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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2020

Neubau Hortgebäude und Neugestaltung der Außenanlage Kyritzer Straße in Eberswalde

Anerkennung

Preisgeld: 2.000 EUR

Petzi+Petzi Architekten

Architektur

Henningsen Landschaftsarchitekten PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Architektur

Der kompakte, eingeschossige Hortneubau sitzt selbstbewusst in der Mitte des von hohen Kiefern gesäumten Wettbewerbsgebietes. Das neue Gebäude bildet den Abschluss des bestehenden Schulareals. Die geforderten Außenspielflächen orientieren sich zum Schulgebäude und verbinden sich mit den vorhandenen Außenanlagen. Die Erschließung erfolgt durch den neuen, zum Potsdamer Platz und dem Bestandsgebäude zugewandten Vorplatz. Auf der Westseite des Neubaus wird eine extensive Sommerwiese angelegt. Der Eingang ist durch eine Überhöhung markiert und verleiht dem Gebäude seine architektonische Identität.
Die zentrale Erschließung führt zum Multifunktionsbereich, bestehend aus Speisesaal, Lern- und Spielhof, Kinderküche und Mehrzweckraum. Von hier aus gelangt man in 2 Cluster, jeweils bestehend aus 4 Horträumen, einem Gruppenraum, Garderoben und den dazugehörigen Nebenräumen. Die Verwaltung befindet sich in unmittelbarere Nähe des Einganges.


Raumkonzept

Die gewählte Organisation aus offener Mittelzone und flankierenden Horträumen erlaubt den Hortbetrieb sowohl im Gruppen-, als auch im offenen Prinzip. Die jeweils zwei zusammenliegenden Horträume können über Verbindungstüren zusammengeschaltet werden. Die Aufteilung der Horträume in 2 Cluster erlaubt gruppenübergreifendes Arbeiten. Dabei können die großzügigen Garderoben- und Verkehrsflächen mit in pädagogischen Alltag einbezogen werden.
Der Speisesaal kann über flexible Trennwände geöffnet werden und steht somit außerhalb der Mittagszeit als pädagogische Fläche zur Verfügung. Die Anordnung des Lichthofes zwischen Speisesaal und Bewegungsraum erlaubt das sowohl die Speiseversorgung als auch sportliche Aktivitäten im gefassten Außenraum stattfinden können.


Konstruktion

Das eingeschossige Hortgebäude ist in Holztafelbauweise geplant. Die tragenden und aussteifenden Wände sind Holztafel- bzw. Ständerwände in Nadelholz der Güteklasse C24, die als vorgefertigte Module örtlich zusammengesetzt werden.
Unter Berücksichtigung der geplanten, größeren Raumweiten ist die Dachdecke als Vollholzdecke in Gl24h konzipiert. Die Gründung ist bisher als Flachgründung über eine Stahlbetonplatte in C25/30, B500 vorgesehen. Die Frostsicherheit wird mit einer umlaufenden Frostschürze realisiert.


Haustechnik

Im Hinblick auf die technische Ausrüstung ist ein auf die Nutzung der Liegenschaft abgestimmtes Energie- und Wärmekonzept zu entwickeln, welches neben den Investitionskosten auch die voraussichtlichen Lebenszykluskosten in einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung darstellt.
Hierzu wird bezogen auf die Wärmeversorgung auf eine energieeffiziente Niedertemperatur-Fußbodenheizung gesetzt. Über eine Einzelraumregelung wird sichergestellt, dass alle Räume entsprechend ihrer vorgesehenen Nutzung temperiert werden. Für die Wärmeerzeugung ist abhängig von den am Standort verfügbaren Energieträgern bevorzugt Fernwärme kombiniert mit einer thermischen Solaranlage zur Unterstützung der Heizungs- und Trinkwarmwasserbereitung vorgesehen. Für eine optimale Nutzung der Solarenergie werden Vakuumröhrenkollektoren eingesetzt, welche bei korrekter Ausrichtung der Vakuumröhren bereits bei geringer Sonneneinstrahlung bei der Wärmeerzeugung unterstützen.
Alternativ zu einer Versorgung über Fernwärme ist der Einsatz einer Sole-Wasser-Wärmepumpe zu prüfen. Diese Versorgungsvariante ist zunächst mit höheren Investitionskosten verbunden, ermöglicht aber in den Sommermonaten die effiziente und vergleichsweise CO2-emissionsarme passive Gebäudekühlung, was zu einer erhöhten Behaglichkeit des Raumklimas führt.
Zur Sicherstellung der Luftqualität sind insbesondere innenliegende WC- und Sozialräume kontrolliert zu be- und entlüften. Abhängig von der gewählten Gebäudedämmung ist die kontrollierte Be- und Entlüftung auch auf die weiteren Aufenthaltsbereiche auszuweiten. Eine bedarfsgerechte Dimensionierung der RLT-Anlagen ist dabei essentiell, um Zuglufterscheinungen und die Bildung von sogenannten „Kälteseen“ ausschließen zu können.
Bezogen auf die energieeffiziente Nutzung von Elektroenergie im Objekt wird auf LED-basierte Beleuchtungsanlagen gesetzt, welche abhängig vom einfallenden Tageslicht automatisch gedimmt werden (Konstantlichtregelung). Verkehrsflächen und sonstige Funktionsflächen werden mit infrarotbasierten Präsenzmeldern ausgestattet, sodass die Beleuchtung nur im Bedarfsfall zugeschaltet wird. Alle zur Gebäudeenergieversorgung eingesetzten Pumpen sind Hocheffizienzpumpen. Die Steuerung der technischen Anlagen erfolgt abhängig von der Gebäudenutzung. Über ein einfaches Regelregime werden gekoppelt an die Schließanlage oder einen Belegungsplan des Objektes die technischen Anlagen – insbesondere Lüftungsanlagen – in einen Absenkbetrieb geschalten, um eine ressourcenschonende Energieversorgung zu gewährleisten.


Freianlagen

Die Außenflächen des Hortes bilden mit den Schulhofflächen eine Einheit. Es wird ein Ensemble gebildet, Funktionen werden aufgenommen und weitergeführt. Ein Vorplatz vor dem Haupteingang zum Hortgebäude öffnet sich zur Kyritzer Straße und bildet die Adresse. Eine Baumreihe begleitet den Weg zum Eingang. Aus dem Gebäude tritt man über Terrassen in den Außenraum, sodass jede Gruppe ihren eigenen geschützten Aufenthaltsbereich erhält.
Die Spielflächen sind in drei Bereiche unterteilt. Auf der zentralen Fläche vor dem Gebäude hin zum Schulhof bietet sich Platz mit Sitzgelegenheiten, angeordnet in Gruppen mit Tischen und Bänken. Diese sind auf vielfältige Weise nutzbar, für Arbeitsgruppen im Freien, Hausaufgaben, Basteln oder zum Vorbereiten von Gärtnerarbeiten des angrenzenden Gartens. Neue Baumpflanzungen spenden Schatten. Nördlich grenzt ein Bewegungsbereich an mit einer Sandspielfläche mit einer Schaukel und weiteren Balancier- und Bewegungselementen in der naturnah gestalteten Fläche. Es werden Rückzugsecken geschaffen, unterstützt durch die Pflanzung von Sträuchern. Im südlichen Bereich werden die Flächen etwas modelliert und Baumaterialien zum kreativen Spiel bereitgestellt.
Neue Bäume unterschiedlicher Art spenden Schatten und ergänzen den naturnahen und artenreichen Außenraum der Hortflächen. Ein besonderes Augenmerk liegt bei der Pflanzauswahl auf der mit robusten, pflegeleichten Sträuchern und Bäumen, die ihren besonderen Wert als Insekten- und Bienennährgewächs haben.
Die Materialität der Schulhofflächen wird wieder aufgenommen. Die befestigten Flächen werden mit Wassergebundener Wegedecke und Betonpflaster ausgeführt. Die Flächen sind barrierefrei erschlossen.
Auf der westlichen Seite des Gebäudes befinden sich die extensiven Flächen. Die bestehenden Wiesenflächen werden erhalten und durch gezielte Mahd weiterentwickelt. Die Wiese wird zur Entwässerung der angrenzenden Flächen und des Gebäudes genutzt. Durch die leicht erhabene Position des Gebäudes öffnet sich der Blick in die Landschaft, die Fläche vor dem Gebäude wird mit einem Steg angebunden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Platzierung des Gebäudes mittig auf dem Grundstück in gesamter Nord-Süd-Ausdehnung nimmt klaren Bezug zum bestehenden Schulgebäude auf und bildet baulich den westlichen Abschluss des Schul- und Hortaußenraumes.
Der Eingang ist zum Schulgebäude und zur Kyritzer Straße gut orientiert. Die Baumallee in Nord-Süd-richtung soll den Eingang betonen, trennt jedoch aufgrund ihrer Ausrichtung das Hortgebäude vom Außenraum ab.
Die Gruppen- und Nebenräume ordnen sich um ein Atrium, welches Bewegungsraum, Innenhof und den Mehrzweckraum mit Kinderküche zu einer gut belichteten Einheit zusammenfasst. Die mögliche Abtrennung des offenen Innenbereiches verbessert die Nutzbarkeit des Mehrzweckraumes, die sonst aufgrund seiner zentralen Lage und Funktion als Verkehrsraum kritisch gesehen wird.
Der großzügige Eingangsbereich führt in einen zentral angeordneten und als Speise- und Mehrzweck-raum nutzbaren Hauptraum. Von hier erfolgt symmetrisch die Verteilung in die in den Ecken angeord-neten Gruppenräumen, so dass eine zweckmäßige Aufteilung der Hortkinder in verschiedene Gebäu-debereiche erreicht wird. Jeweils zwei Gruppenräume können zu einer Einheit zusammengeschlossen werden, so dass die Funktionalität und variable Nutzbarkeit gegeben sind.
Die im Grundriss gut gelungene Aufweitung des Speiseraumes wird in seiner Übersetzung als Fassa-denelement und geneigten Wänden als kritisch gesehen.
Aus bautechnologischer Sicht sind 2 Aspekte problematisch. Einerseits werden geneigte Flächen di-rekt bewittert und andererseits führen horizontale Schalungen zu einer schlechteren Hinterlüftung so-wie geringerer Feuchteabfuhr.
Aufgrund der BGF > 1600 m² und einer Längenausdehnung von > 40 m wäre die Bildung von Brand-abschnitten notwendig. Aufgrund der geringen Überschreitung um 14 m² ist eine Abweichung tolerier-bar. Die Rettungswegeführung ist nachvollziehbar.
Die starke Grundrissform des Gebäudes findet im Außenraum keine Entsprechung. Die Raumbildung und die Funktionen sind unzureichend ausdifferenziert und unklar. Kritisch wird zudem die fehlende Nutzbarkeit des Freiraumes für die westlich angeordneten Gruppenräume gesehen.
Die Arbeit zeichnet sich durch eine relativ geringe Hüllfläche aus. Das Verhältnis von angegebener BGF zum geforderten Nutzflächenprogramm ist vertretbar. Eine PV-Anlage ist nicht vorgesehen. Die Lüftung soll überwiegend anlagentechnisch erfolgen. Der Entwurf stellt die passive Nutzung von Solar dar. Der Entwurf sieht die Erstellung eines Energieversorgungskonzeptes unter wirtschaftlichen Ge-sichtspunkten vor, bei dem bevorzugt Fernwärme in Kombination mit Solarthermie verwendet werden soll. Beleuchtung soll tageslicht- und präsenzabhängig gesteuert werden. In der Zusammenschau liegt der Entwurf in dieser Kategorie im oberen Mittelfeld der eingereichten Arbeiten.
Das Gebäude weist in seiner räumlichen Gliederung eine sehr hohe Qualität und Variabilität auf, je-doch wird das äußere Erscheinungsbild am Ort (Fassade), sowie die Anordnung und Ausdifferenzie-rung der Freiräume kritisch hinterfragt.
Lageplan M 1:200

Lageplan M 1:200

Präsentationsplan 01

Präsentationsplan 01

Präsentationsplan 02

Präsentationsplan 02