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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2020

Stadterweiterung Kronsberg Süd in Hannover: Areal Nord – Baufelder A.4, A.6 und A.7

1. Preis / Baufeld A.6

Preisgeld: 24.500 EUR

Architekten BKSP

Architektur

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Situation, Lage
Im nördlichen Areal der Stadterweiterung Hannovers auf dem südlichen Kronsberg wird die PHi Kronsrode GmbH im Baufeld A6 ein Wohnensemble realisieren, das sich aus Geschoss-wohnungsbauten, z.T. mit Gewerbeflächen kombiniert, und verdichteten Einfamilienhäusern zusammenfügt.
Der Bebauungsplan 1553 setzt für A6 den städtebaulichen Rahmen, der in der Gebrauchs-anweisung weiter ausformuliert wird.
Das Baufeld A6 ist zentral im Areal Nord am zukünftigen Quartiersplatz Wülferoder Feld ge-legen. Der Platz soll als Nachbarschaftstreff zu Spiel und Erholung, sowie Quartiersfesten einladen. Ergänzend sind die Erdgeschosszonen der Platzränder in Nord, Süd und Ost mit besonderen Angeboten gesäumt für die im Areal Nord zukünftig lebenden Menschen (Kita, Bäcker, Frisör, Gastronomie, Dienstleister etc.).
Alle Neubauten in Baufeld A6 folgen dem Straßenverlauf und umschreiben vierseitig einen gemeinsamen grünen Gartenhof. Im Norden und Westen sind dreigeschossige, verdichtete Einfamilienhäuser vorgesehen, während im Süden und Osten Geschosswohnungsbauten mit vier Ebenen festgesetzt sind. Als Besonderheit beleben nach Süden, zum Quartiersplatz Wül-feroder Feld, gewerbliche Flächen das Erdgeschoss auf ganzer Breite.

Mehrfamilienhäuser, viergeschossig
Die winkelförmige Figur des Geschosswohnungsbaus im Süden und Osten setzt sich aus sechs Einzelhäusern zusammen, die jeweils als Vierspänner entworfen sind. Der Wohnungs-mix ist überwiegend in einfacher Stapelung umgesetzt (Wirtschaftlichkeit). Lediglich das oberste Geschoss ist abweichend aufgeteilt, um eine Evakuierung durch die Feuerwehr vom öffentlichen Straßenraum aus sicherstellen zu können. Das Untergeschoss nimmt Parkflä-chen und einen Teil der Abstellräume auf. Die übrigen Abstellflächen werden innerhalb der Wohneinheiten nachgewiesen, um die Dimension des Untergeschosses auf ein Maß zu be-grenzen, das die GRZ zulässt.
Die Adressbildung der Geschosswohnungsbauten erfolgt direkt zum öffentlichen Raum. Er-gänzend werden die Häuser auch vom privaten Gartenhof erschlossen. Kompakte Verti-kalkerne erschließen sämtliche Ebenen barrierefrei (inkl. TG). Der geforderte Wohnungsmix von Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen wird nachgewiesen. Die Wohnungen sind klar und ein-fach geschnitten. Ihre sanitäre Infrastruktur (Bad / Abstell / Küche) ist kompakt angeordnet und überwiegend standardisiert. Das Grundrisslayout schafft Flexibilität im Wohnungszu-schnitt, sodass den sich in Zukunft möglicherweise wandelnden Wohnungsansprüchen hinrei-chend entsprochen werden kann. So sind etwa die Ein-/Zwei-Zimmer-Wohnungen i.d.R. mit den benachbarten Wohnungen zusammenschaltbar, so dass Drei- oder Vier-Zimmer-Wohnungen geschaffen werden können.
Von besonderer Bedeutung für die Bebauung A6 ist die Ausbildung der südlichen Raumkante zum Quartiersplatz Wülferoder Feld. Die viergeschossige, geschlossene Bebauung nimmt im Erdgeschoss dem öffentlichen Raum zugewandte Gewerbeflächen auf, während die drei Obergeschosse Wohnungen unterschiedlichen Zuschnittes vorbehalten sind. Deren Freisitze – als Loggien zum Platz und ergänzt um ein feines rhythmisierendes Fassadenrelief – schaf-fen eine ruhig gegliederte Kubatur mit angemessener Plastizität am Wülferoder Feld.


Verdichtete Einfamilienhäuser, dreigeschossig
Die verdichteten Einfamilienhausbebauungen sind gemäß B-Plan in drei Gruppen jeweils ähn-licher Dimension unterteilt, die gemeinsam einen Straßenbegleitenden offenen Winkel bilden (daraus folgend variierende Achsmaße). Die Ost-West orientierten Häuser sind als Doppel-häuser rhythmisiert, die sich dank ihrer (doppelten) Körnung nahtlos an den in vier und drei Geschosse gestuften Winkel des Geschosswohnungsbaus anfügen. Die zwei Nord-Süd ori-entierten Gruppen sind jeweils in einfacher Reihung entwickelt, bei der die etwa mittig ange-legte Fuge eine Art Spiegelachse bildet. In der Grundrissorganisation sind mehrere Typen für das Standardmittelhaus entwickelt (ca. 130-140 m²). Die Endhäuser weichen deutlich vom Mittelhaustyp ab und sind z.T. auf die Carportanlagen aufgesetzt. Trotz des ruhigen und ho-mogenen äußeren Erscheinungsbildes bietet das Grundrisslayout zahlreiche Varianten in der Aufteilung der Flächen. Dabei wird einerseits die Organisation an nur einem Sanitär-/
Infrastrukturstrang konsequent umgesetzt. Andererseits aber auch eine Organisation mit zwei Strängen entwickelt, die im EG ein offenes Durchwohnen erlaubt. Auch zwei voneinander getrennte Wohneinheiten innerhalb eines Hauses sind beispielhaft nachgewiesen.

Maßstab, Körnung, Ordnung
Die Körnung in Baufeld A6 unterliegt einer klaren Hierarchierung: Im Süden begleiten den Quartiersplatz Wülferoder Feld vier großformatige Geschosswohnungsbauten, während im Norden zwei Gruppen verdichtete Einfamilienhäuser in einfacher Reihung den kleinsten Maßstab beschreiben. Dazwischen, entlang der Straßen in Ost und West, sind Kubaturen mittlerer Körnung in Form von kleineren Geschosswohnungsbauten bzw. Doppelhäusern vor-gesehen.
Die Fassaden der Neubauten sind einfach und klar gegliedert. Jedes einzelne Haus ist ein-deutig ablesbar. Als Geschosswohnungsbau werden drei Grundtypen entwickelt, die je zwei-mal Verwendung finden (Eckhaus, Mittelhaus Süd, Mittelhaus Ost). Städtebaulich wird zum Quartiersplatz eine symmetrische Ordnung entwickelt, bei der die kräftigen randständigen Häuser die Blockecken akzentuieren, während die mittleren Häuser sich mit ihren Loggien einladend zum Platz hin öffnen.
Entlang der Straße im Osten folgen die Geschosswohnungsbauten dem Prinzip der einfachen Reihung. Sämtliche Mittelhäuser unterliegen einer (weitgehend) symmetrischen Ordnung in Grundriss und Aufriss, was ihre Lesbarkeit als Einzelhäuser auf einfache Weise sichert.
Die verdichteten Einfamilienhäuser sind im Westen gedoppelt und im Norden in einfacher Reihung gruppiert und variieren somit ihre städtebaulich wirksame Körnung. Vergleichbar den Geschosswohnungsbauten differenzieren sich auch bei den verdichteten Einfamilienhäusern die Eck-/Endtypen vom Mittelhaus. Gemeinsam ist ihnen die ruhige Fassadenordnung, die ein Ausbalancieren der unterschiedlichen Maßstäbe in Baufeld A6 und zu den benachbarten Bau-feldern mit viergeschossigen Mehrfamilienhäusern und dreigeschossigen, verdichteten Ein-familienhäusern erleichtert.

Konstruktion, Materialität
Im Baufeld A6 werden zwei unterschiedliche Konstruktionsweisen Anwendung finden, die sich in der äußeren Erscheinung der Neubauten widerspiegeln. Die viergeschossigen Mehr-familienhäuser werden konventionell als Massivbauten in Stahlbeton-/Mauerwerkkonstruktion errichtet. Der Öffnungsanteil der Hülle ist maßvoll, sodass auf außenliegenden Sonnenschutz voraussichtlich verzichtet werden kann. Die opaken Hüllflächen sind Straßenseits mit Ziegeln bekleidet, während zum Gartenhof Putzflächen mit deutlich unterschiedlicher Körnung vorge-sehen sind.
Möglicherweise als Beitrag zur CO2-Reduktion (Speicherung!) beim Bauen sollen die dreige-schossigen Reihenhäuser als Holzkonstruktion realisiert werden (gemäß Auslobung). Der Öffnungsanteil der Hülle ist maßvoll, um auf außenliegenden Sonnenschutz voraussichtlich verzichten zu können. Die opaken Hüllflächen sind als konsequente Fortführung der CO2-speichernden Konstruktionsweise umlaufend mit Holz bekleidet. Die Maßordnung der Holz-bekleidung ist aus der Maßordnung der Mauerwerksfassaden abgeleitet, sodass ein gewisses Maß an Harmonisierung erreicht wird.

Freiraumplanung
Im Zusammenspiel mit dem Hochbau entsteht durch die vorgeschlagenen landschaftsarchi-tektonischen Interventionen ein eigenständiger Baustein mit prägender Identität im Gesam-tensemble des Kronsbergareals.

Die Gestaltung der Außenanlagen komplettiert das Erscheinungsbild der hier entstehenden Architektur und bietet qualitativ hochwertigen Freiraum für die zukünftigen Bewohner an. Durch die entstehende Blockrandbebauung gliedern sich die Außenanlagen in zwei Bereiche: in die umlaufenden Flächen mit den Eingängen zu den angrenzenden Straßenräumen und in einen Innenhof, der von allen Seiten durch den Neubau gefasst ist. Die Eingangsbereiche der Gebäude sind durch Hecken zu den öffentlich angrenzenden Flächen gegliedert. Im Bereich der Townhouses werden den jeweiligen Hauseingängen kleine Gartenflächen zugeordnet, die die Privatsphäre zum öffentlichen Raum sichern. Ein einheitlicher Belag hebt die einzelnen Entrees hervor und empfängt die Besucher und Bewohner. Den Häusern sind rückwärtig In-dividualgärten mit Terrassen zugeordnet, die sich zur halböffentlichen zentralen Quartierswie-se durch Heckenpflanzungen abgrenzen.

Im Innenhof entstehen die „Quartierswiese“ und die „Nachbarschaftstreffs“, ein grün gepräg-tes Kleinod für die Bewohner, gerahmt von einem umlaufenden Wegesystem. Der Belag aus Betonwerkstein bildet einen „Teppich“ und fasst die Wohnungseingänge und den Innenhof zu einer gestalterischen Einheit zusammen. Das einheitliche Material bildet einen vielseitig be-spielbaren sowie gut begeh- und berollbaren Belag, durch die Haptik und das Format des Steins wird der Freiraum als eigenständiger Ort betont und bietet eine hohe Aufenthaltsqualität für künftige Anwohner. Im östlichen Teil des Innenhofes entstehen, durch eine prägnante Heckenstruktur und eine lockere Setzung von Obstgehölzen, halboffene Gartenparzellen mit großzügigen Terrassen für die Erdgeschosswohnungen. Am nördlichen Rand schließen sich die Heckenstrukturen um Privatgärten auszubilden.

Unter Bezugnahme zum nahegelegenen Stadtpark wird mit der „Quartierswiese“ auf den Freiraumbedarf des direkten Wohnumfeldes reagiert. Die Quartierswiese fängt das abfallende Niveau innerhalb des Hofes wird mit einer topografischen Modellierung auf und generiert zu-sammen mit einem lichten Baumhain ein abwechslungsreiches Raumbild, welches zum Spiel animiert. Gerahmt wird die Grünfläche von einer großzügigen Rampen- und Stufenanlage um die einfache Erreichbarkeit sämtlicher Eingänge zu gewährleisten.

Die zentrale Grünfläche schafft, in Kombination mit der Spielfläche und den großzügigen Sitzgelegenheiten, einen Ort der Begegnung, der Kommunikation und der freien Aneignung. Abwechselnde Stauden- und Gräserpflanzungen gliedern den Raum entlang der hainartigen Gehölzsetzung wodurch ein abwechslungsreicher Freiraumcharakter geschaffen wird.

Insgesamt entsteht mit dem Gesamtquartier ein neuer Stadtbaustein, der vielfältige Angebote für Alle und das nachbarschaftliche Miteinander in sich trägt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf wirkt unaufgeregt, sehr präzise und kombiniert geschickt bekannte Elemente mit innovativen Ideen. Die Struktur und die Fassadengestaltung des südlichen Baukörpers am Quartiersplatz sind überzeugend konzipiert und durchgearbeitet. Durch die vier Treppenhäuser entstehen gut nutzbare Wohnungen und Gewerbeeinheiten. Die Qualität der durchgehenden Balkone ist allerdings in den Ansichten und Grundrissen noch nicht überall erkennbar. Die kleinen Wohnungen haben zum Teil sehr große Balkone und die Balkonabtrennungen widersprechen der Wirkung der gestaltprägenden Ziegelrundstützen. Auch die Darstellungen in der Perspektive schaffen hier keine Klarheit. Die Nordfassade wirkt dagegen sehr beliebig und ist so nicht akzeptabel.
Die Ausbildung der Eckbaukörper ist bis auf den „Luftbügel“ im dritten Obergeschoss gelungen und die großzügigen Erdgeschosshöhen versprechen eine hohe Qualität in den für den Ort wichtigen Gewerbeflächen am Platz. Die Grundrisse im östlichen Baukörper im geförderten Segment können noch nicht überzeugen.
Die Idee die Reihenhäuser grundsätzlich mit einem anderen Charakter zu versehen ist folgerichtig und interessant umgesetzt. Die vorgeschlagene Holzkonstruktion und Fassade wird ausdrücklich begrüßt und ist in dieser Form neu für den Kronsberg. Die Fassaden wirken allerdings noch sehr geschlossen und erreichen in den Abwicklungen noch nicht die Qualität der dargestellten Detailausschnitte. Die gemeinsamen Eingangsbereiche sind ein guter Vorschlag, um den Rhythmus der Fassade etwas großzügiger zu gestalten. Die Einbindung der Carports ist ebenfalls gut gelungen.
Die Kennwerte der Arbeit liegen im oberen Bereich. Die Angaben zur Förderfähigkeit und zur Flächen und Kosteneffizienz fehlen und die vorgegebenen Wohnflächen sind zum Teil nicht nachgewiesen. Die Angaben zur Nachhaltigkeit und zum Energiekonzept sind sehr pauschal und beziehen sich im Wesentlichen auf die Materialität und Konstruktion der Reihenhäuser.
Die Gestaltung des Freiraums ist gelungen und wohltuend differenziert.
Insgesamt bietet die Arbeit ein schlüssiges und solides Konzept, um diesem Baufeld eine gewisse Besonderheit an diesem Ort zuzugestehen. Die Fassade zum Quartiersplatz stahlt diese klare Haltung aus, ohne aufgesetzt und übertrieben zu wirken. Die Holzbaureihenhäuser setzten einen gewissen Kontrapunkt und bereichern die Vielfalt in diesem Quartier auf eine sehr subtile und angenehme Art und Weise.
Lageplan

Lageplan

Grudrissplan

Grudrissplan