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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2019

Entwicklung des Neubaukonzeptes «Vertikale Gartenstadt» in Zürich (CH)

Vertikale Gartenstadt in Zürich

Vertikale Gartenstadt in Zürich

Sieger

ROBERTNEUN™

Architektur

Penzel Valier AG

Architektur, Bauingenieurwesen

LOHRENGEL LANDSCHAFT

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Arge ROBERTNEUN und Penzel Valier
mit Lohrengel Landschaft

Mitarbeiter:
Maria Seidel, Magdalena Osiniak, Jaro Böer, Martin Gjoleka, Yannick Mahlmann, Neele Müller, Nils Suter, Philipp Posth

Stadtumbau Schwamendingen
Mit der Eindeckung der Schwamendingen durchschneidenen Autobahn, deren vorgesehener Nutzung als Überlandpark und dem damit verbundenen Gestaltungsplan der Stadt Zürich steht eine Urbanisierung der bestehenden Gartenstadt Schwamendingen bevor.
Der Wettbewerb „Vertikale Gartenstadt“ gibt folgerichtig ergänzende, das bestehende Umfeld nicht konkurrierende und vor allem vielfältige und aneignungsfähige Wohnmodelle für eine urbane, diversifizierte Stadtgesellschaft vor.
Wie soll in diesem Kontext gewohnt werden, welche Art von urbaner Qualität bietet sich an und welche Themen setzt dieses Pilotprojekt des Stadtumbaus?

Urbanisierte (Vertikale) Gartenstadt
Das Projekt structure verte beantwortet diese Aufgabenstellung mit unterschiedlichen, im Schnitt modellierten und vertikal gestapelten Wohntypologien, die die Potentiale ihrer jeweiligen Höhenlagen nutzen, unabhängig ihrer Grösse alle von Süd nach Nord durchorientiert sind und gen Süden jeweils einen eigenen, grosszügigen Aussenraum als Garten (Loggia, Terrasse, Balkon, Dachgarten, Patio) erhalten.

Formulierung der Typen
Im Sinne urbaner Wohnarchitektur werden die unterschiedlichen Wohnungsgrössen und -typen spezifisch auf ihre jeweilige Lage im Ensemble, in Bezug auf die öffentliche Erschliessung oder hinsichtlich der Nähe zum Gegenüber spezifiziert.
Atelierwohnen, Patiowohnen, Studiowohnen, Apartments, Hallenwohnungen und Splitmaisonetten versprechen eine urbane Mischung und richten sich an eine breite Zielgruppe.
Die Wohntypologien sind zudem als offene und aneignungsfähige Systeme konzipiert, so dass sie vielfältig nutzbar sind (Paar oder WG, Arbeits- oder Wohnatelier, etc.).
Architektur als dynamische, urbane Möglichkeitsstruktur.

Differenzierte Großform (2025 - 2035)
Als Konkretisierung des Gestaltungsplans werden die Wohntypologien unter Ausnutzung der städtebaulichen Rahmenbedingungen zu zwei Paaren differenzierter Grossformen gefügt.
Mit ihren verschiedenen Höhen und Maßstäben gelingt in den verschiedenen baulichen Zuständen (2025 und 2035) eine Vermittlung zwischen Bestand, Neubau und umgebender Entwicklungen im Rahmen des Gestaltungsplans und damit ein selbstverständlicher und moderierter Stadtumbau.
Der durchgängige Sockel aus Patiowohnungen fasst die beiden Figuren zusammen. Die Baukörper bilden mit Versprüngen der Geschosse Erschliessungswege, über die die beiden zukünftigen öffentlichen Stadtniveaus der Strasse als konkrete Nachbarschaft und des Überlandparks als Verbindung zur Stadt mit den Gebäudeensembles verknüpft und ihre Erschliessungsstruktur integriert werden.


Öffentliche Räume und terrassierter Garten
Die unterschiedlichen, höhengestaffelten Freiräume wie die verdichteten / nutzbaren Grünräume im EG, die Dachflächen auf dem 1.OG, die Laubengänge auf den Nordseiten und die Dachflächen über dem 4.OG werden intensiv begrünt.
Als terrassierte Abfolge von Grünräumen fügen sich diese gemeinsam mit den Freiräumen der bestehenden Gartenstadt und dem zukünftigen Überlandpark zu einer vertikalen, plastisch ausgebildeten Gartenstadt.
Die öffentlichen Zwischenräume im EG werden mit den Mitteln der Topographie, Vegetation und Oberfläche als intensiver Waldgarten verdichtet, tiefengestaffelt und je nach Höhenlage mit verschiedener räumlicher Wirkung formuliert.
Als dichte Waldgärten werden diese einerseits Teil der Schwellen zwischen privatem Wohnen und öffentlichem Raum und erlauben andererseits ein räumlich gefasstes Angebot von nachbarschaftlichen Aufenthaltsorten ohne Beeinträchtigung des Privaten.
Die intensive Dichte der Waldgärten liefert dem privaten Wohnen eine atmosphärische Qualität und grünen Hintergrund, dem Ensemble einen starken Charakter und nachbarschaftlichen Ort.
Im Kontrast dazu gestalten sich die Flächen strassenseitig als urbane Erweiterung des Trottoirs.
Im Sinne zeitgenössischer Umdeutungen von Strassenräumen bieten sie ein anderes, an Aktivitäten orientiertes Aufenthaltspotential und geben der Strasse einen urbanen Maßstab.
Zusätzlich werden hier die erforderlichen infrastrukturellen Flächen (Velo- und Besucher- Parkplätze, Unterflurabfallcontainer) untergebracht.

Erschliessung
Die beiden Ensembles werden jeweils als Ganzes mit einem hybriden Erschliessungssystem erschlossen.
Die Wohnungen auf EG-Niveau sind sämtlich direkt von den Gärten her zugänglich.
Je zwei an den Stirnseiten liegende Aussenerschliessungen führen zu einem Laubengang, der die ganze Gebäudelänge im 2. OG z- förmig miteinander verknüpft und jeweils über eine Brücke an den Überlandpark angebunden ist.
Über einen zweiten Laubengang im 1. OG werden zusätzlich alle Punkttreppenhäuser des 7- geschossigen Bauteils in das System übergreifender Erschliessung integriert, so dass schliesslich alle Wohnungen über interne Verbindungen an beide Stadtniveaus angebunden sind.
Von den Punkttreppenhäusern der 7- geschossigen Bauteile erstrecken sich Erschliessungsloggias zur Anbindung von maximal 4 Wohnungen je Geschoss.
Damit sind alle Wohnungen auf unterschiedliche Art direkt von aussen erschlossen.
Die Vernetzung der Erschliessungstypen untereinander erzeugt vielfältige, überschaubare Nachbarschaften entlang der intensiv begrünten Waldgärten und -dächer.



Tiefgarage, Velo, Abfall
In den zwei Untergeschossen der beiden Gebäudepaare werden jeweils die entsprechenden Auto- und Velostellplätze, sowie Mieterabstell- und Technikräume untergebracht.
Um Störungen des erweiterten Trottoirs und der Waldgärten zu vermeiden, werden beide Untergeschosse effizient über eine Zufahrt in der nordöstlichen Ecke des Grundstücks erschlossen.
Alle vertikalen Erschliessungen werden direkt in das Untergeschoss geführt.
Die Gliederung der Untergeschosse folgt einer effizienten Logik aus Tragstruktur, kurzen Leitungs- und Erschliessungswegen.
Im Bereich der 7- geschossigen Bauteile liegen die Mieterabstell- und Technikräume, womit die Mehrheit der Wohnungen über einen direkten Zugang zu diesem Bereich verfügt. Die Wohnungen des 4- geschossigen Bauteils werden über das südöstliche und das nordwestliche Treppenhaus angebunden.
Die PW- Stellplätze liegen jeweils südlich unterhalb der 4-geschossigen Bauteile und der Patios. Im Übergang zu den nördlichen Mieterabstellräumen wird eine kreuzungsfreie Velo- Parkzone angeordnet.
In den südöstlichen Trottoirzonen liegen einige Behinderten- und Besucher- Stellplätze, Velo- Stellplätze, sowie die Unterflurabfallcontainer.
Zusätzliche Velo- Stellplätze werden in Veloräumen an den nordwestlichen Stirnseiten untergebracht.

Struktur
Die Tragstruktur mit regelmässigen Schotten verspricht zum einen eine einfache und wirtschaftliche Gebäudestruktur, zum anderen unterstützt sie die Durchorientierung der Wohnungen.
Die Modulation der Deckenplatten und die variierenden Geschosshöhen, die im Schnitt verzahnend ineinandergreifen, werden so selbstverständlicher Teil der Schottenstruktur.
Es entsteht eine einfache und zugleich vielfältige Struktur, die in jeder ihrer unterschiedlichen Typologien verschiedene Aneignungsmöglichkeiten bietet, also den individuellen Gebrauch grossen Spielraum lässt.

Statisches System und baukonstruktive Anschlüsse
Das statische System besteht aus einem sehr einfachen Rhythmus von tragenden Schotten in regelmässigem Abstand. Die Geschossdecken können linienförmig gelagert, die Deckenstärken und der Bewehrungsgehalt auf die serielle Anwendung hin optimiert werden. Die Struktur wird in Querrichtung über die Liftkerne und einige wenige Längswände ausgesteift. Im Untergeschoss befinden sich die Stützen direkt unter den Tragachsen, so dass die Lastabtragung über die gesamte Gebäudehöhe ohne Abfangungen durchgehend geführt wird. Im Bereich der Balkone und Loggien werden die im Kalten liegenden Platten über den aussenliegenden Teil der Schotten gehalten, so dass teure Kragplattenanschlüsse weitgehend vermieden werden können. Insgesamt verspricht die Tragkonstruktion eine sehr effiziente Struktur mit tiefen Realisierungskosten.
Da die unterschiedlichen Wohnungstypen alle auf dem gleichen Schottenraster beruhen, können sie im Schnitt einfach und ohne komplexe statische Versprünge gestapelt werden. Die Aussenräume und Innenräume liegen weitgehend deckungsgleich übereinander. Durch die Verzahnungen zwischen Innen und Aussenraum kommt es bei den Typenübergängen im Schnitt jedoch teilweise zu Überschneidungen von kalten und warmen Zonen. Diese werden pragmatisch mit einer Dämmungsführung auf der Kaltseite gelöst. So kann trotz der Komplexität in der Schnittfigur eine einfache und ökonomische Umsetzbarkeit gewährleistet werden.

Haustechnik
Der hautechnische Standard der Wohnungen wird auf das angestrebte Mietersegment ausgerichtet und weist mit Fussbodenheizung sowie Wohnraumbe- und entlüftung einen hohen Komfort bei moderaten Erstellungskosten auf. Trotz der grossen Vielfalt an unterschiedlichen Wohnungstypen gelingt eine effiziente, konsequent vertikal durchlaufende Schachtführung. Die Wohnungsverteiler liegen jeweils direkt an den Schachtflächen. Die Feinverteilung der Luft erfolgt soweit möglich ohne Einlagen, z.B. über abgehängte Decken im Bereich der Bäder. Die Hauptschächte (Zuluft und Fortluft) sind direkt an die Technikräume im Untergeschoss angeschlossen. Die Versorgung mit Wärme erfolgt gemäss Vorgabe über das Fernwärmesystem.
Auf den Dächern sorgen die vorgegebenen Flächenanteile von 6m2 / Wohnung für die erwünschte Integration der Stromerzeugung mittels einer PV-Anlage in das Projekt.

Schwellen, Schichtung
Mit der Verdichtung und Urbanisierung geht ein erhöhtes Bedürfnis nach Privatheit und Rückzug einher. Das Austarieren der Übergänge, der Schwellen zwischen öffentlichem Raum und privatem Wohnen, ist dementsprechend von wesentlicher Bedeutung. Mit Referenz zu den ausgeprägt formulierten Schwellen von Tessenows und Tauts Gartenstadtentwürfen, ist die Formulierung der Schwellen in unseren verdichteten Ensembles Voraussetzung. Vor allem in den Wohntypen, die ebenerdig, in direkter Nähe zu Erschliessung der Laubengänge oder einander gegenüber liegen, sind präzise abgestimmte und gestaffelte Schwellen existentiell.
Instrument ist einerseits das Angebot verschieden orientierter Bereiche innerhalb der Wohnungen (öffentlich mit Küche zur Erschliessung und privat mit Wohnen und Schlafen zur privaten Gartenseite) und andererseits die raumhaltigen, tiefengestaffelten Fassaden aus den Elementen Sonnenschutz, Vegetation, Geländer, Nischen, Vorplätzen und Pflanzfenster. Die Fassade ermöglicht je nach Gebrauch die Zuordnung des privaten Gartens als Freiluftzimmer zur Wohnung. Zugleich ist die Fassade aber auch durch die Vegetation Teil der Waldgärten und damit Schwelle zu den öffentlichen Zwischenräumen.

Aneignung
Alle Wohnungstypen bieten das Potential, durch die jeweilige Aneignung in Gebrauch und Belegung sowie die Ausgestaltung der Aussenräume individualisiert und auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt werden zu können. Die Gebäudestruktur mit den vielfältigen Raumabfolgen, die von der Landschaft, den nach aussen orientierten Räumen bis ins Private reichen, durch Höhenversätze und Stufen sowohl differenziert abgesetzt, zugleich aber auch miteinander verzahnt sind, bilden sowohl den atmosphärischen Hintergrund, als auch die Bühne für das individuelle Leben.



Wohnungstypen
Patiowohnung
In der Patiowohnung liegen die Räume wie an einer Perlenkette in die Tiefe gestaffelt. Ein Niveauversatz gliedert die Gesamtfigur und hebt den intimen Patiogarten nach Süden leicht an. Koch-, Ess- und Wohnbereich bilden ein Kontinuum zwischen der öffentlichen Eingangsseite und dem geschützten, privaten Garten. Die nutzungsneutralen Zimmer dienen sowohl Familien, dem Arbeiten oder der Bildung von Wohngemeinschaften.
Atelierwohnung
Die Atelierwohnung lebt von der doppelgeschossigen, privaten Gartenhalle mit vorgelagertem Pflanztrog nach Süden, die Ihre Entsprechung in dem ebenfalls doppelgeschossigen Wohnraum mit Nordlicht findet. Dazwischen befindet sich der eingeschossige Koch- und Essbereich, sowie die Treppe auf den obenliegenden Rückzugsbereich. Der Blick von Schlafraum und Galerie aktiviert die beiden peripher liegenden, grosszügigen Raumvolumina zusätzlich.
Studiowohnung
Die Studiowohnung bietet trotz der Beschränkung in der Grundfläche eine ausgeprägte räumliche Differenzierung, die zwischen Eingangs- und Kochbereich, überhohem Raum und Wohngalerie zu geschütztem Schlafbereich reicht. Ein doppelgeschossiger, privater Aussenraum erweitert den Wohnraum in den Garten. Singles und Paare finden hier einen besonderen, der Gartenstadt entsprechenden Typus.
Apartment
Die Apartmentwohnung ist ganz auf das Gartenzimmer ausgerichtet. Durch einen Niveauversatz ist das offene Aussenzimmer leicht abgesetzt und aus den umliegenden Wohnräumen wie eine Gartenbühne einsehbar. Damit strahlen Südlicht und Bepflanzung ihre Atmosphäre in die ganze Gebäudetiefe aus. Eine rhythmische Staffelung von diagonalen Raumbezügen bildet das Grundthema für eine Reihe von Varianten dieses Typs. Bei den grösseren Typen ist die Wohnung so strukturiert, dass bei Bedarf ein zusätzliches, abgeschlossenes Zimmer zur Verfügung gestellt werden kann (Familie, Klein-WG).
Hallenwohnung
Bei den oberen Wohnungen des hohen Bauteils befindet sich die Erschliessung auf der Attikaebene. Küche und Wohnraum liegen so auf dem privilegierten obersten Geschoss mit der besten Besonnung und Aussicht. Durch den Versatz in der Bodenebene öffnet sich der Wohnbereich nach Süden und erhält zusätzliche Raumhöhe. Der Weg in die Individualräume führt an der doppelgeschossigen Wohnhalle auf die untere Ebene, wo sich drei nutzungsneutrale Zimmer befinden, die ähnlich der Patiowohnung für Familien, Kombinationen mit Arbeits- und Ateliernutzung oder auch WGs genutzt werden können. Auf beiden Ebenen befinden sich Gartenzimmer als Erweiterung der Wohnungen in die Weite der urbanen Landschaft.
Splitmaisonette
Die Splitmaisonetten kombinieren eine Wohnküche als Eingangsraum im Norden mit einem Wohnraum im höherliegenden Geschoss, der sich mit dem davor liegenden Gartenzimmer ganz nach Süden öffnet. Die z-förmige Schnittfigur mit einer offenen Treppe prägt den diagonal durchgesteckten Wohnbereich. Räumlich entgegengesetzt sind die beiden Individualräume direkt aus der Küche und dem Wohnbereich zugänglich. Auch bei diesem Wohntyp sind vielfältige Nutzergruppen wie Paare, Familien, kleine WGs oder Kombinationen mit Formen des Arbeitens denkbar.


Freiraumkonzept
Romantischer Waldgarten und urbaner Strassenraum
Durch die prägnante Blickbeziehung von der Lueginslandstrasse zur bewaldeten Anhöhe des Zürichbergs am Ende der Strasse wird das Konzept des romantischen Waldgartens entwickelt.
Als Konkretisierung des Gestaltungsplans gliedert sich der Freiraum in einen erweiterten, urban geprägten Strassenraum und den romantischen Waldgarten zwischen den Gebäudekomplexen.
Die stirnseitig verbleibenden Flächen werden als Erweiterung der jeweiligen Trottoirs verstanden und im Sinne zeitgenössischer Strassenräume mit Infrastruktur- und Aufenthalts- Elementen programmiert. Die Strassenräume erhalten eine urbane Qualität und bilden gemeinsam mit der benachbarten Bebauung eine Nachbarschaft.
Vom strassenseitigen klar strukturierten Raum werden übergeordnet die Gebäude, die Gebäudezwischenräume sowie die Tiefgarage erschlossen.
Im Kontrast dazu erhalten die Gebäudezwischenräume im Sinne der vertikalen Gartenstadt und als Hauptorientierungsrichtung des Wohnens eine intensive Vegetation.
Befestigte Zugangswege entlang der Gebäude, sowie ein informeller, mäandrierender Weg auf der stabilisierten Schotterrasenfläche (Feuerwehrzufahrt) durch den Waldgarten erschliessen die Wohnungen im Erdgeschoss und die Gebäudezugänge für die Obergeschosse.
Der Waldgarten greift Gestaltungsprinzipien der Romantik, wie unvorhersehbar, ¬¬, tiefen- und höhengestaffelt sowie dicht auf und integriert räumlich besondere Orte mit verschiedenen- Aufenthalts- und Nutzungsangeboten.
Diesen Prinzipien folgend wird das Gelände topographisch in Längsrichtung geformt, so dass in Querrichtung, zwischen den gegenüberliegenden Wohnungen, eine Tiefenstaffelung entsteht.
Analog dieser horizontalen Staffelung von Topographie und Vegetation erfolgt in verschiedenen Pflanzebenen eine vertikale Abfolge von Kraut-, Strauch und Baumschichten, die Teil der architektonischen Stapelung verschiedener Wohn- und Erschliessungstypologien werden.
Die üppige Pflanzung ermöglicht abwechslungsreiche Blickbeziehungen ins Grün auch von den höheren Geschossen.

Nachbarschaftliche Orte
Im Waldgarten befinden sich besondere Orte, die unterschiedliche Nutzungen bieten - sei es zum Spielen, Rückzug oder zur Begegnung. Dabei variiert die Ausstattung zwischen beweglichen und fest installierten Elementen: Mobile Gartenstühle, Holzblöcke, Baumstämme, Wasserspiegel und Nebeldüsen bilden in Lichtungen durch Vegetation und Topographie gefasste Orte, ohne das private Wohnen zu beeinträchtigen.

Pflanzkonzept
Das Pflanzkonzept ist geprägt von einer üppigen Pflanzung, die sich in die Höhe staffelt. Dabei ist der öffentliche Bereich des Waldgartens von charakterstarken Bäumen wie Cedrus, Robinia, Nothofagus und Pflanzen unterschiedlicher grüner Blattstrukturen und weißen Blüten dominiert, während die Pflanztröge beidseitig als Saum vor den privaten Erdgeschosswohnungen in Rosaschattierungen blühen. Die Waldsäume, eingelassen in den Erdgeschosssockeln, werden wechselseitiger Teil der Schwelle zwischen öffentlich und privat.
Die Fassadenbegrünung folgt diesem Prinzip der Säume, die nach Geschossen und Himmelsrichtung variieren. Die nördlichen Waldsäume der öffentlichen Laubengänge sind von grünen Schattierungen und weißen Blüten geprägt, während auf der Südseite die private Fassadenbegrünung geschossweise von blau, silbern und weiß, rosa, zu pink, violett und silbern variiert.
Die intensive Dachbegrünung der Schaudächer zwischen den Patios und niedrigeren Gebäudeteilen korrespondiert mit dem jeweiligen Farbspiel der Geschosse und bieten einen besonderen Blickpunkt.
So sind die kleinen Schaudächer in blau, silbern und weiß in „Clouds“ und die „Drifts“ des großen Schaudachs in intensiven Farben gepflanzt. Die Komposition schafft reizvolle Aspekte zu den Jahreszeiten mit einem blühenden Schwerpunkt im Frühjahr und Sommer (Prunus, Robinia), einer goldenen Herbstfärbung (Notofagus, Corylus, Robinia) und immergrünen Bäumen (Cedrus , Pinuns) im Winter. Die Baumauswahl ist klimawandelsensitiv.

Fassadenbegrünung und private Gärten
Während die Zwischenräume und die Dachbegrünungen Teil des plastisch terrassierten Grünraums mit höhenlagenspezifischer Vegetation werden, erhalten alle Wohnungen vorgelagert Pflanztröge als Fassadenelemente. In unterschiedlicher Ausprägung werden die Pflanzen Teil der Schwellen zwischen öffentlich und privat.
Das Pflanzkonzept sieht in den privaten Bereichen bauseits strukturgebende Gehölze und eine Initialpflanzung aus robusten Stauden und Frühjahrsblühern als Grundausstattung vor.
Die gemulchte, dichte bodendeckende Krautschicht erschwert das Aufwachsen von Unkräutern und beugt der Verdunstung vor. Dadurch wird der Pflegeaufwand reduziert. Um ein romantisches Bild zu erzielen, sollten Büsche nur reduziert geschnitten werden bzw. die Pflege den jeweiligen Mietern individuell vorbehalten werden.
Ebenso kann die Bepflanzung nach individuellen Bedürfnissen und Talent intensiviert werden.
Die Patios erhalten einen Hausbaum aus variierenden Ahornen (Acer griseum, Acer davidii, Acer palmatum). Das strukturstabile Substrat unter der Naturkiesabdeckung kann je nach Belieben privat komplett oder nur in Bereichen weiter bepflanzt werden.
Die intensive Dachbegrünung der Schaudächer im 4. Und 7. OG besteht aus robusten, dem Standort angepassten Stauden und Gehölzen und selbst aussamenden Arten. Nach der Etablierung der Deckschicht müssen von Zeit zu Zeit Schösslinge entfernt werden. Das Kraut der Stauden dient zur Winterzierde und wird im Frühjahr einmalig geschnitten.

Materialkonzept / Ausdruck
Der Ausdruck der Gebäude folgt der strukturellen Idee einer einfachen und zugleich vielfältigen Raumstruktur.
Die Fassaden formulieren das Ganze als zusammenhängendes Gebäude und differenzieren innerhalb dessen gemäß der Stapelung von Wohnungs- und Erschliessungstypen.
So entsteht ein differenziertes Ganzes, das spezifisch mit Plastizität und Tiefenstaffelung aussen und innen verwebt.
Je nach Lage, Gegenüber und Typus entwickelt sich in der vertikalen Stapelung der raumhaltigen Fassade eine Varianz der privaten Gärten.
Im alltäglichen und individuellen Gebrauch wird dieser strukturelle Rahmen zu einem lebendigen Organismus.
Die Architektur als Möglichkeitsstruktur, die Angebote zur Aneignung macht und durch individuelle Aneignung urbaner Bestandteil wird.
Die Fassade bildet aus einfachen Materialien wie Betonfertigteilen, teilweise als Pflanztröge, Metallaufsätzen, verzinkten Stahlgeländern mit Metallgeweben, textilen Raffstoren und unterschiedlichen Aluminium- Fenstertypen den architektonischen Rahmen.
Die beweglichen Teile und die Bepflanzung werden als weiterer Layer verstanden und werden demgemäß im Kontrast und zur Ergänzung der architektonischen Struktur thematisiert (s. Farb- und Pflanzkonzept).

Farbkonzept
Das Farbkonzept basiert grundsätzlich auf der Differenzierung von konstruktiven, festen Elementen aus Beton und Metall sowie den beweglichen, textilen Elementen des Sonnenschutzes.
Die erste Gruppe ist geprägt durch die zurückhaltende Tonalität von Grau und Silber der Materialfarben und deren verschiedenen Oberflächenstrukturen. Diese Elemente stellen gleichsam das Gerüst dar, in das die flexiblen Elemente des Sonnenschutzes in verschiedener Form als Stoff- und Lamellenstoren, Vorhänge, Markisen und Horizontalstoren eingehängt werden.
Die variablen Flächen werden als Farbträger aktiviert. Sie bilden mit der jahreszeitlichen Veränderung der Bepflanzung ein dynamisches Element, das je nach Witterung und Jahreszeit unterschiedliche Präsenz haben wird.
Mit dem Farbkonzept verfolgen wir das Ziel, die Reihung und Stapelung der Einheiten untereinander in Beziehung und übergeordnet in differenzierte Figuren zu übersetzen. Das Mittel hierzu bilden Farbgänge im Klee’schen Sinne, die Bewegungen auf dem Farbkreis darstellen oder Farben ins tonale Grau und wieder zurück gleiten lassen.
Dabei verändern die Farben sich zwischen aktiven, farbigen Flächen, die einen Druck auf den Raum ausüben, zu passiven, grauen Flächen, die wiederum räumlich zurückweichen. Mit den Farbgängen wird dementsprechend der Raum aktiviert, was wir zur Modulation der Zwischenräume in Grundriss und Schnitt nutzen. Die Süd- und Nordseiten der Fassaden sind tonal in warme, nach Süden ausgerichtete und kühlere, nach Nord ausgerichtete Flächen unterschieden. Zur gegenüberliegenden Fassade stehen sie in einem Komplementärkontrast.
Neben der räumlichen Entwicklung wird so auch die Ausrichtung der Baukörper über das Farbkonzept aufgegriffen und verstärkt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt von Robertneun und Penzel Valier übersetzt die «vertikale Gartenstadt» in eine vielschichtige grosse Figur. Diese besteht aus zwei Doppelzeilen, die je aus einer tiefen und hohen Zeile zusammengesetzt sind und über einen durchgängigen Sockel mit Patiowohnungen zusammengefasst werden. Im Vertikalschnitt entstehen zwei asymmetrische, u-förmige Bauten, die gemeinsam eine Grossform ergeben, welche elegant zwischen den unterschiedlichen Massstäben der Nachbarschaft vermittelt: zwischen Überlandpark, den Zeilenbauten der Gartenstadt und der neuen Verdichtung. Daraus ergibt sich ein überzeugender, robuster städtebaulicher Baustein mit Vorbildcharakter für die künftige Entwicklung an der Schwamendinger Einhausung. Die Schnittfigur erlaubt es, Erschliessungswege und Grünflächen auf unterschiedlichen Höhen anzubringen: so werden neben den Grünräumen im Erdgeschoss auch Grünflächen auf dem Dach des 1. OG und begrünte Laubengänge auf den Nordseiten der tiefen und hohen Zeile angeboten. Die terrassierte Abfolge unterschiedlicher Grünräume vermag sich überzeugend in die Gartenstadt einzugliedern. Die qualitativen Unterschiede der Grünflächen sollen in der Weiterbearbeitung verstärkt werden, der Vorschlag eines dichten Waldgartens im Erdgeschoss indes ist bezüglich der Belichtung der Erdgeschosswohnungen zu prüfen. Das Projekt wird von einem feingliedrigen Erschliessungssystem «durchwoben», mit dem Resultat, dass eine Vielzahl von identitätsstarken Orten im Haus entstehen kann – und die begrünten Rues Exterieurs haben das Potential Nachbarschaften zu bilden. Schwellen und der Schutz der Privatsphäre der zukünftigen BewohnerInnen werden dabei sorgfältig beachtet. Die Wohnungen sind ebenfalls im Schnitt gedacht und bieten über Maisonettes zweigeschossige Lufträume oder über Stufen tiefer gelegte innere Gartenhallen. Die Grundrissaufteilung der Wohnungen ist solide. Der Apartmenttyp könnte in seiner räumlichen Aufteilung geprüft werden. Die Vielzahl unterschiedlicher Wohnungen ist dabei beachtlich, und mildert den Umstand, dass die Wohnungen kaum der im Raumprogramm geforderten Grösse entsprechen. Das Angebot lässt eine vielschichtige Bewohnerschaft erwarten, die nicht eine «Enklave» in Schwamendingen bilden, sondern Teil des neuen Stadtquartiers werden. Der Ausdruck ist geprägt von der innenräumlichen Organisation. Sie besteht aus Betonfertigteilen (innen gedämmt), Pflanztrögen, Stahlgeländern, textilen Storen und Aluminiumfenster. Die beweglichen Elemente wie Pflanzen und Markisen kontrastieren im Ausdruck und der Farbigkeit die festen Teile der Fassade. Trotz der unterschiedlichen Farbigkeit der Fassaden (Nord-Süd) bleibt das Projekt im Ausdruck seinen brutalistischen Vorbildern verpflichtet. Hier wäre zu fragen, ob ein solches Haus nicht noch stärker seinen eigenen zeitgemässen Ausdruck finden kann. Insgesamt ist hier ein präzises und virtuoses Projekt gelungen, das die im Programm gestellte Frage, wie Wohnen in der Höhe mit der Gartenstadt vereinbar sei, eigenständig und überzeugend löst.
Visualisierung 01

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Vertikale Gartenstadt in Zürich

Vertikale Gartenstadt in Zürich

Visualisierung 02

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Vertikale Gartenstadt in Zürich

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Visualisierung 03

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Vertikale Gartenstadt in Zürich

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Visualisierung 04

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Vertikale Gartenstadt in Zürich

Vertikale Gartenstadt in Zürich

Visualisierung 05

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Vertikale Gartenstadt in Zürich

Vertikale Gartenstadt in Zürich

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Vertikale Gartenstadt in Zürich, Typologien

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Vertikale Gartenstadt in Zürich, Typologien