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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2020

Neues Wohnquartier Lindenbühl West am Bodensee

Quartiersplatz

Quartiersplatz

1. Preis

Preisgeld: 27.000 EUR

WICK + PARTNER ARCHITEKTEN STADTPLANER PARTNERSCHAFT mbB

Stadtplanung / Städtebau

Stefan Fromm Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Grundidee, ein Neubauquartier zu schaffen, das gemischte
Wohntypologien und Nutzergruppen in kleinen Quartieren, sogenannten Gehöften,
gruppiert und gleichzeitig ein Parkierungs- und Mobilitätskonzept als oberirdische
Bausteine in die Gesamtstruktur integriert, wird sowohl mit seiner städtebaulichen
Körnung, als auch im Sinne des Gesamterschließungskonzept und der
sozialen Durchmischung sowohl als innovativ als auch als herausfordernd bewertet.
Über zwei Hauptzufahrten gelangt man auf eine gut proportionierte, mit Platzaufweitungen
und Versätzen differenziert ausgebildete O-W verlaufende Mischverkehrsfläche,
die als Hauptachse im neuen Gebiet fungiert. Der im Straßenknick
angeordnete Quartiersplatz ist in seiner Größe richtig gesetzt und bildet eine
maßstäbliche Quartiersmitte. Öffentliche Nutzungen wie Kita und Nahversorgung
sind hier richtig angedockt. Die verkehrsberuhigte Mittelachse führt in halböffentliche
Wohnhöfe über. Hierdurch wird nach Innen eine gewisse geschützte Halböffentlichkeit
der Gehöftmitte erzeugt und nach außen eine Verzahnung mit dem
Gesamtquartier und den dazugehörigen Grünräumen ermöglicht. Die sinnfällige
Entscheidung, alle Haus- und Wohnungszugänge Hofseitig anzulegen verstärkt
noch das identitätsstiftende Gemeinschaftsgefühl der einzelnen Hausgruppen.
Besonders positiv hervorzuheben ist die Ausbildung der gemischten Gehöftstrukturen,
die sowohl in baulicher Ausführung wie Geschossigkeit und Dachform, als
auch in Wohntypologien von Geschosswohnen über Einfamilieneinheiten bis zu
kostengünstigen Wohnformen zu überzeugen wissen. Diese Grundstruktur ermöglicht
die gewünschte Durchmischung der Wohnformen im Gesamtareal und
in den Bauabschnitten. Die notwendige Bauabschnittsbildung ist zukünftig problemlos
realisierbar. Die Mischung von Satteldächern und Flachdächern spiegelt
das Nebeneinander von dörflicheren Strukturen und neuen Bausteinen wieder.
Die modulierenden Gebäudehöhen von 2 bis 5 Geschossen erscheinen grundsätzlich
verträglich, im östlichen Bereich wird die Fünfgeschossigkeit zur Bestandsbebauung
hin jedoch kritisch hinterfragt. Für einige Fünfgeschosser ist die
Anfahrbarkeit für Rettungsfahrzeuge noch nicht nachweisbar. Die südliche Bebauungskante
ist sowohl städtebaulich als auch in Bezug auf den Schallschutz
mit einfachen Maßnahmen wie oberirdischen Fahrradschuppen gut gelöst.
Ein besonderer Baustein im Erschließungskonzept sind die an den Hauptzufahrten
angeordneten oberirdischen ‚Parkscheunen‘, die als Quartiersgaragen fungieren
und gegenüber Tiefgaragen kostengünstigen Parkraum ermöglichen sowie
für die Zukunft einfach transformierbare neue Nutzungsoptionen offen halten. Die
Anzahl und Lage der Parkhäuser am Quartierseingang wird kontrovers diskutiert,
da sie einerseits nicht im Quartiersinneren liegen sollen und andererseits den
Quartierzugang und auch die Platzkanten der Quartiermitte maßgeblich gestalterisch
bestimmen. Als Entree-bildende Bausteine ist ihre gestalterische Qualität
von äußerst wichtiger Bedeutung. Auch wird der Verbrauch oberirdischer Flächen
angemahnt. Die Nutzungsergänzung der Parkscheunen mit gemeinschaftlichen
Nutzungen zum Quartiersplatz hin stärkt dort zusätzlich den erdgeschossigen öffentlichen
Raum. Eine vergleichbar qualitätvolle Ausgestaltung der Erdgeschosszonen
im Bereich der Quartierzugänge, z. B. mit Mobilitätspunkten wäre jedoch
unbedingt wünschenswert. Auch die Einbeziehung der Parkhäuser ins Energiekonzept
durch die Nutzung der Dachflächen für Solaranlagen und Flächen für ein
zentrales BHKW überzeugt. Die offen geführten TG Zufahrten der beiden im Osten
ergänzend vorgeschlagenen Tiefgaragen sollten in die Bebauung integriert
werden. Oberirdische Kurzeitparkplätze sind dezentral angeboten. Für die in der
Gesamtparkplatzbilanz fehlenden Stellplätze sind noch entsprechende Nachweise
zu führen.
Durch die Anbindung des neuen Quartiers über zwei Hauptalleen an das ZfP
entsteht eine gute Verzahnung mit dem Grüngürtel, die durch die bis zur Mittelachse
geführten Grünräume noch verstärkt werden. Die Alleen enden im Quartier
allerdings etwas unvermittelt und beliebig. Das Angebot von privaten wie gemeinschaftlichen
Gartenflächen ergänzt das Freiraumangebot gut. Auf die Notwendigkeit
des Erhalts und der Einbindung der Eichen in das Freiraumkonzept
wird hingewiesen.
Die Arbeit liegt mit ihren Kennwerten bezüglich BGF, Wohneinheiten und Einwohneranzahl
im gewünschten Bereich. Das Parkierungskonzept ermöglicht kostengünstigen
Wohnungsbau, erfordert jedoch eine besonders konsequente, auch
gestalterisch anspruchsvolle Umsetzung. Insgesamt stellt der Entwurf mit seinem
innovativen städtebaulichen Ansatz, seiner robusten Grundstruktur und dem eigenständigen Mobilitätskonzept einen überzeugenden und zukunftsweisenden
Beitrag zur Lösung der Aufgabe dar.
Lageplan

Lageplan

Wohnen West

Wohnen West

Quartiersplatz und Wohnen Ost

Quartiersplatz und Wohnen Ost

Wohnhof West

Wohnhof West