Europäischer Architekturpreis Metalldächer und -fassaden 2008

Der Erweiterungsbau des Peace Palace in Den Haag beherbergt eine umfangreiche Erweiterung der Bibliothek, sowie neue Räumlichkeiten für die internationale Rechtsakademie. Beiden Nutzungen wird dabei eine individuelle Identität in dem dynamischen ausgeglichenen Architekturensemble verliehen. Dieses besteht aus drei geometrisch harmonierenden Elementen mit individuellen Funktionen: einem dreieckigen Lesesaal, einem elliptischen Konferenzsaal und einem linearen rechteckigen Gebäudeteil, der Foyer, Büros und Nebenräume umfasst. Der Neubau gliedert sich respektvoll in den von der Einfahrt aus sichtbaren Gebäudekomplex ein und entfaltet dabei eine einzigartige Architektursprache.

Von der neu geschaffenen Platzsituation zwischen Palast und Neubau betritt man das Gebäude in einem geschützten Bereich unter dem neuen Lesesaal. Der elliptische Baukörper fängt dabei den Besucher ab, indem er die Verkehrsachse räumlich begrenzt und den Palastgarten am westlichen Ende der Anlage umrahmt.

Der elliptische Konferenzsaal erlaubt eine flexible Innenraumgestaltung und bietet Platz für bis zu 320 Personen bei Vorträgen oder Videopräsentationen. In Konferenzen finden bis zu 150 Delegierte und 100 Beobachter Raum für intensive Gespräche. Die verglaste Nordfassade des Saals eröffnet dabei den Blick auf die Gartenanlage und lädt zu entspannten Spaziergängen während der Konferenzpausen ein. Ein Blendschutz an der Fassade bietet kontrollierten Tageslichteinsatz im Innenraum.

Der dreieckige Lesesaal bildet das verbindende Element zwischen Palast und Neubau. Hauptzugang erhält man über ein Treppenhaus im großzügigen Foyer des Neubaus. Die Bibliothek behält ihren Standort im Palastbau bei und bietet dort einen weiteren Zugang zum Lesesaal, welcher sich in Richtung Neubau auffächert um Platz für bis zu 120 Leseplätze zu schaffen. Ein Balkon zum Foyer bildet den Endpunkt der Geometrie und verdeutlicht dem Betrachter die Schnittstellen der sich ergänzenden Bauvolumen. Zahlreiche Fensteröffnungen schaffen dabei Blickbeziehungen zwischen Lesesaal, Gärten und Empfangsplatz des Peace Palace.

Das großzügige Foyer erstreckt sich über drei Etagen, verbindet Eingang, Bibliothek und Akademie, und beherbergt Raumzonen für informelle Gespräche, Empfänge oder Besprechungen. Auch hier erlauben große Glasfassaden den schweifenden Blick über die Gärten und fluten das Foyer mit Tageslicht. Die offene Gestaltung des Foyers ermöglicht Blickbeziehungen zwischen der Akademie und der Bibliothek und fördert das Gefühl der gemeinsamen Interessen für internationalen Frieden und Recht bei den unterschiedlichen Nutzergruppen.


FASSADE

Den Fassaden des Konferenzsaales und insbesondere der des Lesesaals kamen bei der Gestaltung besondere Bedeutung zu.
Bei beiden Fassaden besteht die äußere Haut aus rautenförmigen, gestrahlten Edelstahlschindeln. Der Fassadenaufbau wurde als nicht hinterlüftete Konstruktion ausgebildet.
Beim Lesesaal sind die Edelstahlschindeln auf einer mit einer Abdichtungsbahn belegten Glattblechlage befestigt, die wiederum auf einer mit Dampfsperre und Mineralfaserdämmung versehenen Trapezblech-Unterkonstruktion montiert wurde. Beim Fassadenaufbau des Konferenzsaales wurde die Glattblechhaut auf einer 2-teiligen Aluminium-Unterkonstruktion montiert.
Die expressive Wirkung der Fassadenprofile des Konferenzsaales wurde durch zusätzliche Blechdeckungen weiter verstärkt.
Beim Lesesaal konnte durch die rautenförmigen Metallschindeln der äußeren Form der mehrfach gekrümmten Fassaden auf perfekte Weise entsprochen werden.
Als Vermittler zwischen Alt und Neu verleiht die Metallverkleidung dem Baukörper seine prägnante Form.