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Offener Wettbewerb | 10/2020

Sanierung, Grundinstandsetzung und Erweiterung der Komischen Oper in Berlin Mitte

3. Preis

Preisgeld: 70.000 EUR

AFF Architekten

Architektur

TOPOTEK 1

Architektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Tragwerksplanung

Buro Happold

TGA-Fachplanung

Bühnenplanung Walter Kottke Ingenieure GmbH

TGA-Fachplanung

freie ingenieure bau Dr. Belaschk + Krätschell PartGmbB

Bauphysik, Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Der Entwurf erweitert die bestehende denkmalgeschützte Komische Oper um eine weitere aus vier Häusern bestehende Kubatur. Zu einem weiteren Solitär gefasst, stärkt der neue Seitenflügel die Eigenständigkeit des bestehenden Opernhauses und organisiert die sekundären Funktionen des häuserübergreifenden Kulturbetriebs neu. Mittels räumlicher Disposition und formaler Ausgestaltung eröffnet der Erweiterungsbau den städtebaulichen Dialog und etabliert ein besonderes Beziehungsgeflecht zwischen den gewachsenen Typologien der Dorotheenstadt, dem Opernhaus und den Architekturen der Wiederaufbauphase Ostberlins. Die angrenzenden Straßenzüge solitärhaft abschließend, bildet der Neubau mit dem Bestandsgebäude ein ganzheitliches Ensemble, das sich als Perimeter füllende Kulturstätte direkt am öffentlichen Stadtraum platziert und eine ebenerdige Adresse zum traditionsreichen Boulevard „Unter den Linden“ ausbildet. Die noch um 1910 bestehende, straßenläufige Verbindung zwischen Unter den Linden und Behrenstraße wird als innere „Passage“ neu etabliert. Die Fuge – Dreh und Angelpunkt des Ensembles – dient wesentlich der häuserübergreifenden Erschließung und Logistik sowie der daraus folgenden Optimierung des Opernbetriebs. Als respektvoller Abstandshalter und räumlicher Schnitt zwischen „Alt“ und „Neu“ stellt sie einerseits ein direktes Wiederbeleben historischer städtebaulicher Gegebenheiten dar, andererseits betont sie – trotz multipler Verbindungsstellen – die gestalterische und funktionale Autonomie des Alt- sowie des Neubaus.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Konzeption des vorliegenden Entwurfes zur Erweiterung der Komischen Oper Berlin sieht eine Intervention aus vier, sich in der Höhe sowie in ihrem Volumen rhythmisierenden Baukörpern vor. Vier Häuser mit fünf bis sieben Geschossen zu einem Solitär verbunden, reagieren mit Vor und Rücksprüngen an der Glinkastraße mit der gewählten Proportionalität sowie mit der Bezugnahme auf die Traufhöhe des Funktionsgebäudes Unter den Linden auf das urbane Umfeld.

Der Entwurf versucht in seiner Ausformulierung in den vier Kuben die geforderte innere Organisation aufzunehmen. Den vier Häusern sind unterschiedliche Funktionen, wie Verwaltung, Probebühnen, die Bereiche der künstlerischen Leitung sowie die Musikräume zugeordnet.

Die charakteristische Fuge zum Bestand wird auf mehreren Ebenen über Brückenverbindungen unterschiedlich thematisiert, diese Verbindungen dienen der inneren Organisation des Hauses und bieten für diesen Zwischenraum ein angemessenes Raumgefüge, welches in einem tiefer gelegenen Patio an der Behrenstraße seinen Abschluss findet. Durch das Einfügen dieses Patios wird die Distanz zwischen Bestand und Neubau klar definiert.

Weiterhin reagiert der Entwurf mittels Einfügens einer Treppenanlage, der sogenannten „Himmelstreppe“ an der Glinkastraße auf den Wunsch nach Öffnung sowie Außenbezügen des Hauses. Leider ist der Außenbezug erst ab dem zweiten Obergeschoß möglich, die Erdgeschoßzone an der Glinkastraße ist weitgehend hermetisch und wenig attraktiv gestaltet. In diesem Zusammenhang wäre auch die Position der Anlieferung auf der gesamten Länge an der Glinkastraße zu überdenken.

Das Entrée Unter den Linden wird positiv im Sinne eines angemessenen Eingangsbereiches für den neuen Kassenbereich gesehen, die großzügig geschlossene Stirnseite jedoch kontrovers diskutiert.

Die Interventionen im Bestand wie z.B. der Restauranteingang an der Behrenstraße und der substanzielle Verlust des Casinos im Bestand wird von Seiten des Landesdenkmalamtes kritisch gesehen.

Die beiden Abschlüsse, einerseits zur Behrenstraße andererseits zu Unter den Linden, stellen jeweils interne, interessante räumliche Bezüge dar. Das äußere Erscheinungsbild thematisiert den Sockel sowie eine Belle Etage, indem im Erdgeschoß konkave, geschlossene Betonelemente eingesetzt werden, die sich vertikal in eine ebenfalls konkave Glasfassade weiterentwickeln. Mit dieser Maßnahme wird das bewegte, differenzierte Bild des Baukörpers noch einmal verstärkt und unterstrichen.

Ein Entwurf, der bezogen auf den städtebaulichen Kontext, auf den denkmalgeschützten Bestand sowie auf das geforderte Programm einen interessanten Beitrag darstellt.