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Kooperativer 2-phasiger städtebaulichlandschaftsarchitektonischer Realisierungswettbewerb mit landschaftsplanerischem und architektonischem Ideenteil im Dialogverfahren | 10/2020

"Zukunftsprojekt Hangweide" in Kernen im Remstal

5. Preis

Preisgeld: 7.100 EUR

K9 ARCHITEKTEN Borgards.Lösch.Pichl.Piribauer

Stadtplanung / Städtebau

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freiraumkonzept

Der neue Stadtteil „Hangweide“ wird auf der Grundlage der vorhandenen Strukturen entwickelt, schafft einen neuen Ortsrand von Rommelshausen und fügt sich wie selbstverständlich in die Umgebung ein. Ein Netz von Wegen und grünen Bändern stellt die Verbindung zu den vorhandenen Wohngebieten im Westen sowie den sozialen Einrichtungen im Norden her. Es entsteht eine neue Grüne Mitte zwischen Alt und Neu - der neue „Bürgerpark“ von Kernen. Als inhaltliche Programmatik werden die vorhandenen traditionellen Nutzungen der Obstwiesen und Gärten aufgegriffen und als innovative Form der Aneignung von Freiräumen zum „Gemeinsamen Gärtnern“ oder dem urban gardening weiterentwickelt.

Daneben stellen landschaftliche Wege, begleitet von Obstbäumen die Verbindung zum benachbarten Ortsteil Stetten sowie in Form eines uferbegleitenden Fuß- und Radweges nach Weinstadt her. Der neue Stadtteil „Hangweide“ wird zum Bindeglied in der Gemeinde Kernen und der gesamten Umgebung.

Der östliche Ortseingang von Rommelshausen wird durch die Verlängerung der Friedrichstraße neu definiert, das prägende Motiv der Obstwiesen wird dabei in Form eines Nussbaumhains zum tragenden Gestaltungselement der neuen Ortseinfahrt und bildet die „grüne Visitenkarte“ von Kernen. Es entsteht ein neuer, harmonischer Abschluss des Siedlungsraums.

Die Grünen Fugen sorgen für Durchlüftung, in Verbindung mit der Regenwasserrückhaltung entstehen Kaltluftschneisen, die zur Verbesserung des Kleinklimas beitragen. Bestehende Fußwege werden einbezogen und gliedern das Gebiet in einzelne Wohnquartiere.

Der neue „Bürgerpark“

Zwischen vorhandener und neuer Bebauung entsteht ein naturnaher Grünraum mit Spiel- und Sportflächen sowie Flächen für Kleingärten und „urban gardening“. Hier finden auch die erforderlichen Ausgleichsflächen mit Feldgehölzen, Steinriegeln und Obstbäumen als Lebensräume für Vögel und Eidechsen ihren Platz. Der Grünzug nimmt dabei alle wichtigen fuß- und radläufigen Verbindungen auf.

Die traditionelle Kultur der Obstbaumwiesen wird aufgegriffen und in moderner Form fortgeführt, neue Wegeverbindungen verknüpfen das Quartier Hangweide mit der vorhandenen Bebauung und lassen Nachbarschaften entstehen. Als zeitgemäße Antwort werden den Wohnbauflächen vorgelagerte Gartenflächen zum gemeinsamen Gärtnern im Sinne einer zunehmenden Selbstversorgung angeboten. Ergänzt wird das Band um Spiel- und Freizeitangebote für alle Altersgruppen. Kleine Treffplätze mit Wasserstelle und Bänken laden zum Treffen und zur zwanglosen Kommunikation ein. Bei der Verteilung und Anordnung der Nutzungen wird darauf geachtet, dass keine Störung der angrenzenden Wohnlagen entsteht.

Quartiersplatz und Grüner Anger

Das freiräumliche Herzstück wird durch die zentrale Grünfläche gebildet, die den Charakter des neuen Stadtteils prägt. Als Grüner Anger bildet sie zusammen mit dem Quartierspatz einen zentralen Binnenraum aus, der sich wie selbstverständlich in die örtliche Situation einfügt.

Den südlichen Abschluss des Angers bildet der Quartiersplatz, der als baumbestandene Mitte die Bühne für das städtische Leben innerhalb des Quartiers ausbildet. Als urbaner Platzraum verbindet er sich mit den Freiräumen, ermöglicht vielfältige Nutzungsmöglichkeiten und integriert Spiel- und Aktionsflächen. Große Bänke unter den Bäumen laden zum Verweilen ein, ein Feld aus wassergebundener Decke verleiht dem Platz den Charakter eines Wohnzimmers für die angrenzenden Bewohner des Quartiers.

Der räumliche Mittelpunkt wird durch das zentrale Quartiershaus gebildet welches sich als Solitärgebäude direkt am Platz befindet. Hier befinden sich kleinere Läden für die Versorgung und ein Cafe welches den Platz belebt. In den Obergeschossen können sich Räume sowohl für soziale Einrichtungen und Arztpraxen befinden, als auch Sonderwohnformen als Mehrgenerationenhaus oder Seniorenwohnen. Der Grüne Anger wird durch die einzelnen Baufelder gerahmt die von hieraus erschlossen werden und so ihre Adresse erhalten. Durch unterschiedliche Einzelgebäude mit verschiedenen Materialien und Architekturstilen entsteht eine differenzierte Bebauung die individuell, gewachsen und lebhaft erscheint. Der Anger mit seiner angrenzenden Bebauung verleiht dem neuen Stadtteil seine Eigenständigkeit und Identität.

Grüne Fugen

Die Grünen Fugen werden naturnah ausgebildet und bieten gleichzeitig die erforderlichen Ausgleichsflächen für das Gebiet. Lockere Baumstellungen mit Obstbäumen greifen das Motiv der Streuobstwiesen auf und lassen die Landschaft in den Siedlungsraum hineinfließen. Die Grünfugen werden für die Retention und Ableitung des Regenwassers genutzt. Daneben können einzelne stadtteilbezogene Nutzungen wie Carsharing, Besucherstellplätze oder Fahrradabstellanlagen im Sinne einer Multicodierung integriert werden.

In den beiden Landschaftsfenstern im südlichen und nördlichen Übergang in die Landschaft werden Spielanlagen für die Bewohner und Besucher des Quartiers als Begegnungszonen angeboten. Der Freiraum am Beibach dient der Naherholung und bietet als Ausgleichsfläche Lebensräume für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt schafft um zwei innere Freiräume – eine breite Allee und einen aufgeweiteten «Anger» drei Baugebiete. Entlang der Kreisstraße und entlang des Beibachs gliedern sich diese in offene Blockränder mit winkelförmigen Bauten und zum Beibach Punkthäusern. Das Baufeld im Westen zur «Bürgerpark» gliedern drei Straßen mit Baumreihen, sogenannte grüne Fugen. Die Gebäudehöhen entwickeln sich von drei Geschossen am Westrand und gegen den Beibachzu mehrheitlich vier Geschossen im Innern der Baufelder. Drei Hochpunkte mit sieben Geschossen entlang der Kreisstraße und einzelne höhere Häuser am Anger und an Eingangspunkten setzen städtebauliche Schwerpunkte, wobei die Reihung entlang der Kreisstraße nicht überzeugt. Den Hochpunkt am Anger bezeichnen die Autoren als Haus der Zukunft und Bürgerforum. Gewerberäume in den Erdgeschossen konzentrieren sich entlang der Kreisstraße und um den Anger, in einzelnen Häusern werden Fahrradräume angeboten, in ruhigeren Bereichen wird auch im Erdgeschoss gewohnt. Der Anna-Kaiser-Komplex bildet mit der KITA im Süden ein pavillonartiges Ensemble. Die Baufelder mit circa 50 Wohneinheiten bieten angemessene Größen für eine vielfältige Projektentwicklung mit unterschiedlichen Bauträgern. Die Gebäude haben trotz der teilweise verzogenen Geometrien konventionelle Grundrisse und ihre Unterteilbarkeit in kleinere Einheiten ist dargestellt. Allerdings sind die Verhältnisse zwischen Hof- und Strassenräumen unentschieden, die Öffnungen sind zu groß und die angedeuteten Gebäudezugänge von außen, lassen daran zweifeln, dass in ihnen Nachbarschaften entstehen. Der Geist der Hangweide, das spezifische des Ortes ist nicht spürbar. Der Städtebau bleibt auswechselbar und schematisch. An der Kreisstraße befindet sich ein großes Parkhaus mit weiteren Mobilitätsangeboten. Zwei Tiefgaragen, davon eine optional, liegen unter Baufeldern. Ihr Bau würde erheblichen Verkehr im inneren des Quartiers erzeugen. Ansonsten ist die Anlieferung und die Zufahrt für Rettungsfahrzeuge durch ein engmaschiges Straßensystem sichergestellt. Es werden Gebäude in Holz- oder Holz-Hybridbauweise vorgeschlagen. Eine Unterkellerung ist dargestellt. Die Fassaden sind begrünt. Die Energieversorgung erfolgt mit zwei Fernwärmenetzen mit unterschiedlichen Temperaturniveaus. Ein Abwasserwärmetauscher und kombinierte thermische und photovoltaische Kollektoren speisen das «kalte» Wärmenetz. Biogas und eine Holzschnitzelheizung decken den Spitzenbedarf und höhere Temperaturniveaus. Dieses Konzept scheint aufwändig und überinstrumentiert.
Perspektive Anger

Perspektive Anger

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Landschaftskonzept M 1:1000

Landschaftskonzept M 1:1000