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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2020

Neubau eines Rathauses in Bakum

Visualisierung

Visualisierung

Anerkennung

Preisgeld: 2.000 EUR

andreas schneider architekten

Architektur

Erläuterungstext

Inmitten des historischen und wachsenden Ortskerns von Bakum wird das neue Rathaus mit attraktivem Vorplatz und modernem, kommunikativen Innenraumkonzept das vorhandene Gebäude ablösen. Die historische Mitte erhält somit einen neuen architektonischen Impuls.

Der Entwurf sieht einen dynamischen, fließenden Baukörper vor, der mit seinem futuristisch anmutenden Charakter eine prägnante Adresse für den Rathausstandort bildet. In seiner Höhe gliedert sich der neue Baukörper durch eine eingepasste Geschossigkeit natürlich in seine Umgebung ein und nimmt die örtliche Maßstäblichkeit auf. Ein offener, demokratischer Grundriss und eine maximale Transparenz in der Raumgliederung schaffen die Voraussetzung für optimale Kommunikationsmöglichkeiten. Über den attraktiven Vorplatz wird man direkt in das großzügige Foyer geleitet. Von diesem lichtdurchfluteten zentralen Ankunftspunkt aus haben Ankommende eine gute Orientierung sowohl in den Ratsbereich als auch in alle Fachbereiche. Ein großes und ein kleines Atrium lassen viel Licht ins Gebäudeinnere und erzeugen eine luftige Atmosphäre. Da sich die Wartezonen für Besucher des Rathauses zentral zwischen beiden Atrien befinden, ist auch für sie das gesamte Gebäude erfahr- und einsehbar. Durch die offene Betonskelettkonstruktion können alle Raumtrennungen durch Leichtbauwände flexibel gestaltet werden, sodass jederzeit eine Umplanung oder Neustrukturierung der Büros möglich ist.

Der transparente und leichte Ansatz für den Innenraum spiegelt sich in der Gebäudekubatur wider. Obwohl es sich um einen einzigen kompakten Baukörper handelt, bildet dieser mit seinen beiden Armen eine auffangende Geste und rahmt den entstehenden Vorplatz. Dabei schiebt sich der transparente Ratssaal auf der Westseite selbstbewusst aus dem Hauptvolumen auf den neuen Rathausplatz und lässt so eine gegenseitige Erlebbarkeit von Veranstaltungen im Rathaus und im öffentlichen Raum zu. In der Dämmerung strahlt das Rathaus über seine Lichtdächer und insbesondere aus dem Ratssaal in den Ort hinein.

Die Geschosse sind in klaren Fassadenbändern ablesbar und unterstreichen damit die fließende, organische Bewegung des Baukörpers. Die Fassadenelemente bestehen aus gebürsteten Metallpaneelen und haben eine rötliche Farbgebung, mit der sie die in der Ortsmitte vorherrschenden roten Klinker aufnehmen.
In der kompakten Bauform liegt der Schlüssel für ein einfaches Energiekonzept. Die minimierte Hüllfläche führt zur Reduzierung von Energieverlusten und zur Senkung der Baukosten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein moderner Neubau mit großem Vorplatz soll Bakums historisch gewachsenen Ortskern zeitgemäß ergänzen. Die Setzung ist nachvollziehbar, mit Rücksicht auf das bestehende Gebäude richtig. Der Hauptbaukörper stülpt an der Westseite einen eingeschossigen Bereich zur Kirchstraße aus und kann - für eine Erweiterung dann zweigeschossig - durch einen leider sehr ähnlichen Baukörper im Osten zwar schlüssig, aber städtebaulich wenig überzeugend ergänzt werden.

Die Arbeit wird aus dem Innenraumkonzept entwickelt. Der gut auffindbare Eingangsbereich bist offen, transparent, einladend, liegt gut einsehbar vom Rathausvorplatz, wird angenehm separiert vom Parkplatz von den Besuchern wie ein zentraler Marktplatz betreten. Die Orientierung im Ge- bäude fällt vermutlich, Ratssaal und Sitzungssaal sind gut auffindbar und nutzen den Eingangs- bereich als Foyer mit. Eine Separierung – z.B. bei Ratssitzungen außerhalb der Öffnungszeiten - ist nicht gegeben, das Gebäude ist komplett zugänglich.

Auch wirkt der Ratssaal im Volumen zu untergeordnet und klein - so nachvollziehbar dieser aus dem Gesamtvolumen entwickelt wurde.

Das Trauzimmer liegt im 1. OG, Wartebereiche sind hier nicht vorgesehen und die Benutzbarkeit der vorgeschlagenen Dachterrasse bleibt vage. Die Anordnung der Funktionsbereiche überzeugt insgesamt, die Qualität der Arbeitsplätze ist gut, ein großes und kleines Atrium sorgen für zent- rale, natürliche Belichtung der Mittelbereiche - werfen allerdings ebenso wie die offenen Trep- penräume Fragen in Bezug auf den Brandschutz auf.

Offenheit und Transparenz als wesentliche Qualitäten des Rathauses werden positiv bewertet, Bürgernähe und Einsehbarkeit vom Rathausplatz aus werden begrüßt, die Gestaltung der Fassaden ist gekonnt, dennoch wird bezweifelt, ob das Gebäude dem durchaus offenen und zukunftszugewandten Selbstverständnis des Auslobers entspricht. Die Gestaltung und die Baukörperausformulierung werden als nicht Standort angemessen gesehen, so elegant der Gesamtauftritt ist, so fremd und untypisch wirkt der Baukörper im dörflichen Gefüge, im ländlich geprägten Kontext.

Das vorgeschlagene Energiekonzept ist schlüssig entwickelt und scheint durchaus umsetzbar. Hinsichtlich der Kennwerte liegt die Arbeit im mittleren Bereich.