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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2020

Neubau des Kinder- und Jugendtheaters "Junge Bühne" in Dortmund

Rendering

Rendering

Anerkennung

Behnisch Architekten

Architektur

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

Erläuterungstext

Die Entwicklung des Kulturstandort Dortmund hat in den letzten Jahren eine rasant positive Entwicklung erfahren. Nicht nur die Bedeutung von Kunst und Kultur für die Persönlichkeitsentwicklung des Einzelnen hat einen neuen Stellenwert bekommen, ergänzend hierzu wurde der Wandel der kulturellen Institutionen als wichtiger Faktor des gesellschaftlichen Miteinander formuliert.

Das Theater Dortmund hat diese Entwicklung mit den daraus resultierenden Anforderungen an die sich verändernden Rahmenbedingungen für ihre Kulturinstitutionen erkannt. Die Kulturvermittlung und die Talentförderung einerseits, aber auch die Unterstützung der individuellen und schöpferischen Entfaltungsmöglichkeiten, sowie der Persönlichkeitsbildung andererseits, sollen zukünftig ihre Heimat in einem angemessenen und für die Bedürfnisse maßgeschneiderten baulichen Rahmen finden.

Für die "Junge Bühne Westphalen", die Teil des Theater Dortmund ist, soll eine neu Spielstätte für junge Menschen entstehen, dessen Strahlkraft weit über die Grenzen des Ruhrgebiets hinausreichen soll. Für eines der ältesten Kinder- und Jugendtheater in Deutschland soll ein neues Haus entstehen, welches alle darstellenden Künste unter einem einzigen Dach vereint. Wünschenswert wäre ein lebendiger Ort des Zusammenkommens, der jungen Menschen, Eltern und Lehrern sowie interessierten Gästen in einem interaktiven Miteinander kulturelle Bildung näher bringt und spielerisch die darstellenden Künste wie Schauspiel, Oper und Musiktheater vermittelt.

Das Raumprogramm und die funktionalen Anforderungen für dieses neue Haus wurden präzise und detailliert beschrieben. Neben den Funktionsbereichen für Besucher und Gästen, den Foyers mit einem kleinen gastronomischen Angebot und einer "Mini-Bühne" für spontane Kurzauftritte sollen eine Hauptbühne sowie eine Studiobühne samt aller notwendigen Nebenräumen realisiert werden. Workshop-Bereiche und die für den Theaterbetrieb notwendigen Büro- und Verwaltungsräume sind ebenfalls im neuen Haus vorzusehen.

Das zur Verfügung stehende Grundstück befindet sich in der Dortmunder Innenstadt-West und grenzt unmittelbar an das Schauspielhaus und das Opernhaus mit den zugehörigen Verwaltungsbereichen und Werkstätten an. Das umgebende bauliche Umfeld des Stadtquartiers ist geprägt durch eine über die vergangenen Jahrzehnte gewachsene Stadtstruktur, wobei das Gesundheitshaus an der Hövelstraße einen markanten, einzigartigen und gleichzeitig schützenswerten Nachbarn darstellt.

In diesem Umfeld soll die "Junge Bühne" als das neue und moderne Gesicht für die zukünftige Entwicklung des kulturellen Lebens und der Bildung und als zentrale Spielstätte für das traditionsreiche Kinder- und Jugendtheater im Ruhrgebiet ausdrucksstark in Erscheinung treten. Die Besonderheit des Orts, die Reichhaltigkeit des bestehenden Baumbestands sowie die Möglichkeit einer gemeinsam und wechselwirkend inszenierten Adressbildung zusammen mit dem Schauspielhaus Dortmund könnten als erste, unverrückbare und konzeptprägende Faktoren zur Findung einer ersten Entwurfsidee beitragen.

Eine schöne und facettenreiche Aufgabe, die Neues und vielleicht auch Unkonventionelles hervorbringen müsste, damit dem Wunsch nach etwas Lebendigkeit und durchaus Experimentellem, dem vorwärtsgewandten Charakter der „Jungen Bühne“ entsprechend, in einem besonderen Masse nachgekommen werden kann.

Es wird nun ein Baukörper vorgeschlagen, der zunächst den Stadtraum baulich ergänzt und somit ordnet. Das neue Haus komplettiert die Bestandsbauten zur Hövelstraße skulptural mit einer Differenziertheit und Ausgewogenheit in der Höhenstaffelung. Die Kubatur des kristallinen Volumens überhöht sich zum Hohen Wall hin, zelebriert hier eine wohltuende Präsenz und verringert sich hin zum Gesundheitshaus, um so mit einer respektvollen Geste eine Harmonie zwischen Bestehenden und Neuem über einem spannungsreichen Dialog zu gewähren. Die horizontale Zäsur des Baukörpers vermittelt in einer angemessenen Maßstäblichkeit die Wechselwirkung zwischen Haus und öffentlichem Raum, sowie den Traufhöhen der umgebenden Gebäude.

Von innen heraus zeigt sich die Leichtigkeit, Offenheit und Transparenz über die geschickte Anordnung der unterschiedlichen Foyer-Ebenen.

Der Hauptzugang zur "Jungen Bühne" erfolgt über den Hiltropwall, Ein gemeinsamer Vorplatz markiert ebenso den Zugang zum Schauspielhaus, sodass bereits im Außenbereich ein kultureller Austausch entstehen wird. Über das Foyer im Eingangsgeschoss ist der Hauptsaal mit seinem ansteigenden Gestühl ebenerdig erreichbar.

Verschiedene Freitreppen und Galerien verbinden die unterschiedlichen Ebenen miteinander. Ein vertikaler Marktplatz des Austausches und des Miteinanders soll die Begegnung der Mitarbeiter und der kreativ Tätigen nachhaltig anregen und fördern. Das Haus wird so mit einer spielerischen Offenheit und Transparenz im Inneren, mit einer Lebendigkeit anreichern, sodass die über großflächige und transparente Elemente der Fassade die kreative Vitalität dem öffentlichen Leben im Freien zur Schau gestellt werden kann.

Das Untergeschoss ist in diesen Grundgedanken räumlich eingebunden und angenehm mit Tageslicht versorgt. Das Empfinden eines untergeordneten Nebengeschoss kann so vermieden werden. Über eine schöne Treppe in einem großzügigen Luftraum sind die Sanitärbereiche und die Spinde / Garderoben im Untergeschoss sowie das Parkett des Hauptsaals zu erreichen.
Auf den unterschiedlichen Ebenen der Galerien des Foyers werden den Gästen und Besucher verborgene Einblicke in die Welt der Künstler gewährt. Ausgewählte Standorte auf unterschiedlichen Ebenen geben faszinierende Blicke in die Welt und den Ablauf hinter den Kulissen frei.

Die Studiobühne befindet sich im ersten Obergeschoss und ist an die vertikale Galeriestruktur mit differenzierten Lufträumen und schönen Freitreppen angebunden. Ideal angeordnet sind hier auch die Garderoben und Maskenräume der Künstler, zentral gelegen im Haus und gut erreichbar für alle darüber und darunter liegenden Ebenen. Im zweiten Obergeschoss befinden sich die Büros und der Verwaltungsbereich mit einer schönen Terrasse für die Mitarbeiter und einem besonderen Blick über die Dächer der Dortmunder Innenstadt. Von hier aus sind die Räumlichkeiten des Bestandsgebäudes des Schauspielhauses angebunden. Ein Probe- und Musikraum befinden sich im dritten Obergeschoss. In der obersten Etage, dem vierten Obergeschoss, sind ein Proberaum und das Kulissenlager angeordnet.

Die Anlieferung und der separate Zugang der Mitarbeiter und der Künstler erfolgt über das Theaterkarree. Hier sind über mehrere Ebenen verteilt die Nebenräume und die Lagerflächen angeordnet. Die Bühne, sowie die Lagerflächen des Schauspielhauses sind hier zentral zu erreichen.
Eine Hebebühne ermöglicht das Ausgleichen der unterschiedlichen Höhenniveaus der angrenzenden Funktionsbereiche. Der hier vorgesehene Lastenaufzug ist ausreichend dimensioniert und verbindet alle Ebenen des neuen "Kulturhauses" miteinander.

Der expressive und vorwärtsgewandte Charakter der „Jungen Bühne Westphalen“ wird unterstützt durch den Vorschlag der Konstruktionsprinzipien und Auswahl der Materialien. In der Maßstäblichkeit angemessene Metallgewebe, sowie transparente und transluzente Glasflächen kennzeichnen das äußere Erscheinungsbild. Im Inneren sollen einfache, teilweise roh belassene und robuste Materialien zur Ausführung kommen, um dem Charakter des experimentellen eine Bühne bieten zu können.

Das neue Haus für die „Junge Bühne" wird einen wunderbaren neuen Stadtbaustein in der Innenstadt Dortmunds darstellen. Das reichhaltige Angebot an Veranstaltungen wird somit weiter gestärkt werden können, sodass auch zukünftig experimentelle Veranstaltungen, ebenso auch Auftritte junger und talentierter Künstler möglich sein werden. Ein Haus wird entstehen, welches Dortmund über die Grenzen der lokalen Stadtkultur hinaus einen nachhaltigen und respektablen Platz in der Welt der Kulturschaffenden freihalten wird und den Standort des Schauspielhauses Dortmund um eine Spielstätte reicher gestaltet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser geben der Jungen Bühne ein Gesicht mit einem individuellen, skulpturalen
und teiltransparenten Baukörper. Dieser Vorschlag der Inszenierung wird vom Preisgericht unter dem Aspekt der Einfügung in die Reihung der Bestandsgebäude des Walls ebenso kritisch gesehen, wie auch im Kontext der benachbarten Denkmale. Dies gilt auch für die Fassade mit dem übergestülpten Metallgewebe.

Im Entwurf wird ein eigenständiger Solitär in die Aufweitung des Walls zwischen
Bühnenhaus und ehemaligem Postscheckamt eingeschoben, der auf einem, aus
denkmalpflegerischer Sicht, zu starkem Kontrast mit der umgebenden Bebauung
hin angelegt ist. Auch das Zurückweichen des Obergeschosses an der Hövelstraße
mindert den Eindruck einer erheblichen Beeinträchtigung für das Erscheinungsbild
des Denkmals Gesundheitshaus und des städtebaulichen Umfeldes nicht.
Die Erschließung erfolgt nachvollziehbar über den Hiltropwall, gegenüber dem Zugang
zum Schauspielhaus. Diesem Raum wendet sich auch das Foyer zu, wobei der
Weg der Zuschauer, die nach dem Betreten des Foyers zur Garderobe in das Untergeschoss müssen und dann mit lediglich einem Eingang den Großen Saal im
Erdgeschoss erreichen, kritisch gesehen wird.

Insbesondere die innere Organisation der Funktionsbereiche der Bühnen und zugehörigen
Nebenräumen kann überzeugen. Die spannend inszenierten und sich abstaffelnden Split-Level-Foyerebenen kommen nur den Besuchern der im Obergeschoss liegenden Studiobühne zugute. Fenster ermöglichen hier Einblicke in den Theatersaal auf verschiedenen Ebenen. Die Anlieferung trennt wohl unbeabsichtigt den Zugang zum Bestandsgebäude. Der Lastenaufzug erschließt alle Ebenen. Positiv wird die Lager der Büroflächen auf einer Ebene im Sinne der Kommunikation und Offenheit gesehen.
Die wirtschaftlichen Parameter liegen im Durchschnitt der Arbeiten, die skulpturale
Fassade mit Schrägen Glas und Betonflächen erhöhen den wirtschaftlichen Aufwand
in Herstellung und Unterhalt.

Aus Sicht der Nutzer verdient die Arbeit eine besondere Anerkennung, da sie die
interne Kommunikation und die Bühnensituation im besonderen Maße fördert.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

2.Obergeschoss

2.Obergeschoss

Querschnitt

Querschnitt

Fassadenschnitt - und ansicht

Fassadenschnitt - und ansicht

Model

Model