modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Mehrfachbeauftragung | 05/2020

Umgestaltung des Kirchplatzes St. Pankratius in Oberhausen

Kirchplatz St. Pankratius Osterfeld

Kirchplatz St. Pankratius Osterfeld

Teilnahme

ST-FREIRAUM Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Erneuerung des Kirchplatzes St. Pankratius stellt einen wichtigen Baustein in der Entwicklung der Osterfelder Innenstadt sowie in der Entwicklung der Gemeindeflächen St. Pankratius dar. Die Präsenz des bestehenden Kirchengebäudes, das Gebäudeensemble der Probstei St. Pankratius sowie das urbane Umfeld des Osterfelder Stadtzentrums bieten hierzu einen charismatischen Rahmen. Zudem trägt die Entwicklung des öffentlichen Freiraums in Verbindung mit der geplanten Neubaumaßnahme der Wohnbebauung Vikariestraße/Schulstraße dazu bei, dem Kirchenumfeld eine neue, moderne und unverwechselbare Prägung zu geben. Die Bildung eines funktionalen und identitätsschaffenden Quartiersplatzes mit jeweils eigenständigen und besonderen Teilräumen schafft Identifikation und ermöglicht gesellschaftliches Miteinander. Als Gestaltungsgrundsatz gilt: Freiraum für alle, barrierefrei und sicher, robust aber modern.

Stadträumliche Betrachtung
Den Maßstab für die neue Platzgestaltung bildet das imposante Kirchengebäude. Nach dem Motto: „Die Kirche ordnet den Raum“ erfolgt die gesamte Platzgestaltung orthogonal zur Ausrichtung des Kirchengebäudes. Die den Raum prägenden Platzkanten bilden neben der historischen Backsteinfassade der Kirche die bestehenden bzw. geplanten Fassaden der Wohn- und Geschäftshäuser an der Nordseite sowie an der Westflanke. Jeweils an den Außenecken entstehen verbindende Kontaktstellen, die die Fläche mit dem Osterfelder Stadtraum verbinden. Die Orientierung der bugförmig ausgebildeten Sitzmauer weist auf den nahegelegenen Osterfelder Markt und schafft nicht nur visuell die hier erforderliche Anbindung. Der Kirchplatz wird bewusst als offener Raum gestaltet und stellt so die Kirche wieder in den Fokus des Quartiers.

Raumkonzept
Im Norden und Süden werden bestehende Mauern und Einbauten gezielt zurückgebaut, um eine zusammenhängende Freifläche zu schaffen. Dadurch wird der Kirchplatz zum umliegenden Straßenraum an der Kirch-, Vikariestraße und zur Bottroper Straße geöffnet.
Der neue Kirchplatz teilt sich als innerstädtische Freifläche in zwei Nutzungszonen. Mit einem offenen ebenflächigen Rasenspiegel öffnet sich das Pankratius Parterre zum Osterfelder Stadtraum. Der als Sitzmauer ausgebildete Bug bildet eine markante Einfassung und schafft so einen geschützten, grünen Raum.
Dem gegenüber bietet der Platz der Erinnerung eine befestigte Platzfläche zwischen Kirchenportal und westlich angrenzendem Backsteingebäude Vikariestraße 2. Oberhalb der Stufenanlage entsteht ein attraktiver, multifunktionaler Raum, der als Entrée nicht nur den Zugang zur Kirche ermöglicht, sondern ins Besondere vielfältige Nutzungen wie Hochzeitsplatz, Versammlungsort bis hin zur Außengastronomie ermöglicht und die Geschichte des Ortes erleben lässt.

Gestaltungskonzept
Ähnlich einer Tafelebene schiebt sich die alles umschließende Platzfläche der Probstei St. Pankratius vom Gemeindezentrum bis an den Straßenraum der Vikariestraße. Sie bildet für die Teilplätze Rasenparterre und Platz der Erinnerung den ganzheitlichen Rahmen.

Das Rasenparterre
Zentrales Element der Platzgestaltung ist das offene, grüne Rasenparterre. Der orthogonale Rasenspiegel wird mikadoartig durch drei schmale Pflasterwege in vier Teilflächen gegliedert. Die zum Straßenraum orientierten Stützmauern lassen den Rasenspiegel durch ihre auskragenden Mauerkronen schweben und bilden die gliedernde Form. Zentrales Element des Rasenparterres ist der hoch aufragende Bilderrahmen aus goldfarbenen Harthölzern. Den gestalterischen Hintergrund bietet die imposante Kirchenfassade. Lediglich vier Apfelspalierbäume schaffen einen grünen Rahmen. Als belaubte, heckenartige Strukturen nehmen sie zwischen den mächtigen Pfeilern Bezug auf die Fassadenteilung der Kirche und bieten den Sitzbänken sowie dem Ehrenmahl einen linearen Rücken.

Der Platz der Erinnerung
Als befestigter Platz bildet der Platz der Erinnerung das Entrée zum Kirchenportal. Eine orthogonal abgewinkelte Treppenanlage aus bis zu drei Stufen vermittelt zwischen dem Niveau der des Kirchplatzes und der Terrassenanlage des anschließenden Gebäudes Vikariestraße 2. Damit verschmelzen beide Teilflächen zu einer Einheit und sind somit multifunktional nutzbar. Von Außengastronomie, dem Treffen nach dem Gottesdienst bis hin zu kleinen Gesellschaften, zu Taufe oder Hochzeit sind hier unter dem ehrwürdigen Laubbaum mannigfaltige Nutzungen möglich. Sämtliche Wegeanbindungen an den Osterfelder Stadtraum sind barrierefrei. Dennoch schiebt sich die Platzfläche mit der Stufenanlage offen und einsichtig bis an den Straßenraum der Bottroper Straße und rückt auch hier in den Fokus der Stadt. Die Gestaltung des Pflasterbelages erfolgt im Zeichen der Osterfelder Stadtgeschichte, die begründet in der Historie der Probstei St. Pankratius und fest verwoben mit der Bergbaugeschichte der Region ist. So finden die Förderlore der Zeche Osterfeld, die Skulptur der Heiligen St. Barbara sowie individuell gestaltete Bodentafeln aus Graphit hier ihren Platz.

Verkehrskonzept
Die Erschließung des Kirchplatzes erfolgt fußläufig und barrierefrei. Für Menschen aller Altersgruppen bietet eine Galerie aus drei langgezogenen Sitzbänken entlang der Kirchenfassade sowie zwei separate Sitzbänke im Bereich des Rasenspiegels ein attraktives Angebot zum Verweilen, das sowohl beschattete als auch sonnige Plätze bietet. Im nordöstlichen Platzbereich bieten einige Fahrradparker die Möglichkeit, Fahrräder bequem und in der Nähe der Sitzbänke abzustellen. Im Bedarfsfall können von der Kirchstraße aus beide Platzflächen angefahren und bewirtschaftet werden. Dies ermöglicht die Anlieferung von Ausstattungs-elementen für Gemeindefeste und vergleichbare Events. Grundsätzlich gilt es, den Kirchplatz als Aufenthalts- und Kommunikations- und autofreien Ruheort zu bewahren.

Beleuchtungskonzept
Als allzeit öffentlich begehbarer Platz erhält der Platz der Erinnerung eine Funktionalbeleuchtung mit drei Lichtstelenpaaren, die im Bedarfsfall die erforderlichen Versorgungsanschlüsse für Veranstaltungen liefern. Das System aus formreduzierten Lichtstelen nimmt bewusst Abstand vom Gestaltungskodex der historischen Fassaden und leuchtet den Gesamtraum mit einer insektenfreundlichen Lichtfarbe sicher aus. Zusätzlich erfolgt eine akzentuierende Beleuchtung der westlichen Kirchenfassade im Bereich der Apfelspaliere ebenso wie eine dezente indirekte Beleuchtung zur Inszenierung der Sitzmauer an Kirchstraße sowie an der Vikariestraße.

Ökologie
Die bestehenden Laubbäume werden als für das Kleinklima unverzichtbare Stadtbäume erhalten. Mit der Pflanzung einer Sommerlinde am nördlichen Platzrand wird das Baumensemble um eine wertvolle Bienenweide ergänzt.
Neben der Gestaltung der Platzfläche kommt dem Rasenspiegel eine besondere Bedeutung zu. Die Rasenfläche bietet mit einem unterirdischen Körper aus porenreichen Substraten einen großen Retentions- und Versickerungsraum. Als Baumdrainage wird das Oberflächenwasser des gesamten Platzes sowie das im Bereich der angrenzenden Dachflächen anfallende Niederschlagswasser, einem Schwamm gleich, aufgenommen, versickert oder über die Laubbäume und gesamte Vegetationsfläche sukzessive wieder verdunstet. Durch die damit entstehende Kühlung wird das Stadtklima positiv beeinflusst.

Der Materialkanon
Ein stabiles Gerüst in der Gestaltung des öffentlich genutzten Kirchplatzes gibt der Gesamtanlage gestalterischen Halt. So beschränken sich die Ausstattungselemente wie Lichtstelen, Sitzmöbel, Fahrradständer und Abfallbehälter in ihrer Materialität auf lackierten Stahl und Naturholz. Einzig der Bilderrahmen hebt sich deutlich akzentuiert ab und bildet somit den visuellen Fokus.

Beteiligungs- und Nutzungskonzept
Mit der Gestaltung des neuen Kirchplatzes wird die Osterfelder Bürgerschaft langfristig und aktiv in das Geschehen eingebunden. Bei der Gestaltung der Bodentafeln liefern die örtlichen Akteure Ideen und Inhalte zur Inszenierung der Historie der Gemeinde St. Pankratius.
Einen langfristigen Kommunikations- und Beteiligungsprozess bietet der Bilderrahmen. Er ist Spiel- Spaß- und Gestaltungselement zugleich, wenn in ihm neue Erinnerungen geboren werden, wenn die Geschichte des Ortes die Kulisse der Gegenwart bildet, wenn Selfie-, Hochzeits- oder Pressefotografen den neuen Ort in Osterfeld suchen.

Optionale Leistungen
Im Sinne einer intensiven Einbindung in das Umfeld wird die Durchführung folgender über die im vorgesehenen Baufeld hinaus definierten Leistungen empfohlen:
- In Verbindung mit einem Rückbau der bestehenden Vegetationsflächen sollte das Eingangspodest großzügig bis an den öffentlichen Gehweg der Bottroper Straße geführt werden. Gleichzeitig sollten die Treppenanlagen auf der gesamten zur Verfügung stehenden Breite an den Platz der Erinnerung anschließen.
- Die im Kreuzungsbereich Schulstraße/Vikariestraße bestehenden Stellplätze sollten in östlicher Richtung verlagert und an die dort bestehenden Stellplatze angeschossen werden.

Wirtschaftlichkeit
Die Maßnahmen zur Freiraumgestaltung folgen konsequent dem Gedanken der wirtschaftlichen und ökologischen Nachhaltigkeit. Die entstehenden Unterhaltungskosten können durch den extensiven Ausbau und die Verwendung von standardisierten Ausstattungselementen minimiert werden.