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Award / Auszeichnung | 09/2020

Hugo-Häring-Auszeichnung 2020 BDA Kreisgruppe Karlsruhe

FUX Festigungs- und Expansionszentrum Alter Schlachthof

DE-76131 Karlsruhe

Auszeichnung

Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten

Architektur

Mayr | Ludescher | Partner Beratende Ingenieure

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten

  • Projektgröße:

    3.800m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 04/2017
    Fertigstellung: 03/2019

Projektbeschreibung

Das Festigungs- und Expansionszentrum (FUX) ist im Osten des Schlachthofareals positioniert und grenzt unmittelbar an den Karlsruher Messplatz, der ganzjährig für verschiedene Festivals und Veranstaltungen zur Verfügung steht. Der Neubau orientiert sich städtebaulich an den engen Vorgaben des Bebauungsplans und setzt sich konstruktiv mit den Hinweisen aus dem „Gestaltungshandbuch Alter Schlachthof“ auseinander.

Der Eingang des FUX liegt auf der Westseite, am Ende der Verbindungsachse zwischen dem Kulturzentrum Tollhaus und dem Gründerzentrum Perfekt Futur. Über einen Windfang wird das zweigeschossige Foyer mit Cafeteria erschlossen. Dieser zentrale Anlaufpunkt im Gebäude bietet Raum für Pausen, Kommunikation und kleinere Veranstaltungen mit öffentlichem Charakter. Ebenfalls im Erdgeschoss angeordnet ist der Coworking Bereich, der als Aktivator eine dauerhafte Belebung der Erdgeschossebene ermöglicht, ganz im Sinne der Intention für das Areal des Alten Schlachthofes. Das FUX ist - gemäß der zu erwartenden dynamischen Nutzung des Hauses und in Anlehnung an die industrielle Geschichte des Areals - als zeitgenössisches Loftgebäude konzipiert. Aufbauend auf einem Raster von 1.25/ 3.75 Metern, in dem sich alle gewünschten Bürogrößen sinnvoll realisieren lassen, entfaltet das Gebäude seine rationale Struktur. Der Versatz der oberen Kubatur bleibt im Innenraum ablesbar. Die dadurch entstehende Gebäudeaufweitung bietet Raum für Erschließungskern und Kommunikationsbereiche in den Geschossen. Mittels Lufträumen sind die Kommunikationszonen untereinander über die Geschosse hinweg vernetzt. Die effiziente Organisation des Innenraums erlaubt punktuell räumliche Aufweitungen und Durchbrüche, die dem Bau trotz der engen Rahmenbedingungen Großzügigkeit verleiht.

Die robuste bauliche Struktur und Organisation des Gebäudes erlauben eine vielfältige Nutzungsveränderung und Einteilung. Diese ermöglichen insbesondere eine prozesshafte Aneignung des Gebäudes durch die Mieter. Die Stahlbetonoberflächen im Innenraum wurden roh und materialfarben belassen. Für exponierte Betonflächen wird bewusst auf eine hohe Sichtbetonklasse verzichtet. Die Installationsführung erfolgt an den Decken sichtbar in verzinkten Stahlrohren und Kabelpritschen sowie in einem einfachen Hohlraumboden. Der industrielle Charakter wird durch die Verwendung von Halbzeugen betont und durch wenige gezielt gesetzte Akzente in der Möblierung kontrastiert. Aufgrund der Flächen- und Kubaturoptimierung, der Auswahl weniger industrieller Materialien sowie einem angemessenen Technikkonzept (so wenig wie möglich, soviel wie nötig), konnten die ehrgeizigen Vorgaben des Budgets eingehalten werden. Den Nutzern können nun kostengünstige Mietflächen in einem veredelten, unprätentiösen Rohbau mit Loftcharakter angeboten werden. Die exponierten Betondecken sind sehr gut für den Einsatz einer Bauteilaktivierung geeignet. Zur Beheizung und Kühlung wird daher geothermische Wärme und Kälte genutzt. Die Erschließung erfolgt über insgesamt 15 Erdwärmesonden mit Tiefen zwischen 90 und 130 Metern unterhalb des Gebäudes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das sechsgeschossige Gründerzentrum FUX bietet einen kräftigen Abschluss vom Schlachthofgelände zum Messplatz. Der robuste und klar gegliederte Baukörper fällt wegen seiner angenehmen Rigorosität auf: die Skelettkonstruktion der Sichtbetonfassade und deren schnörkellose Fassadenaufteilung. Die reduktionistische Fassade mit der klaren Gliederung stellt die strukturell robuste Architektur in Kontrast zur heute üblichen Ikonografie von Verwaltungsbauten. Zur dynamischen Nutzung eröffnen die beiden Luftgeschosse mit flexiblen Raumgruppen und offenen Pausenräumen eine zeitgemäße Verwaltungsstruktur. Die gesamte Gebäudetechnik mit sichtbaren Kabelpritschen, Lüftungsrohren und offenen Elektroinstallationen (deren Ursprung mit der Bauteilaktivierung der Decken begründet ist) sowie die unprätentiöse Ästhetik des einfachen Rohbaus sind ein besonderer Beitrag zur Kultur der Arbeitswelten.