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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2020

Gedenk- und Lernort KZ-Außenlager Laagberg in Wolfsburg

3. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

ACME

Architektur

Kieran Fraser Landscape Design

Landschaftsarchitektur

Atelier Schubert

Szenographie

Erläuterungstext

Grundidee des freiraumplanerischen Konzepts ist es, den Schwerpunkt der Vermittlung des Ortes und seiner Geschichte in den Naturraum des angrenzenden Waldes zu legen. Entlang der historischen Waldkante wird ein der Thematik entsprechend würdiger Informations- und Reflexionsraum geschaffen, der den Besuchern der Lern- und Gedenkstätte eine angemessene Außeinandersetzung ermöglicht und zugleich von der lokalen Bevölkerung im Alltag genutzt und belebt wird.

Eine virtuelle Rekonstruktion des ehemalige Lagers wird präzise auf die historische Waldkante projeziert. Dadurch werden alle - teils im halböffentlichen und privaten Lebensraum der Anwohner gelegenen - Elemente des Lagers entlang der Waldachse thematisch gebündelt, wo sie in einer geordneten Struktur und entlang eines dramaturgisch-kontinuierlichen Erzählstrangs angemessen kuratiert und vermittelt werden können. Der Betrachtungsraum selbst bleibt, bis auf akkupunkturartige Eingriffe in Form von Bodeninsartien weitestgehend unberührt. Über die sorgsam platzierten Bodeninsartien kann mittels QR-Code das virtuell rekonstruierte Lager besichtigt werden.

Der Weg entlang der historischen Waldachse ist das gestalterische und inhaltlich Rückgrat des Projekts. Eine vertiefende Beschäftigung mit der historischen Vergangenheit des Betrachtungsraum ist hier möglich, aber nicht zwingend erforderlich. Die Beziehung der lokalen Bevölkerung zum Wald soll gestärkt werden. Berührungsängste mit der Thematik sollen bewusst vermieden werden. Inhalte werden in einer klaren und schlicht gehaltenen Form leicht verständlich vermittelt. Die den Baracken 1-4 nachempfundenen Wandskulpturen bieten jenseits der klassischen Informationssysteme eine bedrückende und zugleich poetische Begegnung mit dem Schicksal der Gefangenen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektur
Die Arbeit überzeugt die Jury durch ihre klare und konzeptionell schlüssige Grundidee. Sie greift die Maßstäbe der Umgebung in angemessener Weise auf und sorgt zugleich mit ihrer dualistischen Raumkomposition von offenen und geschlossenen Innen- und Außenbereichen für spannende Atmosphären. Sie setzt ein emblematisches Zeichen für die Geschichte des konkreten Ortes und besitzt Strahlkraft bis weit in die Region Wolfsburgs hinaus. Der markante Innenhof erzeugt auf der einen Seite Ehrfurcht, Andacht und Betroffenheit, auf der anderen ist er ein Ort des kommunikativen Austausches. Kritsch wird hier die hohe Geschlossenheit als zu abweisend, die überproportionale Dimensionierung als zu pathetisch gesehen. Die Freiraumgestaltung, die sich entlang der Waldkante bis in das Quartier entwickelt, ist konzeptionell stark und gestalterisch gut ausgearbeitet. Die Innenräume des Gedenk- und Lernorts sind klar gegliedert. Der Ausstellungsraum wirkt jedoch zu stark auf die Projektionsflächen der Wände ausgerichtet und lässt an der notwendigen Flexibilität für Wanderausstellungen und Veranstaltungen mit Kooperationspartnern zweifeln. Die Wirtschaftlichkeit des Entwurfs muss ebenfalls als kritisch betrachtet werden. Dies wäre jedoch durch räumliche Optimierungen ausgleichbar. Ebenso werden die denkmalpflegerischen Anforderungen des Ortes unzureichend beachtet und von den Experten kritisiert. Insgesamt handelt es sich um eine starke Arbeit, die sich selbstbewusst positioniert, in Teilaspekten allerdings Fragen nach der Angemessenheit aufwirft. Dennoch stellt der Entwurf einen innovativen und gestalterisch gelungenen Beitrag dar.

Freiraum
Die starke Verknüpfung von Gedenkstätte und Freiraumkonzept wird äußerst positiv bewertet. Die Inszenierung der historischen Waldkante mit Ausstellungsspur und digitalen Informationsspots überzeugt und ermöglich geschickt einen gestalterischen Rückzug aus dem baulich überformten heterogenen Stadtraum. Der Waldweg in seiner baulichen Starrheit lässt jedoch das Entfernen einer großen Anzahl von Bäumen und einen starken Eingriff in den sensiblen Wurzelraum des wertvollen Buchenbaumbestandes befürchten. Die dreidimensionalen Stahlwände zur Nachzeichnung der Barackenkörper erscheinen etwas zu kräftig und bedürfen großer Fundamente. Die durchdachte Wegeverbindung zwischen Quartier und Wald stellt einen guten Beitrag zur künftigen Vernetzung des Stadtraums mit Lernort dar. Insgesamt ein interessantes und gutes Konzept, welches im Umgang mit dem wertvollen Gehölzbestand jedoch Schwächen aufzeigt.

Ausstellungsgestaltung
Die Ausstellungsinhalte werden mit moderner Ausstellungsarchitektur sinnlich und atmosphärisch vermittelt. Die virtuelle, begehbare 3D-Rekonstruktion des Lagers vermittelt Informationen auf schnell erfassbare Weise, hat einen gewissen Erlebniswert und spricht deshalb wahrscheinlich vor allem die Jugend an.
Lageplan

Lageplan

Ansicht Waldweg

Ansicht Waldweg

Diagramme und Visualisierungen

Diagramme und Visualisierungen