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Verhandlungsverfahren | 05/2020

Freianlagenplanung Berufschulzentrum Reutlingen

Perspektive Campusmitte

Perspektive Campusmitte

Teilnahme

BHM Planungsgesellschaft mbH

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Campus Berufsschulzentrum Reutlingen

Das Potential des Campus des Schulzentrums liegt in seinem großzĂŒgigen Freiraum zwischen den GebĂ€uden und dem zum Teil schönen, alten Baumbestand. Allerdings fehlen insgesamt Orientierung und die Betonung der Zugangsbereiche der einzelnen Schulen. Sie wirken unter den zurĂŒckgezogenen Obergeschossen eher dunkel. Durch die Topographie und Treppen sind viele Orte nicht oder nur durch Umwege barrierefrei erreichbar. Die großen WegeflĂ€chen erscheinen grau und heizen sich im Sommer auf. Dazu kommt die ausschließlich konventionelle EntwĂ€sserung, die keine Klimaanpassungspotenziale bietet. Auch die Ausstattung bietet wenig Aufenthalts- und keine Bewegungsangebote. Große FlĂ€chen aus Bodendeckerpflanzungen ohne ökologische und sinnliche QualitĂ€t prĂ€gen die Vegetation. Ein zusammenhĂ€ngendes Vegetationskonzept ist kaum erkennbar. Wegen ausgewachsener StrĂ€ucher wirken manche Bereiche dunkel und unĂŒbersichtlich. Die großen Bereiche mit Bodendeckern lassen die GrĂŒnflĂ€chen unförmig erscheinen. Insgesamt wirken die FreirĂ€ume zumindest in Teilen wie eine aus der Form gewachsene, ungeordnete Landschaft, die eher als AbstandsgrĂŒn erscheint und kein Gegengewicht zu den großen ErschließungsflĂ€chen bietet.

Der SchlĂŒssel zur effektiven und zielgerichteten Entwicklung der FlĂ€chen ist eine effiziente und einfache Umbaustrategie. Sie muss insbesondere eine Form und Methode formulieren, die möglichst viel des wertvollen Bestands integriert und dabei neue Funktionen und Elemente schadlos in die Struktur eingefĂŒgt werden können. Gleichzeitig sollte sie den neuen, besonderen Charakter des Ortes schon von der ersten Umbauphase an spĂŒrbar werden lassen.

Als Vorbild dient dafĂŒr das Prinzip einer Raumstation: an einem Verbindungselement werden verschiedene Module angedockt. Die Module funktionieren immer nach dem gleichen Prinzip und tragen somit zur IdentitĂ€tsbildung des Campus bei. Gleichzeitig kann die konkrete Form der jeweiligen Position angepasst werden, sodass der Bestand einfach integriert werden kann. Auch auf spĂ€tere Umbauten oder NutzungsĂ€nderungen kann damit flexibel reagiert werden, ohne dass das Gesamtbild zerbricht.
Als Verbindungselement dienen hierbei die vorhandenen Achsen, die das GelĂ€nde einmal in Nord-SĂŒd-Richtung und einmal in Ost-West-Richtung durchqueren. Durch zwei großzĂŒgige Gesten werden diese Achsen zunĂ€chst zusĂ€tzlich gestĂ€rkt: in Ost-West-Richtung wird quasi als Fortsetzung der Fahrradstraße ein blaues Asphaltband in die Wege eingelegt, welches das neue Fahrradparkhaus erschließt und den Campus gleichzeitig in ein zukunftsfĂ€higes MobilitĂ€tskonzept einbindet. In Nord-SĂŒd-Richtung formuliert sich die Geste in Gestalt einer geschwungenen, barrierefreien Rampe, die den Campus damit fĂŒr alle Menschen gleichermaßen zugĂ€nglich macht.

Neue Funktionen werden durch verschiedene Module aktiviert. Diese werden dort an die Erschließungsachsen angedockt, wo sie benötigt werden – immer unter sorgfĂ€ltiger BerĂŒcksichtigung insbesondere des wertvollen Baumbestands. Dabei agieren diese auf unterschiedlichen Ebenen: sozial, funktional, ökologisch und Ă€sthetisch.
An den GebĂ€udeeingĂ€ngen und den EingĂ€ngen des Campus werden klar ablesbare ZugangsplĂ€tze gebildet. Attraktive Aufenthaltsangebote markieren die ZugĂ€nge dadurch entlang der Hauptachsen und bieten somit Orientierung. Sitzgelegenheiten mit Baumstellungen spenden Schatten und dienen als ruhige Aufenthaltszonen. Aktive Bewegungselemente vom Volleyballfeld bis zur Callisthenicsanlage bieten den SchĂŒlern Treff- und Sportmöglichkeiten innerhalb des Campus. Einzelne Sitz- und Liegeelemente werden in die vorhandenen, grĂŒnen Hangkanten integriert. Sie bilden so attraktive Aufenthaltsbereiche und gestalterische Akzente unter Einbezug der örtlichen Topografie. GrĂŒne WegeflĂ€chen mit Rasenfugen in untergeordneten Bereichen dienen der Entsiegelung und lockern in Kombination mit Baumpflanzungen und Sitzelementen die großen PlatzflĂ€chen auf. Blumenwiesen werden in Teilen vertieft als blĂŒhende RetentionsflĂ€chen ausgebildet. Dadurch wird zu den ökologischen QualitĂ€ten der BlĂŒten zusĂ€tzlich der nachhaltige Effekt der RegenwasserrĂŒckhaltung addiert. Diese werden immer möglichst dezentral an grĂ¶ĂŸeren versiegelten FlĂ€chen angeordnet, um den besten Effekt zu erzielen. Je nach Bedarf können Wiesen durch intensive Pflege in nutzbare RasenflĂ€chen umgewandelt werden. Diese bieten im Sommer Möglichkeiten zum Liegen und Aufenthalt in der Sonne. Gleichzeitig bringt diese klare Differenzierung eine Reduzierung des Pflegeaufwands insgesamt. Lockere Baukonstruktionen beherbergen Lernecken, RaucherunterstĂ€nde oder auch MĂŒlleinhausungen. Die jeweilige Lage kann dabei entsprechend den örtlichen Anforderungen variiert werden.

Die neu gestalteten Hauptachsen sprechen eine durchgehende Gestaltungssprache quer durch den Campus. Die einheitlich gestalteten Module stÀrken dies durch ihre repetitive Anordnung entlang dieser Achsen. Unterstrichen wird dies zusÀtzlich durch einheitliche Gestaltung der BelÀge, Ausstattung und Beleuchtung. Ein klar erkennbares Vegetationskonzept vervollstÀndigt die Gestaltungssprache des neuen Campus.
In ErgÀnzung der vorhandenen Bepflanzung werden verschiedene neue Vegetationselemente ergÀnzt, die durch vielfÀltige Funktionen ökologische Verbesserungen, stadtklimatische Effekte und gestalterische Impulse erzeugen. Durch wiederholte Anordnung dieser Elemente stÀrken sie den Zusammenhalt des Campus. Gleichzeitig werden durch eine klar lesbare Differenzierung der Vegetation die NutzungsqualitÀt und die Orientierung insgesamt deutlich erhöht.

Gerichtete Haine aus dichtkronigen klimaangepassten Zukunftsbaumarten bieten in den Ruhebereichen Schatten zum Aufenthalt und verbessern das Kleinklima dort. Linear angeordnete Baumreihen aus lockerkronigen klimaangepassten Zukunftsarten geben den Hauptachsen und Höfen Schatten, KĂŒhlung und Orientierung ohne zu viel Licht zu nehmen. Gleichzeitig bilden sie ein Gegengewicht zum locker verteilten Baumbestand. Sanierte BodendeckerflĂ€chen werden mit lockerkronigen BlĂŒtenstrĂ€uchern ergĂ€nzt. Diese bilden insektenfreundliche, gestalterische Akzente. Niedrige Block- und Mischpflanzungen aus insektenfreundlichen StrĂ€uchern fungieren als raumbildende Elemente. ZusĂ€tzlich bieten sie einen attraktiven BlĂŒtenaspekt bei gleichzeitig extensiver Pflege. Weniger genutzte FlĂ€chen werden mit ökologischen Blumenwiesen angesĂ€t und nur extensiv gepflegt. Damit wird gleichzeitig der Pflegeaufwand reduziert und ein Mehrgewinn an Differenzierung der VegetationsflĂ€chen geschaffen, der zur höheren AufenthaltsqualitĂ€t des Campus beitrĂ€gt.

Gestaltungselemente bringen gleichzeitig einen ökologischen Mehrgewinn. Blumenwiesen sind insektenfreundlich und können zusĂ€tzlich ausgemuldet werden und zur RegenwasserrĂŒckhaltung dienen. Durch Retention wird das Kanalnetz entlastet, die Folgen von Starkregenereignissen dadurch vermindert. Gleichzeitig wird das Mikroklima des Campus durch die herbeigefĂŒhrte Verdunstung verbessert. BelĂ€ge mit Rasenfugen helfen der Differenzierung der FlĂ€chen und entsiegeln parallel den Campus.
Die klaren Richtungen der Hauptachsen werden auch nachts durch Beleuchtung vorgegeben. Die Eingangsbereiche der GebĂ€ude werden klar beleuchtet. Dunkle Bereiche der Bestandsvegetation werden geĂ€ndert, bis nach dem Prinzip Pflanzenteppich - Durchblick – Baumdach eine lichtdurchlĂ€ssige Verbesserung erreicht wird.
Lageplan M. 1:500

Lageplan M. 1:500

Perspektive Treppe und Rampe Nord-SĂŒd-Achse

Perspektive Treppe und Rampe Nord-SĂŒd-Achse

Module

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