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Award / Auszeichnung | 06/2020

Bundespreis Stadtgrün 2020

Multifunktionale Klima-Baumstandorte

DE-21073 Hamburg, Hölertwiete

PREIS | Kategorie: GEPFLEGT

Preisgeld: 15.000 EUR

HafenCity Hamburg GmbH

Bauherren, Projektentwicklung

HCU - HafenCity Universität Hamburg

Projektentwicklung

Universität Hamburg

Projektentwicklung

arbos landscape GmbH

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2020
    Fertigstellung: 01/2022

Projektbeschreibung

Vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels werden sich bestehende Herausforderungen der Stadtentwicklung und Beeinträchtigungen des Straßengrüns etwa durch Hitze- und Trockenstress und Überflutungen durch Starkregenereignisse noch verstärken. Stadt- und insbesondere Straßenbäume haben durch verschiedene Umwelteinflüsse oft erschwerte Standortfaktoren zu bewältigen. Insbesondere durch Trockenstress kommt es bereits heutzutage zu Vitalitätseinbußen. Wie bereits die Sommer 2018 und 2019 gezeigt haben, kann sich das durch den Klimawandel noch verstärken. Durch innovative Ansätze für die Gestaltung und Integration grüner Infrastrukturen im Straßenraum kann neben wasserwirtschaftlichen und stadtklimatischen Belangen auch die Vitalität des Straßengrüns verbessert werden. Durch eine Kombination von Straßenbäumen mit Maßnahmen zum Regenwassermanagement kann sowohl das Überflutungsrisiko reduziert bzw. die Kanalisation entlastet als auch die Baumvitalität erhöht werden. Im Rahmen des Verbundprojekts BlueGreenStreets arbeiten Partner aus Forschung, Kommunen und Planungsbüros zusammen, um konkrete Ansätze zur multifunktionalen Straßenraumgestaltung zu entwickeln und deren Anwendbarkeit zu überprüfen. Die “multifunktionalen Klima-Baumstandorte” in der Hölertwiete in Hamburg-Harburg sind das Ergebnis eines Planungsprozesses unter der Zusammenarbeit der Abteilung Stadtgrün des Bezirksamtes Harburg, der HafenCity Universität Hamburg (HCU) und der Universität Hamburg (UHH). Unter den genannten Herausforderungen war es das Ziel, technische Lösungen zur Vergrößerung des Wasserspeichervolumens der Pflanzgruben und gleichzeitig zur Verbesserung der Vitalität und Wasserverfügbarkeit für Bäume in Trockenzeiten zu finden. Bei den im März 2020 neu gebauten Baumgruben werden neben der Erfassung des Unterhaltungsaufwands auch ein Monitoring des Wasser- und Bodenlufthaushalts betrieben um die Funktionalität hinsichtlich Regenwasserversickerung und Baumvitalität zu bewerten.

Interdisziplinarität/Integrierte Zusammenarbeit
In dem Planungsteam waren mit dem Bezirksamt Harburg, der UHH und der HCU grün-, bau- und verkehrsplanerische, bodenkundliche, botanische, Wasser- und Infrastruktur-bezogene Expertisen vertreten. Durch die intensive Zusammenarbeit zur Planung der Baumgruben wurden die technischen Details, wie z.B. Substrate, Wasserzufuhr und –speicherung, in einem kontinuierlichen Prozess und Austausch unter Mithilfe verschiedener fachlicher Sichtweisen ausgearbeitet. Daraus entstand eine neuartige Qualität der fachlichen Diskussion und der praktischen Gestaltung und Umsetzung im Bauprozess. Die Details wurden auch hinsichtlich der praktischen Anwendbarkeit im Rahmen des Baugeschehens zusammen mit der Bauleitung und dem ausführenden Bauunternehmen bewertet. Zusätzlich waren von Beginn des Projekts an übergeordnete Behörden beteiligt, um u.a. noch ungeklärte rechtlichen Fragestellungen zu begleiten.

Prozessqualität
Bereits in der Antragsphase des Verbundprojekts hatten sich die beteiligten Institutionen auf eine Zusammenarbeit geeinigt. Das Ziel aller Beteiligten war, innovative und multifunktionale „blau-grüne“ Systeme zu entwerfen, pilothaft zu bauen und vor allem im Nachhinein auch deren praktische Anwendbarkeit zu bewerten sowie ein langfristiges Monitoring der Funktionalität sicherzustellen. Die Systeme sollten sowohl einen Beitrag zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels leisten, als auch die Vitalität von Stadtgrün erhöhen, beispielsweise in Trockenperioden. Die Funktionalität verschiedener Bauvarianten wurde u.a. anhand von Laborversuchen mit Substratmischungen getestet, um die Planung und den Bau der Baumgruben realitätsnah abzubilden und den Übergang vom „Pilotprojekt“ zur „Serie“ möglich zu machen.
Die Baumgruben sind Multitalente des Straßenraums. Durch sie kann neben wasserwirtschaftlichen und stadtklimatischen Belangen auch die Vitalität des Straßengrüns und die Aufenthaltsqualität im Straßenraum verbessert werden. Die Kombination von Bäumen mit Maßnahmen zum Regenwassermanagement kann unter Umständen sowohl das Überflutungsrisiko reduzieren als auch das Wachstum und die Verdunstung (Umgebungskühlung) der Bäume erhöhen. Bei den multifunktionalen Baumgruben wird Regenwasser von benachbarten Dachflächen zugeführt. In der Baumgrubensohle ist ein zusätzlicher Speicher für etwa 1.000 l Wasser geschaffen worden. Somit werden einerseits die Dachflächen von der Kanalisation "abgekoppelt" und andererseits die Wasserversorgung der Bäume und damit auch deren Kühlleistung für längere Zeit sichergestellt. Kosten für zusätzliches Gießen können so zumindest teilweise eingespart werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Klima-Baumstandorte zeigen einen innovativen Lösungsweg in der Klimaanpassung auf. Hitze und Trockenheit sind wichtige aktuelle Themen in der Baumpflege, die sich zudem auf die Unterhaltungskosten auswirken. Die Kombination von Baumpflege und Regenwasserbewirtschaftung der multifunktionalen Klimabaumstandorte stellt ein überzeugendes Reallabor dar und könnte als Vorbild für die Planung nachhaltiger Straßenbaumstandorte dienen und so zur Optimierung der Pflege beitragen. Die Jury möchte mit der Prämierung des Projektes den Straßenraum im Klimawandel als Thema der Stadtentwicklung ins Licht rücken. Die entwickelte Lösung nutzt das Dachwasser der benachbarten Gebäude zur Bewässerung der Bäume. Um diese nachhaltige, lokale Lösung umzusetzen mussten juristische Hürden überwunden werden sowie Belange unterschiedlicher Behörden und die Interessen der Gebäudeeigentümer*innen in Einklang gebracht werden. Diese Leistung möchte die Jury mit dem Bundespreis Stadtgrün auszeichnen und hofft, dass dieses Beispiel auch an anderer Stelle Mut zur Überwindung von vermeintlichen Barrieren für nachhaltige Lösungen macht. Positiv wird auch die Form der Umsetzung als Reallabor mit wissenschaftlicher Begleitung gesehen, die eine Weiterentwicklung und Korrektur ermöglichen, auch im Hinblick auf die Übertragbarkeit der Lösung auf andere Standorte.