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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2020

Entwicklung von zwei neuen Campus-Standorten der Universität Siegen

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

1. Preis

Machleidt GmbH

Stadtplanung / Städtebau

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Winkelmüller Architekten GmbH

Architektur

Jens Gehrcken - visualisierung+architekturfotografie

Visualisierung

Erläuterungstext

Der Campus als Teil der Stadt

Die Stadt Siegen befindet sich in einem enormen Wandel – wie so viele ehemalige Industrie- und Bergbauregionen in Westdeutschland, bringt der Strukturwandel einen in dieser Form noch nicht gekannten Umbruch in der Lebens- und Arbeitswelt weiter Teile der Bevölkerung mit sich. Die Stärkung der Universität als eine neue Säule im wirtschaftlichen und sozialen Gefüge der Stadt stellt sich immer mehr auch als Schlüsselprojekt der Stadtentwicklung heraus. Zusammen mit den vielfältigen Maßnahmen zur Aufwertung des öffentlichen Raumes, soll die Ansiedlung vieler Institute und zentraler Einrichtungen der Universität am Unteren Schloss und in den Niederungen nördlich und südlich davon einen neuen Impuls zur Stärkung der Innenstadt geben. Aus unserer Sicht stellt die Entwicklung der Flächen im Wettbewerbsgebiet somit ein immens wichtiges Projekt zur zukunftsfähigen Evolution der Siegener Innenstadt dar.


Leitbild
Der Entwurf folgt dem Leitbild einer Stadt der Vernetzungen und Raumfolgen. Aufbauend auf den Charakteristika der historisch gewachsenen, baulichen und freiräumlichen Strukturen in der Umgebung werden der Campus Nord und Süd als Teil einer übergeordneten Folge von universitären Nutzungen interpretiert. Zentrales Element der Universität in der Stadt bleibt dabei der Campus Unteres Schloss mit dem Hörsaalzentrum und der Mensa, welche sich im weitesten Sinne um den Schlosshof gruppieren. Diesem Motiv folgend entwickeln sich auch die geplanten Campus Nord und Süd jeweils um identitätsstiftende öffentliche Räume unterschiedlicher Prägung.

Campus Nord
Die topographisch schwierige Anbindung des neuen Campus Nord erfolgt über den Platz am Dicken Turm und die Siegbergstraße, entlang der neuen Bibliothek im ehemaligen Hetlage-Kaufhaus über eine großzügige und repräsentative Treppenanlage zwischen dem angebauten Gebäude der Alten Textilfabrik und dem neuen Hörsaal- und Seminarzentrum am Campusanger an der Friedrichstraße. Die barrierefreie Erschließung erfolgt frei zugänglich innerhalb des Hörsaalgebäudes über einen Aufzug. Der Campusanger selbst bildet den zentralen und verbindenden gemeinsamen Freiraum auf dem Campus Nord. Die zur Begegnungszone zurückgebaute Friedrichstraße weitet sich zu einem Platz, der zudem durch die Aufweitung der neuen Durchbindung zur Hindenburgstraße und somit zur Sieg und der Siegufertreppe geprägt wird. Zugleich entsteht hier neben dem Service-Center eine weitere Adresse der Universität an der Sandstraße zur Innenstadt hin.
Wertige umgebende Bestände werden weitgehend erhalten und mit repräsentativen Neubauten der Universität ergänzt, die im rückwärtigen Bereich ruhige Aufenthalts- und Übergangszonen bis hin zum Durchstich zur Juliusstraße ausbilden. In Step 2 können die zusätzlich verfügbaren Grundstücke zur Ergänzung der Struktur in diesem Bereich und zur Arrondierung des Campusangers nutzungsflexibel baulich ergänzt werden, zum Beispiel mit studentischem Wohnen oder weiteren universitären Einrichtungen. In beiden Entwicklungsphasen bilden die baulichen Interventionen spannende und Orientierung schaffende Raumfolgen mit attraktiven Adresslagen aus, die zudem innerhalb eines robusten Grundgerüsts in ihrer Phasierung und Nutzungsverteilung flexibel anpassbar bleiben. Die konsequente Vernetzung und Durchbindung von Wegen verhindert aktiv die Inselbildung innerhalb der Stadt und lässt die Entwicklung der Universität mit den attraktiven Freiräumen und Gebäuden zum Mehrwert für die gesamte Stadt werden.

Campus Süd
Die Verknüpfung des Campus Süd mit den zentralen Universitätseinrichtungen am Unteren Schloss ist durch die großen Höhenunterschiede zwischen den unterschiedlichen Ebenen geprägt. Daher erfolgt sie über die bestehenden, teils recht versteckten und potenziell auszubauenden Treppen zwischen Löhrtor, Häutebachweg, Obergraben und Grabenstraße und die neue, barrierearme Verbindung durch die Villa Sauer und den Mensaneubau. In Step 2 sieht der Entwurf zudem eine öffentliche Treppen- und Rampenanlage westlich der Gaststätte „Zum Häutebacher“ vor, die im Rahmen der Umgestaltung der Bebauung der Siegener Zeitung ermöglicht wird.
Die Neubauten auf den Grundstücken des Hallenbads und westlich des Löhrtors orientieren sich in ihrer Ausrichtung an dem neuen Grünzug entlang der Weiß, welcher durch die geplante Fuß- und Radbrücke auch das Haus der Musik neben dem Gymnasium am Löhrtor einbezieht. Durch die scheinbar freie Stellung der in ihrem Footprint identischen Baukörper entsteht eine raumbildende Folge von Gebäuden und Freiflächen, die in beiden Entwicklungsabschnitten das Umfeld der Weiß komplett verwandeln und in das Bewusstsein der Siegener zurückholen. Zugleich gruppieren sich die Gebäude um den Campusplatz, in dessen Gestaltung die prägnanten Bestandsbäume einbezogen werden. Am Löhrtor bilden die Neubauten zur Spandauer Straße/Frankfurter Straße hin eine repräsentative Auftaktsituation aus, die den Übergang zur Oberstadt einläutet.
Freiräume + Wege
Auf dem Campus Nord formiert sich durch den Umbau der Friedrichstraße und der damit einhergehenden Bildung eines Angers das neue urbane Campusherz. So entsteht mitten in der Stadt ein einladend gestalteter und offen bespielbarer Platz für die gesamte Bevölkerung. Eine freie Möblierung und locker gestellte Baumgruppen als Schattenspender beleben den Ort und laden zum Austausch und Verweilen ein. Am neuen Hörsaal- und Seminarzentrum wird die neu entstandene Campusmitte durch eine großzügige, mit Blütenbäumen bestandene und von Kleinbäumen gesäumte Freitreppe mit Sitzgelegenheiten betont. Die spektakuläre Treppe vermittelt einerseits den Höhensprung zwischen Friedrichstraße und Siegbergstraße, andererseits bildet sie die neue zentrale Verbindung vom Siegufer zum Campus im Süden. Während die Eingangsbereiche der Hochschulgebäude extrovertiert und städtisch gestaltet sind, dienen die Freiräume in den Höfen als Rückzugsräume und Campusgärten der Erholung und Entspannung.

Der südliche Campus stellt sich hingegen als neue „Grüne Lunge“ des universitären Lebens dar. Die bisher teilweise verrohrte Weiß wird geöffnet, ökologisch verbessert und in der Verbindung mit dem Weiß-Flickschen Grundstück zu einem neuen Grünzug umgestaltet. Dieser wird durch neue Wege vernetzt und bietet unterschiedliche Möglichkeiten zum Aufenthalt am Wasser. So entsteht ein naturnah gestaltetes Retentionsbecken, welches einerseits zur Pufferung von Hochwassern, andererseits als Rückzugsraum inmitten des Grünzugs dient und die Neubauten westlich des Löhrtors als Bauwerke am Wasser inszeniert. Der Bereich des Neubaus östlich des Löhrtors wird durch die Öffnung der Weiß mit Integration einer Sitzstufenanlage unter Erhalt der Kirschbäume zu einem neuen Ort mit besonderer Anziehungskraft. An der Straßenmündung des verkehrsberuhigten Häutebachwegs zum Lohrtör entsteht auch im Süden ein zentraler, offen gestalteter Platz, der als neue Adresse und Ankommensort des Campus dient.


Nutzungsverteilung
Die Universitätsnutzung des Campus Nord besteht aus einem Geflecht von Instituten, in denen jeweils die Erdgeschosszone über Foyers und halböffentlichen Arbeitsräum die Schnittstelle zur Öffentlichkeit bildet. Die zur Sieg nach Nordwesten orientierte Gasse wird flankiert von dem Fakultätsgebäude I und gegenüberliegend den Instituten der Romanistik, Germanistik und Anglistik. Flankierend an der Nordseite des Campusangers befindet sich das Institut für Geschichte und die Arbeitsplätze der Bibliothek im ehemaligen Hochbunker. Am nördlichen Abschluss des Angers und in den Innenhof hineingeschoben wird das Seminargebäude verortet, welches über eine Brücke an das gegenüberliegende Institutsgebäude angebunden wird und so die Vernetzung auch in der oberen Ebene fortsetzt. Südlich des Angers erhält die alte Textilfabrik durch einen Ergänzungsbau ein neues Gesicht nach außen, wodurch hier ausreichend Raum für die Institute der Sozialwissenschaften und Philosophie entsteht. Den südöstlichen Abschluss des Angers bildet das Hörsaalgebäude, welches die Hörsäle bündelt und so einen zentralen Anlauf- und Treffpunkt am Campus Nord bildet. Unter den Neubauten an der nördlichen Angerseite und unter dem Hörsaalzentrum entstehen eingegrabene Parkgaragen mit der geforderten Anzahl von rund 260 Stellplätzen, die barrierefrei angebunden sind und vorwiegend über die nördliche Friedrichstraße/Juliusstraße angedient werden.
Der Campus Süd spannt sich von der Villa Sauer entlang der Weiß bis über das Löhrtor hinweg auf. Der westliche der drei Gebäuderiegel, in dem sich die Institute der Sozialpädagogik und Psychologie befinden, ist im Erdgeschoss mit dem Institut für Bildungswissenschaften gekoppelt. In diesem Verbindungsbau werden das gemeinsame Foyer und weitere Gemeinschaftseinrichtungen verortet. Die zentrale Lehre mit ihren Seminarräumen steht im Zentrum des Campus Süd und flankiert zusammen mit dem Institutsgebäude für Musik und Architektur das Löhrtor. Die Fakultäten für Musik und Kunst sind in dem östlichen Atriumgebäude untergebracht, in welchem eine offene und für Ausstellungszwecke ideal geeignete Erdgeschosszone im Zusammenspiel mit dem Innenhof eine kreative Bespielung des Gebäudes ermöglicht, während der Kammermusiksaal im dritten und vierten Obergeschoss vor allem durch den offenen Sichtbezug zum Grünzug an der Weiß auszeichnet.

Architektur
Die Gebäude des Campus Nord formen ein Ensemble mit situationsspezifischer Qualität. Alle am Campusanger anliegenden Universitätsbauten zeichnen sich durch eine gleiche Materialität aus, wodurch die qualitativ vielseitigen Raumsituationen – nach Nordwesten die Anbindung an die urbane Innenstadt und nach Südosten die topografisch geprägte Anbindung an den Campus Unteres Schloss - wieder atmosphärisch zusammengebunden werden. Die prägnante Topografiekante des Siegberghangs im Südosten, in welche die Gebäude zum Teil behutsam hineingelegt werden, prägt auch die Materialität des Campus Nord. Alle Gebäude werden mit einer gleichen Art einer Sandsteinfassade bekleidet und erhalten somit einen soliden und geerdeten Charakter. Gemeinsam mit der großen Freitreppe als geradlinige und selbstverständliche Verbindung zur Überwindung der großen Höhendifferenz wirken die Gebäude wie ein Massiv, welches subtraktiv bearbeitet wurde und den nackten Fels zum Vorschein bringt. Ähnlich subtraktiv wie die Freitreppe erscheint auch eine horizontale Nut im Hörsaalgebäude auf der oberen Ebene. Diese Nut geleitet mobilitätseingeschränkte Passanten zu dem öffentlichen Aufzug, der als Schnittstelle zwischen Gebäude und öffentlicher Wegeführung auch außerhalb der Öffnungszeiten des Gebäudes nutzbar ist. In den erdgeschossigen Bereichen rund um den Campusanger reißen die massiven Fassaden großflächig auf und öffnen die Gebäude zum öffentliche Raum, wodurch einladende Kontaktzonen entstehen.

Der Campus Süd entwickelt als Kontrast zum Campus Nord eine eher leichte, dem Charakter des Wassers entliehene Atmosphäre. Während die Bauten des Campus Nord eher solide und geerdet sind und sich aus der Topografie herausarbeiten wirken die Gebäude des Campus Süd eher leicht und verspielt. Metallische Fassaden, welche das Licht reflektieren und über leichte, veränderbare Lamellenfassaden eine immer wieder wechselnde Anmutung erzeugen, referenzieren sich auf den freigelegten und spielerischen Wasserlauf der Weiß und die Reflexionen des Wasser.
Entsprechend dem mäandrierenden Wasserlauf mit seinen begleitenden Grünflächen tanzen auch die Gebäude entlang der Freiflächen und bilden eine in Bewegung geratene Komposition. Dadurch ergeben sich spannungsvolle Blickwinkel und sich aufspreizende Zwischenräume, die immer wieder neue Sichtbeziehungen preisgeben. Entlang des Löhrtors flankieren die Zentralen Dienste und das Fakultätsgebäude für Musik und Architektur die wichtige Verkehrsader ins Stadtzentrum. Selbstbewusst präsentiert sich hier die Universitätsnutzung der Öffentlichkeit. Das präsente Volumen des Fakultätsgebäudes Musik und Architektur schirmt das angrenzende Parkhaus ab und entwickelt seine Qualitäten zum Innenhof und über diesen hinausfließend nach Süden zum Freiraum und den Sitzstufen entlang der Weiß.


Mobilität
Die Anbindung der beiden neuen Campusbereiche für Fußgänger und Radfahrer erfolgt intuitiv über alle bestehenden und neu geplanten Straßen- und Wegerelationen. Die kurzen Entfernungen zum Bahnhof und die in diesem Bereich geringen Höhenunterschiede begünstigen die fußläufige Erreichbarkeit, sodass von einem hohen Anteil am Modal Split der Studierenden und Mitarbeitenden der Universität ausgegangen werden kann. Die Verbindung mit dem Unteren Schloss und zwischen den beiden Campusbereichen wird durch den Höhenrücken, auf dem das Schloss liegt, erschwert. Die hier bereits begonnenen Maßnahmen zur barrierefreien Verbindung trotz der großen Topographiesprünge werden im Entwurf sowohl am Campus Nord (Aufzug im Hörsaalgebäude) als auch Campus Süd (Rampenanlage östlich der Siegener Zeitung) konsequent fortgeführt und die bestehenden Lücken im Netz gefüllt. Für Radfahrende bietet sich darüber hinaus die annähernd flache Verbindung über das Kölner Tor zwischen Friedrichstraße und Häutebachweg an. Radabstellanlagen werden an beiden Campusarealen in ausreichender Zahl vorgesehen.
Die Erreichbarkeit für den MIV und die Andienung für Lieferverkehre wird in beiden Campusbereichen gewährleistet, ist aber der Aufenthalts- und Mobilitätsqualität der öffentlichen Räume klar untergeordnet.
Am Campus Nord wird die Friedrichstraße im Bereich des Angers zur Mischverkehrsfläche, die darüber hinaus lediglich für Anlieger befahrbar sein wird. Von der Juliusstraße kommend werden zudem die beiden Parkgaragen unter den Neubauten beidseits der Friedrichstraße angebunden, welche die wegfallenden Bestandsstellplätze und die notwendigen zusätzlichen für Mitarbeitende und mobilitätseingeschränkte Personen der Universität aufnehmen. Auf die Anlage von ebenerdigen offenen Stellplätzen soll weitestgehend verzichtet werden.
Am Campus Süd wird der Häutebachweg seinem heutigen Charakter entsprechend als Anliegerstraße umgewidmet, die so weit wie möglich als Begegnungszone ausgestaltet wird und die Bebauung der nördlichen Straßenseite, wie die Villa Sauer, über einen attraktiven Freiraum mit dem Campus zusammenzieht. Das Löhrtor selbst wird auf seine notwendigste Funktionalität für den MIV und Lieferverkehre in die Oberstadt zurückgebaut und erscheint somit weit weniger trennend als im Bestand. Die Zufahrt zum Parkhaus Altstadt beleibt erhalten und wird gestalterisch in die Freiräume integriert.
Auf beiden Campusarealen besteht grundsätzlich die Möglichkeit, Sharingstationen in die geplanten oder bestehenden Parkmöglichkeiten zu integrieren, da ein solches System auch in der Gesamtschau der Verteilung der Universitätsstandorte in der Stadt zur besseren Vernetzung der Areale beitragen kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch eine starke Differenzierung der drei wichtigsten öffentlichen Stadträume der Universitätsstandorte in der Innenstadt Siegens aus. Der „Campus-Anger“ in der Friedrichstraße (Campus Nord) sowie der „Campusplatz“ als stadträumliche Aufweitung der Löhrstraße (Campus Süd) ordnen sich klar dem zent-ralen Campus des Schlosshofes unter und fallen wesentlich kleiner aus. Verbunden werden diese neuen öffentli-chen Räume mit einem ringförmigen Wegenetz, dessen Grundanlage nachvollziehbar und realistisch erscheint.

Auf dem Campus Nord spielt dabei eine „repräsentative Treppenanlage“, wie die Verfasser*innen selbst schreiben, eine wesentliche Rolle. In konsequenter Verlängerung des Durchgangs zwischen Sand- und Friedrichstraße ver-läuft die Treppe in einer Fuge zwischen neuem Hörsaalgebäude und dem Anbau der alten Textilfabrik. Zusätzlich ermöglicht ein 24 h nutzbarer öffentlicher Aufzug innerhalb des Hörsaalgebäudes die notwendige barrierefreie Erschließung der Oberstadt. Der Anger selbst ist gut proportioniert, autofrei (weil die Friedrichstraße zu Stichstra-ßen umgewidmet wird) und bietet damit beste Aufenthaltsmöglichkeit und Identifikation für die angrenzenden universitären Nutzungen.

Sehr positiv bewertet die Jury die konzeptionelle Entscheidung der Verfasser*innen, für den Campus Nord und den Campus Süd jeweils unterschiedliche städtebauliche Typologien anzubieten. Der Campus Nord erhält durch Block-randbebauungen seine Fassung. Über die Kleinteiligkeit der Baufelder und Innenhöfe bestand in der Jury Uneinig-keit. Einerseits erscheint die Körnung der Bebauung angemessen, andererseits besteht die Gefahr, dass die Block-innenräume als reine Wegräume keine Aufenthaltsqualitäten aufweisen könnten.

Die typologische Differenzierung im Städtebau wird durch die gestalterischen Angebote, die die Verfasser*innen für die Architektur, bzw. für die Fassaden der beiden Standorte machen, konsequent unterstützt. Während für den Campus Nord steinerne, homogene Fassaden gezeigt werden, erscheinen die Gebäude auf dem Campus Süd leich-ter und mit ihren metallischen Fassaden strukturierter. Beide Standorte zeichnen sich durch eine abwechselungs-reiche Höhenentwicklung von vier bis sechs Geschossen aus.
Die eindeutige Ausrichtung des neuen Hauses der Künste zur Weiß ist konsequent und richtig. Das Gebäude kehrt der Parkhauseinfahrt den Rücken zu und öffnet sich mit seinem Haupteingang nach Süden zur Weiß. Damit gelingt dem Entwurf nicht nur eine gute Adressierung der neuen Fakultät, sondern die Arbeit setzt die bestehenden Kirschbäume entlang der Weiß in einen neuen, attraktiven Kontext.

Nachbesserungs- und Überarbeitungsbedarf sieht die Jury in der Erschließung der universitären Einrichtungen im Innern der Blockrandbebauungen im Campus Nord. Die Trennung zwischen „privatem“ und öffentlichem Raum ist nicht eindeutig. Im Campus Süd erlaubt die Gebäudestellung zwar Durchblicke vom Häutebachweg zum Uferbe-reich der Weiß, aber insgesamt können die Gebäudekubaturen inklusive des zweigeschossigen Verbindungsbaus westlich des Löhrtors weder städtebaulich noch funktional ganz überzeugen. Erste Aussagen zum Klimaschutz, wie kompakte Bauweisen, autofreie Bereiche, Entwicklung von Grünräumen entlang der Weiß und der weitgehende Erhalt des Baumbestands sowie neue Bäume in der Innenstadt werden gewürdigt.

Insgesamt bietet die Arbeit, gerade in Bezug auf sinnvolle Fuß- und teils Radwegevernetzung, gute Raumbildung und eine zu erwartende Redu-zierung des motorisierten Verkehrs. Auch im Hinblick auf die Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit sind positive Impulse für die städtebauliche Entwicklung der Innenstadt von Siegen zu erwarten.
Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

Lageplan

Lageplan

Freiraum und Wege

Freiraum und Wege

Leitidee | Freiraum & Wege | Vernetzung & Einbindung

Leitidee | Freiraum & Wege | Vernetzung & Einbindung

Perspektive 1

Perspektive 1

Campus Nord

Campus Nord

Schnitt Campus Süd

Schnitt Campus Süd

Perspektive 2

Perspektive 2

Campus Anger und zentrale Treppe

Campus Anger und zentrale Treppe

Vertiefungsbereich Campus Nord

Vertiefungsbereich Campus Nord

Grundriss 1

Grundriss 1

Nutzungen und Funktionen Nord

Nutzungen und Funktionen Nord

Blick über den Campusanger zur zentralen Treppe

Blick über den Campusanger zur zentralen Treppe

Grundriss 2

Grundriss 2

Campus Süd

Campus Süd

Schnitt Campus Nord

Schnitt Campus Nord

Schnitt AA

Schnitt AA

An der Weiß

An der Weiß

Vertiefungsbereich Campus Süd

Vertiefungsbereich Campus Süd

Schnitt BB

Schnitt BB

Blick entlang des Grünzugs an der Weiß zum Löhrtor hin

Blick entlang des Grünzugs an der Weiß zum Löhrtor hin

Schnitt CC

Schnitt CC

Schnitt Campus Süd

Schnitt Campus Süd