modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2020

Neues Wohnen an der Johann-Braun-Straße in Freising

1. Preis

Fink+Jocher Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH

Architektur

NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Freiflächen gliedern sich in drei Teilbereiche: Im Süden des neuen Baukörpers erstreckt sich das Landschaftsband, das dominiert wird von den groß gewachsenen Bestandsbäumen, die bis auf einige wenige erhalten werden und einer artenreichen, zweischürigen Blumenwiese, in welche einige Versickerungsflächen integriert werden. Drei Wege durchziehen die Fläche und verbinden Bushaltestelle und Geh- und Radweg am Karwendelring mit der nördlich des neuen Gebäudes angeordneten Gartenplateaus für die Bewohner. Diese treppen sich, den Sequenzen des Gebäudes folgend, von West nach Ost ab, sind über kleine Stufen und Blickbeziehungen miteinander verbunden und werden unterschiedlich bespielt. So finden sich hier neben Eingangszonen und Pflanzflächen entlang des Gebäudes mehrere Spielbereiche (insgesamt ca. 270qm) und Treffpunkte, deren kleine topographische Kanten der Höhenstaffelung der Gebäudeeingänge und der Bestandstopographie folgen und zugleich zum Verweilen einladen: eine grüne Böschung mit linearen Sitzmöbeln, kleine Sitzmauern mit Holzauflagen oder eine bespielbare Böschung im Bereich des zentralen Kinderspielplatzes. An den beiden öffentlichen Durchgängen im Gebäude werden zwei Plätze angesiedelt. Der westliche stellt einen Bezug her zur nördlich gelegenen Wohnsiedlung an der Fellererstraße und dient als Treffpunkt für die gesamte Nachbarschaft. Der östliche kleinere Platz dient als Freifläche für den im 1. Bauabschnitt angeordneten Gemeinschaftsraum und erlaubt eine temporäre Möblierung bei Veranstaltungen und Nachbarschaftstreffen. Die Johann-Braun-Straße wird gestalterisch einbezogen, indem die Pflasterdecke der Wege und Plätze bis zur nördlichen Straßenkante niveaugleich fortgesetzt wird, sodass eine große bespielbare Fläche entsteht. Je 4 Besucherstellplätze befinden sich parallel zur Straße im Osten und Westen, 4 weitere werden als Senkrechtparker auf Rasenfugenpflaster in der Mitte integriert. Der Entwurf sieht vor, den Großteil der Bestandsbäume zu erhalten und in kritischen Bereichen mithilfe geeigneter Maßnahmen (Wurzelschutzvorhang, Wurzelbrücken etc.) die Bäume in die neue Gestaltung einzubinden. Die Bestandsbäume werden ergänzt durch eine Baumreihe entlang der Haindlfinger Straße und der Rotkreuzstraße, sowie im Zentrum der Johann-Braun-Straße. Blühende Bäume (Malus, Prunus) an den Wegen im Landschaftsband sowie in den Gartenplateuas ergänzen das Bild um einen ansprechenden Farbaspekt im Frühling.
Weitere Freiflächen befinden sich auf den Dachflächen: Hochbeete für gemeinschaftliches Gärtnern und Gemüseanbau können auf den beiden Dächern im Nordwesten und Nordwesten von der gesamten Hausgemeinschaft genutzt werden. Die Dachterrassen im 4. OG laden zum Verweilen in einer ruhigen Umgebung ein. Sonnenkollektoren und Dachbegrünung auf den Dächern der 5-stöckigen Gebäude tragen nachhaltig zu einem positiven Kleinklima und einer verbesserten Energiebilanz bei.
Entwässerung und Feuerwehr
Die Dachbegrünung dient zudem einem zeitverzögerten Abfluss des anfallenden Regenwassers, das im weiteren Verlauf in Sickermulden in der südlich gelegenen Blumenwiese eingeleitet wird. Die Oberflächen des nördlichen Gartens werden z.T. in die Vegetationsflächen entwässert, die Plätze in unterirdische Sickerrigolen. Die Entwässerung der Johann-Braun-Straße erfolgt in den Mischkanal. Aufstellflächen für die Feuerwehr befinden sich im Norden auf den Plätzen und Zugangswegen, sowie im Süden östlich und westlich in der Wiesenfläche.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die von den Verfassern vorgeschlagene leicht geschwungene Zeile schließt mit zwei Köpfen in sehr selbstverständlicher Weise das Quartier zum Karwendelring hin ab, ohne hermetisch zu wirken. Damit wird der Schallschutz für die nördlich dahinter liegende Wohnbebauung hergestellt und stellt gleichzeitig durch die großzügig gestaltete platzartige Aufweitung an der Johann-Braun-Straße eine attraktive Adresse für das neue Quartier her. Der leicht gestaffelte und in seiner Höhenentwicklung dem Hang folgende Baukörper nimmt dabei mit moderaten Sprüngen und durch die Gestaltung der Dachfläche Bezug auf die Körnigkeit des Kontextes. Die differenzierte Gestaltung des Erdgeschosses, die später in der Schrägansicht von der Karwendelring wahrgenommen werden wird, akzentuiert mit großen Durchgängen die Durchlässigkeit von Süden nach Norden und wird im Grundriss folgerichtig durch von Gemeinschaftsraum und Gästeappartement flankiert. ebenfalls begrüßt werden die südseitig an die Durchgänge im Sockelgeschoss angelagerten großzügigen Fahrradräume, die eine gute Nutzerakzeptanz versprechen. Das darüberliegende leicht angehobene Erdgeschoss verspricht den Nutzern eine hohe Wohnqualität mit ausreichender Privatsphäre dem öffentlichen Raum und Wohnhof gegenüber. Positiv bewertet wird die durchgängig barrierefreie Grundrissorganisation als Dreispänner mit der Orientierung aller Wohnräume und Küchen nach Süden und einem hohen Anteil an durchgesteckten Wohnungen mit schallabgewandten Schlafräumen. Diese hohe Wohnqualität wird erkauft durch eine vergleichsweise hohe Anzahl an Treppenhäusern, die jedoch lichtdurchflutet und freundlich sind und mit nur 13 Wohnungen je Haus überschaubare Nachbarschaften bilden. Diesen kleinen Hausgemeinschaften ist auf der Dachebene jeweils eine gemeinschaftliche Dachterrasse zugeordnet. Die rückwärtig auf den Kopfbauten angeordneten gemeinsam genutzten Dachgärten unterstützen das zusätzlich. Auch diese Arbeit schafft es erfreulicherweise, große Anteile der Freiflächen nicht zu unter-/überbauen und somit viele Bäume des wertvollen Gehölzbestands zu erhalten, sowie neue Großbaumquartiere zu ermöglichen. Die Ausgestaltung des nördlichen, langerstreckten Wohnhofs überzeugt, auch in seiner terrassierten Höhenabwicklung, und nimmt guten stadträumlichen Bezug zur Johann-Braun-Straße sowie nördlich angrenzender Nachbarschaft auf. Die Vernetzung mit dem Karwendelring durch die beiden großzügigen Passagen hindurch ist gut situiert. Die dort befindliche Grünanlage könnte aus Sicht der Jury noch etwas intensiver bespielt werden. Die Flächen für die Feuerwehr erscheinen gut in die Gesamtgestaltung integriert. Die serielle Bauweise als Hybridkonstruktion und der hohe Vorfertigungsgrad lassen eine wirtschaftliche Erstellung erwarten. Die schallabgewandte Orientierung der Schlafräume ist hinsichtlich der Baukosten positiv zu werten. Die Gestaltung des Sockelgeschosses als kerngedämmte, robuste Konstruktion in Beton wird für den Unterhalt des Gebäudes positiv gesehen. Negativ beurteilt wird hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit vor allem die durch die Anzahl an Treppenhäusern bedingten sieben Aufzüge, die in Erstellung und vor allem Unterhalt aufwendig sind. Die Höhenlage der TG ist den Pläne leider nicht eindeutige zu entnehmen, positiv gesehen wird aber die Organisation auf nur einer Ebene. Die Verwendung von Holz für die Fassade, der Einsatz von Photovoltaik und die begrünten Dächer wird als guter Beitrag zur Nachhaltigkeit und Ökologie gesehen. Die Ausnutzung des Grundstückes bewegt sich im mittleren Bereich. Die Umsetzung in zwei Bauabschnitten ist problemlos möglich. Insgesamt überzeugt der Entwurf auf vielen Ebenen: sowohl die städtebauliche Einfügung, Qualität der Wohnungen, Erhalt des Baumbestandes, Funktionalität als auch die differenzierte Gestaltung lassen einen wertvollen Beitrag für die Entwicklung im Freisinger Norden erwarten und liefert damit einen hervorragenden innovativen Beitrag zur gestellten Aufgabe .
Lageplan Dachaufsicht

Lageplan Dachaufsicht

Lageplan EG

Lageplan EG

Lageplan Ausschnitt

Lageplan Ausschnitt