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Einladungswettbewerb | 05/2020

Neubau Firmenzentrale Berlin Hyp

3. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

J. MAYER H. UND PARTNER, ARCHITEKTEN

Architektur

knippershelbig GmbH

Bauingenieurwesen

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung

imKONTEXT.berlin GmbH

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Unsere Lebenswelten verändern sich rasant. Wohnen und Arbeiten öffnen sich in andere Bereiche, überlappen sich, werden zu Clustern und Communal Spaces. Unser Alltag verschiebt sich in die Digitalität und wird zu modulierbarer Struktur im realen Leben. Bürowelten werden sich in diesem Moment unserer Gesellschaft dynamisch anpassen und auch für die Zukunft möglichst viele Szenarien offenhalten. Diesem Prozess einen Raum zu geben und flexible Ansätze zu ermöglichen ist mit unserem Entwurf architektonisch umgesetzt.

Kommunikation, Kontemplation und Regeneration:
Das Konzept Frei Ottos von langsamer und schneller Architektur für seine Ökohäuser in Berlin Tiergarten, die Veränderungen, Anpassungen und Flexibilität in einem beständigen Gebäudegerüst zusammenfasst, ist ein Vorbild für den Ansatz bei B-One, der Raumzonen in kommunikative, kontemplative und regenerative Bereiche differenziert: Effiziente Raumorganisation, individuelle und kommunikative Zonen, Freiräume, Vernetzung und Rückzug. Aber auch der Bezug zur Natur ist präsent durch grüne Pufferzonen, bewachsene Terrassen, Hängende Gärten und berankte Fassaden. Die kontemplativen, kompakten Sandwichgeschosse bieten große horizontale Flexibilität und dienen als Brandschott für die vertikal flexiblen, kommunikativen Geschosse. Letztere ermöglichen in zweigeschossiger Höhe die Bildung kleinerer Einheiten in Form von Clustern, durchwoben mit großzügigen Gemeinschaftsräumen. Es entsteht ein Creative Village, eine individuelle, abwechslungsreiche Raumlandschaft.

Tragwerksplanung: Knippers Helbig, Berlin
Energiekonzept: Trans solar, Stuttgart
Brandschutzkonzept: Brandschutz im Kontext, Berlin
Visualisierungen: bloomimages, Berlin

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeigt eine bewusst eigenartige Gebäudefigur in einem städtebaulichen Kontext, der ausschließlich die notwendigen planungsrechtlichen Restriktionen beachtet. Ein Exzentriker zieht in die Nachbarschaft ein und wird als Bereicherung empfunden. Die wenigen Stellen, an denen die erforderlichen Abstandsflächen überschritten werden, können schätzungsweise leicht korrigiert werden.

Da das Gebäude zum Teil zeltartige Fassaden, auch im Erdgeschoss aufweist, wird der Haupteingang folgerichtig als „Auffaltung“ der leichten Haut gestaltet. Dies erfolgt an der prominentesten Ecke des Grundstücks, der Kreuzung der Budapester Straße mit dem Lützowufer.

Beim Betreten des Gebäudes präsentiert sich einem der fast spielerisch, experimentelle architektonische Charakter. Eine viel nüchternere Eingangssituation für die eventuelle separate Nutzungseinheit wird in der Keithstraße angeboten. Die Teilbarkeit in zwei unabhängige, vertikal getrennte Nutzungseinheiten wird somit realisiert, ohne die Großzügigkeit des Raumflusses im und zwischen Erdgeschoss und erstem Obergeschoss und der Funktion als All-Hands-Bereich zu beeinträchtigen.

Das Erscheinungsbild der Fassaden entspricht sowohl der innenräumlichen Strukturierung des Hauses, wie auch seinem erhofften prototypischen Charakter. Die Zonierung zwischen den lauten, schnellen „kommunikativen“ Doppel-Geschossen und den leisen, langsamen „kontemplativen“ Geschossen drückt sich direkt und erfolgreich in der horizontalen Fassadengliederung und ihrer Anmutung aus. Die Abwechslung zwischen grünen, berankten, Holz-/Glasfassaden mit ihren Durchbrechungen, von aus dem Innenraum herausstreckenden Elementen und schlichten gerüstartigen Alu-/Glasfassaden macht das architektonische Gesamtkonzept eindeutig ablesbar.

Das Innenräumliche Konzept, mit seinen offenen Bürolandschaften in den kommunikativen Bereichen, verlangt gelebt zu werden und bietet jegliches Potenzial dazu an. Dass die kontemplativen Bereiche eine strikte Abtrennung dem gegenüber darstellen, könnte eine ungewollte Unterteilung in „Zwei-Klassen-Arbeitswelten“ verursachen.

Das Gebäude, in der geplanten Form würde das Grundstück auf das absolute Maximum ausnutzen, insbesondere auf Straßenebene wird somit kein Raum für ebenerdige Freibereiche gelassen. Gleichzeitig wird dem Wunsch nach großzügigen Terrassen- und Dachgärtenflächen nur bedingt entsprochen.

Insgesamt betrachtet, bietet dieser Entwurf eine eigenwillige, selbstbewusste und erfrischende Architektur an und antwortet damit erfolgreich, vielleicht gar visionär, auf das anspruchsvolle Anforderungsprofil des Bauherrn.