Schichten diejenigen übergeordneten Nutzungsbereiche zugeordnet, die von der jeweiligen Verortung am meisten profitieren. Es entsteht eine komplexe räumliche Schichtung, die den rationalen, orthogonalen Aufbau der Bestandsgebäude aufgreift und sehr komplexe und erlebnisreiche räumliche Verbindungen und Überlagerungen entstehen lässt.
Ein grünes Atrium ist der zentrale Erschließungs- und Verteilerraum beider Bürogebäude. Die Atrien werden direkt vom zentralen „Parkband“ erschlossen, wodurch alle drei Büroscheiben im Bezug zum Campus eine gleichwertige „Adresse“ und Erschließungssituation erhalten. Die unteren drei Geschosse beherbergen gemeinschaftliche Bereiche und werden zu einer räumlichen und erschließungstechnischen Einheit zusammengefasst. Durch die großzügigen Öffnungen der Atrien zum „Parkband“ und zu dem gegenüberliegenden Bürogebäude hin baut sich zwischen ihnen eine direkte räumliche Beziehung auf. Vom Atrium her können alle Nutzungseinheiten über die umliegend angeordneten Foyer-Bereiche, welche jeweils eine andere Nutzungseinheit erschließen, auch unabhängig voneinander erreicht werden.
Im Erdgeschoss des Bürogebäudes Ost werden seitlich nach außen hin orientierte Sondernutzungsbereiche angeordnet, die einen direkten Zugang benötigen bzw. unabhängig von restlichen Nutzungsbereichen funktionieren (Hochsicherheitsbereich, Gastronomiebereich ToGo, Krisenstab, Bankautomaten etc.).
Im 1.OG liegen Schulungs- und zentrale Besprechungsräume. Lufträume und Treppen verbinden den Schulungs- und Besprechungsbereich mit dem Erdgeschossniveau bzw. an den Stirnseiten mit dem darüber liegenden Dachgartengeschoss.
Das Dachgartengeschoss im 2.OG wird als ein Zwischengeschoss konzipiert, das eine Fuge zwischen dem Sockelgebäude und der darüber liegenden Büroscheibe ausbildet. Hier befinden sich gemeinschaftlich genutzte Flächen wie zusammenhängende Ergänzungs- und Besprechungsräume, InnovationsLAB, Testräume etc. Das Zwischengeschoss bildet eine Schnittstelle zwischen dem Schulungs- und Besprechungsbereich und den Büros, welche beiden zugeschaltet werden kann. Die gärtnerisch gestaltete Dachterrasse bietet einen zusätzlichen Freiraum für die Büronutzer, von welchem sich der Blick über den Campus öffnet.
Die klar strukturierten Bürotrakte in den Hochhausscheiben sind flexibel aufteilbar. Sie ermöglichen sowohl Zellenbüros, als auch offene Bürotypologien. Die Büroflächen werden über zwei
Erschließungskerne erschlossen und in vier 400qm Einheiten aufgeteilt, die zusammengeschaltet werden können.
Der strukturelle Aufbau des Bürogebäudes West ist analog dem Bürogebäude Ost. Am zentralen Atrium liegen das Foyer der Bürobereiche, die Gastronomie und das Konferenzzentrum, welches eine separate, gesicherte Nutzungseinheit darstellt, die „extern“ über die Wache oder „intern“ vom Campus her, erschlossen werden kann und im 1.OG das Atrium umschließt. Wie bei dem gegenüberliegenden Gebäude wird das 2.OG als ein Zwischengeschoss ausgebildet, welches eine Gartenterrasse besitzt.
Der Gastronomiebereich (Global Green) kann direkt vom Campus oder vom Atrium her erschlossen werden. Er orientiert sich zu den umliegenden Freianlagen.
Die Volumetrie der Bürohäuser spiegelt das Thema der horizontalen, räumlichen Schichtung, welches unsere Interpretation der Masterplanung ist. Sie korrespondiert mit der Weite des Campus, bietet Freiräume unterschiedlicher Charaktere und Aufenthaltsqualitäten und ermöglicht von verschiedenen Niveaus eine jeweils andere Wahrnehmung des Gesamtareals.
Die schweren vertikalen Volumina fangen an zu schweben. Obwohl die Fassaden ähnliche wie beim Haupthaus gegliedert werden und Kontinuität vermitteln, gewinnen die Baukörper Leichtigkeit, die der Massivität des Haupthauses entgegenwirkt. Die Leichtigkeit wird durch die Materialität der Fassaden aus hellem, matt glänzenden Aluminium unterstützt. Die neuen Bürogebäude sind unverkennbar Bauwerke unserer Zeit.
SPORTZENTRUM
Die drei großen Nutzungseinheiten (Innovationslabor, Sporthalle und Fitnesszentrum) zeichnen durch drei Teilvolumina zu der Wilhelm-Epstein-Straße ab und sind so innerhalb des großen Komplexes mit ganz unterschiedlichen Nutzungen eindeutig verortet. Sie werden entlang eines Service-Rückgrads angeordnet, in dem alle nötigen Erschließungs- und Nebenräume untergebracht sind. Die Foyers sowie die modular aufteilbaren Büro- und Dienstleistungsräume orientieren sich zu den anlegenden Stadträumen. Im Inneren liegen die großen, höheren Raumvolumina.
Die Serviceflächen liegen direkt vom Außen erreichbar im Erdgeschoss. Sie orientieren sich zu den anliegenden Stadträumen: dem Eingangsplatz, der Wilhelm-Epstein-Straße und dem Geldmuseum. Die geforderten Lager-, Fahrrad-, Technik und Umkleideräume und sowie die Tiefgaragenzufahrten sind in den unbelichteten Bereichen des Erdgeschosses untergebracht.
Die Fassaden sind ähnlich wie die der Bürogebäude modular aufgebaut und haben ähnliche Öffnungsformate. Sie werden jedoch aus Betonwerkstein-Elementen ausgeführt. Durch die andere Materialität und massive Ausführung setzen sie sich vom Campus ab und werden zum Bestandsteil der Stadt.
KITA
Das Gebäude der Kita nimmt das Thema der horizontalen Schichtung auf und interpretiert es für dieses spezifische Programm. Durch die Terrassierung des Baukörpers entstehen drei „Spielterrassen“ (EG, 1.OG., 2.OG), die durch Treppen bzw. Rutschen miteinander verbunden sind und Kindern unterschiedlicher Altersgruppen zugeordnet werden können. Das Gebäude wird durch einen kompakten, zentralen Service- und Erschließungskern erschlossen. Die gemeinsamen Erschließungsflächen auf den Geschossen orientieren sich zu den Spielterrassen, die Gruppenräume zu den umliegenden Freiräumen. Die Materialität der Fassaden ist analog zu denen des Sportzentrums, von dem es sich jedoch durch die prägnante Volumetrie absetzt. Holzelemente und Durchblicke zu den Spielterrassen verweisen auf die eigenständige Nutzung des Gebäudes.
GASTRONOMIEPAVILLON
Das Gastronomiepavillon nutzt die vorhandene Topographie um zwei Niveaus auszubilden, auf denen Terrassen liegen, die sich jeweils zum Süden und zum Norden hin orientieren. Die Service- und Nebenräume sind im massiven Sockel untergebracht, die Aufenthaltsräume unter einem schwebenden Dach. Die Fassaden der Gasträume sind großzügig verglast und verbinden sich mit der Landschaft des Parks.
LOGISTIKZENTRUM
Das Logistikzentrum ist konsequent nach den Betriebsabläufen aufgebaut. Dem Anlieferungsbereich ist eine großzügig bemessene Rangierfläche vorgelagert. Zwischen dem Anlieferungsbereich mit der Laderampe und den Lagern sind die Räume zu Warenübergabe, Umpacken und Sicherheitskontrolle angeordnet. Alle Bereiche werden über eine zentrale Erschließungsachse erschlossen. Das Gebäude ist als ein Zweibund mit unterschiedlich breiten Trakten organisiert. Der schmale Trakt auf der Ostseite beherbergt belichtete Arbeitsräume bzw. Büros, der zweite, breite Trakt die Lagerflächen. Eine zentrale Aufzugsanlage mit Lastenaufzügen verbindet alle Geschosse. Die Lager für die Gastronomie liegen im UG, von wo die Güter direkt verteil werden. Im UG liegen in einem separaten Raum auch die Müllcontainer, die über einen eigenen Aufzug verfügen. Das Logistikzentrum ist an den unterirdischen Erschließungsring angeschlossen, der alle Gebäude untereinander verbindet.
ENERGIE- UND NACHAHALTIGKEITSKONZEPT
Bei der Konzeption der technischen Gebäudeausrüstung wurden die günstigen Rahmenbedingungen von Frankfurt und die damit einhergehende Möglichkeit der Energienutzung aus dem Grundwasser im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens berücksichtigt.
Um eine möglichst von Technik befreite, nutzbare Dachlandschaft zu ermöglichen, wird die konventionelle Kälteerzeugung mit Rückkühlwerken auf dem Dach durch einen Erdwärmetauscher, welcher unter der Bodenplatte des Gebäudes, im fließenden Grundwasser, und im Bereich der Außenanlagen (direkt beregnete und damit regenerativ nutzbare Flächen) verlegt wird, ersetzt.
Um diese Nutzung zu ermöglichen, ist im Gebäude ein Flächenheiz- und Kühlsystem (Betonkernaktivierung) erforderlich, welches das Gebäude heizt und kühlt, ohne dass die Flexibilität im Ausbau eingeschränkt wird.
Im Sommer eröffnet dieses Flächenheiz- Kühlsystem aufgrund der vorherrschenden Temperaturen des Grundwassers die Möglichkeit, das indirekt über den Erdwärmetauscher gekühlte Umlaufwasser der Betonkerntemperierung zur Gebäudekühlung heran zu ziehen, ohne dass eine Kältemaschine zum Einsatz kommt.
Im Winter wird dieses Wasser mit einer Wärmepumpe auf das erforderliche Temperaturniveau von 35 °C gebracht, um die notwendige Heizleistung zur Verfügung zu stellen. Die individuell gewünschte Raumtemperatur, welche bei einer zellenartigen Bürostruktur einstellbar sein muss, wird über ein in jeder 2. Ausbauachse geplantes Nachheiz- bzw. Nachkühlregister im Bereich des Luftauslasses gewährleistet. Bedingt durch die Kombination aus Betonkernaktivierung und Nachheiz- bzw. Nachkühlregister kann die vom Erdwärmetauscher zur Verfügung gestellte Energie 24h genutzt werden, da die Betonkerntemperierung bedingt durch die Massenträgheit des Betons zeitversetzt mit Kälte- oder Wärmeenergie be- und entladen wird, steht tagsüber die nachts in der Betondecke gespeicherte Energie zur Beheizung oder Kühlung des Gebäudes zur Verfügung.
Die tagsüber vom Erdwärmetauscher zur Verfügung gestellte Wärme- oder Kälteenergie steht somit zur Einzelraumtemperaturregelung über die Nachheiz- und Nachkühlregister zur Verfügung, um für individuell gewünschte, behagliche Raumtemperaturen zu sorgen. In Nutzungszeiten mit geringer Kühllast, wird der Sprinklervorratsbehälter als Pufferspeicher geladen, um zur Spitzenlastdeckung zur Verfügung zu stehen.
Das energetische Konzept sieht unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit weiterhin vor, die transportierte Luftmenge durch die gewählte Art der Lufteinbringung und Verteilung auf ein Minimum zu reduzieren. Dies wird dadurch erreicht, dass die Be- und Entlüftung nach dem Prinzip der Luftverdrängung und nicht der Mischlüftung konzipiert ist.
Die Zuluft wird bei diesem System in Bodennähe impulsarm eingeblasen. Die Raumluft wird durch dieses System verdrängt, die warme, verbrauchte, CO2 haltige Luft wird zur Decke hin verdrängt, strömt zum zentralen Absaugpunkt um dort abgesaugt zu werden.
Durch die erprobte, intelligente Regelungstechnik wird der tatsächliche Raumluftzustand /-qualität jeder Nutzungseinheit erfasst und somit nur die wirklich erforderliche Menge an Zuluft gefördert. Durch dieses Konzept wird die Ventilatorantriebsenergie und die Wärme- bzw. Kälteenergie zur Temperierung der Zuluft deutlich reduziert.
Durch die Konzeption der Verdrängungslüftung können alle Räume mit einer einheitlichen Zulufttemperatur beaufschlagt werden, was wiederum dazu führt, dass die Zentralgeräte für alle zu be- und zu entlüftenden Bereiche einheitlich konzipiert und betrieben werden können. Die Gleichzeitigkeit der Raumnutzungen kann also maximal ausgenutzt werden und somit ein erheblicher Anteil an Investitions- und Betriebskosten eingespart werden.
Um die hohen Temperaturen an heißen Sommertagen zu kompensieren, wird das Lüftungszentralgerät mit einer adiabaten Kühlung (indirekte Kühlung der Zuluft durch besprühen der Fortluft und damit Abkühlung der Außenluft um ca. 8 Kelvin gegenüber der Außenlufttemperatur) ausgeführt. Der Einsatz einer elektrisch betriebenen Kältemaschine ist dadurch entbehrlich. Eine nähere Untersuchung wird zeigen, ob das zu versprühende Wasser aus einem Regenwassersammelbecken entnommen werden kann, oder ob Trink-, alternativ Grundwasser verwendet wird.
Die Lüftungsanlagen werden im Untergeschoß und im obersten Geschoß realisiert. Die Fortluft der RLT-Anlagen im UG wird in die Tiefgarage eingeblasen und nicht über Dach geführt. Dies spart Ventilatorantriebsenergie und reduziert die ansonsten für die Führung der Fortluft über Dach benötigten Schachtflächen um ca. 70-80 m2. Weiterhin kann die baurechtlich geforderte Tiefgaragenlüftungsanlage dadurch weitestgehend außer Betrieb bleiben und wird nur für den Entrauchungsfall benötigt. Auf die komplette Abluftkanalführung in den Büronutzflächen wird verzichtet.
Die Abluft wird lediglich je Nutzungseinheit zentral, im Bereich der Neben- und WC-Räume abgesaugt. Die Abluft aus den Büroräumen strömt durch schallgedämpfte Überströmelemente in den Wänden zu den zentralen Absaugstellen.
Die Beleuchtung wird über Stehleuchten tages- und präsenzabhängig oder abgependelte Leuchten geregelt und in LED Technik realisiert. In Zusammenwirkung mit der Tageslichtlenkfunktion des außenliegenden Sonnenschutzes wird der Stromverbrauch auf das absolut notwendige Maß reduziert.
In Frankfurt darf das Regenwasser grundsätzlich nicht in das öffentliche Kanalsystem eingeleitet werden, sondern muss auf dem Grundstück versickert werden. Durch die Realisierung von im Dachaufbau der extensiv begrünten Dächer der Sockelgebäude integrierten Retentionskörpern wird das Regenwasser auf dem Dach zurückgehalten und dort gespeichert. Über das System wird der auf dem Dach geplanten Vegetation in Trockenzeiten also die Wasserversorgung in natürlicher Form, ohne den Einsatz von aufwändigen Beregnungs- und Tropfbewässerungssystemen zur Verfügung gestellt. Das bei Starkregenereignissen darüber hinaus anfallende, sowie das auf den Hochhäusern anfallende Regenwasser wird in einem Rückhaltebecken in Röhrenbauweise unterirdisch gespeichert und kann den Pflanzen in extremen Trockenzeiten ebenfalls wieder zur Verfügung gestellt werden, so dass auf den Dachflächen und im Außenbereich ein Ort der Erholung und Entspannung entstehen kann. Weiterhin wird das Mikroklima durch die schattenspendende und auf dem Verdunstungsprinzip beruhende, kühlende Wirkung der Gärten sehr positiv beeinflusst.
KONSTRUKTION
BÜROGEBÄUDE
Die Decken der Hochhausriegel werden als leichte und schnell zu montierende Spannbetonhohldielen geplant. Die Spannbetonhohldielen liegen auf dem quer zum Gebäude spannenden Stahlverbundträger System Delta-Beam auf, bei denen nur der Unterflansch aus dem Deckensystem heraussteht. Die Deltabeams liegen im Innenbereich auf Verbundstützen, im Bereich
der Fassade hängen sie an Stahlbetonzugstützen. Die Zugstützen sind an einem im Dachgeschoss angeordneten Sprengwerk angehängt und leiten die Zug-Lasten auf die Innenstützen bzw. die Treppenhauskerne. Über dieses System wird ermöglicht, dass im 2. OG keine Außenstützen erforderlich sind.
Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt über die kombinierten Treppenhaus- und Aufzugskerne.
Im Erdgeschoss und 1.OG wird das Tragsystem in großen Bereichen mittels Stahlbetonflachdecken auf Stützen im Innenbereich und an der Fassade umgesetzt. Im Bereich von für diese Bauart zu großen Deckenspannweiten, größer als 9 m, werden zusätzliche Unterzüge angeordnet.
KITA
Das Tragwerk wird als Kombination aus Holz- und Stahlbetonelementen geplant. Die Treppenraumwände werden aus Stahlbeton erstellt; alle anderen tragenden Wände aus Vollholz in Brettsperrholzbauweise. Die Geschossdecken werden als Holzverbunddecken geplant. Bei denen wirken im Raster liegende Holzbalken zusammen mit einer darüber liegenden dünnen Betondecke.
Der Brandschutz der tragenden Bauteile wird über eine Heißbemessung realisiert. Hierbei wird nachgewiesen, dass nach der geforderten Branddauer von 60 Minuten noch eine ausreichende Tragfähigkeit des Restquerschnittes vorhanden ist.
SPORTZENTUM
Das Tragwerk des Daches wird aus Brettschichtholzbindern in Verbindung mit einer leichten Dachhaut z.B. aus Trapezblechen gebildet. Das darunter liegende Tragwerk wird als Stahlbetonskelettbau geplant.
TIEFGARAGE
Das Tragwerk der Tiefgarage wird durch eine Stahlbetonflachdecke mit einem Stützentragwerk charakterisiert.
LOGISTIKGEBÄUDE
Das Tragwerk wird aus Stahl- und Spannbetonfertigteilen gebildet. Die weit spannenden Decken erhalten Spannbetonfertigteilunterzüge, auf der Halbfertigteildecken aufliegen.
BRANDSCHUTZ
BÜROHAUS OST
Die Hochhausriegel werden mittels zwei inneren Brandwänden in 3 Brandabschnitte eingeteilt. In den Büroetagen werden vier brandschutztechnische Einheiten gebildet, deren Rettungsweg über einen kurzen notwendigen Flur zu einem innenliegenden Sicherheitstreppenraum führt.
Das Gebäude wird mit einer flächendeckenden Brandmelde- und einer Sprinkleranlage ausgestattet. Für den Löschangriff der Feuerwehr wird in je einem der Kerne ein Feuerwehraufzug angeordnet. Die Vorräume der Sicherheitstreppenräume und des Feuerwehraufzuges erhalten Wandhydranten. Als Kompensation für die nach Hessischer Hochhausverordnung erforderlichen Vorräume vor den Personenaufzügen werden vor den Aufzugtüren über die Brandmeldeanlage angesteuerte Rauchschutzvorhänge angeordnet. Diese verhindern sicher eine Rauchweiterleitung aus dem Brandgeschoss in ein anderes Geschoss.
In den Konferenzgeschossen EG und 1. OG wird ein großer zentraler Brandabschnitt gebildet. Dies wird in Anlehnung an die Hessische Verkaufsstättenverordnung umgesetzt, bei der bei mehrgeschossigen gesprinklerten Verkaufsstätten eine Brandabschnittsgröße von 5000 m2 zulässig ist. Die Rettungsweglängen werden hier auf 25m begrenzt, die über mindestens 2m breite Hauptgänge zu den Treppenräumen und Ausgängen führen.
BÜROHAUS WEST
Der Brandschutz wird analog zu Bürohaus Ost umgesetzt. In den Obergeschossen werden hier 4 Brandabschnitte gebildet. Im Erdgeschoss wird der Restaurantbereich vom Konferenzbereich mit einer Brandwand abgetrennt. Für die im Bereich des Restaurants angeordneten offenen Küchenbereiche werden für die Kücheneinrichtungen geeignete automatische Feuerlöschanlagen geplant.
KITA
Bei der Kindertagesstätte handelt es sich um Gebäude der Gebäudeklasse 4. Die Bauteile werden daher hochfeuerhemmend ausgebildet. Der erste Rettungsweg erfolgt jeweils über den innenliegenden Treppenraum ins Freie. Der 2. Rettungsweg in den Obergeschossen wird über außenliegende Treppen sicher gestellt.
SPORTZENTRUM
Das Sportgebäude wird mittels zweier innenliegender Brandwände in drei Brandabschnitte eingeteilt. Die Rettungswege aus den Obergeschossen erfolgen über zwei innenliegende Treppenräume unterstützt durch zwei offene Treppen in den Foyers. Die Ausgänge der Treppenräume im Erdgeschossfoyer werden im Brandfall über feuerbeständige Rolltore gesichert. Neben den Rolltoren werden mindestens 2,5m brandlastfrei gehalten.
LOGISTIKGEBÄUDE
Das Logistikgebäude wird nach Industriebaurichtlinie ausgelegt. Das Tragwerk wird feuerbeständig ausgebildet. Es erhält eine Brandmeldeanlage. Eine Unterteilung in Brandabschnitte wird somit nicht erforderlich. Die Rettungswege werden durch notwendige Flure und zwei Treppenräume sichergestellt.
TIEFGARAGE
Die Tiefgarage wird entsprechend Garagenverordnung in Rauchabschnitte kleiner 4000m2 eingeteilt. Die Belüftung und Entrauchung erfolgt über Lichtschächte und Deckenöffnungen. Aufgrund der großen Abmessungen der Garage wird die natürliche Entrauchung bereichsweise durch Jet- Ventilatoren unterstützt.
UNTERIRDISCHE VERBINDUNGSTUNNEL
Die Rettungswege der unterirdischen Verbindungstunnel werden gemäß Industriebaurichtlinie auf 50m begrenzt.
Modell

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