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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2020

Neubau des Straßenverkehrsamts und einer Förderschule in Viersen

Lageplan

Lageplan

1. Preis / Zuschlag

Fritzen + Müller-Giebeler Architekten BDA

Architektur

Heiermann Architekten

Architektur

Knüvener Architekturlandschaft

Landschaftsarchitektur

Winkels + Pudlik

TGA-Fachplanung

SCHÜTT INGENIEURBAU GmbH & Co. KG

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Freiraumkonzept
Die neue Förderschule setzt die Reihe von Bildungsbauten des Kreises Viersen fort. Durch die Ausrichtung an den bestehenden Bauten entsteht ein Campus, in dem die einzelnen Einrichtungen miteinander über die Freiräume verknüpft sind und voneinander profitieren können. Zur Viersener Straße hin liegt der Haupteingang der Schule, jeweils seitlich davon befinden sich die Busvorfahrt und die Fahrradstellplätze. Der Eingangsplatz bietet Sitzgelegenheiten und ein Streifen hoher Gräser leitet zum Foyer hin und setzt sich auf dem Pausenhof fort. Der großzügige Hof liegt dann quer vor dem Schulhaus und wendet sich dem bestehenden Bildungsbauten zu. Er bietet Platz für vielfältige Aktivitäten und Spiele, auch die Fahrradwerkstatt kann sich hier bei gutem Wetter nach draußen erweitern. Der Schulkiosk besetzt die vierte, offene Ecke und hier beginnt der Weg zum restlichen Campus.

Südlich an den Pausenhof schließt eine Rasenfläche an, zum einen Teil offen als Bolzplatz oder auch als kleine Festwiese, zum anderen mit vielen Spielgeräten. Noch weiter südlich vor Kopf des Klassentrakts liegt ein kleiner Baumhain aus heimischen Arten (Quercus petraea, Fagus sylvatica) als Übergang zum den bestehenden Bäumen des Berufskolleg. Findlinge und Stämme schaffen informelle Rückzugsräume für kleinere Gruppen. Baumreihen (Acer campestre) fassen die Schule im Westen und Osten.

Weiter östliche befindet sich der Schulgarten mit Platz für Hochbeete und Obstbäume. Hier liegt auch das Außengerätelager, das gleichzeitig als Laube oder Gartenhaus dienen kann. Eine Zufahrt vom Stellplatz ermöglicht eine Belieferung sowie die Einfahrt von Pflegefahrzeugen. Nördlich des Garten ist eine Fläche für die Regenwasserretention vorgesehen. Eine kombinierte Mulden-Rigolen-Versickerung ermöglich das gesamte Niederschlagswassermanagement auf dem Grundstück. Dieser Bereich ist gleichzeitig ein Grünes Klassenzimmer für ökologische Themen.

Das Straßenverkehrsamt begrenzt das Grundstück im Osten. Der Viersener Straße und dem Stellplatz zugewandt liegt gut sichtbar der Haupteingang. Eine niedrige lange Wand führt von der Straße ins Grundstück und dient als Sitzgelegenheit. Südlich des Eingang schafft eine Baumreihe (Acer campestre) einen Puffer zum Stellplatz.

Die Versiegelung des Stellplatzes ist soweit wie möglich minimiert. Eingestreute Bäume (Gleditsia triacanthos, Nyssa sylvatica) erweitern den Baumbestand im Süden auf das Grundstück und lockern die Fläche auf.

Der Eingangsplatz und der Pausenhof werden mit einer „Pflastercollage“ aus Recyclingpflaster befestigt. Dadurch entstehen interessante, unterschiedliche Teilflächen und es kann flexibel auf das Angebot von Baustoffbörsen reagiert werden. Der Stellplatz wird einheitliche mit einem Pflaster bzw. Rasengitterstein aus Recyclingbeton erstellt. Der Unterbau kann aus RC-Material hergestellt werden. Die Artenauswahl bei dem Bäume folgt den Empfehlungen der Zukunftsbaumliste als Reaktion auf neue klimatische Bedingungen und Förderung des Mikroklimas.

Die Versickerung des Niederschlagswassers des Stellplatzes erfolgt in Mulden zwischen den Stellplätzen, die der Wege über die Schulter direkt vor Ort. Das Wasser der Dächer sowie teilweise des Pausenhofes werden über eine kombinierte Mulden-Rigolen-Versickerung dem Grundwasser wieder zugeführt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Positionierung der beiden Gebäude überrascht und überzeugt gleichermaßen. Die Gebäude Förderschule und Strassenverkehrsamt stehen in keinem direkten Bezug zueinander, was zunächst befremdet, aber mit Blick auf die Umgebung schlüssig ist. In Bezug auf die Nutzungen ist diese Anordnung sinnhaft und eröffnet eine jeweils klare Adressbildung. Die Förderschule ist winkelförmig in den nordwestlichen Bereich des Grundstücks gedreht, dadurch entstehen gerade ausreichende Bereiche an der Viersener Strasse. Hier werden die Schüler*innen über die gut aufgeteilten dreieckigen Flächen von der Andienung mit dem Bus oder individuell zum Haupteingang geleitet. Die Form des Schulgebäudes bezieht sich klar auf das Berufskolleg und bildet mit diesen Gebäuden einen Campus. Der Schulhof liegt geschützt nach Norden und geht in den grünen Freiraum über – so entstehen direkte Wege- und Sichtbeziehungen in die gebaute Umgebung. Die Förderschule wird zum Teil der Stadt. Das Straßenverkehrsamt orientiert sich mit angemessenem Abstand zum Kreisarchiv. In der städtebaulichen Setzung der Gebäude liegt auch die Grundqualität des Freiraumkonzeptes. Die räumliche Anordnung des Schulbaukörpers im Westen und die Öffnung zwischen Schule und Straßenverkehrsamt für eine übergeordnete Grünvernetzung überzeugt das Preisgericht. Die Schaffung einer zentralen Schulhoffläche, die sich zum Berufskolleg öffnet und der räumliche Rücken der Schule selbst können überzeugen. Auch die Bereiche Richtung Viersener Straße sind mit Erschließungen belegt. Die Fläche zwischen Schule und Straßenverkehrsamt ist zwar grundsätzlich eine Parkplatzfläche, die Art der Aufteilung und Zonierung und die Stellung der Bäume lassen aber einen qualitätvollen Parkplatz entstehen. In Zukunft könnten vor dem Hintergrund der Verkehrswende auch diese Bereiche als öffentliche Freiräume genutzt werden. Der Haupteingang befindet sich an der langen Westseite, gut auffindbar über die Einfahrt an der Viersener Straße. Die Besucher gelangen über den angenehm begrünten Parkplatz in die Eingangshalle, Mitarbeiter dagegen von Süden über die Stichstrasse. Der geschickt gestaltete Bereich zwischen Förderschule und Strassenverkehrsamt ermöglicht einerseits das konzentrierte Parken, andererseits entstehen differenzierte grüne Aussenräume direkt am Schulgebäude, die als grüne Klassenzimmer oder für die intensive Betreuung genutzt werden können. Das zweigeschossige langgestreckten Gebäude des Strassenverkehrsamtes sind die öffentlichen Bereiche weitestgehend im Erdgeschoss schlüssig angeordnet, das Schulgebäude mit drei Geschossen ist gut proportioniert. Die Haupterschließung ist gut angeordnet, eine schöne Lichtsituation entsteht durch die Lamellenkonstruktion im Dach. Problematisch erscheint aus schulischer Sicht die Verteilung der OGS auf 2 Ebenen so wie die Vermischung mit dem Lehrerbereich. Auf materieller Ebene werden die Anforderungen an das zirkuläre Bauen – bis auf die Gründung – weitgehend erfüllt. Die Parkplatzflächen nehmen relativ viel Raum ein, sind aber bei rückläufigem Bedarf gut als Schulhoffläche nutzbar und sind mit Bäumen und Hecken ökologisch vorteilhaft gestaltet. Elegante Fassaden mit senkrechten Lamellen wiederholen sich an beiden Gebäuden, eine ruhige und zurückhaltende Differenzierung ist gut vorstellbar. Die Erweiterung der Schule ist dargestellt und selbstverständlicher Teil des Ganzen.
Freiraumvernetzung

Freiraumvernetzung

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1.Obergeschoss

Grundriss 1.Obergeschoss

Grundriss 2.Obergeschoss

Grundriss 2.Obergeschoss

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht West

Ansicht West

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Schnitt B-B

Schnitt B-B