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Award / Auszeichnung | 08/2020

DAM Preis für Architektur in Deutschland 2021

Erweiterung Landratsamt Neustadt an der Waldnaab

DE-92660 Neustadt an der Waldnaab, Stadtplatz 38

Shortlist

Bruno Fioretti Marquez

Architektur

capattistaubach urbane landschaften

Landschaftsarchitektur

ifb frohloff staffa kühl ecker

Tragwerksplanung

Landkreis Neustadt an der Waldnaab

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Staatliche und kommunale Bauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2016
    Fertigstellung: 03/2019

Projektbeschreibung

Entlang der ehemaligen Stadtmauer und der extrem geformten Topographie ergänzt der Neubau das im Barockschloss beheimatete Landratsamt.
Als Reminiszenz an die historische Stadtmauer und als prägendes Element des Neubaus zeichnet eine monolithische Sichtbetonwand mit gezielt gesetzten Öffnungen die Grundstückgrenze nach und formt einen neuen Raum zwischen Stadt und Schloss. Um die Fernsicht des Schlosses freizuhalten, orientiert sich die Gebäudehöhe des Neubaus an der Sockelkante des historischen Bestands. Dem Verlauf der Topographie folgend wandelt er sich von einem eingeschossigen Baukörper im Norden in einen dreigeschossigen Baukörper an der Südseite und prä-sentiert sich schließlich in dem introvertierten, terrassierten Hof als moderner, viergeschossiger Verwaltungsbau mit einer leichten, offenen Holzfassade.
Im Innern zeichnet sich der Neubau durch eine klare, einbündige Grundrissorganisation aus: die Büros für 100 Mitarbeiter werden durch offene Wartebereiche, Besprechungs- und Konferenzräume ergänzt und orientieren sich mit ihren raumhoch verglasten Fassaden zum ruhigen und begrünten Innenhof.
Ähnlich einer Burganlage, deren meterdicken Wände genutzt wurden, um Alkoven auszubilden, nimmt das massive Wandelement die Erschließung und die Nebenräume auf, was den Eindruck einer massiven Stützmauer verstärkt. Eine Besonderheit ist die viergeschossige, einläufige Treppe, die gezielt und punktuell über ein Oberlicht und eine Fensteröffnung belichtet wird.
Die Hybridbauweise mit der massiven, monolithischen Wand in Kombination mit der leichten Holzkonstruktion basiert auf regionalhistorischen Vorbildern. Neben dem kulturellen Aspekt ist die Materialwahl immer auch eine Frage der Nachhaltigkeit, die sich neben dem Wärmedämmkoeffizienten auch in der Dauerhaftigkeit, dem Aufwand an Ressourcen und der Recyclingfähigkeit ausdrückt.
Während die massive Wand mit ihrer Speichermasse dem Raumklima dient und mit Beständigkeit assoziiert wird, hat die leichte Holzkonstruktion aus vorgefertigten Elementen eine extrem kurze Bauzeit und ist unter den Aspekten der Klimabilanz sowie der atmosphärischen und psychosozialen Wirkung konkurrenzlos. Mit dem Ineinandergreifen des architektonischen Konzepts, der baulichen Umsetzung und der technischen Komponenten gelang es, die haustechnischen Anlagen auf ein Minimum zu reduzieren - die Räume werden ausschließlich über eine individuell steuerbare Fußbodenheizung und eine flexible Elektroverteilung versorgt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Entlang der ehemaligen Stadtmauer ergänzt der Neubau das im Schloss beheimatete Landratsamt. Der Entwurf interpretiert und übersetzt den historischen Duktus der Stadt in eine zeitgemäße Sprache und ordnet die vorgefundene, städtebauliche Situation neu.

Eine monolithische Leichtbetonwand als prägendes Element des Neubaus zeichnet die Grundstückgrenze nach und formt einen neuen Raum zwischen Stadt und Schloss. Die Gebäudehöhe orientiert sich an der Sockeloberkante des historischen Gebäudes. Dem Verlauf der Topographie folgend, verwandelt sich der Erweiterungsbau dann von einem eingeschossigen Baukörper im Westen in einen dreigeschossigen Baukörper an der Ostseite.

In dem introvertierten, geschützten Hof, der als neuer, öffentlicher Raum die Grünzüge der Stadt zwischen Flosstal und Naabtal verbindet, präsentiert sich der Neubau als moderner, viergeschossiger Verwaltungsbau mit einer leichten Holzfassade und raumhohen Verglasungen.

Die Hybridbauweise mit ihrer massiven Betonkonstruktion und der leichten Holzkonstruktion bezieht sich auf historische und regionale Vorbilder, die häufig massive Mauerwerkskonstruktionen als Sockel oder Stützmauern für Holzbauwerke nutzten. Die C-förmige Leichtbetonwand mit der aufgelagerten Holzkonstruktion kann als Analogie dieser Typologie gelesen werden. Traditionelle, lokale Lösungen neu zu interpretieren und so in der Gegenwart zu verankern, ist ein wesentlicher Aspekt des architektonischen Ansatzes.