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Einladungswettbewerb | 06/2020

Gemeindezentrum der ev. Kirchengemeinde Petrus-Giesensdorf in Berlin

Haupteingang Gemeindezentrum

Haupteingang Gemeindezentrum

1. Preis

Preisgeld: 5.075 EUR

kleyer.koblitz.letzel.freivogel

Architektur

Erläuterungstext

Hauptziele des Entwurfs
- den Neubau als selbstbewusste und neue sichtbare Adresse für das Gemeindezentrum auszubilden
- den Gottesdienstraum als eigenständiges Bauvolumen erkennbar zu machen
- eine übersichtliche und klare Zonierung der Nutzungsbereiche zu ermöglichen
- ein feierliches Raumkontinuum zwischen Foyer, Gottesraum und „Hortus Conclusus“ zu schaffen
- den Neubau mit einer nachhaltigen und langlebigen Materialität zu versehen
- den vorhandenen Baumbestand weitestgehend zu erhalten

Städtebau
Der Neubau wird innerhalb der vorgegebenen
offenen Bauweise als eingeschossiger u-förmigen Baukörper konzipiert. Als höchstes Element wird der Gottesdienstraum innerhalb des eingeschossigen Gebäudes als eigenständiges Volumen akzentuiert und weist auf seine besondere ideelle Nutzung hin.
Eine zweite, bauliche Erhöhung bildet die Pfarrwohnung und stärkt damit den Neubau stadträumlich zur Celsiusstraße. Der Baukörper wird durch eine
Überdachung zusammengezogen und bildet so einen geschützten Eingangshof aus, der von den angrenzenden Erschließungsbereichen und dem Café feierlich gerahmt wird. Zugleich liegt in Bewegungsrichtung, gut einsehbar, der Haupteingang, der in das zentrale Foyer führt, von dem alle Nutzungsbereiche erschlossen werden.
Die Anlieferung des Cafés erfolgt über eine Zufahrt
im nordwestlichen Bereich des Grundstücks von der Celsiusstraße aus. Drei weitere, vom Haupteingang unabhängige Zugänge ermöglichen einen reibungslosen Ablauf für die unterschiedlichen Veranstaltungs- und Nutzungsbereiche. Die Räume der Gemeinwesenarbeit können im Bereich der südöstlichen Fassade separat erschlossen werden.

Innere Organisation
Der neue Gottesdienstraum ist das zentrale bauliche Element, um das sich alle weiteren Funktionen legen.
Er öffnet sich mit seiner kurzen Seite zum in das Volumen eingeschriebenen „Hortus Conclusus“, der, neben dem Innenhof, einen zweiten intimen Außenraum schafft
und die Umgebung durch ein Strickmauerwerk filtert. Seiner übergeordneten Bedeutung entsprechend ist er als ablesbarer, autonomer Baukörper ausgebildet, der von den umgreifenden Foyer- und Erschließungsbereichen erlebbar ist. Der Gottesdienstraum öffnet sich großzügig zum Foyer und kann somit für Veranstaltungen mitgenutzt werden. Die Ausgabestelle „Laib und Seele“ liegt im Foyer und ist visuell über das Foyer mit dem Gemeindesaal verbunden. Die Räume der Gemeinwesenarbeit sind vom Foyer direkt erreichbar, erhalten aber auch eine eigene unabhängige Erschließung.

Barrierefreiheit
Alle Räume des Gemeindezentrums befinden sich im Erdgeschoss und sind somit ebenerdig erreichbar. Alle Flure weisen eine Mindestbreite von 1,50m auf.

Konstruktion I Materialität
Der Neubau wird als robuster und nachhaltiger Backsteinbau konzipiert, der sich zum Innenhof und
zum Garten durch großflächige Verglasungen öffnet.
Die tragenden Bauteile, Bodenplatte und Wände sind
aus Stahlbeton, alle nichttragenden Wände sind
als Leichtbauwandsysteme aus Holz konzipiert. Die Dachkonstruktion des Gottesdienstraums ist als sogenanntes „Nattererrost“ geplant. Dieser ermöglicht ein wirtschaftliches Deckentragwerk, dessen hölzerne und filigrane Konstruktion für die erforderliche Feierlichkeit eines Gottesraums sorgt. Die harte, backsteinerne Außenhülle kontrastiert mit der warmen und vollflächig hölzernen Auskleidung des Raumes, die zugleich akustisch wirksam ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch eine klare Baukörperbildung und konsequente räumliche Anordnung der Funktionsbereiche. In U-förmiger Ausprägung orientiert sich das Gebäude zur Celsiusstraße. Auch wenn die Anlagerung der Straßenfront an den Verlauf der Celsiusstraße nicht nachvollzogen werden kann und eine unverständliche Torsituation mit dem Nachbargebäude produziert, erscheint die Lage des Gemeindezentrums auf dem vorderen Grundstücksbereich gut gewählt. Hier empfängt es den Besucher mit einer großzügigen Geste über die gesamte Baukörperbreite. Schwellenlos gelangt man in einen geschützten Patio zu dem die Hauptfunktionen orientiert sind. Als zeitgemäße Interpretation des „Kreuzgangmotivs“ stellt dieser Außenraum die wichtige Schnittstelle des Gemeindezentrums zur Öffentlichkeit dar. Der im „Hintergrund“ angeordnete Gottesdienstraum zeigt sich schon von Weitem durch eine wohl proportionierte Kubatur, die neben der im Obergeschoss angeordneten Pfarrwohnung nochmals durch eine dezente Überhöhung in Erscheinung tritt.

Während die dienenden Räume nach konsequent funktionalen Aspekten angeordnet werden und insgesamt über sinnfällig angeordnete Zugänge erschlossen werden, schöpft der Gottesdienstraum seine sakrale Atmosphäre und räumliche Kraft aus einer ausgesprochen fein gewählten Materialität und stimmigen Proportion sowie durch die bestechende Ausrichtung auf einen „Hortus Conclusus“. An dieser Stelle wir die äußere Hülle aus Mauerwerk geschickt durchbrochen, kreuzförmige Perforationen integrieren die Umgebung und filtern gleichzeitig das einfallende Licht wie den neugierigen Einblick. Ein ähnliches Motiv in der hölzernen Saaldecke trägt bewusst zur Überhöhung des Raumes bei. Das Preisgericht sieht hier allerdings die Möglichkeit einer gegenseitigen Beeinträchtigung beider Tageslichtführungen. Auf Unverständnis stößt die vorgeschlagene Längsteilung des Gottesdienstraumes in der Kreuzachse.
Ungeklärt bleibt die barrierefreie Erschließung der ansonsten gut angelegte Pfarrwohnung im Obergeschoss.

Die Gestaltung der Freianlagen erscheint eher schematisch, wie auch das Energiekonzept nicht weiter differenziert wird, sondern hier eher Allgemeinplätze benannt werden.

Insgesamt stellt die Arbeit einen hervorragenden und räumlich wie funktional überzeugenden Beitrag zur gestellten Aufgabe dar.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG I OG

Grundriss EG I OG

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

Gottesdienstraum Gemeindezentrum

Gottesdienstraum Gemeindezentrum