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Einladungswettbewerb | 07/2020

Entwicklung eines Wohnquartiers in Tittmoning

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Zwischenräume Architekten + Stadtplaner GmbH

Architektur

Barbara Weihs Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Aufsicht
beim Blick von der Burg wirkt kleinteilig und von Grün durchzogen und nimmt dem Stadtkern nichts von seiner Dominanz.

Ein Gebäude-„Zug“
mit linear gereihten Häusern gibt dieser lockeren Struktur Halt. Der „Zug“ betont die ehemalige Bahntrasse und den neu ergänzten Fuß- und Radweg.
Seine Höhenmodellierung lässt vielfache Durchblicke zu Altstadt und Burg frei.

Lockere Gebäudegruppen
folgen der Talrichtung. Ihre Freiräume bieten hohe Durchlässigkeit. Gegenüberliegende Häuser umschließen einen geschützten, gemeinsamen kommunikativen Hof. Auf der Außenseite liegen private Gärten und grüne Streifräume.

Die Gleispromenade
entlang dem Bach ist neue Wegeverbindung für Tittmoning, aber auch wichtiger Weg im Viertel. Als Auftakt macht ein Platz den alten Bahnhof sichtbar. Entlang der Promenade laden beschattete Bänke ein - mit Blick auf das naturnahe Spiel- und Erlebnisband des Burgfeldgrabens bzw einer flacheren Regenwassermulde.

Der Nachbarschaftsplatz
ist zentraler Treffpunkt des Viertels. Mit seiner Lage an der Gleispromenade und an der Wohnstraße Haltestelle zeigt er sich auf vielen Wegen. Auch die Nord-Süd-Verbindung zu Innenstadt und Einkaufsmärkten kreuzt hier. Aufenthaltsangebote und der Nachbarschaftstreff für gemeinschaftliche Aktivitäten bieten Kontakt und Austausch.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf gliedert sich in das nördlich gelegene Rückgrat aus nord-süd ausgerichteten Geschosswohnungsbauten und in Richtung Süden mit ost-west ausgerichteten Gebäudegruppen, die sich um Höfe anordnen. Die erste Typologie südlich der Straße „Am Bahnhof“ wird vom Entwurfsverfasser als „Gebäude-Zug“ betitelt. Der zweite als „Hofhaus“.
Bei der bandartigen Struktur des „Gebäude-Zugs“ wirken die Kubaturen aufgrund der zahlreichen Höhenstaffelungen zu beliebig. Die Straße „Am Bahnhof“ wird zugunsten der neuen Gleispromenade in ihrem Charakter einer reinen Erschließungsstraße belassen. Der alte Bahnhof springt aus der Flucht des Gebäudezuges heraus und bekommt dadurch eine angemessene Vorzone, die einen qualitativ hochwertigen Auftakt für die Gleispromenade darstellt. Die nördlich gelegene Friedhofsmauer wird von Bebauung freigestellt. Durch die entstehende Grünfläche wird ein Fußweg zum Friedhof neu geschaffen. Hier kann man sich eine Weiterentwicklung der Fläche vorstellen.
Die durch Bach unterbrochene Mittelachse von Norden nach Süden ist insbesondere für den Fußverkehr nicht ideal. Hier sollten zugunsten des Fußverkehres kürzere Verbindungen in Form von Brücke mit Verbindung in einen öffentlichen Grünbereich geschaffen werden. Die derzeitige Lage führt durch die Innenhöfe der Hofhäuser.
Der Gemeinschaftsplatz wirkt an der geplanten Stelle im Westen entlang der Erschließungsstraße fehlplatziert. Dieser sollte besser entlang der oben genannten Mittelachse angedacht werden, um den sozialen Austausch auch mit Bewohnern außerhalb des Quartiers zu fördern.
Bezüglich der Gebäudeanordnung fehlt der städtische Bezug und die Gebäudecluster finden im Süden und Norden keinen spürbaren Abschluss. Durch die, zum Teil beliebig wirkende, leicht gedrehten Anordnungen entstehen dennoch zum Teil interessante Innenhöfe mit Aufenthaltsqualitäten, die aber leider durch die mittig angeordneten Fahrradboxen konterkariert werden. Die Ausrichtung der Staffelgeschosse der östlichen Gebäude zu den Höfen hin wirkt sich ebenfalls negativ auf die vermutlich gewünschte intime Atmosphäre der Höfe aus.
Auf die entstehenden Emissionen des Gewerbes wird im Süden nicht reagiert. Die Problematik scheint sich durch die Staffelung der südlichsten Gebäude sogar noch zu verstärken.
Besonders hervorzuheben ist, dass alle Abschnitte einzeln sehr gut umsetzbar sind, ohne dass das städtebauliche Gesamtkonzeption der Cluster in den Zwischenphasen leidet. Insgesamt wirkt die Arbeit durchdacht, wenn
auch in manchen Teilen aufgrund der konventionellen Bautypologien nicht für den Ort passend. Die Anzahl der Wohneinheiten in den ersten beiden Bauabschnitt ist eine der geringsten aller Entwürfe, sodass die Finanzierbarkeit des bezahlbaren Wohnraumes in einem weiteren Schritt geprüft werden muss.

Qualität der Freiräume:
Das Preisgericht honoriert die Absicht die ehemalige Bahntrasse im ehemaligen Quartiert abzubilden. Allerdings scheint die gewählte Geste überinszeniert, zumal sie an einer Weggabelung endet. Der Beginn am Bahnhofsplatz ist jedoch richtig gewählt und verspricht einen attraktiven Auftakt und Aufenthaltsqualität. Die lang gestreckte Promenade zwischen den Hecken der Wohnungsgärten und dem in der Regel trockenen Regenwassergraben bietet wenig Abwechslung. Der Nachbarschaftsplatz wirkt an dieser Stelle beiläufig positioniert; ebenso seine Begrenzung durch den Kurvenradius der Wohnstraße.
Die Bereiche zwischen der Wohnbebauung, gegliedert in kommunikative Höfe und grüne Streifräume, werden positiv bewertet.

Erschließung mit Verkehrs- und Wegekonzept:
Die Erschließungsschlaufe über die Straße Am Bahnhof und eine neue Erschließungsstraße ist einfach und überzeugend. An dieser Schlaufe bzw. an der Laufener Straße liegen die TGA Einfahrten. Schön ist die Anordnung einer Promenade nur für Fußgänger und Radfahrer entlang der ehemaligen Bahntrasse. Leider wurde es versäumt, die durch das Gebiet verlaufende Nord-Süd-gerichtete Fußgänger- und Radwegverbindung von der Altstadt zum Einzelhandel attraktiv, d. h. intuitiv auffindbar und ohne Umwege zu gestalten. Gut gelöst ist eine Art durchgehender Lärmschutzbebauung entlang der Laufener Straße.
Modell

Modell

Schnitt Gleispromenade und Nachbarschaftsplatz

Schnitt Gleispromenade und Nachbarschaftsplatz

Blick von der Gleispromenade in den Wohnhof

Blick von der Gleispromenade in den Wohnhof