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Einladungswettbewerb | 09/2020

Stadterweiterung Kronsberg Süd: Areal Kronsrode Nord – Baufelder A2 und A3 in Hannover

Perspektive

Perspektive

2. Preis / Baufeld A.3

Preisgeld: 20.000 EUR

RENNER HAINKE WIRTH ZIRN ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

G2 Landschaft PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Erläuterungsbericht Wettbewerb Kronsberg-Nord, Baufeld A3

Städtebau und Gebäudetypologie
Das Baufeld A3 des neuen Stadtquartieres bildet mit seiner nach Norden orientierten, topographisch prägnanten Bebauungskante das architektonische Antlitz zur Landschaftsachse Kattenbrook-Kronsberg. Das Baufeld gliedert sich in zwei L-förmige Baukörper mit insgesamt 8 Geschoss-wohnungsbauten und 11 Stadthäusern. Der städtische Block wird durch die Baukanten und den großzügigen Innenhof als ein großer gemeinsamer Raum erfahrbar. Rhythmus und Individualität der einzelnen Häuser werden durch die prägnante Topographie geprägt.

Fassaden – Rhythmus, Farben, Materialität
Klinkerfassaden mit hausweise leicht abgesetzten, hellen Rot-Sand-Tönen und Akzentfeldern an allen Frontfassaden und Seitengiebeln prägen das hochwertige Erscheinungsbild des Ensembles. Eine besondere Betonung erhalten die beiden Eckgebäude im Nord-Westen und Süd-Osten durch leicht vorspringende Balkone. Licht und Schatten, Proportion und Haptik, Rhythmus und Gliederung sind die zentralen Motive der Gestaltung. Da die Atmosphären zum öffentlichen Raum sehr unterschiedlich sind, werden die Straßenfassaden je nach Ausrichtung thematisiert:

Nord-Fassaden zur Landschaftsachse Stadtteilpark Kattenbrook
Die Topographie des Grundstücks bestimmt die Rhythmisierung der Fassaden. Das deutliche Gefälle von Südost nach Nordwest spiegelt sich in einer Terrassierung der Gebäude und damit verbundenen Eingangshöhen zu den Straßen und zum Innenhof wieder.
Die drei Häuser 6,7, und 8 bilden eine Stadtkante zum Park. Das Gefälle in der Straße wird hausweise durch eine niedrige horizontale Mauer inszeniert und erzeugt einen gleichmäßigen Rhythmus entlang der Sichtachse. Analog zur fließenden Raumweite des Parks werden die Mauerwerks-Fassaden durch Brüstungsbänder horizontal betont, farbig leicht abgesetzte Steinfelder unterstützen die fließende horizontale Bewegung der Fassaden.

Süd-Ost-und Süd-Fassaden zu den Wohnstraßen des Quartiers
Drei Häuser bilden jeweils eine urbane, besonnte Straßenfassade. Die Höhenentwicklung der Straße entlang der Häuser 3,4, und 5 im Südosten ist deutlich geringer und hat lediglich einen Höhenversatz der Eingänge um 10 cm zur Folge. Die Südfassaden der Häuser 1,2, und 3 reagieren analog zur Nordseite des Blocks mit einem Versatz von 75 cm zwischen den Hauseingängen auf die von Ost nach West deutlich abfallende Straße. Die Wohnungen sind mit Loggien nach Süden und Südosten ausgerichtet und formulieren ein urbanes, vertikal betontes Fassadenprinzip.

Westfassaden Stadthäuser zur Wohnstraße
Die 11 Stadthäuser sind als 3-geschossige Bauten mit dem Eckhaus durch eine durchlaufende Attikahöhe verbunden. Die Individualität der Stadthäuser wird durch plastisch zurückgesetzte Eingangsbereiche sowie die Zugangstreppen im „ New York Style“ formuliert. Die rhythmische Setzung der Fenster sowie unterschiedliche Fugenfarben der Riemchenfassade akzentuieren die Ablesbarkeit der einzelnen Häuser.

Innenhof-Fassaden
Die Innenhof-Fassaden werden als helle mineralische Putzflächen mit Akzentfeldern ausgebildet.

Grundrissprinzipen Geschosswohnungsbauten
Alle Häuser werden als 4-Spänner ausgebildet, Haus 8 als 5-6 Spänner. Die seitlich umgreifenden, 3 bzw. 3,5 Zi-Wohnungen sind mit einer offenen Durchwohnzone als Wohn-Ess-Kochbereich mit Loggia nach Süden und einem Freibereich zum Innenhof ausgebildet, um die besondere Qualität von Landschaft und Stadt räumlich und visuell zu verbinden. Die offene Raumachse ist bei Bedarf jeweils flexibel zur Küche oder zum Wohnen abtrennbar. Alle Räume sind möglichst gleichwertig und variabel nutzbar. Die kleineren Mittelwohnungen orientieren sich nach Süden. Die öffentlich geförderten Wohnungen sind jeweils in den Eckgebäuden Haus 3 und Haus 8 platziert, da die vielen geforderten Kleinwohnungen mit einer umlaufenden Wohnungsanordnung und zugleich reduzierten Fassadenflächen in den Ecken besonders wirtschaftlich umgesetzt werden können.

Grundrissprinzipen Stadthäuser
Das gewünschte Innenmaß von 3,75m ist um 15 cm erweitert worden, um die Grundrisse der Obergeschosse zu optimieren. Das im B-Plan ausgewiesene Baufeld ist für 12 Stadthäuser mit 3,75m etwas zu kurz, diese könnten nur mit Überschreitung der B-Planlinie realisiert werden. Die 4-Zi Wohnungen mit ca. 116 qm Wohnfläche eignen sich für eine Familie mit 2 Kindern, ein Luftraum erweitert den Wohnraum mit einer Galerie nach oben ins 1. OG. Die Schließung des Luftraumes ermöglicht eine maximale Ausbildung für einen 5-Personenhaushalt. Das markante End-Stadthaus ist für einen 6-Personenhaushalt geeignet. Die überdachten Terrassen im Erdgeschoß werden durch integrierte Abstellräume untereinander akustisch und visuell abgeschirmt.

Wohnungsschlüssel
Insgesamt werden 144 Wohneinheiten gebildet, davon sind 107 Wohneinheiten (Häuser 1,2,4,5 und 7, sowie 11 Stadthäuser, 75%) frei finanziert und 37 Wohneinheiten (Häuser 3 und 8, 25%) öffentlich gefördert. Die geförderten Wohnungen entsprechen den Wohnraumförderbestimmungen. Im Eckhaus 3 könnten optional anstatt der gemäß Schlüssel erforderlichen 4-Personen-Wohnungen auch je zwei Kleinwohnungen ausgebildet werden.

Erschließung Gebäude und 2. Rettungsweg
Die Erschließung aller Geschosswohnungen erfolgt barrierefrei vom öffentlichen Raum. Jedes Gebäude hat einen markanten Eingang, die Treppenhauskerne sind 4-Spänner, flächenminimiert und ermöglichen eine hochwertige und gut belichtete Zugänglichkeit zu den Wohnungen und in den Hof. In den höhenversetzten Häusern im Norden und Süden sind Durchlader-Lifte erforderlich, um die Topografie aufzunehmen. Je zwei Wohnungen pro Haus werden im Erdgeschoss rollstuhlgerecht ausgebildet, um die Zugänglichkeit zur Wohnung weitgehend ohne Lift zu ermöglichen. Alle Wohn-ungen sind über das eigene Treppenhaus barrierefrei an Garage und Abstellräume im UG angebunden. Im 3. OG können alle Wohnungen über den Straßenraum angeleitert werden. Die nördlichen Kleinwohnungen in den Häusern 6,7, und 8 sind vom EG bis 2. OG nur nach Süden zum Innenhof orientiert und können mit der Steckleiter entfluchtet werden, so das auf die Feuerwehr-durchfahrt im Hof komplett verzichtet werden kann. Alle Fenster haben eine Mindestflügelbreite von 90cm *1.20m im Lichten, so das an allen Fenstern flexibel angeleitert werden kann.

Mobilitätskonzept -Tiefgarage
Am tiefsten Punkt im Westen des Baublocks A3 befindet sich die Tiefgarageneinfahrt, um bei Ausnutzung der Topographie die Rampenlänge zu minimieren. Eine effiziente Stellplatzanordnung ermöglicht 115 Stellplätze, das entspricht dem geforderten Stellplatzschlüssel von 0,8 bei 144 Wohneinheiten. Ladestationen für Autos und E-Bikes sind vorhanden, für jede Wohneinheit ist ein 2qm großer, verschließbarer, wohnungsnaher Fahrradabstellplatz kalkuliert, jeweils seitlich der Eingänge. Vor den Häusern sind in ausreichender Anzahl Fahrradabstellmöglichkeiten im Außenraum geplant. Direkt an der Tiefgarageneinfahrt sind Stell-und Ladeplätze für Lastenfahrräder vorgesehen.

Bauökonomie, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
Die Bauform aller Häuser ist kompakt und mit ihrer Fassadenhülle aus ökologischen Dämmmaterialien effizient umschlossen. Das zweischalige Mauerwerk der Straßenfassaden ist dauerhaft und nachhaltig, die hellen mineralischen Putzflächen im Blockinneren wirtschaftlich herstellbar. Die Loggien sind als zusätzliche Bauteile der Grundriss- und Lichtoptimierung über die Geschosse durchgehend und als thermisch getrennte Fertigteile ökonomisch herstellbar und sorgen zusätzlich für sommerlichen Wärmeschutz. Die Fensterformate basieren auf wiederkehrenden Modulformaten, - durch den Einsatz von hauptsächlich geschlossenen Brüstungen im Norden werden die Fensterflächenanteile reduziert. Die schmalen vertikalen Fensterformate im Süden, Osten und Westen erzeugen ausreichend Wandflächen bei gutem Lichteinfall.

Die Grundrisse zeigen eine wirtschaftliche Tragstruktur und sind durchgehend übereinander angeordnet, so dass Tragwerk und Schächte effizient und wirtschaftlich geplant werden können. Alle Bäder sind typisiert, gekoppelt mit den Küchen und liegen nach Möglichkeit an der Außenfassade. Die Dachflächen werden extensiv begrünt, -mittig angeordnet befinden sich Aufstellflächen für Kollektoren und Photovoltaikpaneele. Gemäß Bauherrenwunsch sind EnEV 2016 KFW-55 Effizienzhäuser konzipiert, die u.a. durch die wärmebrückenarme Konzeption, eine hochwertige Dämmung, sowie die 3-fach-Verglasung sichergestellt werden. Zuluft-Öffnungen mit Fensterfalzlüftern und einer reinen Abluft über die Bäder sichern die Durchlüftung, halten aber den Stromverbrauch und die Wartungskosten im Rahmen. Da das Nahwärmenetz mit einem Primärenergiefaktor von 0,4 vorhanden ist, sollten die Gebäude an das Nahwärmenetz angeschlossen werden. Optional sollte Geothermie geprüft werden. Das Dach wird mit Hocheffizienzmodulen zur Stromerzeugung belegt, die Gebäude generieren selbst einen hohen Anteil der Energie für Heizung, Haushalt, Aufzug und Mobilität. Der selbsterzeugte Strom wird konstant verbraucht. Dadurch soll die Ausnutzung des erzeugten Stroms im Gebäude erhöht und die Einspeisung und der teure Rückkauf aus dem öffentlichen Netz reduziert werden. Die Hausanschlussräume befinden sich jeweils im UG an den Treppenhäusern und sind zur Straßenseite orientiert.

Freiraumkonzept

Der Topographie mit einem Gefälle des Grundstücks von Südost nach Nordwest von ca. 4 % folgend, liegen die Eingänge der Häuser im Norden und im Süden des Blocks jeweils auf deutlich unterschiedlichen Höhen, wohingegen im Westen und im Osten kaum eine Höhenentwicklung ablesbar ist.
Zwischen den Eingängen von der Straße zu den im Hochparterre angeordneten Erdgeschossen und den Ausgängen zum Hof müssen z.T. bis zu 80 cm im Gebäude überwunden werden.

Im Norden und Süden unterstützen horizontale Betonblöcke und Mauern, die sich aus dem Hang arbeiten, die Wahrnehmung des Gefälles im Straßenraum und bieten gleichzeitig Anreize, sich Richtung Parkrand im Norden nieder zu lassen.
Während im Norden Stauden- und Bodendeckerpflanzungen mit Sträuchern einen transparenten Filter zum Straßenraum bilden, dienen die schmalen Vorgärten im Süden und Osten mit einer niedrigen Hecke unter anderem der Erweiterung der Loggien.

Die Stadthäuser im Westen reagieren mit leicht erhöhten Eingangspodesten und vorgelagerten Treppen auf die im Hochparterre angeordneten Erdgeschosse, um den Gärten eine angemessene Höhenlage im Hof zu ermöglichen.

An den Eingängen des Hofes von der Straße im Norden und Süden sind die Müll - Unterflursysteme angeordnet, die die Blockbewohner auf kurzem Weg durch den Innenhof gut erreichen können.
Den Erdgeschosswohnungen sind jeweils 5,0 bis 7,0 m tiefe von Hecken begrenzte Gärten mit Terrassen auf Höhe des jeweiligen Erdgeschosses vorgelagert. Die unterschiedlichen Niveaus der Gärten werden durch Mauern zum Innenhof abgefangen. Mit Gräsern unterschiedlicher Höhe bewachsene, geböschte, leicht mäandrierende Flächen vermitteln zwischen den unterschiedlichen Niveaus des Hofes und den mit Mauern gefassten Gärten und geben den privaten Flächen zusätzliche Intimität. Ein Rundweg verbindet die rückwärtigen, barrierefrei zugänglichen Eingänge mit Stellplätzen für Rädern und Bänken an den Zugängen und kann von den kleineren Kindern gleichzeitig als Übungsparcours für Roller und kleine Räder genutzt werden.

In der Mitte des Hofes erfährt der ‚Kronsberg’ eine Inszenierung mit zurückhaltenden Elementen.
Die zentrale leicht abfallende, von Bäumen bestandene Wiesenfläche wird durch Kalksteinmauern, die den Kalkmergel des Untergrundes als Material aufgreifen so terrassiert, daß sich unterschiedliche Spielebenen ergeben. Die sich aus dem Hang herausarbeitenden ‚gebauten Höhenlinien’ bieten gleichzeitig einladende Möglichkeiten zum Sitzen und Spielen für alle Altersgruppen.
Im Osten der großzügigen Rasenfläche lädt ein Platz zum Boule-Spielen, Grillen oder Treffen mit den Nachbarn auf den Stufen in der Nachmittagssonne ein.
Im Westen wendet sich ein Spielbereich mit Kletter- und Sandspiel vor allem an die jüngeren Bewohner.

Entwässerung
Die begrünten Dächer sorgen bereits für eine deutlich reduzierte Regenwasser-Spende der Gebäude. Entlang der zentralen Rasenfläche besteht die Möglichkeit, das anfallende Regenwasser der höher gelegenen Gebäude in Kaskakadenartig angeordneten Mulden mit Kies und Stauden aufzunehmen und anteilig zu versickern, bzw. den Rigolen zuzuführen. Die angrenzenden großen Rasenflächen bieten zugleich Flächen, die der Versickerung des anfallenden Regenwassers dienen können. Die Versickerung von Regenwasser und der daraus resultierenden geringeren Belastbarkeit der Vegetationsflächen bedeutet immer auch eine Nutzungsbeeinträchtigung für andere Aktivitäten wie Ballspiel und Liegewiese. Daher ist im weiteren Prozess abzustimmen, wie groß der Anteil an zu speicherndem Wasser in der Fläche sein wird und wie viel Wasser in unterirdischen Rigolen temporär gespeichert wird, um den zulässigen Abfluss von 3 l / Sekunde zu gewährleisten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf beschäftigt sich intensiv mit der städtebaulichen Lage und der Topographie an diesem Ort. Das vorgestellte Konzept orientiert sich an den Vorgaben und versucht konsequent einzelne Haustypen zu entwickeln, die je nach Ausrichtung und Programm differenziert werden. Die Grundrisse bauen konsequent auf einer Vierspännererschließung auf, wodurch die Anzahl der Treppenhäuser minimiert wird. Die Wohnungszuschnitte haben dadurch immer wieder die gleichen Zwangspunkte und können insgesamt noch nicht überzeugen. Die Einhaltung des sommerlichen Wärmeschutzes wird nicht nachgewiesen und die Aussagen zur Nachhaltigkeit und zum Energiekonzept sind sehr allgemein gehalten. Das Freiflächenkonzept ist sehr detailliert ausgearbeitet und verspricht eine gut funktionierende Differenzierung der Flächen und ermöglicht einen interessanten Umgang mit der Topographie. Die Fassaden der Geschosswohnungsbauten sind einfach aber angemessen gestaltet. Insbesondere die Straßenfassaden der Townhouses sind gut entwickelt und haben einen einfachen aber prägnanten Ausdruck. Die Arbeit ist ein guter Beitrag für dieses Baufeld und bietet eine durchgängige und konsequente Gestaltung, zeigt aber bei der Struktur der Grundrisse und bei der Flächeneffizienz einige Schwächen.
Präsentationsplan 01

Präsentationsplan 01

Präsentationsplan 02

Präsentationsplan 02

Präsentationsplan 03

Präsentationsplan 03

Präsentationsplan 04

Präsentationsplan 04

Lageplan

Lageplan

Fassade Geschosswohnungsbau

Fassade Geschosswohnungsbau

Fassade Geschosswohnungsbau

Fassade Geschosswohnungsbau

Fassade Townhouses

Fassade Townhouses