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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2020

Neue Mitte Schönau in Mannheim

1. Preis

Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Über den neuen Stadtbaustein wird die stadträumliche Vernetzung der bisher eigenständige Quartiersbereiche verbessert und die Wege- und Grünverbindungen gestärkt. Das neue Quartierbildet einen Trittstein innerhalb des Quartiers Nordwest und schafft eine wichtige allseitigeVernetzungsfunktion im übergeordneten Fuß- und Radwegenetz der Stadt.

Das Stadtquartier vermittelt bautypologisch zwischen den unterschiedlichen Gebäudetypen imQuartier. Die neuen Punkthäuser und Wohnhöfe nehmen Bezug zum Bestand und ermöglichen so eine identitätsstiftende und zeitgemäße Weiterentwicklung des Stadtteils. So entsteht eine neue Neue Mitte für Schönau welches sich in aus dem Bestand herausentwickelt und die Funktion eines gemeinsamen Stadtteilzentrums aufnimmt.

Konzept
Am Endpunkt der Kattowitzer Zeile entsteht eine neugestaltete Freifläche welche als Platzraum die zentrale Mitte des Stadtteils Schönaus definiert. Das neue Stadtteilzentrum mit seinen gewerblichen Flächen befindet sich im vorderen Bereich und orientiert sich mit seinen Nutzungen zum Platzraum hin. Gutproportionierte Hochpunkte bilden hierbei die städtebaulichen Merkzeichen und definieren den Platzraum der „Neuen Mitte“.

Die angrenzende Bebauung gliedert sich in Baufelder mit offenen Hofstrukturen und einzelnen Punkthäusern, welche die Bautypologie des Stadtteils aufnehmen und zeitgemäß weiterführen. Die Hofstrukturen bilden zur Lilienthalstraße eine geschlossene städtische Raumkante aus, welche auch den Schallschutz für das Quartier gewährleistet. Die Punkthäuser ermöglichen durch ihre Körnigkeit eine Durchlässigkeit zum angrenzenden Quartier Nordwest.Der dazwischenliegende Grünraum verbindet sich mit dem „Schönau Weg“ zu einem zusammenhängenden Freiraum und schafft eine attraktive Verbindung zum Platzraum der „Neuen Mitte“. Spiel- und Gemeinschaftsflächen werden hier integriert und bilden einen kommunikativen gemeinschaftlichen Freiraum aus. Als kleiner Quartierspark verbessert er die Wohnqualität und fördert die Identität mit dem Stadtteil. Die erhaltenswerten Bestandsbäume werden integriert und prägen den Charakter des Parks.

Der Grünzug mündet in der begrünten Wendeschleife, die eine naturnahe Gestaltung in Form einer Blumenwiese erhält. Der Baumbestand wird erhalten und durch die Pflanzung weiterer klimaresilienter Baumarten ergänzt und trägt so zur Verschattung und Co2-Bindung bei. Einzelne Blühstreifen setzen Akzente, dienen als Bienenweide und bieten Nahrung für eine Vielzahl von Vögeln und Insekten. Es entsteht eine attraktive und zugleich pflegeextensive Parkanlage als grüne Mitte, die die Stadtbahnschleife wie selbstverständlich in die Gestaltung einbezieht.

Freiraumkonzept
Die gesamte „Neue Mitte“ wird als zusammenhängender Stadtraum verstanden in den die ankommenden Wegeachsen einmünden, insbesondere der Schönau Weg und die Anbindung zum nördlichen Schulzentrum. Das Jugendhaus, das EKiZ und das Schönau Center werden freiräumlich über ein durchgängiges Bodenmaterial verbunden und so in das Gesamtgefüges integriert.

Der zentrale Platzraum bildet die Visitenkarte Schönaus, dient als Ort für gemeinschaftliches Leben und kann für Märkte und Veranstaltungen genutzt werden. Er besitzt eine hohe Aufenthaltsqualität und dient als Kommunikationsfläche zwischen den Bewohnern des Quartiers und des angrenzenden Stadtteils. Ein kleines Quartiershaus mit dem Nachbarschaftscafe dient als Mittelpunkt und belebt den Platz. Im Sockel des angrenzenden Baufeldes befinden sich Läden und der Lebensmittelmarkt, die hier als Magneten wirken.

Der gesamte Platzraum wird mit schattenspenden Bäumen überstellt. Große Bänke laden zum Verweilen ein und geben dem Platz den Charakter eines Wohnzimmers für die angrenzenden Bewohner des Quartiers. Das mittige Platzfeld wird mit einem einfachen, wassergebundenem Belag ausgeführt und bietet Raum für vielfältige Nutzung. Ein Fontänenfeld wird aus dem gesammelten und gereinigten Niederschlagswasser gespeist und bildet ein zentrales und belebendes Element auf dem Platz. Gleichzeitig trägt es zur Verbesserung des Kleinklimas bei.

Der baumbestandene Platzraum bildet die freiräumliche Mitte des Quartiers, auf den die angrenzenden Grünraume und Wegeachsen einmüden. Er funktioniert als Drehscheibe der Wege und schafft eine urbane kommunikative Mitte.

Das Wohnquartier
Die Baufelder entstehen wie selbstverständlich aus der Freiraumplanung und bilden klare bauliche Kanten zum öffentlichen Stadtraum aus. Blickachsen und Raumkanten lenken die Wege und schaffen so ein unverwechselbares Quartier. Die Lage der Baufelder stärken den zentralen Grünraum und geben ihm seine Raumkante. Dichte und Gebäudehöhe vermitteln zwischen den niedrigeren Stadthäusern im Westen und der höheren Bebauung am Stadtteilplatz.

Der gesamte Innenbereich versteht sich als ein zusammenhängender verkehrsfreier Stadtraum aus Straßen, Gassen und Plätzen. Durch seine Offenheit ist er in der Lage städtisches Leben aufzunehmen.

Nach Osten hin entstehen drei kompakte Wohnhöfe, die sich zu den angrenzenden Reihenhäusern öffnen und baulich vermitteln. Kleinere Platzsituationen mit integrierten Spielflächen schaffen Aufenthaltsbereiche im Übergangsbereich zwischen Neu und Alt. Die Gebäude liegen direkt am Grünen Anger und erhalten hierüber ihre Adresse. In den erdgeschossigen Flächen entstehen kleine gewerbliche und gemeinschaftliche Flächen, auch für die Kombination von Wohnen + Arbeiten, die hier den öffentlichen Raum beleben.

Als Gegenüber zu den Wohnhöfen entstehen vier Punkthäuser die in ihrer Körnung durchlässig sind, wodurch Blick und Wegebeziehungen in das dahinterliegende Quartier entstehen. Hier befinden sich Wohnmodelle für Senioren, Wohngruppen und Mehrgenerationen. Im Auftaktgebäude können sich auch gewerbliche Flächen für Ärzte und Büros befinden. Im kleinen Quartiershaus befindet sich die Mobilitätsstation mit Fahrradstellplätzen, und den Einrichtungen des ÖPNV, ebenso eine öffentliche WC-Anlage.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich ist der Entwurf in zwei sehr klare Bereiche eingeteilt, er nimmt auch starken Bezug auf die großflächige, vorhandene Bestandsbebauung. Zum einen haben wir eine in Teilen geöffnete Blockrandbebauung und im nördlichen Feld vier Punkthäuser. Diese sind durch die „Grüne Fuge“ miteinander verbunden. Diese bietet die Möglichkeit, in einem dichten Quartier, eine grüne Lunge in einer recht dichten Bebauung aufzuzeigen. Die Aktivitätsfunktion des Grünzuges wird als positiv gewertet; sowohl als Binnen- als auch als Vernetzungsraum. Damit sie diese wichtige freiräumliche Funktion übernehmen kann, muss sie landschaftsarchitektonisch weiter konkretisiert und differenziert werden.

Durch die städtebauliche Gestaltung können einige markante Bestandsbäume integriert und erhalten bleiben. Der Grünzug mündet in der begrünten Wendeschleife, die eine naturnahe Gestaltung in Form einer Blumenwiese erhält.

Die naturnahe Grüngestaltung spiegelt sich bei der nördlichen Platzgestaltung der Wendeschleife wider. Das neue Stadtteilzentrum mit seinen gewerblichen Flächen befindet sich im vorderen Bereich und orientiert sich mit seinen Nutzungen richtigerweise zum Platzraum hin.

Die südliche Platzhälfte ist gekennzeichnet durch die urbane Platzgestaltung und bietet die Möglichkeit durch das Stadtteilcafé zu beleben. Ebenfalls ist angedacht, hier Veranstaltungen und Märkte anzubieten, was zu einer weiteren Aktivierung führt.

Im Haltestellenbereich wird eine Platzfläche vorgeschlagen, in welche die barrierefreien Bahnsteige noch zu integrieren sind. Die Grundkonzeption ist gegeben, da wir einen Ein- und Ausstiegssteig haben. Allerdings wird auf die Unterbrechung des Platzes, welche sich durch die Bahnsteige ergibt, in der Platzgestaltung nicht eingegangen.

Die östliche und nördliche Begrenzung muss bei der Ausgestaltung der Stadtbahnschleife konkreter durchdacht und im Kontext mit der Nutzung des Jugendhauses gesehen werden.

Insgesamt bietet die Arbeit sehr vielsprechende thematische freiräumgestalterische Ansätze die in einer weiteren Planungsstufe zu überpüfen und gestalterisch in Wert zu setzen sind.

Der rückwärtige, grüne Bereich ist seitens RNV als umsetzbar angesehen und realistisch. Der angedeutete Weg, welcher durch den grünen Bereich geht, ist räumlich anzupassen. Durch die zentrale Lage des Angers gelingt es überzeugend, den Schönau Weg anzubinden und gleichzeitig über die verlängerte Achse zur neuen Mitte hinzuführen.

Die Gebäudestellung ermöglicht die Durchführung im übergeordneten Straßenraum bzw. eine Wegeverbindung über das Stadtquartier hinaus und bindet die existierenden Wege in das neue Gebiet mit ein.

Es liegt eine klare Gliederung der halböffentlichen und privaten Grünzonen vor, die jedoch nicht im Widerspruch zur Infrastruktur steht. Hierdurch wird eine intensive Begrünung der Innenhöfe ermöglicht.
Der Entwurf bietet das Potenzial, nach Osten hin erweitert zu werden, weil er auch in dieser Richtung stadträumlich reagiert.

Die Vielzahl der Tiefgaragen wird in der Umsetzung kritisch angesehen und wirft die Frage auf, warum bei der Verfolgung des städtebaulichen Layouts nicht auch Quartiersgaragen überprüft wurden. Die Andienung hingegen scheint praktikabel. Die öffentlichen Stellplätze an der Marienburger Straße sind funktional und integrieren sich.

In Bereich der neuen Mitte – in der Durchbindung der Ortelsburger Straße – werden sie als störend empfunden.

Die Grundrisse der Punkthäuser sind als 6-Spänner angelegt. Diese haben eine unterschiedlich gute Ausnutzung. Die Grundrisse sind überwiegend einseitig belichtet. Teilweise bieten die Erschließungskerne Blickbezüge in die grüne Achse.

Die Geschossigkeit des 8-stöckigen Punkthauses wird kritisch gesehen, da hier das Gebäude vermutlich anhand der Hochhausmusterrichtlinie bewertet werden muss. Dies kann leicht mit Änderung der Geschossigkeit angepasst werden. Grundsätzlich ist der Hochpunkt an dieser Stelle ein unverzichtbarer Baustein des Gesamtkonzepts, weshalb seine exakte Höhe und Volumetrie im Zusammenhang auch mit Wirtschaftlichkeitsüberlegungen gefunden werden muss.

Die unterbrochene Blockrandbebauung bietet in ihrer Varianz 2-3-Spänner und vereinzelt auch 4-Spänner. Es werden unterschiedliche Wohnformen angeboten. Einige Wohnungen im 3-Spänner-Bereich müssten im Hinblick auf Ihre Entfluchtung überdacht werden, da hier nur die Möglichkeit besteht, in den Innenhof zu flüchten. Grundsätzlich muss das Konzept der Entfluchtung intensiver – in der Durcharbeitung – betrachtet und durchdacht werden.

Die Grundrisse lassen in dieser Detailschärfe eine wirtschaftliche Umsetzung vermuten. Auch wurden bereits funktionale Bereiche wie Müll, Anlieferung und Fahrradstellplätze mit angedacht.
Insgesamt stellt die Arbeit einen überzeugenden Beitrag für die gestellte Aufgabe dar.
Lageplanausschnitt 1:500

Lageplanausschnitt 1:500