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Einladungswettbewerb | 06/2020

Hochhausentwicklung am Partheufer in Leipzig

Anerkennung

RKW Architektur +

Architektur

POLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Zwei aufstrebende Hochhäuser, in der äußeren Gestaltung gleich, in der Höhe different, ruhend auf einem fünfgeschossigen Sockel bilden die architektonische Personifizierung einer angestrebten großstädtischen Hochhausentwicklung am Partheufer in Leipzig. An der Ecke, an der sich Uferstraße und Gerberstraße kreuzen, ragt das höhere, der zwei Hochhäuser als prägnante Landmarke empor. Mit der gegenüberliegenden neugeschaffenen Wohnbebauung, ebenfalls ein Hochhaus, entsteht eine für den europäischen Städtebau typische Konfiguration, die Torsituation, als Eingangsgeste in die Leipziger Innenstadt. Das zweite und kleinere Hochhaus auf dem Sockel, besetzt die Ecke Nordstraße/ Uferstraße. Die architektonische Gestaltung beider Hochhäuser und deren Sockel ist gleich. Die einfachen Gebäudeproportionen und klaren Setzungen der Baumassen sind wichtig, um sich in einem eher heterogenen städtebaulichen Umfeld zu behaupten. Beide Hochhäuser als „Brüder im Geiste“ werden ihre städtebauliche und architektonische Präsenz auszustrahlen. Der Vorschlag der Wohnbebauung auf der gegenüberliegenden Seite schließt an den vorhandenen Blockrand an und generiert eine zusätzliche Höhendominante im Stadtraum.

Die Grundordnung, ein orthogonal organisiertes städtebauliches Raster, welches sich an den Setzungen des Westin-Hotels und dem Hochhaus des Löhr‘s Carre’s orientiert, bestimmt die räumliche Ausbildung und Orientierung der geplanten Hochpunkte. Anders verhält sich der fünfgeschossige Sockel. Dieser fährt die Grundstücksgrenzen nach, besetzt das Grundstück nahezu komplett und entwickelt seine Gebäudehöhe, ähnlich der Gebäude in der unmittelbaren Nachbarschaft. Diese beiden Herangehensweisen werden konsequent in eine spezifische Gebäudegeometrie und in eine für das Grundstück angepasste Gebäudekubatur übertragen. Keine formale Baukörpergestaltung wird dadurch erkennbar, sondern eine eigene Identität!

Ein großzügiger Vorplatz, entlang der Uferstraße, verortet sich zwischen identitätsstiftenden Kolonnaden im überhöhten Sockelgeschoss des Gebäudes und dem neuen terrassierten Ufer zur „aktivierten“ Parthe. Diese Maßnahmen unterstreichen den urbanen großstädtischen Charakter an dieser Stelle der Stadt. Die Verortung von öffentlichen Funktionen, wie Café, Einkaufsmarkt, Leipziger Läden und die Positionierung der Haupteingänge der Hochhäuser entlang dieser Situation verstärken diesen Ausdruck.
Klare architektonische Gliederung durch Überhöhung des zweigeschossigen Sockels und der Attikageschosse („Hochhaus-Kronen“) definieren einen bekannten Maßstab in der Großstadt. Das unmittelbar auf dem Sockel gelegene sechste Geschoss zeigt sich in einer besonderen architektonischen Prägnanz. Hier am Übergang zwischen Sockel und Hochhäusern, wo die Schichtung der Baukörper deutlich wird, gestaltet sich die Fassade in einer besonderen Weise. Hier springen die Glaselemente in der Fassade zurück und erhöhen die Plastizität. Dieses Gestaltungelement in der eher glatten Fassade zeigen auch das zweite Geschoss und das letzte Geschoss der Bebauung. Bei allen drei Situationen sind die inneren Nutzungen herausgehoben und trennen sich deutlich von den „normalen“ Büroetagen ab. Im zweiten Geschoss sind die Konferenzbereiche angeordnet, im 6. Geschoss die Büro-Cafeterien mit direkten Zugängen zu den grün gestaltet Terrassen. Baulich abschließend und in der Fassade ähnlich ausgebildet, erhalten die Attika-Geschosse der Hochhäuser ebenfalls das Gestaltungselement der zurückspringenden Fassade. Das Wechselspiel zwischen unterschiedlich tiefliegenden Fassadenteilen geben den eher rational gestalteten Baukörpern sein Detail. Auch die bewusst gestalteten Fugenbilder, welches die Fassadentexturen – hier dunkle Keramikelemente - mit dem Grundkörper des Hochhauses „verweben“ und „verknoten“, sind bedeutsam für die Detaillierung und Komplexität der angestrebten Architektur. Vertikale und horizontale Fassadenelemente werden ausgewogen angewendet. Die Fassade ist vorgehängt, hinterlüftet und wärmegedämmt.

Die äußere Haut ist dunkle Keramik, mit unbegrenzter Lebensdauer. Keramik als Fassadenmaterial besteht aus 100% natürlichem Ton und widersteht sämtlichen Umwelteinflüssen und bedarf keinerlei Wartung. Die Dauerhaftigkeit und Wertigkeit der Keramikplatten sind schon aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Keramik ist frei von schädlichen Zusatzstoffen, ohne Verwendung von Schwermetallen. Auch die vollständige Wiederverwertbarkeit beim Rückbau sind entscheidende Stichworte beim Thema Nachhaltigkeit. Das Haus soll klimatisiert werden. Die Doppelscheiben („Kastenfenster“) in der Fassade nehmen einen Sonnenschutz auf, welcher zwischen den Glasebenen motorisiert betrieben werden soll. Die äußere Glasscheibe schützt den Sonnenschutz vor Wind und bildet am Rand eine Fuge, so dass man, wenn das inneren Fenster geöffnet wird, eine zusätzliche natürliche Belüftung erreicht. Der von der Außenwelt abgeschottete Eindruck kann dadurch aufgehoben werden. Wenn der Nutzer es wünscht, ist, neben dem optischen Kontakt zur Außenwelt, auch ein akustischer und thermische Kontakt möglich.

Die plane Fassade changiert in matt-dunklen Farbtönen verstärkt dadurch die stilistische Abgrenzung vom übergroßen hellen Nachbarn „WestIn-Hotel“. Das Hochhaus-Ensemble am Partheufer mit einer zeitgenössischen Gebäudekubatur und ihrer in Farbe, Material und Konstruktionsdetails anspruchsvollen Fassade belebt den Stadtraum und unterstreicht den Anspruch des neuen (städtebaulichen) Entrées der Stadt Leipzig.

Beurteilung durch das Preisgericht

In der Verbindung einer Blockrandbebauung mit akzentuierenden Hochhäusern orientiert sich der Vorschlag typologisch an bekannten Leipziger Vorbildern. In der Sequenz der Bebauung an der Uferstraße ist diese Komposition schlüssig, auch wenn der Baukörper im Nordwesten, parallel zur Uferstraße etwas schwerfällig wirkt. Nicht angemessen ist die Anordnung der Kolonnaden in der Nordfassade. Attraktive Zugangssituationen werden nicht angeboten. Die Anordnung der Stellplätze in einer mehrgeschossigen Hochgarage nutzt zwar geschickt die übergroße Tiefe des Baukörpers, sie ist aber im Hinblick auf eine spätere Nutzungsänderung nicht sinnvoll.
Uferstraße

Uferstraße

Städtebau

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Freiraumplanung

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