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Offener Wettbewerb | 09/2020

Landesgartenschau Ellwangen 2026

Ausschnitt Wettbewerbsplan

Ausschnitt Wettbewerbsplan

3. Preis / und Anerkennung Korrespondenzbereich

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

DAY & LIGHT LICHTPLANUNG

Lichtplanung

Erläuterungstext

Landesgartenschau Ellwangen 2026 – Faszination Kulturlandschaft

Die beeindruckende Kulturlandschaft Ellwangens mit dem Gebauten, dem Natürlichen und deren stimmigem wie befruchtendem Dialog steht im Zentrum der vorliegenden Arbeit. Dieses klassische Bild der beiden kontrastierenden aber eng wie interaktiv verbundenen Pole ist neben dem eher verschmelzenden Konzept der Gartenstadt das wohl tragfähigste Modell für die grüne, zukunftsorientierte Entwicklung unseres direkten Wohn – und Arbeitsumfeldes. Ellwangen 2026 als städtebaulich-landschaftliches Modell.
Überlagertes und Verlorengegangenes wird herausgearbeitet, erweitert und ergänzt und so wieder zu einem lesbar schlüssigen Ganzen weiter entwickelt. Zwei große Kulturlandschaften – die Jagstaue und der Schlossberg - umlagern die historische Altstadt. Ein grüner Ring von Gärten folgt dem Verlauf der früheren Befestigung bildet die Verbindung zur Innenstadt und schlägt die grüne Brücke zwischen den großen Landschaftsräumen. Der neue Brückenpark bildet als großer Lückenschluss die eigenständige wie zeitgenössische Ergänzung in dieser Abfolge. Der jeweils individuelle Charakter der Teilräume wird gestärkt, die Wegeverflechtungen verbessert und die Übergänge inszeniert. Zeitgemäße Anforderungen an Freiraum im direkten Wohnumfeld, offene wie flexible Nutzungsstrukturen und die Option zur individuellen Aneigung werden zusammen mit einer betont „grünen“, naturgetönten Umsetzung in das erneuerte Bild der Kulturlandschaft Ellwangens eingeflochten – Faszination Kulturlandschaft 02.

Jagstpark | Der Fluss wird in das Zentrum des Landschaftsraumes genommen. Die flankierenden Gehölze werden zu einem kraftvollen Rahmen verdichtet. Längs gerichtete Gehölzkulissen stehen versetzt im Talraum, bilden changierende Teilräume und öffnen immer wieder den weiten Blick auf die prägenden Punkte der Silhouette von Ellwangen. Die Jagst wird renaturiert und in weiten Abschnitten dem Zufall der eignen Dynamik überlassen. Extensive Landwirtschaft prägt den weiteren Talraum. Lang gezogene Drifts – an im Fluss treibende Baumstämme erinnernde Stationen werden zu konzentrierten Orten intensiver Nutzungen und Park prägenden Bilder.

Jagst- Renaturierung | Der naturnahe Umbau der Jagst beschränkt sich auf wenige direkte Eingriffe und eröffnet so Freiraum für das zufällig erscheinende Spiel der gewässereigenen Dynamik. Wenige fixe Bereiche – wie die querende Parkwippe oder der Prallhang vor Rotenbach werden durch rückwärtige schlafende Sicherungen befestigt. Durch gezielte Einbauten vom Totholz, Steinschüttungen und Lebendverbau wird das Gewässer angeregt, innerhalb dieses doch recht freien Rahmens aus seinem Bett auszubrechen und eigene Wege zu suchen. Dieser Naturerlebnisraum wird durch fehlende Wege, Gräben und Benjeshecken subtil aus der aus der menschlichen Nutzung herausgenommen und in der Fläche abgemagert. Die Zugänglichkeit konzentriert sich auf die Aussichtsplattform „Parkwippe“ und einem für begleitende Führungen zugänglichen Entdeckungspfad.

Schiesswasen | Die für die Veranstaltungen erforderlichen großen Flächen des Schiesswasens werden durch einschwingende Baumhallen gegliedert, wobei die Blickbeziehung aus der direkten Fußgängerperspektive frei bleibt. Die Baumhallen sind jeweils deutlich durchgemuldet und dienen als Retentionsraum für das anfallende Niederschlagswasser. Die Flächen werden entsprechend den geforderten Belastungen mit Asphalt bzw. belastbarem Schotterrrasen ausgebaut.
Als Zwischennutzung sind neben Parken auch Streetball in allen Facetten, ein Verkehrsübungsplatz oder ein Sommerkino / Beach Bar vorstellbar. Im Blickfenster zum Schloss wird auch der Asphalt verstärkt durchgemuldet. Der entstehende Tagwassersee bildet einen attraktiven Wasserspiegel und kann im Sommer durch Fontänen belebt und im Winter zur Eislaufbahn ausgebaut werden.

Brückenpark | Die inselartige Gartenbrosche unter dem Brückenbauwerk wird als Hybrid aus Platz und Garten entwickelt. Ein homogener Belag aus grobem, an einen Kiesstrand erinnernden farblosem Dränasphalt wird von einer lebendig modellierten Hügellandschaft durchstoßen. Strapazierfähiger Rasen, dichte Gräser und wilde Staudenpflanzungen erstrecken sich über die Hügel. Ein lichter Hain von niederkronigen, teilweise mehrstämmigen Bäumen verteilt sich Sprawl-artig über den Garten, öffnet den Blick in die Jagst-Aue und versteckt perspektivisch das Brückenbauwerk in den Baumkronen. Es entsteht eine schärenartige Struktur mit differenzierten Teilräumen, in die flexibel die neuen intensiven Parknutzungen von Klettern bis Skaten eingelegt werden können. Eine geschwungene Sitzkante bildet den Übergang zur Jagstaue. Eingelegte „Felsen“, die teilweise auch überflutet werden können, erinnern an „auftauchendes“ Kalkgestein“. Sie überbrücken einerseits den Resthöhenunterschied, bilden differenzierte Wassertiefen und Strömungen und dienen als ergänzende Querungshilfen um vom Brückenpark in die Aue zu gelangen.

Brücken und Neubauten | Die Querung zur Altstadt wird als Park begrenzendes Bauwerk entwickelt, unter das zum Lärmschutz gegenüber der Bahn und Altstadt das JuZe, Technik und Velos geschoben werden. Angedockte Treppentürme erlauben den Wege-ShortCuts. Aufgelegte Querstege binden Altstadt und Fachmarkt an
Der Fachmarkt entwickelt sich aus dem Bild des Brückenpark und wird immanenter Teil von diesem. In den unteren beiden Geschossen entsteht Parkraum, der durch grüne Fassaden in die Hügellandschaft des Parks eingebunden ist. Der darüber befindlich Fachmarkt erhält eine berankte Fassade und ist über die Stege mit Altstadt und Park verflochten. Abschluss bildet ein dichter Wald auf dem Dach. Er birgt unter den Baumkronen einen attraktiven Veranstaltungsraum mit weitem, reizvollem Blick zur Altstadt wie zur umgebenden Landschaft.
Die Brücken im Park sind als weit gespannte Betonbrücken als Teil der Wegelandschaft entwickelt.

Altstadt-Gärten | Der die Altstadt rahmende Grünring mit Baumriehen und seitlich angelagerten Gärten wird gestärkt und durchgehend ablesbar um die Stadt herum entwickelt. In regelmäßigen Abschnitten werden öffentliche Bereich in die Gartenfolge eingebunden. Kleinere Stichwege erlauben eine höhe Durchlässigkeit. Im Norden entsteht unter dem Klosterparkplatz eine flache Quartiergarage und ermöglicht durch die konzentrierte Verortung des ruhenden Verkehrs, die Wiederherstellung der rahmenden „grünen“ Gärten in diesem Wallabschnitt.

Schlosspark | Die besondere Kulturlandschaft des Schlossbergs wird betont. Sie erhält einen durchgängigen Basisweg und wird durch Fußwege verstärkt mit den umgebenden Quartieren verflochten.

Lichtkonzept | Die dezent urbane Verkehrsbeleuchtung entwickelt sich von der Altstadt her abstufend auslaufend Richtung Jagst als lockere Wegeaufhellung mit einem Fauna verträglichem warmen Lichtspektrum. Eine zonierte, atmosphärische Lichtverteilung lässt den Brückenpark auch abends belebend und attraktiv erscheinen.

Ausstellungskonzept | Das Leitmotiv des Dauerkonzeptes – Faszination Kulturlandschaft 02. – bildet auch die Grundlage für das Ausstellungskonzept. Großzügig eingefriedet wird der Wandel der Landschaft präsentiert. Temporäre Beiträge (Schaugärten, Großgastronomie..) werden dabei auf die strapazierfähigen Flächen des Schiesswasens konzentriert. Bauten wie Fachmarkt oder JuZe bieten ergänzende Ausstellungsräume (TBW, Kunstaustellungen, Gärtnermarkt). Über den Gartenring wird die Ausstellung an die Altstadt herangetragen und eng mit ihr verflochten. Der Schlossberg ist offen. Informationsstationen inszenieren mit gärtnerischen Mitteln die jeweiligen Besonderheiten des Abschnittes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Bewertung: Als Leitidee schlägt die Arbeit eine schlüssige und angemessene Nutzungsabfolge vor: Beginnend im Westen im naturnahen, extensiven Auenpark mit der renaturierten Jagst, über stärker genutzte Bereiche am Campingplatz bis zum Brückenpark am Übergang zur Stadt, wo eine intensive Nutzung mit Stadtstrand, Wasserspielplatz und Beachvolleyball die Jagst begleiten. Besonders akzentuiert werden diese Parkräume mit hölzernen Drifts, die je nach ihrer Lage thematisch passende Nutzungen aufnehmen und besondere Erlebnisse bzw. Aufenthaltsmöglichkeiten bieten. Besonders hevorzuheben sind dabei die Brücken über die Jagst - einmal mit einem Gefüge aus gegenläufigen Rampen mit Aussichtpunkten, einmal als Parcours über dem Wasser mit einer Holzkonstruktion. Angemessen gestaltet ist auch das Wegenetz. Es ist im Auenpark aus weniger Wegen gebildet und behutsam eingefügt. Stadtnäher ist es kleinmaschiger und nimmt die wichtigen Verbindungen auf. Der übergeordnete Radweg lässt sich jedoch in dem Gefüge nur schwer ausmachen und müsste nachgerüstet werden. Der Bereich am Schießwasen ist durch Bäume in Teilräume gegliedert - die Gestaltung dieser Raumabfolge lässt sich nur schwer nachvollziehen. Ihre Funktion erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Der Brückenpark wird kritisch diskutiert: Die Anbindung an die Altstadt mit der Führung von Brücke und Rampe über die Bahn bzw. auf dem Dach des Jugendzentrums ist sinnvoll. Auch die Lage Bebauung des JUZE an der Straße am Mühlgraben stellt eine gute städtebauliche Aufwertung dar. Verbunden mit diesem Brückenverlauf ist aber ein Weg, der nicht Richtung Jagst führt und eine lange Wegeverbindung erzeugt. Zusätzlich ist diese Verbindung durch die Gliederung des Brückenparks nicht einfach zu erkennen und erschwert die Orientierung. Die eigentliche Gestalt des Brückenparks besteht aus einer Insellandschaft aus grünen, baumbestandenen Hügeln und befestigten Flächen zum Spielen, Radeln oder Skaten. Den Besuchern, die nur zur Jagst, zum Schießwasen oder zur Stadthalle möchten, wird kein direkter Weg angeboten. Die Verbindung dorthin erschließt sich nicht durch die Anordnung der Inseln. Kritisch wird auch der Anteil der befestigten Fläche gesehen und das wenig abwechslungsreiche Gestaltungsmotiv, das sehr gleichförmige Räume für die gesamte Fläche erzeugt. Zum Gewässer: Die Rampe am Brückenpark mit den Trittsteinen kann sich für die ökologische Durchgängigkeit als problematisch erweisen und müsste optimiert werden. Im Parkbereich wurde der knapp bemessene Raum jedoch gut genutzt, um Verschwenkungen und Breitenvarianz zu erzeugen, eine Voraussetzung um ökologisch wirksame Strukturen zu schaffen. Bei den Jagstschleifen repräsentieren die Verzweigungen und Zwischengerinne nicht den richtigen Gewässertyp. Passend wäre ein stark mäandrierendes Einbettgerinne gewesen. Da der Aue genug Platz eingräumt wurde, wäre aber eine Verbesserung möglich. Im Ideenteil wurden die Möglichkeiten leider nur ansatzweise ausgeschöpft. Die Ausgestaltung des Gewässserbetts ist aus ökologischer Sicht gut gelungen. Insgesamt hervorzuheben ist die Abfolge von den naturnahen Jagststschleifen bis zu den intensiv genutzten stadtnahen Bereichen. Die jeweilige Nutzungsintensität erschließt sich sehr gut aus der Gestaltung, der Wegeführung und den gewählten Freiraumelementen. Der Brückenpark als wichtiges Scharnier zur Stadt kann dagegen nicht überzeugen, die Gestaltung wirkt überzogen. Der Korrespondenzbereich ist genau betrachtet mit einzelnen, kontextspezifisch und sinnvoll aufgewertet. Die Gartenschau lässt sich auf Basis des Konzepts durchführen.

Hinweise zum Denkmalschutz: Der Umgang mit dem Kulturdenkmal Mühlkanal ist weitgehend denkmalverträglich und kreativ.
Nachtplan Beleuchtungskonzept

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