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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2020

Neubau des Kinder- und Jugendtheaters "Junge Bühne" in Dortmund

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 46.000 EUR

JSWD Architekten

Architektur

imagine structure GmbH

Tragwerksplanung

ZWP Ingenieur-AG

TGA-Fachplanung

Akustik-Ingenieurbüro Moll GmbH

Akustikplanung

Mohan Karakoc

Visualisierung

Modellbau Christoph Leistenschneider GmbH

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Auf dem Sockel des auf Bestandshöhe konsequent ergänzten Gebäudes des Schauspielhauses platzieren die Verfasser einen den Straßenraum überkragenden quadratischen Kubus. Durch diese städtebauliche Setzung entsteht zunächst ein spannender Dialog zwischen den Solitärbaukörpern von Schauspielhaus und Junger Bühne. Unter der Auskragung spannt sich ein gläsernes Foyer auf, das durch Fortführung von Bauflucht und Bodenbelag einen vollkommen schwellenlosen Zutritt zum Neubau ermöglicht. Durch die Respektierung der Gebäudegeometrie des Schauspielhauses verdreht sich die Junge Bühne leicht zur Hövelstraße und öffnet geschickt den Blick auf das Gesundheitshaus. Diese Grundidee gibt dem Stadtraum eine neue Prägnanz, die sich sinnvoll aus dem Bestand entwickelt.

Aus denkmalfachlicher Sicht geht der Entwurf überzeugend auf die komplexe stadträumliche Situation ein, indem er historische Sichtachsen und Blickbeziehungen respektiert. Die unteren Geschosse nehmen die Fluchtlinie der Aufweitung des Walls zwischen Bühnenhaus und ehemaligem Postscheckamt auf. Durch das Vorziehen der bergeschosse wird der Blick auf das Gesundheitshaus in besonderer Weise freigegeben. Obwohl das Gebäude eigenständige Architekturformen wählt, bildet es einen integralen Bestandteil des gesamten Theaterkomplexes und konkurriert nicht mit der Nachbarbebauung.

In ähnlicher Stringenz werden Studiobühne, Hauptbühne und Proberäume übereinander gestapelt, funktional logisch verschachtelt und mit einer Membran umgeben, die Foyer, Umgang und dienende Räume sinnvoll um die Zuschauerräume legt. Dabei wird der Besucher eindeutig an Kasse und Garderobe vorbei über eine zentrale Freitreppe zur Studiobühne und dann weiter zur Hauptbühne geführt. Dieser zunächst lang erscheinende Weg führt jedoch über eine skulpturale Treppenanlage durch das Foyer und ermöglicht spannende Blickbeziehungen auf dem Weg zur Vorstellung.

Alle die Theater, Bühnen und Workshopbereiche umgreifenden Nebenräume sind funktional sinnvoll angeordnet und ermöglichen einen reibungslosen Betrieb bis hin zur angemessen proportionierten Anlieferung auf der Nordseite, über die auch die Hebebühne und die bestehende Werkstättenmagistrale angebunden werden.

Die teilweise Überbauung des Schauspielhauses mit Fortführung des Bestandstreppenhauses erscheint nicht einfach, wird aber durch Auskragung konstruktiv vom Altbau gelöst. Ob die Führung des zweiten Fluchtwegs über den Bestand in der vorgeschlagenen Form funktioniert, lässt sich nicht vollständig nachvollziehen.

Insgesamt ist der Entwurf ein einladendes räumliches Angebot an die Zielgruppe von Kindern und Jugendlichen, eine städtebaulich markante Neujustierung der Schauspielhausrückseite und eine architektonisch gut durchgearbeitete Ergänzung des Bestandes, auch wenn die fast vollständig gläserne Hülle in Hinblick auf Energieeffizienz kontrovers diskutiert wird.

Der Entwurf weist hohe Flächeneffizienz und leicht überdurchschnittliche bauliche Kennwerte auf. Glasfassade, Eingriffe in den Bestand und konstruktive Maßnahmen für hohe Spannweiten und Auskragungen führen jedoch voraussichtlich zu einer Überschreitung des Kostenrahmens.