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Einladungswettbewerb | 05/2020

Entwicklung des Laurenz-Carrés, Baufeld Nord in Köln

Perspektive Am Hof

Perspektive Am Hof

Anerkennung

Preisgeld: 7.000 EUR

Schilling Architekten

Architektur

Erläuterungstext

LAURENZ-CARRÉ Baufeld Nord

Stadträume | Seit der Öffnung der Domumgebung zur Kölner Altstadt im 19. Jahrhundert,
in deren Zusammenhang auch der Bau des Domhotels steht, fällt den Bauten
am Hof als südliche Begrenzung des heutigen Roncalliplatzes eine repräsentative
Bedeutung als Gesicht der bürgerlichen Stadt gegenüber dem ehemals in sich abgeschlossenen Domhof zu.

An dieser Stelle zeigt sich die Altstadt heute in prägnanter Form gegenüber der dominanten
Kathedrale. Als Auftakt der Kulturmeile kann hier eine neue Bebauung durch
Materialität und architektonische Struktur eine erfahrbare Beziehung zu den wichtigen
Bauten zwischen Dom und St. Maria im Kapitol herstellen.

Stadtbaugeschichte | Bereits in dem, Am Hof gelegenen, einen wichtigen Bezugspunkt
zur Altstadt bildenden mittelalterlichen Haus Saaleck finden sich viele Merkmale
der für Köln charakteristischen Bautypologien, welche durch die aufgelöste Fassadenstruktur,
die horizontale Geschossgliederung sowie ihre besondere Materialität
gekennzeichnet sind. Flächige und lineare Elemente werden hier beispielsweise in
den Materialien Tuffstein und Drachenfelstrachit differenziert ausgeführt.

Es entsteht eine einzigartige Typologie, welche sich in unzähligen Varianten durch
viele Jahrhunderte hindurch immer wieder neu erfunden hat.

Besonders prägnante Beispiele dieser baulichen Tradition einer bürgerlich geprägten
Gesellschaft finden sich entlang der Via Culturalis etwa in Gestalt des historischen
Rathauses oder des Gürzenichs.

Der hier verwendete Tuffstein ist das Material, aus dem auch die bedeutenden Romanischen
Kirchen Kölns gebaut wurden. Auch die Mittelalterliche Stadtmauer, Symbolisch
für die Identität der Stadt, besteht einschließlich der noch erhaltenen Stadttore
fast vollständig aus diesem Material.

Viele prominente große Bauten etwa aus den frühen 1920er Jahren, wie etwa der
Schwerthof von Jakob Koerfer, beziehen sich in ihrer Architektur und Materialität auf
diese bauliche Charakteristik, ohne die ihnen eigene Modernität zu verleugnen.

Ganz besonders die Bauten der Wiederaufbauzeit greifen in ihrer architektonischen
Struktur Prinzipien der traditionellen Baustrukturen wieder auf, so etwa in der Gliederung
des Senatshotels mit seiner Materialdifferenzierung in lineare und flächige Elemente.

In diesem Kontext steht auch die von Rudolf Schwarz und Karl Band geschaffenen
Gürzenichfassaden in Ergänzung der mittelalterlichen Altbauten. Ein Beispiel von exemplarischer Qualität: Das Betonskelett mit den Ausfachungen aus Ziegelstein und
Glas sind eine großartige Reminiszenz an die Jahrhundertealte Kölner Bautradition,
vorgetragen mit zukunftsweisendem Optimismus und großer moderner Leichtigkeit.

Ein besonders prägnantes Beispiel der Bezugnahme auf den historischen Kontext
stellt auch die Architektur des Wallraff-Richards-Museums von Oswald Mathias Ungers
dar. Das Konzept des weitgehenden geschlossenen Kubus für die Kunst gewinnt durch die Materialität des Tuffsteins einen starken ideellen Bezug nicht nur zur historischen baulichen Umgebung, sondern auch zur Ideengeschichte der großartigen Kunstwerke, welche hier ausgestellt sind.

Konzept | Die Architektur des neuen Bauensembles stellt eine großzügige, atmosphärisch
eindrucksvolle und angemessene Verbindung zwischen den unterschiedlichen
baulichen und stadträumlichen Qualitäten an diesem zentralen Ort her.

Sie bezieht sich auf charakteristische bauliche Merkmale und Traditionen Kölns und
bildet ein angemessenes Entreè des zentralen Stadtgebiets zwischen der romanischen
Kirche Maria im Kapitol und dem gotischen Dom. Die Architektur strahlt urbane
und selbstbewusste Großzügigkeit aus ohne die Bauten ihrer Umgebung dominieren
zu wollen.

Die Verwendung des für Köln typischen Tuffsteinmauerwerks in Verbindung mit der
Gliederung durch lineare Bauteile aus natürlich gefärbtem Beton trägt dazu bei, den
Neubau an dieser prominenten Stelle im Stadtbild zu verankern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich hält sich der Entwurf an die Vorgaben. Er berücksichtigt die Grundstücksgrenzen und die Eingangspositionen. Die Fremdparzelle ‚Am Hof‘ wird mit einer Stütze überbaut und widerspricht somit den Vorgaben der Auslobung. Die Gebäudehöhen sind eingehalten. Das Geländeniveau bei ‚Große Budengasse‘ wurde nicht exakt berücksichtigt. Die Vorgaben der Bodendenkmalpflege wurden nur teilweise eingehalten. Der römische Brunnen an ‚Unter Goldschmied‘ liegt sehr nahe an der Unterkante UG, was nicht den Vorgaben der Auslobung entspricht. Zufahrten und Tiefgarage sind gut gelöst. An den vorgenannten Bereich werden erhöhte sowie verdichtete Anforderungen gestellt.

Das Raumprogramm wird gemäß den Vorgaben eingehalten. Die Geschosshöhen wurden überwiegend berücksichtigt. Die Technikflächen im Untergeschoss werden als nicht ausreichend erachtet. Darüber hinaus fehlt die Darstellung der Technikaufbauten im Schnitt, weshalb eine abschließende Bewertung nicht erfolgen kann.

Die Attikahöhen sind teilweise nicht eindeutig zu erkennen und scheinen zu gering bemessen. Für die möglichen Austritte auf die Dachflächen ist keine entsprechende Absturzsicherung vorgesehen. Die Bewertung der Werbeanlagen wird erst im nachfolgenden Verfahren erfolgen können. Die Positionierung der Fahrradabstellflächen im 2. UG ist nur eingeschränkt funktional. Der Raum für die Müllentsorgung ist nicht dargestellt. Eine bauordnungsrechtliche Vorprüfung ist nicht erfolgt.
Außengastronomie wird in den Plänen schematisch dargestellt, die Zulässigkeit ist im Rahmen nachfolgender Verfahrensschritte zu beurteilen. Aufgrund der zukünftigen verkehrlichen Anforderungen an die Straße ‚Unter Goldschmied‘ ist die Anordnung der Außengastronomie entlang ‚Unter Goldschmied‘ nicht realistisch. Etwaige Be- und Entlüftungen müssen über die Fassade erfolgen. Lichtschächte im öffentlichen Raum sind nicht zulässig.

Die Arbeit knüpft an die Kölner Bautradition der Tuffstein-Konstruktion und schafft dabei eine zurückhaltende, angemessene, regional begründete und durchaus harmonische Fassadenabfolge am Auftakt der ‚Via Culturalis‘ am Rande der Domplatte. Diese Abfolge besteht aus einer wechselnden Zusammenstellung von horizontalen Betonfertigteilen und vertikalen Betonpfeilern, kombiniert mit Tuffstein-Pfeilern und Tuffstein-Wandpaneelen, als nicht tragende Fassadenelemente.
Die resultierenden Variationen reagieren unterschiedlich auf die drei Hauptsituationen im Wettbewerbsgebiet. Die Fassade 'Am Hof' zeigt eine elegante Betonskelett-Fassade mit einer kleinen Ausfachung in Tuffstein, die Hotelfassade zum Theo-Burauen-Platz wirkt geschlossener dank der Tuffstein-Paneele, die der Fassadentypologie eines Hotels entsprechen. Die kleinen Bürobauten an der ‚Große Budengasse‘ erscheinen wieder transparent als Skelettbau ohne Betonpfeiler in der Fassade. Die Abwechslung von einem Fassadensystem zum nächsten ist subtil, aber effektiv. Die tektonische Qualität der drei Bauteile ist verwandt und dennoch erfrischend unterschiedlich. Die Breite der horizontalen BFT-Elemente reflektiert das Tragverhalten an der Schnittstelle zwischen EG und OG.
Perspektive Theo-Burauen-Platz

Perspektive Theo-Burauen-Platz

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Regelgeschoss

Regelgeschoss

Staffelgeschoss 1

Staffelgeschoss 1

Ansicht Am Hof

Ansicht Am Hof

Ansicht Große Budengasse

Ansicht Große Budengasse

Ansicht Sporergasse

Ansicht Sporergasse

Ansicht Unter Goldschmied

Ansicht Unter Goldschmied