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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2020

Neubau für die Primarstufe der Friedrich-Schelling-Gemeinschaftsschule in Besigheim

1. Preis

Preisgeld: 44.333 EUR

Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten und Stadtplaner PartGmbB

Architektur

Glück Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf für die Erweiterung der Primarstufe der Friedrich-Schelling-Schule in Besigheim formuliert einen selbstbewusst klaren und städtebaulich schlüssigen dreigeschossigen Baukörper mit polygonalem Grundriss. Der Neubau wird gekonnt auf dem zur Verfügung stehenden Gelände situiert und in die vorhandene topografische Situation eingebettet. Durch seine polygonale Gebäudeform nimmt der Neubau die Richtungen am Ort auf und verbindet sich auf gelungene Art und Weise mit den Bestandsgebäuden, so dass ein wirkungsvolles Gebäudeensemble mit gut proportionierten Außenräumen geschaffen wird. Resultat ist ein sehr schön gegliederter, großzügiger Pausenhof im Süden. Dieser bietet Raum für Spiel, Spaß und Kontemplation und sorgt so für eine ortsspezifische Identität mit hohen Aufenthaltsqualitäten für die Schülerinnen und Schüler. Der neu geschaffene Vorplatz im Norden ist funktional und schafft ausreichend Platz für den Kiss & Drop Bereich sowie für die Anlieferung, wenngleich die Lage des Kiss & Drop Bereiches im Preisgericht aufgrund der
Erreichbarkeit auch kontrovers diskutiert wird. Die gewünschten Stellplätze werden nicht nachgewiesen. Positiv wird hingegen der ausreichende, angenehme Abstand zur Altstadtbebauung bewertet.

Vom südlichen Pausenhof aus gelangt man über den richtig positionierten Haupteingang in das Gebäude. Ein großzügiges und funktional gut gelegenes Foyer in zentraler Lage verknüpft die gewünschten Funktionsbereiche der Grundschule miteinander. Die Wege sind kurz und übersichtlich. Mensa und Bewegungsraum können direkt vom Foyer / Pausenhalle aus erreicht werden und räumlich mit ihm verknüpft werden. Größe und Geometrie entsprechen den vielfältigen Nutzungsanforderungen, wenngleich die üppige, räumliche Dimension der Pausenhalle Fragen aufwirft. Kann sie einen überdachten Außenbereich ersetzen, so wie von den Verfassern angeregt? Die Lage der Fachklassen, der Garderoben und der weiteren infrastrukturellen Raumeinheiten ist gut gewählt. Über die zwei notwendigen Treppenräume gelangt man in die beiden Obergeschosse. Hier sind alle Cluster räumlich kompakt zusammengefasst, ohne sich gegenseitig zu stören. Die Klassenräume sind direkt und funktional richtig an den Gemeinschaftsbereich angebunden. Auch ihre Verknüpfungen untereinander entsprechen den inneren Abläufen. Somit wird das vorgegebene Raumprogramm in Verbindung mit dem pädagogischen Konzept schlüssig umgesetzt. Alle Nebenräume wurden folgerichtig an der Süd-Ostecke positioniert. Hier befinden sich auch die Verwaltung und die Lehrerräume. Ihre Verteilung auf zwei Ebenen wird bezogen auf die täglichen Abläufe hinterfragt. Auch der Vorschlag eines Verbindungsstegs zwischen Bestand und Neubau wirft Fragen auf. Er erscheint entbehrlich.

Die räumliche Dimensionierung des Innenhofs wird im Hinblick auf die Tageslichtsituation im Erdgeschoß kritisch bewertet.

Die konstruktive Lösung und die Materialität der Innenräume erscheinen angemessen. Die
klare, ruhige Fassadengliederung überzeugt und ist konsequent aus den Innenräumen abgeleitet. Die plastisch-räumliche Ausbildung des Baukörpers ist gekonnt vorgetragen und weiß zu überzeugen. Die äußere Verkleidung der Fassade in Klinker / Sichtmauerwerk verspricht eine solide, wartungsarme Fassadenkonstruktion und wirkt zurückhaltend und der Aufgabe gegenüber angemessen. Die nüchterne, additive Fassadenstruktur wird gleichwohl kontrovers diskutiert: die Pädagogen wünschen sich mehr Differenzierung und Transparenz.

Der Entwurf bewegt sich mit seinen wirtschaftlichen Kenndaten leicht über dem Durchschnitt. Hingegen liegen das A/V Verhältnis (die kompakte Bauform) und die notwendigen Hüllflächen in einem wirtschaftlich günstigen Bereich, ohne dabei räumlich-gestalterische Qualitäten opfern zu müssen.

Die architektonische Gestalt wirkt der Aufgabe gegenüber angemessen, besonders in Bezug auf die städtebauliche Setzung. Das pädagogisch, funktionale Konzept in Verbindung mit den innenräumlichen Anforderungen erscheint gelungen. Es handelt sich hier um eine insgesamt sehr gute Arbeit mit überzeugenden innen- und außenräumlichen Qualitäten. Besonders überzeugend erscheinen die zentralen Lernbereiche innerhalb der Cluster als Schnittpunkte für eine zukünftige „lebendige Lernlandschaft “.