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Award / Auszeichnung | 09/2020

Bundespreis UMWELT & BAUEN

Neubau der Stadtwerke Neustadt in Holstein

DE-23730 Neustadt in Holstein, Neukoppel 2

ANERKENNUNG / KATEGORIE NICHTWOHNGEBĂ„UDE

IBUS Architektengesellschaft mbH

Architektur

RISP Rissmann & SpieĂź

Architektur

Stadtwerke Neustadt in Holstein

Bauherren

DREWES + SPETH Beratende Ingenieure im Bauwesen Partnerschaftsgesellschaft mbB

Tragwerksplanung

TARA IngenieurbĂĽro GmbH & Co. KG

Energieplanung

BrĂĽggemann Holzbau GmbH & Co. KG

sonstige Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    BĂĽro-, Verwaltungsbauten, Gewerbe-, Industriebauten

  • Projektgröße:

    3.415m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2016
    Fertigstellung: 01/2018

Projektbeschreibung

Demontierbarer Holzmassivbau mit hinterlüfteter Eichenholzfassade auf Stahlbeton-sockel mit Verblendmauerwerk, extensive Dachbegrünung, Einsatz von Recycling-baustoffen und historischen Bauteilen (z.B. gusseiserne Stütze im Eingangsfoyer sowie gebrauchte Ganzglasbürotrennwände oder alte Wandfliesen in den WC-Bereichen)

Der Neubau der Verwaltungs- und Betriebsgebäude bildet am Ortseingang von Neustadt in Holstein auf einem exponierten Grundstück die neue Visitenkarte der Stadt. Das Grundstück ist durch eine leichte Hanglage geprägt und erlaubt es, die Gebäude prägnant zu platzieren.
Das Gesamtprojekt umfasst den Neubau des Verwaltungsgebäudes, ein Werkstatt- und Lagergebäude mit Fahrzeugwaschhalle sowie eine Fahrzeughalle.
Zwischen den drei Gebäude befindet sich der in die Hangebene abgesenkte zentrale Betriebshof. Von diesem werden alle Gebäude für den internen Betrieb erschlossen.
Das Verwaltungsgebäude erhält in der Nähe des Kreisverkehrs einen repräsentativen Eingang auf der höher gelegenen Ebene. Die Gebäude bilden ein Ensemble, das durch ein gemeinsames Materialkonzept zu einer architektonischen Einheit zusammengeführt wird.

Mit dem Neubau verfolgten die Stadtwerke das Ziel flexibel auf die Anforderungen künftiger Betriebsentwicklungen reagieren zu können. Gleichzeitig kommen sie der Vorbildfunktion einer öffentlichen Einrichtung nach und sind langfristig konkurrenzfähig.

Im Einzelnen wurde dies durch die Erweiterung der Büroflächen und Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Verwaltung und gewerblichen Bereich erreicht. Die Ausrichtung des Neubaus auf zukünftige Bedarfe mittels Anpassungsfähigkeit und Nutzungsflexibilität bei einer gleichsamen Angemessenheit in der Gestaltung unterstreicht die besondere Bedeutung.

Das Verwaltungsgebäude umfasst alle von der Verwaltung benötigten Räume und einen Sozialbereich für alle Mitarbeiter. Das eingeschossige Werkstattgebäude beherbergt u.a. die Werkstätten und die Meisterbüros, eine Fahrzeugwaschhalle und die Lagerflächen für Zähler und Kleinteile. Die Fahrzeughalle bietet eine witterungs-geschützte Abstellmöglichkeit für die Betriebsfahrzeuge der Stadtwerke.

Die Gebäude haben aufgrund der topografischen Bedingungen und der damit ver-bundenen Baugrundgegebenheiten einen massiven Sockel aus Stahlbeton. Die kern-gedämmten Sockelwände erhielten eine Vormauerschale aus Klinker.
In allen oberirdischen Geschossen der Gebäude bilden modulare Holzkonstruktionen aus tragenden Brettschichtholzstützen und -trägern sowie tragenden Massivholz-wandscheiben die Konstruktion der Außenwände. Als Wärmedämmung wurde Holz-faserdämmstoff mit einer außenseitigen Fassadenbahn vorgesehen.
Die Fassadenbekleidung besteht aus einer hinterlüfteten vertikalen Holzverschalung aus aufgeschnittenem Alteichenholz, welches aus rückgebauten Bauernhofscheunen stammt. Die Mischkonstruktion des Verwaltungsgebäudes besticht dabei durch die in den Bürobereichen sichtbare Holz-Beton-Verbunddecken. Dabei dienen die mittels Schraubverbindung fixierten Betonfertigteile als thermische Speichermasse für das Büroraumklima.

Von der Herstellung bis zur Entsorgung sowie für die Wartung und Instandhaltung (Nutzung) sollte für den Neubau der Gebäude der Stadtwerke ein möglichst geringer Energieeinsatz (graue Energie) notwendig werden. Die Masse der einsetzten Materialien hat einen wesentlichen Einfluss auf die benötigte graue Energie. Somit kommt dem Rohbau aufgrund der mit der Konstruktion verbunden Masse eine zen-trale Bedeutung zu. Entsprechend ist in einer sehr frühen Planungsphase die Ent-scheidung über die Bauweise (des Rohbaus) zu treffen gewesen.
Der schadensfreie Ausbau von Bauteilen und die sortenreine Trennung der Baustoffe sorgen bei der Demontage des Gebäudes für eine Reduzierung der Abfälle und einen hohen Grad der Wiederverwendung bzw. -verwertung. Um dies zu gewähr-leisten, wurden nach Möglichkeiten eine leicht demontierbare Holzkonstruktionen gewählt.
Bei dem umgesetzten umfassenden Nachhaltigkeitskonzept standen die Wieder-verwendung von gebrauchten Bauteilen, der Einsatz von Recyclingbaustoffen, der großflächige Einsatz nachwachsender Rohstoffe sowie die Energieeffizienz im Betrieb im Vordergrund. Das nachhaltige Gebäudeensemble besticht dabei durch Ressourcenschonung in der Herstellung sowie CO2-Neutralität im Betrieb.

Beurteilung durch das Preisgericht

Beim Neubau der Verwaltungs- und Betriebsgebäude in Neustadt (Holstein) wurde ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept umgesetzt. Dessen Schwerpunkte liegen auf einem optimierten Energiebedarf mit der Nutzung regenerativer Energien (Photovoltaikanlage, Erdwärmesonden mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe und ein Mini-BHK) und auf einem innovativen und zukunftweisenden Gebäude und Materialkonzept. Das unterkellerte 2-geschossige Gebäude besteht aus tragenden Massivholzwänden und –stützen. Die Geschossdecken bestehen im Bereich der Büroräume aus einer Holz-Beton-Verbunddecke und im Kernbereich aus Massivholz. Durch die Anwendung einer planungsbegleitenden Ökobilanzierung aller eingesetzten Baustoffe und Konstruktionen, konnte die sog. graue Energie optimiert und eine hohe Ressourceneffizienz erreicht werden. Dies führte zu der großflächigen Verwendung von Holz und Holzwerkstoffen und der Wiederverwendung von Bauelementen und Baustoffen:

- die Bürotrennwände stammen aus einem abgebrochenen Gebäude
- die Fassadenbekleidung stammt aus wiederverwendeten Eichenholzdeckenbalken
- der Teppichboden besteht aus Kunststoffrecyclingfasern
- die Sanitärräume wurden mit gebrauchten Fliesen ausgestattet
- Nutzung von Seegras als Akustikdämmmaterial für Absorberflächen