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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2020

Neubau eines Veranstaltungssaales am Gebäude der TUFA in Trier

Anerkennung

Preisgeld: 11.000 EUR

Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH

Architektur

WW+ architektur + management

Architektur

Ernst + Partner

Landschaftsarchitektur

Planen & Bauen GmbH

Brandschutzplanung

itv Ingenieurgesellschaft für Theater- und Veranstaltungstechnik mbH

Bauingenieurwesen

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Akustikplanung, Bauphysik

ZWP Ingenieur-AG

TGA-Fachplanung

knippershelbig GmbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Die ehemalige Tuchfabrik TuFa ist ein fester Bestandteil der Trierer Kulturlandschaft. Zahlreiche Vereine und Initiativen nutzen seit fast 35 Jahren diesen Raum und haben ihn über die Jahre zu einem ganz besonderen Ort gemacht. Diese gewachsene Struktur wird nun um einen Veranstaltungssaal erweitert. Während der Sanierung des Theaters Trier wird das Ensemble den Neubau der TuFa als Interimsspielstätte nutzen. Somit wird dem Neubau einiges abverlangt: Er muss den Anforderungen eines klassischen Theaters genügen, aber auch flexibel genug für eine spätere Nutzung durch die Vereine der TuFa sein. Alt und neu, Tradition und Innovation, Hoch- und Subkultur – der Wunsch, beides miteinander zu einer Einheit zu verbinden und dennoch jedem Part seine Eigenständigkeit zu lassen, bestimmt die Leitidee unseres Wettbewerbsbeitrages.

Städtebau & architektonisches Konzept
Die Lage der TuFa am Übergang zwischen historischer Altstadt und lockerer Bebauung mit einzelnen Solitären erfordert eine sensible Einbindung, aber auch eine selbstbewusste, repräsentative Adressbildung. Wir haben die Längen des großen Neubauvolumens durch Knicke und Höhensprünge gebrochen und unterteilt. Winkel und Position der Knicke entwickeln sich aus der Geometrie des Bestandsgebäudes, werden gespiegelt oder parallel verschoben. Eine Piazza mit großzügiger Stufenanlage an der Ecke Gervasiusstraße/Wechselstraße empfängt die Besucher und führt sie zur polygonalen Vorfläche des Interimseingangs. Der Haupteingang bleibt auf der Gebäuderückseite und wird durch den Entréeplatz geschärft und hervorgehoben.

Organisation & Funktion
Interimsnutzung
Der neue Veranstaltungssaal wird in der Interimszeit von Theater Trier und TuFa gemeinsam genutzt. Nach der Sanierung des Bestands bedarf es lediglich einiger Durchbrüche, um aus zwei getrennt voneinander funktionierenden Gebäuden eins zu machen. Während das Theater Trier über die Piazza an der Ecke Gervasiusstraße/Wechselstraße betreten wird, bleiben sowohl der Zugang als auch der Bestand der TuFa während der Interimsnutzung nahezu unverändert. Die Anlieferung erfolgt über die Wechselstraße über einen kleinen, abgeschlossenen Wirtschaftshof und kann bereits während der Interimsphase von der TuFa mitgenutzt werden. Künstler-Garderoben und Backstagebereich liegen im ersten Obergeschoss des Bestandes.

Gesamtkonzept
Nach der Übersiedlung des Theater Trier an seinen angestammten Platz „gehört“ der neue Veranstaltungssaal der TuFa. Der Eingang an der Piazza bleibt erhalten und wird zum „Tor zur Stadt“. Durch das neue Treppenhaus können die Foyers des Neubaus und des Bestandes getrennt oder zusammen geschaltet werden. Diese interne Straße erschließt alle Nutzungen der TuFa 2025 (Großer Veranstaltungssaal, Kleiner Saal, Textorium, Zugang zu den Workshopräumen) und verbessert die Orientierung für die Nutzer. Dies ermöglicht auch, die Räume flexibel zu nutzen und mehrere Veranstaltungen zeitgleich abzuhalten.
Die Eingriffe in den Bestand werden auf ein Minimum beschränkt. Ziel ist eine übersichtlichere, funktionalere und großzügigere Gestaltung. Nach der Sanierung beherbergt das Bestandsgebäude den Backstage- und Garderobenbereich und den umgebauten „Kleinen Saal“. Beide Säle schließen unmittelbar an die Lager- und Anlieferflächen des Neubaus an. Der östliche Teil des verkleinerten Saals wird zur Küche für das Textorium. Der Speisesaal bleibt an der jetzigen Stelle und orientiert sich weiterhin Richtung Innenhof.

Konstruktion & Material
Neubau und Bestand haben unterschiedliche Nutzungsanforderungen, Konstruktionen und eine eigene Geschichte. Jeder Gebäudeteil wird also in seiner eigenen Logik und Tektonik betrachtet: der Neubau als zukunftsweisende, robuste Theaterwerkstatt, der Altbau als organisch gewachsenes und permanent überformtes Industriedenkmal. In der Gesamtkonzeption bildet die TuFa 2025 dennoch ein homogenes Gebäudeensemble, zusammengefasst durch Struktur und Farbe.
Vertikal strukturierter Putz akzentuiert die Ziegel-Fassade des Bestands. Der Neubau wird mit einer hinterlüfteten Konstruktion aus eloxiertem Stehfalzblech verkleidet – eine nostalgische Referenz an das bestehende Theaterhaus in Trier. Das Gebäude öffnet sich durch Schieben, Klappen oder Heben der Fassadenhülle, gibt dahinter Einblicke, Licht oder Informationen frei und interagiert so mit der Umgebung.
Das Tragwerk des neuen Konzertsaals ist als konventionelle Stahlbetonkonstruktion konzipiert.
Eine 40cm starke Stahlbeton-Flachdecke bildet den horizontalen Raumabschluss, die linear auf den umlaufenden Betonwänden aufgelagert wird. Diese massive Bauweise trägt den Anforderungen des baulichen Schallschutzes nach Außen Rechnung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit beeindruckt die Jury zunächst durch ein starkes städtebauliches Konzept, in welchem der Neubau unmittelbar an die Nordwest-Fassade der TUFA gerückt wird. Neubau und Bestand verschmelzen somit zu einer baulichen Einheit. Zur Gervasiusstraße entsteht eine stadträumliche Aufweitung, die als urbaner, intensiv genutzter öffentlicher Platz inszeniert wird. Zugleich liegt hier der Zugang und Ausgang des Foyers für den Interimsbau. Dieser Ansatz wird sehr kritisch gesehen. Zum einen erscheint der Konflikt mit den Bewohnern der Gervasiusstraße programmiert: Die zu erwartenden Kommunikationsgeräusche durch die Besucher werden durch das Angebot eines urbanen Aufenthaltsorts in den kritischen Nachstunden erhöht und zeitlich ausgedehnt. Auch erhält der neue Eingang so eine dauerhafte Bedeutung, die der Interimsnutzung nicht angemessen ist. Der von den Verfassern hergestellte Bezug zum bestehenden Theater in der Fassade des Neubaus (eloxiertes Aluminium-Blech) lässt außer Acht, dass es sich bei der Theaternutzung um ein Interim handelt. Bei der späteren Nutzung durch die TUFA erscheint die Anmutung für ein soziokulturelles Zentrum nicht angemessen. Hinzu kommen funktionale Schwächen: Die gemeinsame Nutzung der Garderoben ist in der vorgeschlagenen Form in Endzustand schwierig; der Zugang zur Bühne durch das Lager problematisch. Das Foyer für den neuen Saal ist deutlich zu klein. Durch den unmittelbaren Anbau werden Fenster im Bestandsgebäude verdeckt. Der Umgang mit den Innenräumen des Bestandes wird hingegen als gelungen eingeschätzt. Positiv gesehen wird auch das leichte Verschränken der Wandflächen im neuen Veranstaltungssaal, die sich auch günstig auf die Raumakustik auswirken können. Sehr kritisch gesehen werden die sehr hoch angesetzten Kosten für das Bauwerk und die im Vergleich dazu sehr niedrig geschätzten Kosten für die Technischen Anlagen. Die Realisierungsfähigkeit des Entwurfs innerhalb des gegebenen Rahmens wird in Frage gestellt.
Ingesamt würdigt die Jury den Beitrag als einen qualitätsvollen und ambitionierten Entwurf, der jedoch der Aufgabenstellung in einigen wesentlichen Punkten nicht gerecht wird.
Skizzen der Brandschutzpläne

Skizzen der Brandschutzpläne