modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 10/2020

Neue Mehrzweckanlage Oberhofen in Münchwilen (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 30.000 CHF

bernath + widmer Architekten

Architektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Dr. Deuring + Oehninger AG

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Projektbeschrieb „36 Tribeca“

Ortsbauliche Gesamtsituation

Die Projektverfasser erkennen in der bestehenden Schulanlage mit dem parkähnlichen Charakter ein prägendes Element für die Dorfmitte von Münchwilen. Das Turn und Mehrzweckgebäude bleibt als Teil vom Ensemble und als Ort des kollektiven Gedächtnisses erhalten. Mit dem Erhalt des Bestandes wird gemäss Projektverfassenden aktiv gegen die «Zerfranselung des Dorfes» entgegengewirkt. Die Schutzwürdigkeit wird sorgfältig argumentiert und eine Entlassung aus dem kommunalen Schutzplan wird von den Projektverfassenden als schwierig eingeschätzt. Das Bestandsgebäude tritt unverändert als Solitär in Erscheinung und wird nur im Innern behutsam umgenutzt. Das zusätzlich geforderte Raumprogramm wird in einer neuen Mehrzweckhalle auf der Südseite der historischen Turnhalle als eigenständiges Gebäude angeboten. Der Neubau steht damit in der zweiten Reihe an der Eschlikonerstrasse. Sämtliche Hauptnutzungen sind erdgeschossig angeordnet und allseitig durchlässig zu den Freiräumen orientiert. Gemeinsam mit der bestehenden Scheune fasst das Gebäudeensemble einen «forumsähnlichen Dorf-Innenplatz» als Begegnungsort mit starker Identität.

Architektur und Materialisierung

Der Neubau integriert sich dank der sorgfältigen Gestaltung trotz stattlichem Bauvolumen erstaunlich unauffällig in die bestehende Schulanlage. Die Architektur bedient sich mit dem ausladenden Satteldach und der Materialisierung aus Holz bekannter und zugleich wohltuend zurückhaltender Mittel. Das Gebäude ist im Grundriss und den Fassaden durch den Holzbau gekonnt strukturiert. Die hinterlüftete Fassade erhält einen dunklen Anstrich und die Holzschalung wird im Sockelbereich raffiniert durch geometrische Aus- und Abschnitte gestalterisch veredelt. Die gewählten Konzepte nehmen Bezug zur Gesamtanlage, verleihen dem Erweiterungsbau Raffinesse und sind zugleich solide und langlebig konstruiert. Es resultiert eine angemessene Gesamtwirkung. Die Meilener-Scheune wird erhalten und als Festbar genutzt und weitere Nutzungen, wie z.B. Pfadi, Kerzenziehen, Bastelwerkstatt sind erwünscht.

Raumkonzept und Nutzung

Die Doppelturnhalle wird ebenerdig konzipiert. Dies ermöglicht im Grundsatz eine hervorragende Anbindung und Durchlässigkeit an die Freiräume. An den Stirnseiten des Neubaus wird im Westen das Eingangsfoyer und gegenüber im Osten die Bühne mittig situiert. Seitlich vom Foyer befinden sich zwei Mehrzweckräume, welche auch als Erweiterung des Foyers nutzbar sind. Im Obergeschoss liegt über dem Foyer ein Mehrzweckraum, der zugleich als Galerie zum Saal genutzt werden kann. Allerdings verhindert die Treppe diese interessante Synergie. Der Hauptbühne fehlen die Seitenbühnen resp. geforderten Mehrzweckräume auf gleichem Niveau. Die Lagerfläche für die Geräte der Turnhallen wird auf mehrere Räume aufgeteilt, teilweise sogar im Obergeschoss mittels Liftzugang vorgeschlagen und ist, so wie vorgeschlagen, nicht machbar. Dies entspricht einem inakzeptablen Defizit für den täglichen Schulbetrieb der Turnhallen. Die Garderoben sind funktional im Untergeschoss angeordnet, die Garderoben für den Festbetrieb sind neben dem sehr kleinen Foyer angeordnet. Dank der zweiten Erschliessung bei der Bühne ist beim Doppelhallenbetrieb der Zugang in beide Hallen gewährleistet, allerdings nicht behindertengerecht.

Die bestehende Mehrzweckhalle wird saniert und mit minimalen Eingriffen umgestaltet. Die heutige Halle ist mittels Deckenabhang als mobiler Raumteiler in die Kita und einen «Mehrzwecksaal mini» unterteilbar. Dieses Angebot ergibt sich zusätzlich zum geforderten Raumprogramm. Küche und Cateringeinrichtung verbleiben am heutigen Ort, seitlich der heutigen Turnhalle. Im Grundsatz erscheint dieses Layout vielseitig nutzbar. Für die Spielgruppe wird seitens Nutzer jedoch eine fixe Raumzuteilung favorisiert und die Küche befindet sich im Hochparterre des Altbaus und eignet sich in keiner Weise für die Bewirtung von Anlässen in der neuen erdgeschossigen Mehrzweckhalle. Aus Sicht der Bauherrschaft und Schule bringt der Einbezug der Meilenerscheune keine Vorteile. Die zahlreichen Lagerflächen entsprechen einem räumlichen Überangebot, welches sich nachteilig auf die Wirtschaftlichkeit des Gesamtprojekts auswirkt.

Freiraum und Erschliessung

Die Prinzipien der bestehenden Anlage werden konsequent weiterentwickelt und die vorgefundenen Qualitäten gestärkt. Der gewachsene Baumbestand wird weitgehend erhalten. Die Zufahrtsituation und Situierung der Einfahrt der Tiefgarage sind übersichtlich gelöst, jedoch wird eine zu deutlich zu geringe Anzahl Parkplätze angeboten. Der resultierende, forumsähnliche Freiraum zwischen den drei Bauten wird attraktiv gestaltet und verspricht einen hohen Nutzwert abseits des Schulbetriebs. Gegen Osten ist der Bühnenraum öffenbar, was ein Aussenbetrieb für Freilufttheater/Open-Air/Kino ermöglicht. Der im Süden angeordnete Allwetterplatz nimmt einen beachtlichen Teil der heute regen genutzten Spielwiese ein. Insgesamt entsteht eine Gesamtanlage mit gut nutzbaren Freiräumen für den Schulalltag aber auch für kulturelle und sportliche Anlässe.

Realisierbarkeit, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit

Dank dem gewählten Gesamtkonzept kann der Saalbau im Süden des Areals unabhängig vom Schulbetrieb erstellt werden. Dadurch sind für den Turnhallenbetrieb keine aufwendigen Provisorien während der Bauzeit notwendig. Einzig die Erneuerung der Freiraumgestaltung und Tiefgaragenanschluss tangieren den Schulbetrieb in einem vertretbaren Masse. Die Struktur des Hauses ist dauerhaft und ressourceneffizient konzipiert. Dank der vollflächig integrierten PVAnlage auf dem nach Süden geneigten Schrägdach und der gut gedämmten Gebäudehülle ist ein attraktives Energiekonzept zu erwarten. Die effiziente Raumanordnung und die gewählten Konstruktionskonzepte lassen beim Neubau eine hohe Wirtschaftlichkeit erwarten. Allerdings fallen zusätzlich Kosten für die Sanierungsmassnahmen, den zusätzlichen «Saal Mini», sowie den Erhalt der Meilerscheune an.


Gesamtwürdigung

Der Projektansatz „Tribeca“ besticht durch die einfache ortsbauliche Setzung und durch den vielseitig nutzbaren, forumsähnlichen Freiraum als Begegnungsort. Das Projekt versucht, eine Lösung mit dem Erhalt der Turnhalle zu realisieren. Leider erfüllt die Mehrzweckhalle die Anforderungen sowohl für den täglichen Schulbetrieb wie auch für die Durchführung von Anlässen nicht.