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Einladungswettbewerb | 12/2019

Barrierefreies und seniorengerechtes Wohnen „Zum Mühlenteich“ in Strande

Wettbewerb "Am Mühlenteich" Strande - Perspektive

Wettbewerb "Am Mühlenteich" Strande - Perspektive

1. Preis

BSP Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfsidee
Um den sozialen Austausch in der Wohnanlage in den Mittelpunkt zu stellen, sollen alle Wohnungen barrierefrei auf einer Ebene um einen gemeinsamen Innenbereich gruppiert sein. Jede Wohneinheit erhält eine eindeutig ablesbare Kubatur mit geneigten Dachflächen und Giebeln zum Hof bzw. Garten, um die Kleinteiligkeit der Strander Bebauung aufzugreifen und die Akzeptanz der Bewohner für Ihre Wohnung als neues „Haus“ zu fördern. Neben der sozialen Anbindung über den Innenhofbereich ist die Privatheit jeder Wohnung gleichwertig wichtig. Aus diesem Grund erhalten alle Einheiten eine Rückzugszone, welche vom Innenhof abgewandt ist.

Erschließung
Das Grundstück soll sowohl für Fußgänger als auch für Autos von der westlich des Grundstücks gelegenen Straße „Zum Mühlenteich“ erschlossen werden. Hier befinden sich neben dem Zugang zum gepflasterten und mit einzelnen Bäumen versehenen Innenhof zwei Zufahrten auf die Stellplatzflächen, welche sowohl 16 Bewohnerparkplätze als auch 6 Besucherparkplätze aufnehmen. Insgesamt 4 Stellplätze sind rollstuhlgerecht ausgelegt und etwa die Hälfte aller Stellplätze mit zwei Carportanlagen überdacht. Eine flache Mauer umgrenzt die Anlagen für ruhenden Verkehr und bindet auch den Standort für Müll mit ein. Der entfallende Bedarfsparkplatz der Schule wird in gleicher Größe auf den nördlichen Grundstücksteil oberhalb der Bebauungsgrenze verlegt und erhält eine separate Zufahrt, welche auch die Zugänglichkeit zur Wiese ermöglicht. Ein zweiter Zugang zum Grundstück, nur für Fußgänger, führt östlich des Knicks von der Dänischenhagener Straße auf den Innenhof und ermöglicht so die Durchwegung der Anlage und erhält den sicheren Schulweg.

Städtebau
Die Wohnanlage besteht aus insgesamt 16 Wohnungen mit drei unterschiedlichen Grundrisstypen und einem Gemeinschaftshaus, welche alle über den Hofbereich miteinander verbunden und erschlossen sind. Durch die gestaffelte und teilweise 90° versetzte Anordnung der Wohneinheiten entsteht ein sich verengender und wieder aufweitender, spannungsvoller Innenbereich mit einem platzartigen Abschluss im östlichen Grundstücksbereich. Dieser Platz führt die Wegeverbindungen zusammen und bietet die Möglichkeit, die Wohnanlage am zentralen Ort über eine sich abtreppende Terrassenanlage an eine neu geschaffene Aufweitung der Freidorfer Au anzubinden. Hier befindet sich, von nahezu jedem Ort der Anlage sichtbar, ein zusätzliches Gemeinschaftshaus, welches, seiner Sonderstellung entsprechend, mit einer hellen Holzfassade gestaltet ist. Es nimmt im Erdgeschoss einen transparenten Veranstaltungsraum mit Ausblick in die Landschaft und dessen Nebenräumen auf. Über eine Treppe gelangt man in das kleinere Obergeschoss, wo eine Gästewohnung für bis zu 4 Personen Platz findet. Zusätzlich zu außenliegenden Abstellräumen an jeder Wohneinheit, dient ein zentraler Kellerbereich unter den südlichsten Wohnungen
zur Unterbringung von Haustechnik und als Stauraum für große, langfristig gelagerte Objekte der Bewohner. Der Zugang erfolgt über eine Außentreppe an der südlichen Stellplatzanlage.

Wohnungen, Zonierung
Die drei unterschiedlichen Wohnungstypen mit ca. 60, 75 und 90 m² erhalten jeweils eine auf Ihre Breite angepasste Giebelform und Fassadenaufteilung. Sie funktionieren wie einzelne Häuser und es wäre problemlos möglich einen prozentual anders verteilten Wohnungsschlüssel abzubilden, solange die Gesamtwohnfläche etwa gleich bleibt.
Die Anlage ist in unterschiedlichen Zonen der Privatheit angelegt, welche vom Innenhof zu den Individualräumen auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite an Privatheit zunehmen. So ist der halböffentliche Innenhof, durch den die fußläufige Verbindung vom östlich angrenzenden Wohngebiet zur Grundschule geführt wird, der Ort mit der geringsten Privatheit, dafür aber mit der meisten Kommunikation. Hier sollen alle Bewohner zusammen kommen, den obligatorischen Plausch am Gartenzaun halten und somit gegenseitig aufeinander Acht geben können. Vom Innenhof ist jede Wohnung über einen eigenen Vorbereich erschlossen. Dieser kleine „Platz vor dem Haus“ funktioniert ebenso kommunikativ wie der restliche Hofbereich, ist jedoch durch eine niedrige Gartenmauer vom restlichen Innenhof abgesetzt, damit Passanten unbewusst Distanz wahren. Hier sollen die Sitzbank oder der Küchengarten Platz finden. Die großzügig verglaste Hoffassade jeder Wohnung springt unter der Gebäudehülle um ca. 1,20 m zurück und bildet so ein Vordach für den Eingang und zusätzlichen Schutz für den halbprivaten Außenbereich. Hinter der Fassade schließt sich der offen gestaltete Eingangsbereich und die Wohnküche an. Sie können bei Bedarf für mehr Behaglichkeit durch eine Schiebetür voneinander abgegrenzt werden. Die Wohnungseingangstür ist das einzige bodentief zu öffnende Element in der Fassade und zudem blickdicht gestaltet, um unerwünschte Einblicke in tieferliegende Wohnbereiche zu verhindern. Die Wohnküche mit dem Esstisch erhält hingegen eine großzügige Fensterfront mit einer etwa 50 cm hoch geschlossenen Brüstung. Diese dient wiederum zur Abgrenzung vom Vorbereich und sorgt für mehr Gemütlichkeit und Sicherheit im Innenraum. Dennoch bleibt die, unserer Meinung nach wichtige, Sichtbeziehung zwischen Wohnküche und Innenhof bestehen und ermöglicht auch in der kalten Jahreszeit den sozialen Austausch. Offen mit der Wohnküche verbunden ist der Wohnraum, welcher zur Gartenseite mit angrenzender Terrasse wiederum raumhoch geöffnet ist. Auch diese Verglasung, nun mit bodentiefen Schiebeelementen, springt unter der Gebäudehülle zurück und formuliert so einen geschützten privaten Außenbereich. Der Schlafraum ist über den Wohnraum erschlossen, erhält nur ein vergleichsweise kleines Fenster und bildet den privatesten Ort als Abschluss der Reihe. Das rollstuhlgerechte Badezimmer und der Abstellraum werden durch Dachfenster belichtet und belüftet und sind in einer seitlichen Raumschicht neben dem Eingangsbereich angeordnet. In ihrer Verlängerung gen Innenhof befindet sich auch der Kellerersatzraum, welcher über den Vorbereich von außen erschlossen wird. Hier ist Raum für das Fahrrad, die Gehhilfe und für Gartenutensilien. Diese Abfolge findet sich in allen Wohneinheiten, unabhängig ihrer Größe wieder. Alle Wohnungen sind rollstuhlgerecht ausgelegt; die 60 m² Wohnung bei Nutzung durch einen Einpersonenhaushalt, die 75 m² und die 90 m² Wohnung auch bei einem Zweipersonenhaushalt.

Material und Konstruktion
Entsprechend der Idee einer umschließenden Gebäudehülle pro Wohnung bestehen die Gebäude aus einer Holzständerkonstruktion in Wänden und Dach, welche außenseitig mit einer dunkel gefärbten unregelmäßigen, vertikalen Holzfassade versehen ist. Diese zieht sich im Bereich der Dachüberstände auch bis auf die Dachfläche, um den Charakter der Hülle zu verstärken. Der deutlich größere zentrale Dachbereich ist als Gründach ausgelegt, auf dem in Teilbereichen auch Paneele für Solarthermie angeordnet sind. Durch den Gründachaufbau heizt sich zudem die Dachfläche weniger auf, was zur Regulierung des Raumklimas beiträgt. Den sommerlichen Wärmeschutz versuchen wir weitestgehend durch Verschattung der Fassadenbereiche mittels der überkragenden Vordächer zu erreichen. Durch diesen zudem ausreichenden Wetterschutz sehen wir auch Fensterkonstruktionen aus Holz vor. Um trotz eines Holzbaus ausreichend energetische Speichermasse zu generieren, schlagen wir einen Bodenaufbau mit einer Betonsohlplatte, mineralischer Dämmschüttung, Zementestrich mit Bodenheizung sowie einem Plattenbelag aus Feinsteinzeug vor. Wohnungstrennwände werden ebenfalls gemauert. So
kann zudem der erforderliche Schallschutz bei geringem Querschnitt erreicht werden. Des Weiteren sollen alle nichttragenden Innenwände als Holzständerkonstruktion mit beidseitiger Beplankung aus Lehmbauplatten ausgeführt werden. Diese sollen auch zur Verkleidung der Decke zum Einsatz kommen und in Verbindung mit einem Lehmputz zur Optimierung des Raumklimas beitragen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen eine Bebauung aus eingeschossigen, aneinandergereihten Häusern vor. Die Bebauung umschließt einen Anger, an dem die Eingänge der Häuser liegen. Der Anger als verbindendes Element wird vom Preisgericht sehr positiv bewertet, er bietet Chancen für eine soziale Belebung auch durch das Gemeinschaftshaus und die angedachte Durchwegung für die Schulkinder. Vor dem Gemeinschaftshaus wird eine gut gestaltete verbindende Platzfläche an der Au angeboten.
Die Arbeit ist in ihrer Masstäblichkeit dem Ort sehr angemessen und bildet einen sensiblen Übergang zum Landschaftsschutzgebiet. Die Vernetzung mit der Umgebung ist sehr gut gelöst. Die Stellplätze werden zentral am Eingang der neuen Siedlung angeordnet, wobei auf die Nord-Westliche Zufahrt verzichtet werden sollte.
Grundsätzlich nicht akzeptabel ist der Umgang mit der Topografie. Die Verfasser schlagen eine starke Abgrabung Richtung Dänischhagener Str. im Knickbereich, sowohl an den Gebäuden als auch am Parkplatz vor. Damit sind die Bäume im Knickbereich nicht zu erhalten. Eine Überarbeitung ist dringend geboten!

Die Grundrisse bieten mit ihrer Durchbelichtung vielfältiges Potential, so dass helle und freundliche Räume zu erwarten sind. Die Übergänge zum öffentlichen Raum sind differenziert und sensibel gestaltet. Die vorgeschlagene Überhöhung des Gemeinschaftshauses im Übergang zur Nachbarbebauung wird als nicht notwendig erachtet, die Gemeinschaftswohnung kann entfallen. Die Fassaden sind zeitgemäß gestaltet, das Material Holz an den Wänden und die Gründächer unterstreichen den naturnahen Ansatz und setzen den politischen Willen in der Ortsentwicklung logisch fort.

Die eingeschossige, fast serielle Bauweise ohne Keller lässt eine sehr wirtschaftliche Realisierung erwarten. Diese wird jedoch mit einem größeren Grundflächenverbrauch erkauft. Der vorgeschlagene Teilkeller ist hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Notwendigkeit zu hinterfragen. Die vorgeschlagene Konstruktion aus Holz mit Lehmputz in Verbindung mit Gründächern und Solarthermie erscheint weitgehend CO2 neutral und damit nachhaltig.

Die Arbeit ist insgesamt ein sehr wertvoller, gut ausgearbeiteter Beitrag, der der Aufgabenstellung in nahezu allen Bereichen umfassend gerecht wird, auch wenn hinsichtlich der Topografie noch Überarbeitungsbedarf besteht.

Das Preisgericht empfiehlt zum Schutz der vorh. Bäume die Baumaßnahme insgesamt in nördlicher Richtung unter Beibehaltung der Gesamtkonzeption zu verschieben. Es wird empfohlen einen qualifizierten Landschaftsarchitekten zu beteiligen.
Wettbewerb "Am Mühlenteich" Strande - Lageplan

Wettbewerb "Am Mühlenteich" Strande - Lageplan

Wettbewerb "Am Mühlenteich" Strande - Grundriss

Wettbewerb "Am Mühlenteich" Strande - Grundriss

Wettbewerb "Am Mühlenteich" Strande - Isometrie

Wettbewerb "Am Mühlenteich" Strande - Isometrie

Wettbewerb "Am Mühlenteich" Strande - Detailschnitt

Wettbewerb "Am Mühlenteich" Strande - Detailschnitt

Wettbewerb "Am Mühlenteich" Strande - Ansichten

Wettbewerb "Am Mühlenteich" Strande - Ansichten

Wettbewerb "Am Mühlenteich" Strande - Schnitte

Wettbewerb "Am Mühlenteich" Strande - Schnitte