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Offener Wettbewerb | 07/2020

Umgestaltung des Franz-Neumann-Platzes in Berlin-Reinickendorf

1. Preis

Preisgeld: 15.100 EUR

GRIEGER HARZER DVORAK

Landschaftsarchitektur

Rendercircle - Christian Marrero

Visualisierung

ErlÀuterungstext

EIN GRÜNER BÜRGER*INNENPLATZ

RĂ€umlich und in Bezug auf den Nutzungsschwerpunkt bildet der Franz-Neumann-Platz einen Trittstein mit ganz eigenem starken Potential zwischen benachbartem Letteplatz und dem nahen SchĂ€fersee. WĂ€hrend der kĂŒrzlich neu gestaltete Letteplatz einen sehr aktiven Freiraum mit Fokus auf Sport und Spiel bietet und die Neugestaltung des SchĂ€fersees einen kontemplativen GrĂŒnraum fĂŒr SpaziergĂ€nger neu in Szene setzt bildet der Franz-Neumann-Platz ein BedĂŒrfnis nach bĂŒrgerschaftlichem Austausch ab.

ATMOSPHÄRISCHER AUFENTHALTSORT UND FREIRAUM-BINDEGLIED

StĂ€dtebaulich stellt der Franz-Neumann-Platz aufgrund seiner zentralen Lage im Quartier und des guten Anschlusses an den ÖPNV nicht nur einen wichtigen Aufenthaltsort sondern auch ein zentrales Freiraum-Bindeglied zur VerfĂŒgung. Der durch Baumerhalt und einen grĂŒnen Charakter geprĂ€gte Platz vervollstĂ€ndigt die GrĂŒnverbindung von der Letteallee zum SchĂ€fersee. Erweiterte und qualifizierte fußlĂ€ufige Querungen von Residenzstraße, Pankower Allee und Fahrlandgasse binden den Platzraum nicht nur barriereĂ€rmer in die Umgebung ein, es wird auch die Verbindung Richtung SchĂ€fersee gestĂ€rkt. Gezielte Baumsetzungen und die Wiederholung von Stadtmöbeln stĂ€rken die Freiraumverbindung zusĂ€tzlich.

PLATZÖFFNUNG UND GLIEDERUNG

Der wertvolle Baumbestand und die schĂŒtzende QualitĂ€t des heutigen grĂŒnen Walls werden aufgegriffen und mit gezielten AufbrĂŒchen perforiert und somit zu einer neuen einladenden rĂ€umlichen Konstellation ĂŒberfĂŒhrt. Der Baumbestand sowie ein gegenĂŒber den VerkehrsbelĂ€stigungen geschĂŒtzter Platzinnenraum kann erhalten werden. Gleichzeitig öffnet sich der Franz-Neumann-Platz mit deutlicher Geste zur Residenzstraße und wirkt damit deutlich integrativer in das umgebende Quartier hinein. FlĂ€chenerweiterungen und die markante Formensprache der GrĂŒnflĂ€chen definieren einen großzĂŒgigen Platzinnenbereich, der im Nordosten schlĂŒssig von der Gastro- und Gewerbezone des anschließenden GebĂ€udeblocks abgeschlossen wird. Die begehbaren OberflĂ€chen werden mit barrierefreiem oberseits gesĂ€gtem und engfugig verlegtem Natursteinpflaster wertig befestigt. Ein Betonstein-Plattenband entlang der Gastro- und Gewerbezone erhöht den Komfort fĂŒr Passierende zusĂ€tzlich und unterstreicht die Einbindung in den GrĂŒnzug Lette-Platz/Franz-Neumann-Platz/SchĂ€fersee.

GRÜNE KISSEN

Die Einfassungen der GrĂŒnflĂ€chen sind zur Residenzstraße hin flach ausgebildet und zur Platzmitte hin angehoben. Im Zusammenspiel mit den großzĂŒgigen Platzöffnungen im ehemaligen Wall wird so eine einladende Geste evoziert. Angehobene Einfassungen und dahinter befindliche RasenflĂ€chen laden zum gemĂŒtlichen Sitzen ein. Zusammen mit dem kontemplativen Wasserspiel in der Platzmitte aber auch mit den gastronomischen und stadtkulturellen Angeboten wird so die Basis fĂŒr eine kommunikative nachbarschaftliche AtmosphĂ€re angelegt. Ein kurzer Halt, der lĂ€ngere Plausch unter Freund*Innen und Nachbar*Innen, Sehen und Gesehen werden sowie aktives Engagement im Nachbarschaftszentrum prĂ€gen den besonderen kommunikativ-bĂŒrgerschaftlichen Charakter des Franz-Neumann-Platzes.

ATMOSPHÄRISCHES INNEN UND AUSSEN

Die „GrĂŒnen Kissen“ bieten neben Ihren vielfĂ€ltigen Möglichkeiten des Aufenthalts Raum fĂŒr duftende Stauden-, Strauch- und Ölweidenpflanzungen, welche frei assoziativ zur luftigen AtmosphĂ€re eines Ufersaums und zum nahen SchĂ€fersee referenzieren. Auch straßenseitig wird so die Wahrnehmung und AufenthaltsqualitĂ€t fĂŒr Passanten und Stadtnatur gestĂ€rkt. Neben den gastronomischen und gewerblichen Angeboten bereichert ein Pavillon fĂŒr Stadtteilarbeit, welcher als Teil eines „GrĂŒnen Kissens“ eingegliedert ist, die Bespielung des Platzes mit Nutzungsangeboten. ÖPNV, StraßenĂŒbergĂ€nge, Radabstellmöglichkeiten, E-Station sind sinnfĂ€llig in die Gestaltung eingegliedert.

WERTSCHÄTZUNG UND NEUE ERLEBBARKEIT

Die heutige Brunnenanlage auf dem Franz-Neumann-Platz hat einen hohen Identifikationswert fĂŒr die BĂŒrger*Innen im Quartier. Sie ist aber aber auch in die Jahre gekommen und hauptsĂ€chlich anschauend zu erleben. Es wird eine Neugliederung des Sockelbereiches hin zu einer flachen allseits begeh- sowie barrierefrei berollbaren und daher besser erlebbaren Waserspieltopographie vorgeschlagen. Die beliebten Plastiken des Brunnens werden als Teil des neuen Wasserspiels integriert neu platziert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die EntwurfsverfasserInnen beschrĂ€nken sich auf wenige Entwurfselemente und eine einfache Grunddisposition. Vorgeschlagen wird eine Zweiteilung der PlatzflĂ€che: Zu den PlatzrĂ€ndern hin angeordnete ‚grĂŒne Kissen‘ fassen eine steinern geprĂ€gte Platzmitte ein.
Trotz dieser zurĂŒckhaltenden Setzung gelingt es eine Vielfalt unterschiedlicher Raumsituationen zu generieren. Dazu gehören sowohl kleinteilige und verschattete Bereiche als auch offene und sonnenexponierte FlĂ€chen. Damit verbunden entstehen zudem unterschiedliche Nutzungsangebote. Die PlatzflĂ€che wird durch einen einheitlichen Belag bestimmt, der von der Markstrasse bis Randbebauung reicht. Eine Gruppe aus ‚Rasenkissen‘ fasst die PlatzrĂ€nder ein. Bewusst bezieht der Entwurf damit die Markstrasse als stĂ€dtischen Raum mit ein.
Die vorgeschlagenen Querungen stellen eine gute DurchlĂ€ssigkeit zwischen Stadt- und PlatzflĂ€chen sicher. Die freie Anordnung der ‚Rasenkissen‘ sowie die konvex ausgeprĂ€gten RĂ€nder bieten unterschiedliche Aufenthaltsbereiche an und vereinfachen damit auch das Nebeneinander von Gruppen von Menschen in unterschiedlichen sozialen Lebenslagen. Nordöstlich schließt sich eine befestige FlĂ€che an, die fĂŒr unterschiedliche Platzbespielungen offen ist. Wasser ist ein wichtiger Bestandteil dieser FlĂ€che und wird selbstverstĂ€ndlich und beilĂ€ufig in Form von begehbaren Wasserlinsen eingesetzt. Die Bronzefiguren fĂŒgen sich in diesen neuen Kontext ein.
Das sich anschließende ‚Laufband‘ unterstĂŒtzt die Orientierung und ermöglicht eine rasche und bequeme Querung der PlatzflĂ€che. Den Erdgeschosszonen vor der GebĂ€udeflucht wird eine angemessene FlĂ€che zur Außenbewirtschaftung eingerĂ€umt. Gleichzeitig bleibt dabei die Beziehung zu den anschließenden PlatzflĂ€chen erhalten.
Im Norden im Anschluss zum U-Bahn-Eingang wĂ€re eine weniger beengte Zugangssituation wĂŒnschenswert. Auch der Standort des WCs hier erscheint nicht gut gewĂ€hlt. Das Abknicken des ‚Laufbandes‘ im Anschluss zur Fahlandgasse ist fragwĂŒrdig. Kritisch diskutiert werden die Belagswahl fĂŒr das ‚Laufband’ sowie die Beleuchtung in Form von Pendelleuchten und Seilkonstruktion. Zu prĂŒfen ist die Höhe der ‚KissenflĂ€chen‘ sowie der Standort des Denkmals.