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Offener Wettbewerb | 07/2020

Umgestaltung des Franz-Neumann-Platzes in Berlin-Reinickendorf

Engere Wahl

HOLZWARTH Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Stadtoase zur Residenzstraße

Mit dem Ziel lebhaftes Foyer des Ortsteilzentrum Residenzstraße zu werden, erstrahlt der Franz-Neumann-Platz in neuem Licht in die Zukunft Reinickendorfs. In Symbiose mit dem Schäferseepark bildet der Platz ein Freiraumensemble welches für eine diverse, resiliente und nachhaltige Stadtentwicklung steht.
Die Entwurfsidee ist durch eine Dialektik zwischen Dynamik und Statik geprägt. Die Formensprache folgt dem Flux der Menschen die sich über den Platz bewegen und wiederum dadurch den Raum aktivieren. Statische Räume entstehen deshalb nicht als dessen negativ, sondern bilden sich aus der Bewegung heraus. Die Gestaltung lässt bewusst eine offene und multicodierte Nutzung zu und kann einer großen Bandbreite an Veranstaltungen und Interventionen gerecht werden.
Akute Lärmimmissionen des motorisierten Verkehrs werden durch geziehlte Massnahmen abgemildert, Schall und Klang in seiner Vielfalt werden aber als Teil der Urbanität dies Stadtraumes verstanden.

Ein Naturstein-Kleinsteinpflaster streckt sich über den Franz-Neuzmann-Platz und bildet einen neuen Teppich für das Quartiersentrée. Die so erzeugte feine Körnigkeit des Bodenbelags bildet einen Kontrast zu den umliegenden Straßenräumen. Es entsteht ein Raum in menschlichem Maßstab.

Die östlich gelegene Bauliche Kante wird begleitet durch ein Granitmosaikpflasterband welches den Bereich der Außengastronomie im Erdgeschoss kennzeichnet.

Neupflanzungen ersetzen die doppelte Kugelahornreihe und ergänzen die schon durch Bestandsbäume angedeutete Allee die den ehemaligen Verlauf der Residenzstraße zitiert.
Der zum Schäfersee hinzulaufenden Nord-Süd Weg wird begleitet durch Leuchtbänke, die in Kombination mit Infostehlen die Geschichte der Eisindustrie in Reinickendorf erzählen.

Ein Vegetationsgürtel umschließt eine zentrale, offene Fläche.
Zum Süden zeichnet ein grüner Riegel den Abschluss zur Holländerstraße. Darin eingebettet sind der in Holz verkleideter Mehrzweckspavillon und die City-Toilette. Der Pavillon wird unterlegt durch eine wassergebundene Wegedecke und begleitet durch Freizeitinfrastruktur und Fahrradstellplätze. In der östliche Grünfläche wird das Franz-Neumann-Denkmal inszeniert und aktiviert den Platzeingang.
Zur Marktstraße im Westen erhebt sich ein durch Betonsitzkanten gefasster und begrünter Wall, der sich zum Platz hin zu einer hölzerne Sitzlandschaft entwickelt.
Im Norden bildet eine Staudenfläche die Kulisse zum U-Bahn-Einganspavillon und schließt die als Fahrradabstellplatz vorgesehene Fläche ab.

Der nördliche Platzraum ist durch die Straßenquerung, dem U-Bahn Pavillon und der Bushaltestelle der Mobilität gewidmet. Bis zu 80 Fahrräder oder andere Kleinstfahrzeuge können geparkt werden. Der Zugang zu den Haltestellen ist geräumig und ohne Umwege zugänglich.

Die Platzmitte formt sich unter dem Blätterdach der alten Buche und setzt diese in den Fokus. Der Platz ist nach Osten leicht zu einer harmonisch gebogene Betoneinfassung gekippt, so dass die Entwässerung an dessen Unterkante über eine Schlitzrinne erfolgen kann. Der bestehenden Brunnen wird zugunsten eines ebenerdigen Fontänenfeldes im Knie der Sitzkante abgebrochen. Die Bronzestatuen werden auf Augenhöhe in das Wasserspiel und prägen den Platz auch in Zukunft als wichtiges Identifikationselement.
Der Weg um den Platz herum ist als breiter Geh- und Fahrradweg gestaltet. Im südlichen Ideenteil wird eine über die Straße hinweg kontinuierliche und bündige Fläche vorgeschlagen, die den Fußgängern und Radfahrern Vorrang gegenüber dem abbiegenden motorisierten Verkehr gibt.


Ein zukunftsfähiger Platz

Durch die gezielte Auswahl von natürlichen, lokalen und langlebigen Materialien wird der Anspruch von Nachhaltigkeit wahrgenommen. Dem klimatischen Wandel wird durch den hohen Grünanteil und den geringen Versiegelungsgrad entgegengewirkt ohne an städtische Urbanität einbüßen zu müssen. Insbesondere wirken hier in Hitzeperioden Verdunstungseffekte und die Beschattung der Bäume, ergänz durch das Wasserspiel.
Offene Versickerungsmulden spielen eine übergeordnete Rolle in der Entwässerung des Platzes. Sie werden durch die gezielte Saatauswahl zu farbenfrohen und strukturreichen Akzenten.
Neugepflanzte, standortgerechte Gehölze ergänzen den Bestand und bilden zusammen mit den vielfältigen Vegetationsflächen ein ökologisches Vernetzungspotential zum Schäfersee.


Schall und Klang

Die Platzkanten zu den Verkehrsflächen sind geprägt durch Höhen- und Tiefpunkte.
Der Platz wird durch den 1.80m hohen Wall zur Hauptverkehrsschneise Markstraße abgeschirmt, der zum Platz hin einen ruhigen Aufenthaltsbereich bildet. Der U-Bahn Zugang, die Bushaltestelle, der neue Pavillon und das Toilettenhaus bilden Schallschutzwirksame hohe Körper. Die Vegetationsflächen und die Retentionsmulden bilden dazu ein Gegenpol und wirken Klangdämpfend.
Im Platzinnern bricht das Kleinsteinpflaster den Verkehrslärm weiter, dafür begleitet durch die Geräusche der Vegetation und der Schritte und Stimmen der Besucher. Das Wasserspiel in der Platzmitte setzt sich mit einer angenehm kontinuierlichen Rauschquelle gegen den Verkehrslärm ab.