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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2020

"Baugebiet Bühl III" der Stadt Lörrach

Lageplan

Lageplan

2. Preis

Preisgeld: 11.000 EUR

becker + haindl architekten.stadtplaner PartGmbB

Stadtplanung / Städtebau

Homolka Modellbau GmbH

Modellbau

Erläuterungstext

Situation - Ausgangslage

Die Stadt Lörrach ist als Teil der Metropolregion Basel ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum im Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Schweiz. Als Wohnstandort erfreut sich Lörrach einer immer größer werdenden Beliebtheit. Das im Ortsteil Brombach gelegene Planungsgebiet ist durch seine Lage sehr gut für eine zusätzliche Wohnbebauung geeignet, über die nördlich heranführende Alemannenstraße und die südliche zuführende Römerstraße sind gute Anbindungsmöglichkeiten für ein neues Wohngebiet gegeben. Es stellt zukünftig den südöstlichen Ortsrand dar und arrondiert die bestehende Struktur von Bühl I und Bühl II. Der Bühl wird "fertig gebaut".


Städtebauliche Konzeption - generelle Leitlinien

Abgeleitet von den örtlichen Gegebenheiten und den Forderungen der Auslobung bilden folgende Leitlinien die Grundlagen für die städtebauliche Konzeption:
- Arrondierung der bestehenden Wohngebiete Bühl I und Bühl II und Herausbildung eines südöstlichen Ortsrandabschlusses von
Brombach.
- Zusammenführen der Römerstraße mit der Alemannenstraße zu einem Erschließungsring.
- Entwicklung einer städtebaulichen Grundstruktur, welche die topographischen Gegebenheiten des Ortes aufnimmt und die Gebäude
in das von Osten nach Westen hin abfallende Gelände einbettet.
- Anlage eines Quartiersplatzes, der als zentraler öffentlicher Ort des neuen Quartiers fungiert.
- Schaffung von überschaubaren Nachbarschaften in Wohnhöfen mit privaten und halböffentlichen Außenraumflächen, die in einen
übergeordneten städtebaulichen Rahmen eingebunden sind.
- Durchmischung der einzelnen Quartiersbereiche mit unterschiedlichen Wohnformen.
- Schaffung von Bezügen zu den östlichen, südlichen und westlichen Naturräumen sowie zu den nördlichen bestehenden
Wohnquartieren gleichermaßen.
- Entwicklung von flexiblen Gebäudetypen, die für Familien mit unterschiedlichen Lebens- und Einkommenssituationen geeignet sind.


Verkehrserschließung

Die Erschließung des neuen Wohnquartiers erfolgt über eine U-förmige Erschließungsstraße, welche die beiden Zufahrtsstraßen "Alemannenweg" im Norden und die im Süden gelegenen "Römerstraße" zu einem Erschließungsring zusammenbindet. Etwa in der Mitte des U-förmigen Ringschlusses liegt der Quartiersplatz. Eine Bushaltestelle am Quartiersplatz stellt den Anschluss an das öffentliche Nahverkehrssystem her.
In die U-förmige Erschließungsstraße mündet auf Höhe des Quartiersplatzes die Straße "Im Rebacker" ein. Über den Quartiersplatz nach Südosten wird diese als Landwirtschaftsweg fortgeführt.
An den Ringschluss Alemannenstraße - Römerstraße sind klar definierte kleine überschaubare Wohnhöfe angehängt. An den Eckpunkten sind jeweils kleine begrünte Aufweitungen angeordnet, die mit gefülltblühenden Vogelkirschen überstellt sind. Kurze Fußwegstiche gehen von der U-förmigen Erschließungsstraße aus und erschließen die Wohnhöfe, welche jeweils aus Doppelhäusern, Reihenhäusern und Mehrfamilienhäusern bestehen und so eine Monostrukturierung verhindern. Den Bewohnern vorbehaltene gemeinschaftliche Außenraumflächen dienen der Wohnhofgemeinschaft.
Die U-förmige Erschließungsstraße stellt eine optimale und einfache Erschließung für die Anwohner und Besucher. Sie verfügt über ein Straßenraumprofil mit der notwendigen Breite für Ver- und Entsorgungsfahrzeuge, Notfahrzeuge und den öffentlichen Busverkehr. Die Fuß- und Radwegeverbindung zu den Richtung Ortsmitte gelegenen Wohngebieten wird über Wege hergestellt, die an den nördlichen und südlichen Eckpunkten des Erschließungsringes anschließen und auch direkt in die bestehenden Wohngebiete angebunden sind. Sie komplettieren das Erschließungssystem und stellen kurze Fuß- und Radwegeverbindungen zu den bestehenden Wohnquartieren her. Die Wege-, Wohnhof- und Platzflächen werden weitestgehend mit einer wassergebundenen Wegedecke als Belagsfläche ausgebildet bzw. mit versickerungsfähigem Pflaster belegt.


Ruhender Verkehr - Parkierung

Die PKW`s der nördlichen Mehrfamilienwohnhäuser sind in einem Parkdeck nordöstlich an das neue Quartier angrenzend untergebracht. Des Weiteren verfügen einzelne Wohnhöfe über kleinere direkt den Mehrfamilienhäusern zugeordnete Parkdecks. Die Topographie ausnutzend, erfolgt die Erschließung über kurze Rampen, bzw. ebenerdig. Die PKW - Stellplätze der Reihen- und Doppelhäuser sind immer direkt an den Gebäuden auf den Grundstücken angeordnet. Die Doppelhäuser verfügen über jeweils einen Stellplatz direkt am Haus. Die Stellplätze der Reihenhäuser befinden sich in unmittelbarer Nähe der Hauseinheiten.
Die öffentlichen Stellplätze sind über das gesamte Wohngebiet dezentral angeordnet. Im Bereich der Ergänzungsfläche sind weitere öffentliche Stellplätze angelegt.


Bildung von Nachbarschaften - Wohnhöfe

Überschaubare Nutzungseinheiten, als kleine Wohnhöfe ausgebildet, der weitgehend der Sonne zugewandten Häuser und Wohnungen bilden die städtebauliche Grundeinheit des neuen Wohnquartiers und ermöglichen die Bildung identitätsstiftender Gemeinschaften innerhalb von Nachbarschaften.
Die Mischung unterschiedlicher Wohnformen, entsprechend dem geforderten Nutzungsmix, lassen ein vielfältiges Wohnangebot für eine heterogene Bewohnerschaft entstehen. Die Reihen- und Doppelhäuser verfügen über kleine Gärten, die je nach Bedarf zum Gärtnern, Spielen und Verweilen genutzt werden können. Es entstehen differenziert ausgebildete Außenbereichszonen, die sowohl gemeinsame Aktivitäten der Quartiersgemeinschaft im "halbprivaten" Gemeinschaftsbereich des Wohnhofs als auch private und individuelle Außenraumaktivitäten der Bewohner ermöglichen.
Familien und Menschen mit unterschiedlichen Lebens- und Einkommenssituationen bilden die Nachbarschaften.


Bau - und Wohnstruktur

Gestaffelt angeordnete Mehrfamilienhäuser akzentuieren den Erschließungsring durch, in der Regel, dreigeschossige Gebäude mit einem zurückgesetzten Dachgeschoß. Der südwestliche Abschluss des Quartiersplatzes entwickelt sich in Teilen fünfgeschossig und betont den zentralen Bereich und rhythmisiert die Bebauung.


Der Quartiersplatz - Leben im Quartier

Etwa in der Mitte des U-förmigen Ringschlusses liegt der Quartiersplatz, der als "Wohnzimmer" die Mitte des Quartiers markiert. Räumlich gefasst wird der Quartiersplatz durch ein fünfgeschossiges punktförmiges Gebäude und Wohngebäuden für besondere Wohnformen wie Mehrgenerationenhaus, Clusterwohnen und Wohngebäude für Menschen mit Behinderung. Am Quartiersplatz liegt auch die Kindertagesstätte mit Bring- und Hol - Stellflächen für die Eltern. Ein Gemeinschaftsraum, welcher als Versammlungsort für alle Quartiersbewohner in den Quartiersplatz eingestellt ist, bildet den zentralen Quartierstreff.
Quartiersfeste finden auf dem Quartiersplatz und im Gemeinschaftsraum statt und Familienfeste können hier gefeiert werden. Die Bushaltestelle komplettiert die Gemeinschaftseinrichtungen des Platzes.
Sowohl die Wohngruppe für Menschen mit Behinderung als auch alternative Wohnformen wie auch der Kindergarten sind zentral in unmittelbarer Nähe zum Quartiersplatz angesiedelt, um Kontaktbarrieren nicht erst entstehen zu lassen und einen Austausch zu vereinfachen.
Nach Südosten ist ein Bezug zum freien Landschaftsraum gegeben.


Grünstruktur

Das Planungsgebiet liegt am Übergang der bebauten Bereiche Brombachs zu landwirtschaftlichen Flächen. Im Nordosten prägen Streuobstbestände das Landschaftsbild. Die landwirtschaftlichen Felder sind teilweise durch befestigte Wege, teilweise durch Graswege mit dem Siedlungsbereich stark vernetzt und verknüpft.
Aus einem Nebeneinander verschiedener Nutzungen (Bauen, Freiraum, Naturschutz) soll ein stimmiges System unterschiedlicher Komponenten angelegt werden.
Innerhalb das Planungsgebietes werden je nach Funktion und Zentralität unterschiedlich große Nachbarschaften eingelegt. Allen gemeinsam ist die Überstellung mit Baumarten, welche ihren Ursprung im Obstbau haben. Gefüllte Vogelkirsche, Stadtbirne, Mehlbeere und Zierapfel werden verwendet.
Den artenschutzrechtlichen Anforderungen nachkommend werden die Nachbarschaften durch einen Grüngürtel eingefasst. Zu diesem hin werden die Nachbarschaften geöffnet und eine Verzahnung der Wohnbebauung mit dem Grüngürtel wird hergestellt. Überstanden sind die Übergangszonen mit Obstbäumen. In den Verzahnungsbereichen können durchaus auch Wildäcker als Nahrungsbiotop für Schmetterlinge und Wildbienen entstehen.
Zur Bestandsbebauung bildet eine "Grüne Fuge" den Übergang. In diese eingelegt sind Fußwege, welche die Verknüpfung zu den bestehenden Wohngebieten herstellen. Obstbäume begleiten die Wege.
Der Ringschluss zwischen Alemannenweg und Römerstraße wird als U-förmige Erschließungsstraße ausgebildet, die, von Stadtbirnen gesäumt, das alleenartige Rückgrat des neuen Quartiers bildet. Der Quartiersplatz wird gesäumt von Gefülltblühenden Vogelkirschen - Prunus avium "Plena". Ein Gemeinschaftshaus für die Bewohner sowie Boule-Felder stellen die Ausstattung der mit einer wassergebundenen Decke belegten Fläche dar.
Die begrünten Aufweitungen an den Eckpunkten des Erschließungsrings sind als Bewohnertreff mit gefülltblühenden Vogelkirschen überstellt. Die Stellplätze für PKW sind gerahmt von Stadtbirnen, Mehlbeeren säume die Wege und Straßen.
Die halböffentlichen Zugangswege ins Innere der Nachbarschaften münden in Wohnhöfe, die den Bewohnern der Nachbarschaften gemeinschaftliche Außenbereiche sind und mit Obstbäumen überstellt für Jung und Alt für vielfältige gemeinsame und individuelle Aktionen und Tätigkeiten dienen. Private Hausgärten als Außenwohnräume sind individuell, koniferen- und kiesbeetfrei zu begrünen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Grundidee, das neue Wohngebiet Bühl III über eine ringförmige Erschließung durch Anbindung an die Römerstraße und den Alemannenweg mittig ins neue Baugebiet zu legen, gelingt es den Verfassern, maßstäblich Größen von neuen Nachbarschaften zu bilden. Durch die mittige Erschließung entsteht auch am Siedlungsrand noch genügend Bauvolumen, um eine spürbare Quartiersbildung entstehen zu lassen. Die unterschiedlichen Haustypen und Wohnformen, die sich um zentrale Wohnhöfe gruppieren, zeigen das gewünschte Angebot an Durchmischung für unterschiedliche Bewohnergruppen. Eine netzartige Struktur von Straßen und Wegen schafft eine gute verkehrliche und fußläufige Anbindung an Bühl II. Allerdings wirken die längs gerichteten Gebäuderiegel und Reihenhausketten im Anschluss an die existierenden Strukturen räumlich zu stark abschließend. Ein Weiterbauen von Bühl II wird hier vermisst. Die Platzierung der neuen Quartiersmitte in Fortführung vom Rebacker wird positiv bewertet, da ihre Lage einerseits zentral im neuen Gebiet liegt und gleichzeitig eine verbindende Geste zwischen Bühl II und dem angrenzenden Landschaftsraum formuliert und von gemeinschaftlichen Nutzungen wie Kita, Generationenwohnen und Bushaltestelle gestärkt wird. Die Betonung der Platzkante mit einem 5-geschossigen Punkthaus wird jedoch als übertriebene Akzentuierung erachtet. Die Entscheidung, den ruhenden Verkehr sowohl in den Nachbarschaften zugeordneten Tiefgaragen als auch in einem oberirdischen Parkdeck zu verorten, kann nachvollzogen werden. Die Kombination von Parkdeck mit Solarthermie und Wasserspeicher scheint sinnfällig in Synergie nahe des Blockheizkraftwerkes platziert. Die starke Präsenz der Carports für die Reihen- und Doppelhäuser im öffentlichen Raum wird jedoch kritisch diskutiert. Die große Varianz der vorgeschlagenen unterschiedlichen Wohntypen um Höfe gruppiert wird grundsätzlich anerkannt. Das städtebauliche Prinzip der Höfe verwässert im nord-östlichen Bereich des Quartiers und kann dort leider nicht mehr klar abgelesen werden. Auch wird die Adressbildung der Höfe mit sowohl innenliegenden als auch außenliegenden Erschließungen verunklart. Es wird zudem kritisch hinterfragt, inwieweit die Wohnhöfe, wenn sie mehrheitlich von Reihen- und Doppelhäusern umgeben sind, die Gemeinschaftsflächen ausreichend bespielen können. Auch wirken die Höfe in ihrer Gestaltung sehr formal und eher einem städtischen Wohnkontext entlehnt, zumal sie in der Überwindung der topografischen Gegebenheiten noch nicht ganz überzeugen. Bezüglich der städtebaulichen Kenndaten liegt die Arbeit im guten mittleren Bereich und lässt ein wirtschaftliches Ergebnis erwarten. Insgesamt stellt die Arbeit einen guten Beitrag zur gestellten Aufgabe dar, deren Grundstruktur zu überzeugen weiß, aber letztendlich nicht alle Potentiale voll ausschöpft.
Ausschnitt 1:200

Ausschnitt 1:200

Skizze

Skizze

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

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