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Verhandlungsverfahren | 07/2020

Fraunhofer ESK Garching – Neubau Institusgebäude – V_004_750328_A Objektplanung Gebäude und Innenräume

Zuschlag

Telluride Architektur

Architektur

Erläuterungstext

Ein Haus zur Entwicklung sicherer Künstlicher Intelligenz als strahlkräftiger Baustein für die „Innovationsschmiede“ Fraunhofer-Gesellschaft.

Garching ist als Forschungsstandort mit 12.000 Studierenden sowie 6.000 Forschern und Mitarbeitern seit Jahrzehnten eine feste Größe in der deutschen und internationalen Wissenschafts- und Universitätslandschaft. Nördlich der bayerischen Landeshauptstadt München als auch der eigentlichen Gemeinde gelegen, erstreckt sich der Campus der Technischen Universität München (TUM), der zudem zahlreiche Bauten bekannter Forschungsorganisationen (Fraunhofer-Gesellschaft, Max-Planck-Gesellschaft, Leibniz-Gemeinschaft, European Southern Observatory, u. a.) beheimatet. Der Campus ist begrenzt durch die Lichtenbergstraße im Norden und die Ludwig-Prantl-Straße im Süden sowie den durchgrünten Isarflusslauf im Osten - als natürliche Begrenzung - und die Freisinger Landstraße im Westen. Die Isar, die Campusmagistrale Boltzmannstraße und das grüne Band des Wiesäckerbachs gliedern den Wissenschaftsstandort, dessen Entwicklung von Ost nach West vom Fluss her erfolgt(e) und sich mit weiteren Potenzial- und Erweiterungsflächen bis hin zur Freisinger Landstraße fortsetzt. In diesem Erweiterungsbereich, entlang der ersten hundert Meter der Lichtenbergstraße, bilden die Institute IGCV und AISEC der Fraunhofer-Gesellschaft den Auftakt in den nördlichen Teil des Garchinger Forschungszentrums.

Zwischen diesen beiden Instituten wird sich das Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS als Scharnier und Übergang zum südlich angrenzenden Gebäudekomplex der Fakultät für Elektro- und Informationstechnik der TUM positionieren. Ein zentrales städtebauliches Element der Fraunhofer-Institute ist der Anger (ein aufgeweiteter, länglicher Freiraum), dem sich alle Gebäude zuwenden und über den sie erschlossen werden. Durch die Lage des Baufeldes an der südöstlichen Ecke des Angers, öffnet das IKS seinen Eingang nach Norden, was einerseits eine klare Adressbildung hervorbringt und andererseits eine optimale Ausnutzung der Lichtverhältnisse für die Grundrissgestaltung ermöglicht. Das rund 2.000 m² große Baugrundstück nimmt zur Raumbildung die Fluchten und Kanten der Institute IGCV und AISEC auf und schließt das Fraunhofer-Areal an dessen südöstlichem Ende städtebaulich ab. Dadurch wird es im übergeordneten Kontext des Gebiets südlich der Lichtenbergstraße zum zentralen Baukörper und strahlkräftigen Baustein.

Die Gebäudenutzung ist innere Gliederung und strukturierendes Leitmotiv zugleich. Kognition bildet nicht nur das grundlegende Forschungsthema des Fraunhofer-Instituts für Kognitive Systeme (Entwicklung künstlicher Intelligenzen), sondern findet seinen Widerhall auch in der architektonischen Auslegung und Adaption. Die Fähigkeit, Informationen aus verschiedenen Quellen (Wahrnehmung und Erfahrung) zu erhalten, zu assimilieren und zu verarbeiten und so in Wissen umzuwandeln, braucht ein kommunikatives räumliches Netzwerk, eine Architektur, die Kognition ermöglicht.

Zentrales Element ist das Atrium, ganz im Sinne Andrea Palladios, als Ort der Erschließung und Kommunikation. Es ordnet die Gebäudestruktur, bildet im Erdgeschoss die Verbindung zum Anger und sorgt in den Geschossen darüber für eine innere und äußere Vernetzung. Es ist gleichzeitig aber auch wichtiger Erfahrungsraum, im kognitiven Sinne, denn es verbindet alle unterschiedlichen Bereiche im Gebäude miteinander. Um das Atrium gliedern sich die Arbeitsbereiche und im Westen der Gebäudekern als „Rückgrat“, der zugleich einer möglichen Gebäudeerweiterung an dieser Stelle dient. Demgegenüber sind die Geschossflächen frei gestaltbare Arbeitswelten auf denen jedem persönlichen Arbeitsplatz ein vielfältiges Angebot unterschiedlichster räumlicher (Einzel-)Funktionen – gleich einem Baukastenprinzip – zur Verfügung steht und von diesem umspielt wird. Der Arbeitsbereich wird so zum individuell strukturierbaren Erfahrungsraum und setzt kognitive Prozesse in Gang, die sich stimulierend und innovativ in den Arbeitsabläufen, -ergebnissen und der -kultur widerspiegeln. Vernetzte Kreativplattformen bieten darüber hinaus Orte zur Kollaboration, Konzentration, Kommunikation und Gemeinschaft. Nach außen umschließt eine alles umspannende, leichte und transluzente Hülle als texturierte Fassade und aktiver Sonnenschutz aus fixen, nach Lichteinfall und Himmelsrichtung ausgerichteten Lochblechlamellen, das Gebäudevolumen. Offene und transparente Bereiche, an den Stellen, an denen das Atrium an die Gebäudeaußenfläche trifft, sorgen für ein mäandrierendes Erscheinungsbild entlang der Fassadenoberfläche.

Das Gebäude wird 2024 fertiggestellt und der Fraunhofer-Gesellschaft zur Forschung an der Entwicklung verlässlicher und sicherer kognitiver Systeme dienen.