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Award / Auszeichnung | 07/2020

Architekturpreis Land Salzburg 2020

Sanierung und Erweiterung Justizgebäude Salzburg

AT-5020 Salzburg

Anerkennung

Franz&Sue

Architektur

rajek barosch landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

KPPK Ziviltechniker GmbH

Bauphysik

Designbüro Christian Ploderer

Lichtplanung

Zentraplan

TGA-Fachplanung

Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH

Brandschutzplanung

[F|O|B] – FACE OF BUILDINGS

Fassadenplanung

atelier.23 architekten zt gmbh

sonstige Fachplanung

Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Staatliche und kommunale Bauten

  • Projektgröße:

    27.300m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 08/2015
    Fertigstellung: 07/2018

Projektbeschreibung

Früher hatte ein Gerichtsgebäude die Majestät des Rechts auszustrahlen. Der Untertan hatte sich klein zu fühlen, wenn er die Hallen der Justiz betrat. Und wenn er dann zu Kerker verurteilt war, sollte der Bürger als Strafgefangener tunlichst versteckt werden vor der Öffentlichkeit. Wir haben mit diesem überkommenen Verständnis von Justiz gebrochen und das Justizgebäude Salzburg mit einem offenen, transparenten und niederschwelligen Konzept in das 21. Jahrhundert überführt.

Zeitgemäße Gerichtsbarkeit

Durch die Absiedelung des ansässigen Gefängnisses nach Puch-Urstein wurde im Justizgebäude am Rande der Salzburger Altstadt notwendiger Raum für die Staatsanwaltschaft und das Salzburger Landesgericht frei. Wir haben den denkmalgeschützten Palast aus dem 19. Jahrhundert geöffnet, die Gefängniszellen der Siebzigerjahre aufgebrochen und das kafkaeske Labyrinth, in dem sich die BesucherInnen nur verirrten, beseitigt. Jetzt öffnet sich ein markantes Justizzentrum nach allen Seiten zur Stadt: Mit seinen Innenhöfen kann es von PassantInnen betreten und bestaunt werden. Transparent und offen, so wie wir uns auch die Gerichtsbarkeit in einer Demokratie vorstellen.
Selbstbestimmte Orientierung

Die Öffnung des ehemals palastartigen Gebäudekomplexes erreichen wir durch die Aktivierung aller Durch- und Eingänge und die Neuerrichtung eines y-förmigen Verbindungsbaus im Hof. Der verglaste Neubau beherbergt alle Verhandlungsräume sowie den neuen Haupteingang. Über das Atrium, das alle Geschoße verbindet, und die Ein- und Durchblicke des Innenhofs können sich die BesucherInnen schnell im Kontext des Gesamten verorten. Im Laufe der Auseinandersetzung mit dem Salzburger Justizgebäude haben wir drei Herangehensweisen zwischen Neubau und Bestand kombiniert, um am Ende ein neues harmonisches Ganzes zu erreichen.

Neue Perspektiven

Mit unserer aus denkmalpflegerischer Sicht behutsamen und in der öffentlichen Wahrnehmung doch signifikanten Öffnung des Komplexes nehmen wir dem Justizgebäude den autoritären, hermetischen Charakter und verzahnen den heterogenen Umraum der Salzburger Altstadt mit dem Gebäude.

Die weltberühmte Dachlandschaft der Stadt können BesucherInnen vom Dachterrassencafé aus erleben, das wir auf dem Flachdach des Neubaus errichtet haben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das 1908 errichtete Justizgebäude am Rande der Salzburger Altstadt wurde im Lauf der Zeit immer wieder um- und ausgebaut. 2012 schrieb die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) einen EU-weiten Wettbewerb aus, den Franz und Sue für sich entscheiden konnten. In sechs Jahren Planungs- und Bauzeit ist ein moderner, demokratischer Raum entstanden.

Das Justizgebäude tritt nach Umbau und Erweiterung verstärkt in Beziehung zur Stadt. Es öffnet sich mit Ein- und Durchgängen nach allen Seiten und macht seine Innenhöfe zugänglich. Der palastartige Gebäudekomplex wurde um einen Y-förmigen Verbindungsbau im Hof ergänzt. Dieser ist mit seinen Glasfassaden mehrdeutig transparent und beinhaltet Eingang, zentrale Erschließung und Verhandlungsräume. Ein Atrium verbindet die Geschoße, bringt Licht, Ein- und Durchblicke und steht damit auch für ein Verständnis von moderner Gerichtsbarkeit. Die Übergänge von Altbestand zu Neubau sind sensibel und mit hohem Qualitätsanspruch gestaltet. Großzügigkeit und Repräsentation des Altbaus wurden übernommen und in eine zeitgemäße wie auch angemessene Form übersetzt. In vielen Details wie Material- und Farbwahl, im Belassen und Zitieren zeigen sich Kompetenz und Freude im Umgang mit historischer Substanz wie auch die gute Kooperation mit Akteur*innen der Denkmalpflege. Ein Dachcafé ist für Mitarbeiter*innen, Parteien wie Gäste zugänglich und bietet seltene Aussichten in die Dachlandschaft von Salzburg.

Das neue Justizgebäude beeindruckt auf allen Ebenen. Es steht für einen souveränen Umgang mit dem Thema Recht und Gesellschaft und zeigt sich innen wie außen als hochwertiger öffentlicher Raum wie auch als qualitätsvolle Arbeitsstätte – eine gelungene Transformation von monarchistischer Repräsentation hin zu Demokratie, Bürger*innennähe und Transparenz.