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Offener Wettbewerb | 11/2019

Neugestaltung des Hegelplatzes in Berlin Mitte

Teilnahme

hochC Landschaftsarchitekten PartGmbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Hegelplatz

Ausgangssituation :
Die Gliederung des zentral gelegenen Hegelplatzes ist derzeit statisch, für Nutzer wenig attraktiv und ohne spannungsvollen Bezug zum urbanen Umfeld. Der großzügige Grünraum wirkt aber grundsätzlich wohltuend und ist klimatisch ausgleichend in der eher steinernen und an Grünflächen armen Umgebung.

Leitbild und Entwurfsidee:
Wir denken den Platzraum neu und entwickeln die vorhandenen Qualitäten stadträumlich weiter. Dabei finden wir eine Balance zwischen dem repräsentativen Charakter des Ortes und den Anforderungen der Nutzergruppen. Der Hegelplatz wird zu einem attraktiven Aufenthaltsort für die Kultur- und Bildungseinrichtungen, Anwohner- und Stadtgesellschaft gestaltet: Im Gegensatz zu dem gegenüberliegenden Ehrenhof des historischen Universitätsgebäudes verstehen wir den Hegelplatz mit seiner eher zeitgenössischen Gestaltung als Platz und Grünraum mit eigenem Charakter, der einen eigenständigen Auftakt an der Dorotheenstraße verträgt. Er verzahnt sich hier in unserem Entwurf mit den angrenzenden Stadträumen und reflektiert die Nutzungsanforderungen von Besuchern und Anwohnern an einen multicodierten Stadtraum.

Der Grüne Wiesenplatz:
Dieser grüne Platzraum wird durch einen sinnvollen Verbindungsweg gegliedert, der Trampelpfade verhindert und im Gegensatz zum Platzbereich am Hegeldenkmal als eher introvertierter Begegnungsraum vor dem Unigebäude und für die Nachbarschaft genutzt werden kann. Die jetzt formalistische und baumgerahmte Platzkante wird zur Dorotheenstraße hin formal aufgelöst, die strenge Baumeinfassung wird durch die Entnahme einiger weniger Bäume aufgelockert. Die dynamisch abgerundeten Platzkanten leiten räumlich zu den Eingängen der Institutsgebäude. Die weiterhin großzügige Wiesenlandschaft im Norden dient als grüner Rückzugs- und Erholungsraum. Hier kann man Liegen, Sonnenbaden und Federball spielen.

Der Platzbereich an der Dorotheenstraße:
Aus dem großzügigen Wiesenraum lösen sich grüne Pflanzinseln heraus, die in den steinernen Platz- und Straßenraum an der Dorotheenstrasse hineinwirken und als Ensemble ein spannungsvolles Gegenüber zum Ehrenhof mit seinen historischen Universitätsgebäuden bilden. Der neu formulierte Hegelplatz mit nimmt die Fluchten von dessen Zugangsbereichen auf. Der Platzraum zur Dorotheenstrasse erhält so eine markante Figur zum Stadtraum, das Hegeldenkmal als Namensgeber mit der Lichtinstallation ist darin eingebettet. Der zum öffentlichen Straßenraum orientierte Platzbereich wird so zu einer lebendigen Schnittstelle zwischen Kultureinrichtungen und öffentlichem Raum. Erhöhte Pflanzinseln mit Sitzbereichen an den Kanten werden ergänzt von Tischtennisbereich, Trinkbrunnen und Bewegungsräumen.

Die Lichtinstallation mit dem Hegeldenkmal:
Die Lehren des Philosophen und Berliner Universitätsprofessors Georg Wilhelm Hegel, dessen Denkmal und Name den Platz nahe der Humboldtuni passenderweise zieren, inspirierte auch den Entwurf einer Lichtinstallation. Deren Ausgangspunkt ist die von Hegel entworfene Dialektik von These und Antithese, Materie und Geist und seine Theorien vom stets wiederkehrenden menschliche Streben nach einer harmonischen und erkenntnisgeleiteten Synthese: Eine über dem Hegeldenkmal schwebende Lichtwolke symbolisiert die geistigen erkenntnisorientierten Überlegungen jener Zeit, die mit der hegelschen Dialektik eine ganze Epoche von Geisteswissenschaftlern prägten. Die Installation ist als unendlich verschlungenes und nachts dynamisch pulsierendes Lichtband entworfen, jeder synthetische Licht- und Erkenntnisdurchlauf hebt die Gedanken gleichsam durch Erkenntnis auf eine höhere Ebene, ein sich immer wiederholendes Spiel von Licht und Gedanken.

Pflanze:
Acht Haselnussbäume werden gefällt, um Sichtbezüge herzustellen, Verbindungswege zu schaffen und besonnte Rasenpartien zu ermöglichen. Dem gegenüber werden dreizehn Bäume und Großsträucher neu gepflanzt: Felsenbirnen, Birken und Gleditschien. Im nördlichsten Grünbereich bilden extensive Bodendeckerfluren den Übergang zum Platzrand, die Beetinseln im Süden werden aus stadtklimaresistenten Gräser-Stauden-Mischungen gestaltet. Hier sind auch Beetpatenschaften möglich, bei Interesse können Studenten- und Anwohnerschaft in die Beetplanung und deren Pflege einbezogen werden.

Verkehr:
Die Bauhofstraße wird vom Durchgangsverkehr befreit und zu einem barrierefreien Platzbereich umgestaltet, der den zentralen Platz um das Hegeldenkmal großzügig ergänzt und ebenerdig an die Gehwege anschließt. Für Feuerwehr und BSR bleibt diese durch Poller begrenzte Fläche temporär befahrbar. Robuste Fahrradanlehnbügel für insgesamt 152 Fahrradstellplätze werden an den Platzrändern und nahe des Unieingangs in die Gestaltung integriert.

Nachhaltigkeit und Regenwasserbewirtschaftung, Ausstattung und Materialien, Kosten und Pflege:
Die Sitzkanten sind aus robustem geschliffenen Sichtbeton mit abgerundeten Kanten, die gesamte Platzfläche wird mit einem einheitlichen gesägten Naturkleinsteinpflaster belegt, die Fahrspur hebt sich als naturbehauene Natursteinfläche ab. Die angrenzenden Gehwege werden gemäß den Auslobungsauflagen erhalten. Die Bänke sind barrierefrei mit Lehne und teils Armlehnen ausgestattet, als Belagsmaterial wird keilverzinktes und nachhaltigkeitszertifiziertes europäisches Holz eingesetzt. Sämtliches Regenwasser im nördlichen Bereich wird in den Rasenflächen zur Versickerung gebracht, lediglich der eher steinerne Platzbereich zur Dorotheenstraße bleibt wie bisher an die Regenwasserkanalisation angeschlossen.

Der vorgegebene Baukostenrahmen wird eingehalten, LED-Strom- und Unterhaltungskosten für die robuste und vandalismussichere, weit oben angebrachte hegelsche Lichtinstallation sind überschaubar und Kosten für die kommenden Jahre in den Kosten berücksichtigt.