Neugestaltung der Ortsmitte in Hünxe

Die Qualitäten des vorliegenden Entwurfes erschließen sich dem Betrachter erst auf den zweiten Blick, weil er nicht durch „große Gesten“ auffällt. Die Grundkonzeption ist zurückhaltend und dem dörflichen Charakter angepasst; durch die Dorfstraße zieht sich eine lockere Baumbepflanzung in Ergänzung des Bestandes, eine strengere Bepflanzung mit Baumreihen wird dort angeordnet, wo Linien aufgenommen und dargestellt werden sollen; nämlich entlang der Plätze und als südliche Begrenzung der Dorfwiese. Auf dem Rathausvorplatz und dem Marktplatz entsteht durch die klare und schlichte Ausstattung ein gewisser urbaner Charakter, ohne dass jedoch das Gefühl zu vermitteln, dass „dem Dorf etwas übergestülpt wird.“
Durch den Entwurf zieht sich das Thema „Spiel für Jung und Alt“ in Form von Fontänen auf dem Marktplatz für Kinderspiel im Sommer, einem Bouleplatz auf dem Rochecorboner Platz und einem Spielbereich auf der Halbinsel am Dorfteich. Das verleiht dem Entwurf eine gewisse Lockerheit, gibt den Plätzen eine Funktion und füllt sie mit Leben. Die vorgeschlagenen Elemente überzeugen gestalterisch jedoch nicht.
Die vorgeschlagene Einbahnstraßenregelung der Dorstener Straße wird positiv bewertet, wenn sie das Verkehrsaufkommen reduzieren wird. Dies wird jedoch kontrovers gesehen. Unklar bleibt, mit welchen baulichen Mitteln die Verkehrsberuhigung hergestellt werden soll, wenn eine durchgängige Fläche für alle Verkehrsteilnehmer entsteht. Die geplante Stadtinformation zu den historisch relevanten Orten wertet die Dorstener Straße auf und macht Geschichte für Bewohner und Touristen zugänglich. Das Gleiche gilt für den Rundweg mit Orten von Hünxer Geschichte und Tradition, dem ein Mahnmal für den Brandanschlug in Form eines Baumes hinzugefügt wird, was ein Alleinstellungsmerkmal dieser Arbeit bedeutet und als gelungene Lösung bewertet wird.
Der Marktplatz bleibt als zentraler Stadtplatz erhalten und kann aufgrund der einrahmenden Bepflanzung vielseitig genutzt werden. Gut durchdacht erscheint die Lösung zur sukzessiven Reduzierung der Stellplätze ohne größeren baulichen Aufwand. Es ist jedoch nicht erkennbar, wie die Anbindung der Geschäfte an der Alten Dinslakener Straße barrierefrei gelöst werden soll. Die Verbindung zwischen Marktplatz und Dorfteich wird über eine Fortsetzung der Baumreihe im Süden des Marktplatzes hergestellt und ist gelungen.
Der Rochecorboner Platz wird dahingehend neugeordnet, dass die Erschließung und die Parkplätze auf die östliche Seite verlagert werden. Dadurch werden die nördlich gelegenen Wohngebiete an der Donnersbergstege gut erschlossen und die östliche Ladenzeile bekommt mehr Aufmerksamkeit. Westlich wird eine neue Platzfläche für Spiel, Aufenthalt und Außengastronomie geschaffen. Die Ausgestaltung des Rochecorboner Platzes ausschließlich mit wassergebundener Decke wird kritisch gesehen, für den Spielbereich jedoch durchaus sinnvoll. Der Rathausvorplatz wirkt durch die klare Ausstattung optisch geweitet; zusammen mit der Doppelfunktion des Wassertisches als Bühne wird der repräsentative Charakter des Gebäudes hervorgehoben.
Ein neu angelegter Weg führt vom rückwärtigen Rathausparkplatz durch eine Streuobstwiese zur Dorfwiese und zum Dorfteich, die mit unterschiedlichen Nutzungen und Freizeitelementen, passend zur dörflichen Umgebung ausgestattet und aufgewertet werden. Ein natürlicherer renaturierter Verlauf des Baches östlich des Dorfteichs wird vermisst.
Abschließend kann man feststellen, dass es dieser Arbeit sehr gut gelungen ist, den dörflichen Charakter zu bewahren, dadurch, dass die teilweise großen Platzflächen nach Funktionen gegliedert und ihnen spielerische Elemente hinzugefügt werden; sie bleiben aber gleichzeitig vielseitig nutzbar, was zur Identifikation der Anwohner mit ihrer Dorfmitte und einem alltagstauglichen Gebrauch beiträgt.