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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2020

Erweiterung und Umbau des Werner-von-Siemens-Gymnasiums in Regensburg

Anerkennung

Preisgeld: 12.500 EUR

löhle neubauer architekten BDA pmbb

Architektur

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Furche Geiger Zimmermann Tragwerksplaner GmbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

STÄDTEBAU
Der Neubau des „Werner-von-Siemens-Gymnasium“ in Regensburg vervollständigt die sanierten Bestandsgebäude zu einem zeitgemäßen, funktionalen und zukunftsorientierten Schulkomplex. Das identitätsstiftende Ensemble aus rechteckigen Baukörpern mit differenzierter Höhenausbildung bildet die neue Adresse des Gymnasiums zur Donauuferstraße im Süden aus. Der Eingang von Seite Brennerstraße im Nordwesten bleibt erhalten und wird als gleichwertiger Zugang ausgebildet.
Die halb eingegrabene Sporthalle bildet den Abschluss des Gebäudekomplexes im Osten und schafft gleichzeitig den Übergang zu den Außensportanlagen. Diese stellt die Pufferzone zwischen der Schule und den angrenzenden Gewerbebetrieben dar.


ENTWURF I BAUABLAUF
Der 5-geschossige Baukörper wird als erster Bauabschnitt realisiert. Die Mensanutzung wird währenddessen als Interimsmaßnahme ausgelagert. Der höchste Baukörper des Ensembles beherbergt nach Fertigstellung die neue Mensa sowie das Foyer. Dieses gleicht über eine Sitzstufenanlage den Höhenunterschied zwischen Pause Nord und Pause Süd aus und ermöglicht hierdurch eine barrierefreie Erschließung. Im „oberen“ Foyer wird der Theaterraum verortet, der über mobile Trennwände flexibel dem Foyer zugeschaltet werden kann. Im „unteren“ Foyer sind der Pausenverkauf sowie der Mehrzweckraum angeordnet. Dieser kann ebenfalls dem Foyer zugeschaltet werden und ermöglicht somit eine vielfältige und differenzierte Nutzung des Foyers, das als neues Herzstück des Gymnasiums als großzügiger Veranstaltungs- und Kommunikationsraum gestaltet wird.
In den Obergeschossen werden die Verwaltung sowie vier Lerncluster und Fachräume verortet. Die bestehende Einfach-Sporthalle wird räumlich sowie statisch in den Neubau integriert und kann während der Umbaumaßnahmen weiterhin genutzt werden.
Anschließend wird der zweite Bauabschnitt realisiert, welcher den sanierten Westflügel ebenfalls zu einer Hof-Typologie ergänzt. Die Klassenzimmer und Fachklassen bleiben im Bestand erhalten und werden durch den Neubau so ergänzt, dass ein Lerncluster pro Geschoss realisiert werden kann. Erdgeschossig befindet sich, ebenengleich zum „oberen“ Foyer und Mensa, die Ganztages-betreuung. Im Tiefparterre wird die Oberstufe verortet. Mit dem Bauabschnitt zwei wird zudem die neue Tiefgarage realisiert, welche Platz für 106 PKWs sowie Motorräder und Abstellmöglichkeiten für Lehrerfahrräder bietet.
Eine großzügige Magistrale, die sich von Nord nach Süd erstreckt, verbindet dabei die Baukörper auf allen Ebenen. Höhenunterschiede zwischen Alt- und Neubau können durch den Bestandsaufzug überwunden werden, sodass eine barrierefreie Erschließung der gesamten Schule ermöglicht wird.
Als abschließenden Bauabschnitt wird die eingegrabene Sporthalle realisiert. Die Zuschauerebene ist niveaugleich an das Foyer angeschlossen und kann intern für die Schulnutzung erschlossen werden. Externe Sportler gelangen über einen separaten, unabhängigen Eingang stirnseitig in die Sporthalle. Im Untergeschoss sind die Umkleiden sowie Geräteräume verortet. Eine Verbindung zur bestehenden Einfeld-Sporthalle ist im Untergeschoss gegeben.

FREIRAUMGESTALTUNG
Eine Folge von „grünen Zimmern“ prägt die Freiflächen der Schulanlage in dem vorgefundenen beengten Umfeld. Neu angeordnete Hecken in wechselnden Höhen bis zu 7 m fassen die Räume, die fließend ineinander übergehen. Der Baumbestand wird weitestgehend erhalten und achtsam ergänzt. Frei angeordnete Bäume bilden einen Hain und ermöglichen einen Wechsel aus Licht und Schatten.
Die Freiraumgestaltung ergibt sich aus Schulhof, Gärten, Botanische Felder, Sportanlagen und Fahrradabstellanlagen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Erweiterung des bestehenden Westflügels durch eine im Süden vorgelagerte Spange, die zusammen mit dem Bestand einen gut dimensionierten Innenhof umfasst, gelingt es dieser Arbeit in überzeugender Weise, Bestand und Neubau zu einer selbstverständlichen Einheit zusammenzufassen.
Die drei zueinander gefügten Baukörper sind angenehm differenziert, in der Höhenentwickelung gut gestaffelt und hinsichtlich ihrer Funktionen lesbar.
Mit dem Haupteingang nach Süden ausgerichtet präsentiert sich die neue Schule mit einer einladenden Geste. Der Zugang von Westen her bleibt erhalten, ist jedoch dem südlichen Eingang untergeordnet.
Über beide Zugänge gelangt man direkt in die zentrale Mitte des neuen Schulgebäudes. Aula, Theaterraum und Mensa sind hier als offene und gut nutzbare Raumfolge angeboten. Querende Verkehrsflächen beeinträchtigen jedoch die Nutzung der Aula bei Veranstaltungen. Ein schöner Vorschlag ist die Erschließung der neuen Sporthalle über eine Zuschauergalerie, die direkt seitlich an die zentrale Aula angebunden ist.
Nicht so selbstverständlich ist die Integration der bestehenden Sporthalle gelungen. Auf Ebene -1 ist sie noch gut im Verbund mit der neuen Dreifach-Sporthalle, in Ebene 0 sind jedoch erhebliche Umbauten erforderlich, auch die Überbauung bedingt ein neues Tragsystem.
Das Konzept überzeugt durch seine klare und einfache Erschließung, seine Kompaktheit und die an kurzen Wegen sinnvoll angeordneten Funktionsbereiche. An den gut proportionieren Innenhöfen finden sich, den jeweiligen Cluster zugehörig Fluraufweitungen, die attraktiv und gleichzeitig gut nutzbar sind. Lediglich bei den Cluster 5-7 sind diese zu abseits gelegen, um im Zusammenspiel mit den Klassen zu funktionieren.
Das äußere Erscheinungsbild ist aus der Idee einer horizontal gelagerten Schichtung abgeleitet. Auch das trägt dazu bei, die einzelnen Bauteile zu einem überzeugenden Ganzen zu fügen. Die vorgestellten Konstruktionen beruht auf bewährten Details und lassen eine wirtschaftliche Erstellung erwarten. Die Integration der bestehenden Sporthalle wird mit einem hohen Aufwand erkauft. Auch die vollständige Umformung der Fassade des Westflügels löst entsprechende Baukosten aus.
Hinsichtlich der Anforderungen, an den Brandschutz bestehen Defizite.
Durch den Anbau der zusammengesetzten Spange an den Westflügel werden Abstandsflächen ausgelöst die nicht auf eigenem Grund nachgewiesen sind. Die Lage der Tiefgaragen Zufahrt an der exponierten Süd-West Ecke stört das Erscheinungsbild erheblich.

Schulische Organisation
Die Clusterung der Verwaltung und des Lehrerzimmers im ersten Stock ist praktikabel gelöst, muss aber im Detail nachgebessert werden. Die südliche Andockung an den Altbau ist originell und eröffnet mit der Magistrale eine weitere Verkehrsfläche. Trotzdem bleibt das Lehrerzimmer am Rande. Die Fachräume sind geclustert, aber die Anbindung der Sammlungen und Vorbereitungen an die Fachräume könnte optimiert werden. Die Aufteilung der Sporthallen wird kritisiert.

Tragwerk
Der Entwurf zeigt keine wesentlichen Angaben zur Tragstruktur, die Abtragung ist jedoch außerhalb des Turnhallenbereiches einfach lösbar. Die bestehende Turnhalle wird durch drei Geschosse überbaut, die mit tragenden Wandscheiben abgefangen werden sollen. Die Wandscheiben sind allerdings nicht durchgängig und nicht in allen erforderlichen Achsen vorhanden.

Bauabschnitte
Der Entwurf sieht 3 Bauabschnitte vor. Der 2.BA ist als ringförmige Ergänzung des Westflügels gedacht, der die südorientierten Unterrichtsräume während der Bauphase beeinträchtigt (Unterfangungsarbeiten bei Gebäudeanschlüssen der TG an den Bestand). Die Einfachsporthalle wird erhalten und in den Neubau 1.BA integriert, jedoch mit 3 Geschossen überbaut. Der Teilabbruch des Mitteltraktes im 2. BA ist problematisch.

Grün
Die klare Zonierung und Strukturierung der Freiflächen und die großen, begrünten Innenhöfe werden anerkannt. Der massive Eingriff in den Baumbestand der westlichen Nord-Süd Wegeverbindung und an der Donaustaufer Straße kann nicht überzeugen, ebenso die mangelnde Durchgrünung im Osten
Lageplan

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