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Offener Wettbewerb | 09/2020

Landesgartenschau Ellwangen 2026

1. Preis

relais Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Stadt im Fluss

Wie werden wir morgen leben? Die Frage nach der Lebensqualität ist durch die Auswirkungen von Klimawandel und Artensterben hochaktuell. Das gilt in urbaner Sicht ebenso durch die Folgen des Bedeutungsverlusts vieler Innenstädte, den Wandel der Märkte und Arbeitswelten. Nicht nur aktuell, sondern auch konsequent ist es, eine Antwort darauf im Freiraum zu suchen. Das Areal der Landesgartenschau Ellwangen bietet dafür die Spezifik des Lokalen und die Gegebenheiten kulturellen Erbes sowie das Potential für Zeitgeist und Innovation. Indem beides – also Vergangenheit und Zukunft – als Strategie für die Gegenwart verknüpft werden, lehnt sich das Konzept an Aspekte der „Slow City“-Bewegung an. Damit zielt es auf Lebensqualität, Entschleunigung und Nachhaltigkeit, auf die Aktualisierung regionaler Identität als Grundlage attraktiver und zukunftsfähiger Lebenskonzepte. Das Konzept setzt damit auf die Verschmelzung von Tradition und Innovation.
Im Konzept wird die Renaturierung der Jagst und die damit verbundene Absenkung des Wasserstands nicht als historisierende Geste, sondern als Impuls für eine ökologische Aufwertung und neue Freiraumnutzungen aufgefasst. Die Flussaue wird als großzügiger Bezugsraum im urbanen Gefüge ausformuliert. Sie wird durch weite Flussterrassen gefasst, die die Orientierung auf die Jagst stärken und eine räumliche Hierarchie ausformulieren.
Die Freiräume der Jagstaue werden mit der Ellwanger Altstadt durch eine Fußgängerbrücke verbunden, die sich in das Areal des Brückenparks hineinfaltet. Im Brückenpark ziehen sich vielfältige Sport- und Aktivitätsflächen entlang des Mühlgrabens bis ans Jagstufer.
Um die größtmögliche Wirkung der Jagstaue als von Eigendynamik geprägtem Raum zu entfalten, werden die stärker baulich geprägten Nutzungen als kohärente Struktur mit funktionalem und räumlichem Zusammenhang am Nordrand des Tals ausformuliert. Die Konzeption dieses Funktionsbandes ermöglicht die Schaffung großzügiger und offener Parkräume entlang der Jagst. Im östlichen, innenstadtnahen Abschnitt wird der Fluss dabei durch vielfältige Nutzungsangebote erlebbar gemacht. Der westliche Auenpark ist geprägt durch die Eigendynamik entfaltende Jagst und gestalterisch gesteuerte Sukzessionsprozesse.

Beurteilung durch das Preisgericht

Bewertung: Die Arbeit überzeugt mit einem durchgehenden Raumbild für den Talraum der Jagst. Während der westliche Teilbereich einen breiten Korridor erhält in dem sich der Fluss eigendynamisch entwickeln kann, ist der innenstadtnahe Bereich intensiver gestaltet. Im naturnahen Bereich der Jagst sind folgerichtig nur wenige sensible Eingriffe für die Naherholung integriert. Das Preisgericht diskutiert, ob der große Natur-Spielplatz eventuell näher an die Jagst rücken oder Teil des Stadtparks sein könnte. Auch der Gehölzkorridor entlang der Jagst südlich der Eisweiher müsste breiter gestaltet sein. Das eigentlich große Potenzial des Entwurfes liegt in der Ausformulierung eines stadtnahen Parks. Die Strukturierung des Raums in Terrassenebenen lassen ein interessantes Raumbild erwarten. Dessen Rahmen bildet nach Norden eine Gehölzkulisse in die der Campingplatz, das Wellenbad und die neue Stadthalle mit den Parkplätzen integriert werden. Der Weg an der Südseite des Wellenbads erscheint sehr nah an das Gebäude herangeführt, auch die Höhenlage in Richtung Wiese könnte zu hoch sein. Der großzügige Stadtstrand überzeugt in seiner Lage mit der Nähe zur Innenstadt und kann durch die barrierefreie Erschließung inklusionsgerecht erschlossen erreicht werden. Der Bereich Brückenpark wurde intensiv diskutiert. Die Überbrückung der Infrastrukturtrassen erfolgt über eine starke Stegfigur, die als Brückenkonstruktion an die neuen Gebäude diesseits und jenseits der Straße andockt und im Bewegungsraum des Jugendzentrums als Rampe anschließt. Der Vorschlag kein Fachmarktzentrum, sondern eine andere Nutzung z. B. co-working Flächen anzubieten findet Zustimmung. Das Umfeld des JUZE muss zwar Nutzungen für Spiel und Begegnung vorhalten. Die vorgeschlagenen Baumhaine können die angrenzende Straße abschirmen und weitere Nutzungen integrieren und Bereiche mit Schatten versorgen. Das Gartenschau-Konzept nutzt plausibel die verschiedenen Parkbereiche mit intensiveren Nutzungen. Die Arbeit scheint im Budget für Investition und Unterhaltung realisierbar zu sein. Das Preisgericht ist von der hohen Qualität des Entwurfes, den klaren Raumsequenzen und den vorgeschlagenen Themenbereichen überzeugt.

Hinweise zum Denkmalschutz: Der Umgang mit dem Kulturdenkmal Mühlgraben ist weitgehend denkmalverträglich. Positiv ist die Wasserführung zu nennen, der Anschluss an die Jagst sollte noch weiter entwickelt werden.