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Offener Wettbewerb | 07/2020

Neubebauung der ehemaligen Herdfabrik in Offenburg

1. Rang

Preisgeld: 25.000 EUR

K9 ARCHITEKTEN Borgards.Lösch.Pichl.Piribauer

Architektur

Erläuterungstext

Die Alte Herdfabrik

Ein faszinierender Ort an einer unaufgeregten Seitenstraße Offenburgs. Ein Ort mit einzigartiger geschichtlicher Prägung und bestem Potential für seine Zukunft. Es geht darum, etwas zu retten und etwas lesbar zu machen! Und gleichzeitig geht es darum, diesem Ort einen Charakter und neues Leben zu geben.
Ein kraftvoller städtebaulicher Baustein entsteht, der sich achtsam sowie individuell in seine Nachbarschaft einfügt.


Leit- und Entwurfsideen für das Areal

- Achtung des gründerzeitlichen Städtebaus und Komplettierung der benachbarten Blockrandbebauung
- Kompletterhalt und denkmalgerechte Sanierung des Wohnhauses und Teile des Pförtnerhauses, Teilerhalt der Fabrik mit ihrer Hoffassade, Lesbarkeit der Baugeschichte
- einheitliche Kennzeichnung des Areals durch zurückhaltende zeitgenössische Architektur, die das Thema einer städtischen Manufaktur in sich trägt
- Gliederung der Neubebauung in fünf Baukörper mit rund 45 Wohnungen, Fortsetzung der städtebaulichen Körnung und den Proportionen aus der Nachbarschaft
- Gestaltung eines einladenden, offen gehaltenen Wohnhofs, der das erhaltene Baudenkmal und dessen Ausstrahlung in seine Mitte nimmt
- gut orientierte Wohnungen mit privaten Freiräumen als Balkone, Loggien oder Lauben
- Vernähen der Gebäuderückseiten im Baublock mittels kleinen begrünten Freibereichen
- Stärkung von Nachbarschaften in Straße und Hof, Entwicklung eines hochwertigen Wohnumfeldes
- Erhalt und Wiederbelebung des Arealzugangs zwischen Wohnhaus und Pforte, Gestaltung eines Herd -Geschichten-Raums im alten Pförtnerhaus mit Schaufenster und kleinem Vorplatz zur Lihlstraße
- zusätzliche Öffnung an der Franz-Volk-Straße zur baulichen Rhythmisierung und guten Belichtung der Wohnungen
- Parkierung in gemeinsamer Tiefgarage unter Neubebauung
- gemeinschaftlicher Wohnhof als Treffpunkt seiner Anwohner und halböffentliche Mitte des Areals


Vorschlag zum Umgang mit dem Denkmal

Das Baudenkmal „Herdfabrik“ wird in vier Stufen in das Gesamtkonzept des Projektes integriert:

Die alte Villa wird komplett erhalten und sorgfältig denkmalgerecht saniert. Wenn sich keine besondere Nutzung für das Erdgeschoss findet, kann auch dort im Loftstil gewohnt werden.

Der schönste Teil des Pförtnerhauses wird erhalten und markiert damit den alten Zugang des Areals. Der kleine Raum kann als „Poket-Museum“, ähnlich eines Schaufensters, gestaltet werden.

Die Fassaden und Strukturen des Hauptteils der eigentlichen „Fabrik“ bleiben als Relikt und Maßstabsgeber im Hof stehen. Das Dach wird abgenommen, das Bauwerk verwandelt sich in eine offene Arkade, die üppig mit Rosen berankt wird und Ausgangspunkt für eine stimmungsvolle Gestaltung ist. An Dornröschen darf gedacht werden...

Die nicht ganz so wertvollen Teile der Fabrik werden zurückgebaut und geben der neuen Wohnbebauung Platz. Aus dem Abbruchmaterial werden lesbare Spuren der alten Grundmauern in die neue Bodengestaltung integriert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem konzeptionellen Ansatz gelingt es dem Verfasser auf einfache Art und Weise eine Wohnanlage mit viel Eigenständigkeit zu generieren, bei dem der historische Bestand in großen Teilen erhalten bleibt und dieser sehr charaktervoll mit eingebunden wird. Schön ist dass der Erhalt der baulichen Reste der Halle, auch bautechnisch machbar ist und in das Gesamtkonzept mit eingebunden wird. Beim Erhalt des Pförtnerhäuschen werde allerdings bautechnisch Bedenken geäußert. Durch die verbindenden Terrassen entsteht eine baukörperliche Großzügigkeit und bildet ein Ganzes. Im EG bleibt jedoch die Durchlässigkeit und Kleinteiligkeit erhalten. Bedenken werde bei den Wohnungen in Nord-osten mit Blick auf die noch bestehende Brandwand geäußert. Beim Blick in die Zukunft kann man aber vom Wegfall dieser Bebauung ausgehen. Der Innenhof hat eine angenehme Größe. Die großflächige Versiegelung sollte aus klimatischen Gründen überdacht werden. Eine natürliche Versickerung wäre anzustreben. Die Grundrisse sind von hoher Qualität, ebenso die zurückhaltende Fassadengestaltung ohne Verzicht auf eine charaktervolle Eigenständigkeit. Die wirtschaftlichen Kenndaten liegen im vertretbaren Bereich, so dass man von einer wirtschaftlichen Realisierung ausgehen kann. Insgesamt ist der Projektvorschlag ein sehr guter Beitrag zu der gestellten Aufgabe, der eine Wohnanlage mit einer sehr angenehmen Atmosphäre entstehen lassen würde.