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Einladungswettbewerb | 06/2020

Freiraumplanung des Literatur Quartiers in Essen

ein 3. Preis

Preisgeld: 18.750 EUR

studio grüngrau Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

In der Innenstadt von Essen entsteht mit dem Literaturquartier ein neuer städtischer Raum in sehr zentraler Lage. Ziel ist es, den in der städtebaulichen Planung gefunden Planungsansatz eines urbanen Stadtquartiers im Freiraum konsequent fortzuführen. Um der Namensgebung des Projektes und seiner früheren Nutzung gerecht zu werden, wird der Freiraum von dem Motto Literatur, Buch und Papier geprägt.

Zentrum des Quartiers ist der neue „Platz der Literatur“ mit einem großen Buchregal mitten auf dem Platz. Hier wird gelesen, gespielt, kommuniziert, nachgedacht und sich erholt. Das Buchregal aus Corten-Stahl - eine Reminiszenz an die Tradition der Stahlherstellung im Ruhrgebiet - gibt diesem Ort eine Identität. In dem Regal können Bücher platziert, ausgeliehen und verschenkt werden und es bietet verschiedene Spielmöglichkeiten rund um die Papierherstellung an. Verschiedene Wasserfontänen und Nebeldüsen geben dem Platz einen zusätzlichen spielerischen Akzent und verbessern zudem merklich das Kleinklima.

Kleinere Spielobjekte sind in den Platz integriert und nehmen durch ihre Art (Bagger, Rollen, Band, Druck) weitere Bezüge zur Papierherstellung auf. Großzügige Sitzbänke und Tische laden zum Verweilen ein. Für die Überwindung des Höhenunterschiedes und zur Markierung des in Ost-West-Richtung notwendigen Fahrverkehrs wird eine Stufenanlage errichtet.

Von Nord nach Süden durchzieht das Gebiet ein Wald mit für die Papierherstellung typischen Bäumen, wie Pappel, Kiefer, Lärche, Buche und Birke. Die notwendigen Aufbauhöhen werden durch Hochbeete erzielt und bieten zugleich weitere vielfältige Sitz- und Verweilmöglichkeiten. Unter den Bäumen entstehen extensive Staudenmischpflanzungen, die die Biodiversität steigern und Insekten, besonders Bienen, einen ausgeprägten Lebensbereich bieten.

Der Fahrverkehr zur Anlieferung, Rettung und Entsorgung ist durch eine ausreichend dimensionierte befestigte „shared space“ Zone gewährleistet. Die kleine Mobilitätsstation wird zwischen den Pflanzbereichen des Papierwaldes vorgesehen.

Um den Aspekten des Klimawandels und den damit verbundenen Starkregenereignissen gerecht zu werden, ist der Freiraum stark begrünt und für seine zentrale, urbane Lage möglichst „gering“ versiegelt. Die Fahrradständer sind dezentral an allen Eingängen sowie im Platzbereich angeordnet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der übergeordnete Entwurfsansatz, die Freiräume aus dem Leitmotiv „Literatur, Buch und Papier“ zu entwickeln, spiegelt einen poetischen Ansatz für die Ausgestaltung und Funktionalität der eingesetzten Entwurfselemente.

Der im Zentrum des Quartiers liegende Platz wird demnach mit einer Fülle phantasievoller
Nutzungsmöglichkeiten bespielt, in deren Mittelpunkt ein großes, festverankertes „Bücherregal“ quasi das ideelle und bauliche Rückgrat der Anlagen bildet. Die vom Ansatz her nachvollziehbaren Gestaltungsvorschläge und Zielsetzungen erscheinen jedoch an
dieser Stelle überzogen und werden durch das zu groß und aufwändig dimensionierte „Bücherregal“, das zudem eine abriegelnde Wirkung innerhalb des Platzes entfaltet, in Frage gestellt. Weiterhin ist schwer vorstellbar, und erklärt sich auch nicht mittels flächiger Markierungen, dass sich die Konzentration, Gegensätze und Vielfalt urbanen Lebens (lesen, spielen, kommunizieren, nachdenken, erholen) auf solch einer überschaubaren Fläche, konfliktfrei und eng miteinander verquickt, verwirklichen lassen.

Die in der Nord-Südachse nahezu flächendeckenden Baumpflanzungen halten zwar den gebührenden Abstand von der Bebauung, erscheinen allerdings in ihrer Artenwahl zu sehr dem Motiv „Papierwald“ geschuldet, als den realen, eingeschränkten Standortbedingungen gerecht zu werden. Auch nehmen die weit in die Platzfläche reichenden Baumstandorte dem Platz einen Großteil seines urbanen Charakters, indem sie die für die Wirkung eines Platzes so wichtigen Fassaden und Raumkanten verstellen.

Die Arbeit leistet jedoch, insgesamt gesehen, wegen ihrer grundsätzlich positiven Ansätze, einen bemerkenswerten Beitrag zur Entwicklung dieses neuen Quartiers.
Abgesehen von den zu erwartenden, aufwändigen Kosten für die Konstruktion des „Bücherregals“ erscheint auch die Einhaltung des vorgegeben Budgets plausibel.